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Veröffentlicht am 24.10.2018

Auf den Spuren der Zeit ...

Die kleine Hummel Bommel und die Zeit
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Ein Besuch von Oma Hummel sorgt für ganz schön viel Aufregung. Gespannt und voller Vorfreude wartet die kleine Hummel Bommel mit Mama und Papa Hummel am Bahnhof. Wenn doch nur der Zug nicht so lang brauchen ...

Ein Besuch von Oma Hummel sorgt für ganz schön viel Aufregung. Gespannt und voller Vorfreude wartet die kleine Hummel Bommel mit Mama und Papa Hummel am Bahnhof. Wenn doch nur der Zug nicht so lang brauchen würde! Und überhaupt, wieso geht die Zeit so langsam vorbei? Wieso wird sie in manchen Augenblicken schneller und fließt dann doch wieder zäh wie Honig dahin? Bommel macht sich auf die Spuren der Zeit und entdeckt ihre Geheimnisse …

In dem neuesten Abenteuer der kleinen Hummel Bommel gibt es wieder einmal viel zu entdecken. Gerade das Thema, das „Die kleine Hummel Bommel und die Zeit“ aufgreift, fand ich sehr spannend, denn ein abstraktes Konstrukt wie die Zeit sinnvoll und verständlich für Kinder aufzubereiten, fällt wohl vielen Erwachsenen, auch mir, schwer. So war ich gespannt darauf, was Bommel bei seinen Abenteuern entdecken würde und was auch wir Großen noch von den Kleinen lernen können, wenn es um die Zeit geht.

Die Einbettung des Rahmenthemas in die Geschichte fand ich richtig gut gelungen. Bommel wartet mit seinen Eltern auf den Bummelzug (ein wahrer Zungenbrecher!), der mal wieder rumbummelt und seine Oma endlich wieder zur Familie bringen soll. Gerade für die kleinen Leser ist so ein Gefühl der Vorfreude sicher nicht unbekannt und auch das Warten macht selbst uns Erwachsene oftmals verrückt. So macht sich Bommel auf die Erkundungstour durch den Bahnhof, um herauszufinden, was die Zeit eigentlich ist. Ich fand die Story wieder superniedlich und auch Bommels Versuche, der Zeit eine Bedeutung zu geben.

Besonders einfallsreich fand ich diesmal die Eintagsfliege Einstein. Das hat dem Ganzen noch einen lustigen Kick gegeben und man hat Einstein natürlich wunderbar erkannt. Das Lied hingegen fand ich diesmal etwas schmuckloser und fast schon langweiliger, dafür ist es aber sehr eingängig und die Melodie und Botschaft sind super gesetzt. Auch die vielen kleinen Botschaften, die Bommel über die Zeit mitnimmt, finde ich gut auf Kinder abgestimmt. Sie entsprechen auch den Fragen, die in dem Alter mal auftreten können und die die Eltern so mit Bommels Hilfe beantworten können.

Joëlle Tourlonias‘ Zeichnungen setzen dem Buch wieder die Krone auf. Ich finde es schön, dass es hier wieder neue wie alte Charaktere mit dem unverkennbaren Zeichenstil zu entdecken gibt, und auch die Umgebung war sehr warm und freundlich gestaltet, was den Bahnhof zu einem schönen Ort des Wartens macht, an dem man gern seine Zeit verbringt. Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias ist mit „Die kleine Hummel Bommel und die Zeit“ ein weiteres Buch der kleinen Hummel gelungen, das den anderen in nichts nachsteht.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Über den Dächern Londons strahlen die Sterne ...

Nebenan funkeln die Sterne
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In ihrer einsamen Wohnung mitten über den Dächern des geschäftigen Londons fühlt sich Emma wohl. In Abgeschiedenheit verbringt sie ihre Tage und füllt ihren Instagram-Kanal mit einem Leben, das bunter ...

In ihrer einsamen Wohnung mitten über den Dächern des geschäftigen Londons fühlt sich Emma wohl. In Abgeschiedenheit verbringt sie ihre Tage und füllt ihren Instagram-Kanal mit einem Leben, das bunter und optimistischer nicht sein könnte: Teepartys, Gartenschauen, Yachten und Picknicks. Doch ihr heiles Bild droht zu zerbrechen, als nebenan der neue Nachbar einzieht. Nathan bringt ihr gemütliches Leben und ihre Dachterrasse unter den Sternen ziemlich durcheinander. Während Emma aus ihrem heilen Kokon zu schlüpfen beginnt, muss sie sich ihren Lügen und der Realität stellen …

„Nebenan funkeln die Sterne“ war für mich ein besonderes Buch. Die ganze Thematik rund um das scheinbar perfekte Instagram-Leben hat mich interessiert und angezogen, aber überzeugt hat mich schließlich die Tiefe, die ich in dem Buch gefunden habe. Denn Emma und Nathan hatten Probleme, die mich extrem an mich selbst erinnert haben, was das Lesen für mich zu einer emotionalen Achterbahnfahrt gemacht hat, mit der ich nicht gerechnet habe.

Emma ist das, was man wohl als Stubenhockerin bezeichnen würde – sie geht kaum aus dem Haus, Kontakt mit anderen Menschen ist für sie eine Belastungsprobe und der Lieferdienst hält fast täglich bei ihr Einzug. Dieses Verhalten konnte ich gut nachvollziehen, erst recht mit ihrer Vergangenheit, über die man Stück für Stück etwas erfährt. In Emma habe ich mich ziemlich stark wiedererkannt und sie verstehen können, vor allem ihren Rückzug ins Social Media, wo sie ihre Freunde gefunden hat. Doch auch die lässt sie nicht richtig an sich heran, belügt sie sogar. Aber tun das auf Instagram nicht irgendwie alle?

Emmas Zwiespalt zwischen Wahrheit und Perfektion war für mich sehr emotional und nachvollziehbar geschildert. Immer wieder wird einem klar, wie schwer es ihr fällt, aus dem Teufelskreis der Lüge auszubrechen, denn Flucht ist immer ihre erste Reaktion. Sie ist ein ruhiger, eher introvertierter Mensch, den zu viel Kontakt einfach auslaugt – ein Wesenszug, den ich auch zu gut kenne. Deshalb war mir Emma von Anfang an sympathisch, was sich über das Buch hinweg nur steigerte. An manchen Stellen wurde sie mir fast schon zu wehleidig, aber das hat meiner Sympathie zu ihr keinen Abbruch getan.

Doch auch Nathan, Emmas neuer Nachbar, hatte viele Züge, die ich gut kenne. Wie jeder Love Interest in dem Genre hat auch er ein Geheimnis, das er mit sich herumträgt, doch ich finde es schön, dass man in diesem Buch mal ohne den typischen Bad Boy auskam. Nathan ist eher der Nachbar, den wir sicher alle mal kennen – hilfsbereit, irgendwie niedlich, manchmal etwas nervig, aber alles in allem ein netter Kerl. Und der nette Kerl hat sich mit seinem Tatendrang in mein Herz geschossen. Ich fand die Liebesgeschichte, die sich sehr langsam zwischen ihm und Emma anbahnt, einfach zuckersüß und habe richtig mitgefiebert, wie es weitergehen würde. Das ist ein Aspekt, der mir richtig gut gefallen hat: Diese Cozyness macht das Buch zu einem Wohlfühlbuch, bei dem man gern an der Stelle der Protagonisten wäre und mit ihnen die Sterne über London von Emmas Dachterrasse aus betrachten würde.

Wie bereits angedeutet, hat das Buch aber auch seine ernsten Momente, die es für mich so besonders gemacht haben. Ich fand es gut, wie mit psychischen Krankheiten umgegangen wurde, dass es teils Verständnis, aber auch die Ablehnung gab, mit der man im Alltag als Betroffener immer wieder rechnen muss. Auch die Gefühle der Protagonisten kamen gut rüber. Besonders schön fand ich aber den Umgang, den sie auch zu den Nebencharakteren hegten, seien das Emmas Online-Bekanntschaft Brittany und ihre Tochter Poppy, Nathans unterkühlte Eltern, die Schreibwarenladenbesitzerin Nilla, der Kater Troy oder die (doch nicht ganz so) furchtbare Nachbarin. Immer wieder gibt es neue Charaktere zu entdecken, deren eigene Geschichten man ihnen so gut abkauft, weil sie direkt aus dem Leben gerissen sind.

Meine Liebe zu „Nebenan funkeln die Sterne“ reicht also sehr tief. Für mich war es ein sehr besonderes Buch, das mich nicht loslässt und das ich am liebsten gleich noch mal lesen möchte. Ich habe mit Emma und Nathan mitgefiebert, gebangt und gelacht, habe Tränchen vergossen und wurde am Ende nicht enttäuscht. Diese Geschichte lädt einfach zum Verweilen ein – ein absolutes Muss!

Veröffentlicht am 02.10.2018

Ein Spiel der Magie und der Macht ...

Die Krone der Dunkelheit
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Inhalt

Eine Mauer trennt das magische Melidrian von Thobria, dem Land der Menschen. Genau dort will Ceylan dienen, um die Menschen vor den Elva zu schützen, die ihr Leben zerstört haben. Ihr Hass auf ...

Inhalt

Eine Mauer trennt das magische Melidrian von Thobria, dem Land der Menschen. Genau dort will Ceylan dienen, um die Menschen vor den Elva zu schützen, die ihr Leben zerstört haben. Ihr Hass auf die Fae und ihre rebellische Ader werden jedoch zu ihrem Verhängnis – als Strafe für ein Vergehen soll sie an der Krönung des Unseelie-Prinzen Kheeran teilnehmen. Gleichzeitig versucht Prinzessin Freya, ihren geliebten Bruder wiederzufinden, der vor Jahren entführt wurde. Dazu benötigt sie die Hilfe des Wächters Larkin, der sein unsterbliches Leben in einer Zelle fristet. Gemeinsam müssen sie nach Melidrian reisen – und Freyas Magie geheim halten, die im Land der Menschen streng verboten ist. Doch auf der anderen Seite der Mauer regen sich dunkle Mächte und Intrigen, auf die niemand vorbereitet ist …

Meine Bewertung

Bei diesem Buch aus der Feder von Laura Kneidl fällt es mir schon schwer, überhaupt einen Anfang zu finden. In meinem Kopf ist es ein einziges „Ja, Ja, Ja!“, weil mich „Die Krone der Dunkelheit“ sofort mitgerissen hat. Obwohl es nur der Auftakt der Reihe ist und ich bei High Fantasy meist etwas länger brauche, um mich hineinzufinden, hat mir nicht nur die Welt gut gefallen, sondern auch die Charaktere waren allesamt dermaßen beeindruckend, dass ich keinen Favoriten benennen kann. Dafür kann ich aber sagen: Das ist mein bisher liebstes Buch der Autorin. Mit Magie, Intrigen, Witz und viel Spannung hat sich Laura Kneidl einen Weg in mein Herz geschrieben.

Während es im Vorfeld bei der Veröffentlichung des Klappentextes oft Spekulationen gab, dass das Buch sich an „A Court of Thorns and Roses“ anlehnen würde, sind diese Zweifel hoffentlich endlich bei allen gestoppt. Ich kann nur sagen: An Sarah J. Maas habe ich hierbei nicht denken müssen, denn Laura Kneidls Schreibstil allein reicht schon aus, dass man gar keine Vergleiche zieht. Ich fand ihn sehr atmosphärisch und jeweils angepasst an die jeweilige Person, deren Geschichte weitergeführt wurde. Gerade Ceylans Sichten haben mir immer wieder viel Spaß bereitet, weil sie doch deutlich angriffslustiger und selbstbewusster drauf ist als manch anderer. Dafür habe ich bei ihr auch so manches Mal die Hände vors Gesicht geschlagen und gehofft, dass sie sich etwas zurückhält – nichts da. Gerade solche Charaktere lassen mich aber umso mehr mitfiebern, wenn ich nicht mit ihren Entscheidungen übereinstimme.

Freya, die auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder ist, hatte für mich den interessantesten Handlungsstrang und den besten Reisegefährten. Sie und Larkin haben sich gut ergänzt, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass sie in das „Damsel in Distress“-Trope abrutschen, was bei Prinzessinnen und ihren Leibwachen schnell geschieht. Auch wenn Freya keine offensive Kämpferin wie Ceylan ist, hat sie ihre eigenen Geheimnisse und Rebellionen. Ihre Entschlossenheit und ihre Empathie haben mich sehr beeindruckt.

Obwohl in diesem ersten Band natürlich viele Informationen und Charaktere eingeführt werden, hatte ich nie das Gefühl, dass es zu einem Infodump kommt. Auch die Welt mit der Mauer, die das Menschenreich von dem der Seelie und Unseelie teilt, war ein cooler Handlungsort. In krassem Kontrast zu den patriarchalen Strukturen, die Ceylan ein Stück weit aufbricht, steht da schon die Welt der Unseelie, aus der Kheeran stammt. Ich fand es sehr cool, wie natürlich dort auch mit anderen Lebensweisen umgegangen wurde, dass es in einem Fantasyreich einfach mal selbstverständlich sein konnte, dass auch andere Sexualitäten ebenso normal sind. Auch die Spaltung der Magie, die verschiedenen Fähigkeiten, Zeremonien, Götter und natürlich die unsterblichen Wächter waren sehr faszinierend.

Die Handlung empfand ich als ausgewogene Mischung zwischen Action und stilleren Kapiteln, wobei es gerade zum Ende hin deutlich anzieht. Natürlich braucht die Einführung am Anfang ein wenig mehr Zeit, wenn es zwischen so vielen Charakteren ablaufen muss, aber ich habe mich nie gelangweilt oder überfordert gefühlt. Ganz im Gegenteil, am Ende hat es Laura Kneidl geschafft, mich mit einem Plot Twist noch mal richtig ins kalte Wasser zu schmeißen. Obwohl es rückblickend echt klar ist, habe ich es überhaupt nicht kommen sehen, finde aber die Art und Weise, wie man als Leser selbst rätseln und alles entdecken kann, sehr gut gelöst.

Was soll ich also mehr sagen, als dass ich hier ein absolutes Lesehighlight vor mir habe? „Die Krone der Dunkelheit“ war trotz der über 600 Seiten viel zu schnell vorbei und ich freue mich schon auf die nächsten Bände!

Veröffentlicht am 25.09.2018

Wenn Zeit alles bedeutet ...

Momo
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Ohne Eltern wohnt die kleine Momo in einem alten Amphitheater, versorgt von den zahlreichen Freunden, die sie immer wieder besuchen. Wie keine andere versteht sich Momo darauf, den Menschen zuzuhören, ...

Ohne Eltern wohnt die kleine Momo in einem alten Amphitheater, versorgt von den zahlreichen Freunden, die sie immer wieder besuchen. Wie keine andere versteht sich Momo darauf, den Menschen zuzuhören, sodass sie selbst ihre Probleme lösen und wieder lachen können. Doch als das rätselhafte Heer der grauen Herren in die Stadt einfällt und sich die Menschen verändern, geht das auch nicht spurlos an Momo und ihren Freunden vorbei. Um die Menschen und ihre Lebenszeit zu retten, muss Momo ganz genau zuhören – und die grauen Herren zu Fall bringen …

„Momo“ ist tatsächlich der Kinderbuch-Klassiker von Michael Ende, den ich als Kind weder gelesen noch in irgendeiner Form angesehen habe. Da „Jim Knopf“ und „Die unendliche Geschichte“ zu meinen Favoriten zählten, wollte ich mich nun aber auch mal an dieses Buch heranwagen und aufholen, was ich verpasst habe. Und so kam es, dass ich mit 21 Jahren Momo in mein Herz geschlossen habe.

Zuerst möchte ich ein paar Worte zu der Fassung verlieren, die ich nun im Regal stehen habe. Die Jubiläumsausgabe für das 45. Jahr „Momo“ ist nämlich wirklich ein richtiger Augenschmaus. Ich kann mir gut vorstellen, dass das modernere Cover mit der Stanzung auch weitere junge Leser anlockt, wobei das Hardcover unter dem Schutzumschlag mit dem Sternenmuster doch das Märchenhafte beibehält und einen tollen Effekt bietet. Ich war wirklich hin und weg von der großartigen Aufmachung, zu der auch die zahlreichen Illustrationen im Buch beitragen.

„Momo“ hat mich aber auch vom Inhalt her überzeugen können. Das Buch besitzt auch die für Michael Ende typische märchenhafte Erzählweise, die manchmal etwas in die Länge gezogen wirken kann, aber durch ihre Wortgewalt besticht. Auf mich macht es immer den Eindruck, dass der Autor es verstanden hat, mit Worten Bilder ins die Köpfe der Menschen zu malen. Er regt die Fantasie an, und auch das ist so charakteristisch, dass es herrlich zu Momo passt: Man benötigt nicht immer mehr und mehr, wenn man in sich selbst genug Erfüllung findet.

„Momo“ steht für mich als eine Lektion in Sachen Achtsamkeit ein, ein Kinderbuch, das besonders Erwachsene aufmerksam machen sollte. Wie gehen wir mit Zeit um? Wissen wir sie wirklich zu schätzen und zu wissen? Nehmen wir uns noch die Zeit, um wirklich zuzuhören und die Welt zu sehen, wie sie ist, oder sind auch wir schon in den Fängen der grauen Herren verstrickt?

Während der Plot des Buchs sehr interessant und immer wieder etwas Neues war, regt das Buch zum Nachdenken über viele Themen der heutigen Zeit an. Es kam mir an vielen Stellen so vor wie ein Ausblick auf das, was wir nun haben – eine Gesellschaft, die der Zeit unterworfen ist, mehr will und immer schneller. Momo als Titelheldin hat dementsprechend mit ihrem Verhalten, ihrer Ruhe und ihrer Gabe, einfach nur zuzuhören, auch mich zum Nachdenken gebracht. Deshalb ist dieses Buch auch solch ein zeitloser Klassiker: Das Streben nach Mehr im Menschen wird niemals aufhören, gleichzeitig wollen wir doch so viel aus unserer Lebenszeit rausholen, wie nur möglich. Die grauen Herren sind hierbei eine wundervolle Metapher, die man im täglichen Leben überall wiederfinden kann. Sie sollten uns aufmerksam machen, wie wir mit uns selbst umgehen, was wir von unserer Zeit eigentlich erwarten und ob wir nicht auch alle mal eine Momo brauchen, die uns geduldig zuhört, bis wir uns selbst wiederfinden.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Anders ist nur anders besonders ...

Ein komischer Vogel (Ein komischer Vogel, Bd. 1)
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Inhalt

Was ist das denn für ein komisches Ei im Nest von Frau Amsel? Zwischen den kleinen Amseleiern steckt ein Kuckuckskind! Doch als Frau Amsel die Eier ausbrütet, findet sie nicht etwa einen Kuckuck ...

Inhalt

Was ist das denn für ein komisches Ei im Nest von Frau Amsel? Zwischen den kleinen Amseleiern steckt ein Kuckuckskind! Doch als Frau Amsel die Eier ausbrütet, findet sie nicht etwa einen Kuckuck – sondern einen Drachen. Und was soll sie nun mit diesem komischen Vogel anfangen? Obwohl der kleine rote Drache ganz anders ist als seine Geschwister, ist anders sein gar nicht so schlecht, wenn es auf den Winter zugeht …

Meine Bewertung

Schon als ich die Beschreibung von „Ein komischer Vogel“ gelesen habe, war ich hin und weg. Ein kleiner Drache? Ein Kinderbuch über das Anderssein? Das passt beides perfekt zu meinen Vorlieben. Abgerundet mit den Illustrationen von Joëlle Tourlonias konnte es gar nicht schlecht laufen – und dieses Gefühl hat mich nicht getäuscht. „Ein komischer Vogel“ hat mich einfach verzaubert.

Die Geschichte ist im Grunde sehr einfach, behandelt aber Themen, die nicht immer so selbstverständlich aufgenommen werden. Das große Drachenei, dass Frau Amsel in ihrem Nest findet, brütet sie mit ihren eigenen gewissenhaft aus, denn was tut ein Ei mehr schon zur Sache? Den kleinen Drachen, der daraus schlüpft, nimmt sie trotz anfänglicher Skepsis auf. Diese Art der Liebe zur Familie, die nicht nur durch Verwandtschaft bestimmt ist, fand ich in einem Kinderbuch sehr passend thematisiert. Es wird kein Unterschied im Grad der Liebe gemacht, auch wenn der kleine Drache doch anders als seine Geschwister ist.

Dieses Anderssein war auch sehr gut aufgearbeitet und dargestellt, was Kindern zeigen kann, dass es völlig in Ordnung ist, manche Dinge schlechter zu können als andere. Jeder hat unterschiedliche Talente und Neigungen. Während die anderen Vogelkinder Würmer picken und gut fliegen können, entfaltet der kleine Drache seine Talente im Winter, wenn den Waldbewohnern bitterkalt ist. Die Moral des Kinderbuchs war damit sehr einfach gehalten, aber umso wirksamer.

Ein komischer Vogel beeindruckt aber auch auf zwei weiteren Ebenen: Die Sprache, die Michael Engler verwendet, empfand ich als sehr kindgerecht und niedlich gestaltet, weshalb man daran auch viel Spaß haben wird. Sicherlich werden sich auch viele Kinder mit dem kleinen roten Drachen identifizieren können und daraus lernen, dass sie gut so sind, wie sie eben sind. Joëlle Tourlonias‘ Zeichnungen haben mich ebenfalls wieder überzeugen können, wobei bisher tatsächlich „Ein komischer Vogel“ mein Lieblingswerk von ihr ist. Farbenfroh, mit vielen Details und ihrem unverkennbarem, sehr kindgerechten Stil, war das Kinderbuch für mich ein Volltreffer und etwas, was ich gern weitergebe.