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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2019

Individuelle Realitäten

Das Echo der Wahrheit
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Joshua Fleischer leidet an Leukämie im Endstadium. Vor seinem Tod möchte er zusammen mit dem auf Hypnose spezialisierten Psychiater James Cobb herausfinden, was vor vielen Jahren in einem Pariser Hotelzimmer ...

Joshua Fleischer leidet an Leukämie im Endstadium. Vor seinem Tod möchte er zusammen mit dem auf Hypnose spezialisierten Psychiater James Cobb herausfinden, was vor vielen Jahren in einem Pariser Hotelzimmer geschehen ist und ob er selbst an einem Mord beteiligt war.

Chirovici schafft es, den Leser sofort in den Bann des Buches zu ziehen. Man möchte unweigerlich wissen, was damals geschehen ist, was die genauen Hintergründe sind und so macht man sich zusammen mit den Protagonisten auf die Suche nach der Wahrkeit. Wie schon in “Das Buch der Spiegel” spielt Eugene Chirovici wieder mit der Erinnerung der Menschen, die nicht immer der Realität entspricht. Nur ganz langsam wird das Puzzle zusammen gesetzt. In gewisser Weise ähneln sich die beiden Bücher sehr. Beide Male bekommt jemand ein kleines Stückchen Information, bevor der andere verstirbt und soll dann mit Hilfe der oft falschen Erinnerungen von Personen aus dem Umfeld die damaligen Ereignisse rekonstruieren.

Im Erzählstrang sind erneut Zeitsprünge enthalten und der Autor bleibt seinem Erzählstil insgesamt treu. Allerdings gibt es keine so massiven Einschnitte wie im Buch der Spiegel, war mir persönlich besser gefällt.

Dies ist ein Buch, an dem man wirklich dran bleiben muss, um den Überblick behalten und Spaß daran haben zu können. Ansonsten können die verschachtelten Informationen und verfälschten Erinnerungsfetzen verwirrend sein. Insgesamt aber durchaus empfehlenswert.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Netter Unterhaltungsroman

Solange wir uns haben
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Jessica ist berufstätig, alleinerziehend und merkt nicht, dass sie sich viel zu viel zumutet. Die plötzlich auftretenden Panikattacken versucht sie zunächst zu ignorieren. Ihre Tochter Miriam meint, sie ...

Jessica ist berufstätig, alleinerziehend und merkt nicht, dass sie sich viel zu viel zumutet. Die plötzlich auftretenden Panikattacken versucht sie zunächst zu ignorieren. Ihre Tochter Miriam meint, sie solle sich einfach zusammenreißen. Wie gut, dass die etwas eigenwillige Nachbarin Hildegard eine starke Schulter anbietet.

Aus meiner Sicht sind Jessicas Panikattacken, ihre Gedanken und Gefühle sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Wie sie versucht, einfach weiterzumachen wie bisher, sich selbst nicht versteht, die Symptome ignorieren möchte. Auch Miriam wirkt mit ihren Reaktionen wie ein echter Teenager. An mancher Stelle kam mir die Handlung um die Angststörung etwas zu konstruiert vor. Gleichzeitig bleibt die Geschichte eher an der Oberfläche, hätte durch das Thema aber das Potential zu mehr gehabt. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil, die Nebencharaktere und die Reise kann das Buch trotzdem gut unterhalten.

Fazit: Nach „Überleben ist ein guter Anfang“ hat Andrea Ulmer hier wieder einen soliden Roman vorgelegt, der nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt, aber durchaus lesenswert ist.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Leichte Unterhaltung

Man muss auch mal loslassen können
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Charlotte, Wilma und Jessy sind drei völlig verschiedene Frauen und doch hat jede von ihnen den Entschluss gefasst, aus dem Leben zu scheiden. Das klappt nur leider nicht wie geplant. Überhaupt nicht. ...

Charlotte, Wilma und Jessy sind drei völlig verschiedene Frauen und doch hat jede von ihnen den Entschluss gefasst, aus dem Leben zu scheiden. Das klappt nur leider nicht wie geplant. Überhaupt nicht. Als sie in einer Tankstelle auf Ralle und Moritz treffen, zwei eigenwillige und eher stümperhafte Ganoven, drängen sie sich diesen geradezu als Geiseln auf. Doch auch dieses Vorhaben misslingt wieder. Entgegen aller Pläne stranden die Fünf schließlich in einer Waldhütte, was ihre Leben in eine andere Bahn treibt.

Die Geschichte ist aus den wechselnden Perspektiven der Protagonisten erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und ermöglicht ein flüssiges Lesen. Monika Bittl hat in diesem Roman ein ernstes Thema humorvoll aufgearbeitet. Neben allen schrägen Episoden sind durchaus auch tiefergehende Gedanken eingestreut. Während Jessys Krise eher harmlos ist und sicher schnell überwunden werden kann, wird Charlotte wirklich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Charaktere wirken stellenweise etwas überzogen und klischeehaft. In der Gemeinschaft lernen sie, wieder die schönen Momente im Leben zu entdecken. Das Buch bleibt nicht unbedingt dauerhaft im Gedächtnis, kann aber gut unterhalten.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Gelungenes Kunstwerk

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Hier von einem Kochbuch zu sprechen, wäre eindeutig eine Untertreibung. Der Untertitel „Food People Stories“ trifft es wunderbar. Ich war schon begeistert, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt. ...

Hier von einem Kochbuch zu sprechen, wäre eindeutig eine Untertreibung. Der Untertitel „Food People Stories“ trifft es wunderbar. Ich war schon begeistert, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt. Es wirkt wie ein Bildband und macht wirklich etwas her. Eigentlich ist es fast zu schade für die Küche, da ich keine Fettspritzer riskieren möchte. Bilder, Geschichten und Rezepte bilden eine tolle Mischung, wobei ich gerne noch mehr Fotos gesehen hätte.

Die Rezepte erfordern viele und zum Teil für uns sicher exotische Zutaten, die nur im orientalischen, indischen oder internationalen Supermarkt erhältlich sind. Aus diesem Grund hätte ich mir das eine oder andere Einstiegsrezept gewünscht, mit leichter verfügbaren und weniger Zutaten. Mein Mann war jedoch sofort begeistert. Er kocht generell eher intuitiv und ersetzt fehlende Zutaten einfach durch etwas anderes. Die Gerichte sind sehr abwechslungsreich, umfassen Gemüse, Fisch, Fleisch und Desserts, und stammen zum Teil auch von den Interview-Partnern. Für mich eignen sie sich sicher nicht für jeden Tag, liefern aber neue Anregungen und sind einfach mal was ganz Neues. Ich kann mir durch das Buch vorstellen, wie bei NENI gekocht wird. Mit viel Gefühl und Beachtung einer guten Qualität der Produkte.

Insgesamt gefällt mir das Buch mit kleinen Einschränkungen sehr gut, wobei der Preis durchaus ein klein wenig niedriger ausfallen dürfen hätte

Veröffentlicht am 28.07.2018

Probleme und viel Information

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden
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Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier ...

Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier kann so ein Störmanöver sehr viel bewirken, auch wenn es auf den ersten Blick viel zu simpel und banal wirkt. Es geht erst einmal darum, Muster zu durchbrechen.

War es das jetzt schon? Ein Satz fasst alles zusammen, was in diesem Buch steht? Sicher nicht. Der Autor liefert viele interessante Ansätze und Ideen zum Umgang mit Problemen. Dies ist seiner Ansicht nach wichtig in einer Welt, in der wir nur in Problemen denken. Seine Aussagen belegt er mit Beispielen und wissenschaftlichen Zitaten. Gleichzeitig betont er, dass jeder selbst handeln muss. Doch ganz so einfach ist es manchmal nicht. Der Titel spricht entsprechend auch von der Kunst, einfache Lösungen zu finden. Im dritten Teil weist der Autor noch darauf hin, dass es gar nicht immer gut ist, Probleme zu lösen. Manchmal zieht man auch einen Gewinn aus Problemen und verliert etwas, wenn sie weg sind. Es geht also nicht immer um die Lösung.

Ich finde das Buch sehr interessant. Es sind jedoch zum Teil zu viele Informationen hineingepackt, so dass man am Schluss überwältigt ist und gerade deshalb eher weniger für sich mitnimmt. Zudem eignet sich das Buch aus meiner Sicht nicht für die Lösung existentieller Probleme.

Fazit: Alles in allem ein interessanter Ansatz und eine Sammlung wissenschaftlicher Aspekte, die man sich durchaus anschauen kann.