Profilbild von Caillean

Caillean

Lesejury Star
offline

Caillean ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Caillean über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2016

Warum eigentlich "Das Haus der geheimen Versprechen"?

Das Haus der geheimen Versprechen
0

So richtig erschließt sich mir der deutsche Titel nicht. Der Originaltital „Evergreen Falls“ passt da viel besser. Natürlich gibt es Geheimnisse, Intrigen und Verwicklungen, wie es eben in einem solchen ...

So richtig erschließt sich mir der deutsche Titel nicht. Der Originaltital „Evergreen Falls“ passt da viel besser. Natürlich gibt es Geheimnisse, Intrigen und Verwicklungen, wie es eben in einem solchen Schmöker sein muss. Aber der Titel erscheint mir nicht so ganz gerechtfertigt. Und ich war von der Geschichte nicht so berührt, dass sie mir lange in Erinnerung bleiben wird. Es ist ein typischer Roman um ein Familiengeheimnis, den Reiz des Buches macht dabei hauptsächlich das Setting aus – ein elegantes Hotel in den Blue Mountains Australiens mit entsprechender Klientel. Zudem spielt der historische Zweig der Geschichte im Winter, und es ist schon irgendwie merkwürdig, wenn von einem Meter Schnee in Australien gesprochen wird (obwohl das in den Blue Mountains durchaus vorkommen kann).

Der Teil der Geschichte, die in der jetzigen Zeit spielt, blieb für mich irgendwie farblos. Dieser Teil konnte mich nicht gefangen nehmen, ich habe ihn mit angehört, ohne dass ich ein starkes Interesse dafür entwickeln konnte.

Ich habe das Buch als Hörbuch im Urlaub gehört und dafür war es auch vollkommen in Ordnung. Nur als Highlight würde ich es nicht bezeichnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Miss Daisys Gespür für Mord

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
0

Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Krimi-Reihe um die adlige Miss Daisy Dalrymple, eine junge Journalistin in den 1920er Jahren. Das gesamte Buch spielt fast ausschließlich auf dem Adelssitz Wentwater ...

Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Krimi-Reihe um die adlige Miss Daisy Dalrymple, eine junge Journalistin in den 1920er Jahren. Das gesamte Buch spielt fast ausschließlich auf dem Adelssitz Wentwater Court und hat daher etwas von einem Kammerspiel. Wenn da nicht die vielen Personen wären, die der Leser in der ersten Hälfte des Buches „zu bewältigen“ hat. Es werden innerhalb kürzester Zeit so viele Charaktere vorgestellt, die in familiären oder freundschaftlichen Beziehungen zu einander stehen, dass ich des öfteren überfordert war, wer nun wessen Onkel, Nichte, Neffe, Bruder oder Freund war.

Auch wenn der Fall durchaus interessant und der Erzählstil sympathisch und leicht zu verfolgen ist, hat das meine Leseeuphorie ein wenig eingebremst. Daisy und der junge Scotland Yard-Ermittler Alec Fletcher geben aber ein schönes Ermittler-Paar ab und man erwärmt sich unweigerlich für die zwei.

Einen großen, für mich etwas zu großen, Raum nahmen die Spekulationen von Daisy und Alec über den Tathergang des Mordfalls ein. Natürlich müssen Polizisten sich Gedanken machen, Zusammenhänge erkennen, ggf. auch mit Ideen spielen und sie weiterspinnen… So kommt man am ehesten darauf, wie der wahrscheinlichste Hergang eines Verbrechens war. Dies wurde im Buch aber auf die Spitze getrieben – was dem Voranschreiten der Handlung natürlich nicht dienlich war. So wurde das Buch in der Mitte ziemlich zäh und man hatte als Leser das Gefühl als würden die gleichen Fakten nur immer wieder hin und her geschoben.

Dieser Auftakt zur Krimireihe ist sympathisch, keine Frage. Aber um ein wirklich mitreißender Krimi zu werden, hätte man ordentlich straffen oder aber mehr Handlung in die ca. 250 Druckseiten bringen müssen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ver-Albert

Albert muss nach Hause
0

Ja, ein klein wenig veralbert kam ich mir schon vor bei dieser Geschichte rund um Alligator Albert und seine „Eltern“ Homer Hickam und seine Frau Elsie. Es ist zwar ein wirklich amüsanter Roadtrip in den ...

Ja, ein klein wenig veralbert kam ich mir schon vor bei dieser Geschichte rund um Alligator Albert und seine „Eltern“ Homer Hickam und seine Frau Elsie. Es ist zwar ein wirklich amüsanter Roadtrip in den USA der 1930er, aber ich bin mir nicht sicher, wieviel Tonnen Seemannsgarn in diesem gut 500 Seiten starken Schmöker stecken. Außerdem gab es einen leichten Hang zum Hanebüchenen, wobei man in dieser Geschichte eher „Hahn-ebüchen“ schreiben muss. Denn eine der kuriosen (trotzdem liebenswerten) Nebenfiguren ist ein Hahn. Namenlos, aber immer nah am Geschehen. Am liebsten auf dem Kopf von Albert oder auf der Schulter von Homer sitzend. Schon daran merkt man – irgendwas stimmt hier nicht.

Ich kann das Buch irgendwie so gar nicht einordnen. Es las sich wirklich klasse und ich bin förmlich durch die 500 Seiten geflogen. Leicht und amüsant erzählt, ließ es mich oft schmunzeln. Andererseits frage ich mich ein wenig, wo genau der Sinn der Story liegt und was genau denn letztlich die Kernaussage des Buches sein soll. „Nehmen Sie lieber keinen Baby-Alligator auf, wenn er Ihnen per Post in einem Pappkarton mit Luftlöchern zugeschickt wird!“ ??? Nein, ich bleibe dabei – für mich persönlich war die Reise von West Virginia nach Florida eine unterhaltsame Räuberpistole, die ich genossen habe, aber die mich nicht wirklich überzeugen konnte.

PS: Kleinere Nebenrollen haben übrigens auch Ernest Hemingway und John Steinbeck. Nur falls das jemanden überzeugen kann, das Buch deswegen erst recht lesen zu wollen

PPS: Die „nur“ 3 Sterne sind gar nicht negativ gemeint. Sie zeigen nur mein Unvermögen, mich zu diesem Buch wirklich zu positionieren. Deshalb eine „neutrale“ Bewertung in der Mitte…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alles andere als idyllisch

Schrammstein
0

Was auf dem Cover als idyllische Naturaufnahme daherkommt, hat mit der Stimmung des Buches nicht viel gemein. „Schrammstein“ ist ein eher düsterer Krimi, der den Leser in die verworrenen Machenschaften ...

Was auf dem Cover als idyllische Naturaufnahme daherkommt, hat mit der Stimmung des Buches nicht viel gemein. „Schrammstein“ ist ein eher düsterer Krimi, der den Leser in die verworrenen Machenschaften zwischen Prostitution, Rockerbanden und Menschenhandel entführt. Angesiedelt in der beeindruckenden Landschaft der Sächsischen Schweiz und der sächsischen Landeshauptstadt Dresden führt uns Lokalmatador Frank Goldammer hinein in einen Strudel von zwielichtigen Geschäften und Gewalt.

Der Kommissar seiner Dresden-Reihe, Falk Tauner, ist in diesem Fall persönlich betroffen: sein Bruder wird in den tiefen Wäldern der Sächsischen Schweiz tot aufgefunden. Was alle zunächst als Unfall wahrnehmen, kann Tauner nicht akzeptieren. Trotz Befangenheit beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln.

Ich habe diesen Krimi, der schon Band 3 der Reihe um Tauner ist, gelesen ohne die Vorgängerbände zu kennen. Das stellte kein Problem dar, die Protagonisten werden trotzdem auch für Neulinge noch einmal gut charakterisiert und es ich hatte nicht das Gefühl, dass ich ohne „Vorwissen“ nichts verstehe. Allerdings war mir der Fall an sich zu verworren. Irgendwann habe ich in diesem Katz-und-Maus-Spiel zwischen mehreren Seiten nicht mehr durchgesehen. Wer kennt wen woher und wer ist von wem wie erpressbar? Ich gebe zu, da gab es ein paar Seiten, die habe ich dann nur noch überflogen, weil mir der Faden endgültig verlorengegangen war. Entweder war ich nicht aufmerksam genug oder Goldammer verlangt seinen Lesern wirklich viel ab in dem Geflecht von Beziehungen, die teilweise bis weit vor die Wende in die DDR zurückreichten.

Deshalb war es für mich zwar ein Heimspiel, da ich selbst aus der Region komme, aber kein ganz ungetrübtes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Schatten des zweiten Weltkriegs reichen bis in die heutige Zeit

Totensommer
0

In diesem Krimi aus Norwegen wird die Vergangenheit des Landes zum großen Thema. Als in einem kleinen Dorf an der Küste ein älterer deutscher Urlauber ermordet aufgefunden wird, muss nicht lang auf die ...

In diesem Krimi aus Norwegen wird die Vergangenheit des Landes zum großen Thema. Als in einem kleinen Dorf an der Küste ein älterer deutscher Urlauber ermordet aufgefunden wird, muss nicht lang auf die Spekulationen der Dorfbewohner gewartet werden. Aber letztlich scheinen auch diese, die alteingessenen Bewohner von Losvika, alle irgendwelche Geheimnisse mit sich herumzutragen. Dieses Geflecht der Lügen und Geheimnisse der Dorfbewohner war interessant zu lesen.

Der Fall um den ermordeten Deutschen ist gut konstruiert und greift die Geschehnisse im Norwegen des zweiten Weltkriegs auf. Damals wurden deutsche Soldaten in Norwegen stationiert, die Norweger mussten ihnen Lebensmittel abtreten oder sie sogar beherbergen. Nicht wenige junge Mädchen scherten sich wenig um das von den Eltern vermittelte “Feindbild“ und bändelten mit den jungen Burschen an. Die Konsequenzen waren oftmals hart: die „Deutschenmädchen“ wurden geächtet, öffentlich angegriffen – verbal und auch physisch. Wie solche Situationen über Generationen nachwirken können, beschreibt dieser Kriminalroman deutlich und nachvollziehbar.

Allerdings waren mir die Hauptpersonen – die Journalistin Kajsa und ihr Lebensgefährte, der Polizist Karsten, nicht so präsent, dass sie die Geschichte tragen konnten. Durch die ähnlich großen Präsenz-Anteile im Roman wusste man nicht so recht, wer der Held der Geschichte sein soll. Im Klappentext wird nur von Kajsa gesprochen, so dass man sich auf sie konzentriert und etwas enttäuscht ist, dass sie die Story gar nicht allein gestaltet. So ging es mir jedenfalls. Etwas merkwürdig fand ich die gelegentliche Bezugnahme im Text auf vorangegangene dramatische Erlebnisse der Hauptperson Kajsa (evtl. in einem Vorgängerroman?). Meinen Recherchen nach wurde „Totensommer“ bisher als einziges Buch der Autorin in Deutschland veröffentlicht, aber da sie in der Autorenbeschreibung auf der Umschlagseite als „eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen Norwegens“ beschrieben wird, vermute ich, dass dies das zweite oder dritte Buch einer Reihe ist. Schade, dass hier bei der Veröffentlichung in Deutschland offenbar mittendrin angesetzt wurde.

Letztlich fand ich den Krimi gut und flüssig zu lesen, ich bin als Leser drüber geblieben, was insbesondere an dem historischen Bezug lag. Für mich war es gute Krimi-Durchschnittskost, weshalb ich das Buch bei 3,5 Sternen ansiedle.