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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2019

Sci-Fi-Action-Pulp a la Guardians of the Galaxy

SALVAGE MERC ONE
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In ferner Zukunft ist die Erde unbewohnbar. Die Menschheit hat - neben dutzenden weiteren zivilisierten und kriegerischen Alien-Rassen - den Weltraum erobert. Ex-Soldat Joe tingelt auf Missionen mit Raumschiffchen ...

In ferner Zukunft ist die Erde unbewohnbar. Die Menschheit hat - neben dutzenden weiteren zivilisierten und kriegerischen Alien-Rassen - den Weltraum erobert. Ex-Soldat Joe tingelt auf Missionen mit Raumschiffchen zwischen zig Planeten umher und macht skurrile Bekanntschaften, bis es zu einer ganz besonderen Herausforderung mit weitreichenden Konsequenzen kommt.
Es lassen sich viele bunte Bilder für’s Popcornkino generieren. Bestimmt ließ sich der Autor von Bestsellern wie Guardians of the Galaxy, Ready Player One, Avatar und Per Anhalter durch die Galaxis inspirieren.
Markant ist der derbe Sprachgebrauch. Wortneuschöpfungen bei Flüchen sind teilweise danebengegangen. Was mir streckenweise zu viel wurde und weswegen sich tendenziell wohl eher Männer angesprochen fühlen: Trash, Blut und Ekel sind oft mit im Spiel.
Die skurrilen Figuren sind teilweise nicht ernst zu nehmen, machen einfach Spaß. Meine Lieblinge sind Mgurn und Boss Vier. Diese zeichnen verantwortlich für trockenen Humor, der mir besonders gefallen hat.
Die Eigenarten der Außerirdischen sind nicht tiefschürfend, beschränken sich auf markante äußere Merkmale und wenige charakterliche oder geistige Eigenarten. Aber mich begeistert durchaus deren Vielfalt und wie flüssig und amüsant sich dies lesen lässt. Keine megainnovative Handlung, aber durchaus spannend, stimmig und mit Überraschungseffekten, inklusive kleiner Lovestory.
Die wichtigen Rätsel werden aufgelöst. Dieser Auftaktband einer Reihe endet abgeschlossen und hinterlässt bei mir das Gefühl, auf derbe Art gut kurzweilig unterhalten worden zu sein.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Witzige Dialoge bei ausbaufähiger Charakterzeichnung

Der Totengräbersohn: Buch 4
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Nüchtern betrachtet, ist die Handlung nicht außergewöhnlich innovativ oder komplex und die charakterliche Ausgestaltung der Figuren auch nicht sonderlich tiefschürfend. Und doch stürmt Sam Feuerbach die ...

Nüchtern betrachtet, ist die Handlung nicht außergewöhnlich innovativ oder komplex und die charakterliche Ausgestaltung der Figuren auch nicht sonderlich tiefschürfend. Und doch stürmt Sam Feuerbach die Bestsellerlisten und begeistert auch mich. Warum bloß? Ich denke, seine Werke sind einfach wunderbar flüssig zu lesen, entführen in greifbare mittelalterliche Fantasiewelten und bestechen durch authentischen und megalustigen Wortwitz. Herausstellungsmerkmal bei der Krosann-Saga bildet die Auftragsmörderin, beim Totengräbersohn die Kommunikation mit dem Dämon Ekel. Beide mit tollem trockenem Humor und dem unterschwellig hervorblitzenden Herzen am richtigen Fleck. Ähnlich gestaltet es sich bei den zusammen mit Thariot geschriebenen Thriller-Trilogien. Alles Highlights in meinem Leseleben.
Einen Stern ziehe ich diesmal ab, weil ich zum Abschlussband ein paar Kritikpunkte habe.

** Achtung, SPOILER voraus.
Dass Farin als Knappe seinen Ritter immerzu als Deppen dastehen lässt, wurde mir zu viel. Einige Szenen wirkten langgezogen oder ohne großen Nutzen. Beispielsweise die Szene mit dem Zerschmettern des Schildes. Demgegenüber kommt das Ende zwar durchaus schlüssig, aber sehr abrupt, insbesondere was die Zerschlagung der Nekorer angeht. Die aufkeimende Liebe wirkt zu oberflächlich. Niedlich, aber nicht richtig überzeugend. Vergeblich blieb mein Wunsch auf einen großen Moment der Nebenfiguren, z. B. Plaudius. Und irgendwie hatte ich insgeheim darauf gehofft, dass Farin eine stärkere Persönlichkeitsentwicklung durchmacht, nicht mehr den Hinterwäldler und Deppen mimt und es tatsächlich er wäre, der über sich hinauswächst und dem Ekel letztendlich Tribut zollen muss, anstatt dass dieser ständig überall für die Heldentaten verantwortlich ist.
SPOILER-Ende
**

Nichtsdestotrotz: Es war sehr spannend und ich habe mit Farin, Ekel, Aross und Ki mitgefiebert. Die sprachliche Ausgestaltung, insbesondere der Schlagabtausch zwischen Farin und Ekel, war hammerlustig.
Ich fühlte mich super unterhalten, obwohl Mittelalter-Fantasy derzeit nicht mein bevorzugtes Genre ist.

Ein neues Werk dieses Genres hat Sam Feuerbach angekündigt, außerdem ein neues Gemeinschaftswerk mit Thariot, diesmal im Genre Urban Fantasy. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Spannende Mysterien und eigensinnige Charaktere in verschiedenen Zeitebenen

Das Fossil
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Ein Krimi, Mystery-, Umwelt- und Science-Fiction-Thriller rund um Ursachenforschung: Aliens, Götter, Prä-Astronautik oder doch klassische Naturwissenschaft?
Drei in der Vergangenheitsform geschriebene, ...

Ein Krimi, Mystery-, Umwelt- und Science-Fiction-Thriller rund um Ursachenforschung: Aliens, Götter, Prä-Astronautik oder doch klassische Naturwissenschaft?
Drei in der Vergangenheitsform geschriebene, kapitelweise wechselnde und sich schließlich verknüpfende Erzählstränge.
In einem davon geht es um einige turbulente Tage und Stunden im Jahr 2018 in der Antarktis mit Dan Jackson, Doktor der Archäologie, Anthropologie und Sprachwissenschaften.
Diese Tage bilden wiederum im Jahr 2042 die Akte X für die ungleichen, frisch zusammengesteckten Ermittler Agatha und Pano.
Und dann ist da im Jahr 2042 noch Filio, Ärztin und Physikerin, die mit Erinnerungslücken behaftete einzige Überlebende der ersten Mars-Mission, ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit.
Dazwischen Kurzkapitel, in denen Fremde ins Geschehen eingreifen, deren Motive Rätsel aufgeben.
Ein anspruchsvollerer Erzählstil als ich ihn von Joshua Tree gewohnt bin. Unerwartet und dabei ganz nach meinem Geschmack. Nachdem ich das erste Drittel mit anfänglicher leichter Skepsis und Verwirrung hinter mich gebracht hatte, hat mich die Geschichte gepackt und nicht mehr losgelassen.
Die Hauptfiguren sind keine typischen Sympathieträger. Alle sind um die 40 Jahre alt. Intelligenz und sportliche Fitness nimmt man ihnen ab. Sie sind unperfekt, weisen eine gewisse Charaktertiefe und Authentizität auf, was mich mitfiebern ließ. Zu Agatha, der für mich reizvollsten Figur, hatte ich zwischendrin nochmal auf’s Anfangskapitel zurückgeblättert und komme zu dem Ergebnis, dass die Innen- und Außendarstellung sehr glaubwürdig, stimmig und vor allem auch interessant ist und etwas für's Herz bietet.
Intensive Wahrnehmungen, z. B. wie sich ein Elektroschock anfühlt.
Tolle Neckereien verbreiten gute Laune und Auflockerung.
Lob für den Anhang mit Personenverzeichnis und Glossar.
Das Ende ist ein fieser Cliffhanger, gleichzeitig bildet es eine wichtige Zwischenetappe und damit an dieser Stelle ein passendes Ende.
Erwähnenswert ist noch, dass Joshua Tree viele heute aktuelle globale Probleme weiterdenkt. Ein Weltenbau, der sich von der Ganymed-Reihe deutlich unterscheidet. Gut so, denn das zeugt von Liebe zum Detail. Ein politisches Statement, ohne allzu penetrant rüberzukommen. Wie realistisch die Lösungsansätze sind (technisch/ökonomisch/etc.), vermag ich nicht zu beurteilen. Ich persönlich finde es einfach gut, dass er sich damit beschäftigt und ein ganz kleines bisschen zu Bildung und Denkanstößen bei seiner Leserschaft beiträgt. Bei mir hat er es geschafft. Ich werde wohl mal die Internetsuchmaschine bemühen, um zu recherchieren, was dran ist (z. B. Flettner-Rotoren). Außerdem versprüht dies Atmosphäre, ein futuristisches Flair, besser als z. B. Beschreibungen von der Erde bei Brandon Q. Morris.
Fazit: Kein Space-Sci-Fi, stattdessen perfekt für Leser mit Forscherdrang, den es ist herrliches Miträtseln zu irdischen/überirdischen/außerirdischen Mysterien in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft angesagt. Dieses für mich 5. Joshua-Tree-Buch ist mir das liebste bisher. 4 Sterne mit Tendenz nach oben. 5 Sterne bloß deshalb nicht, weil ich Anlaufprobleme hatte und das Genre für mich neu ist. Band 2 der Dilogie ist seit Dezember 2018 erhältlich.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Kurzweilige Sci-Fi-Unterhaltung, gelungene Kooperation zweier Indie-Autoren

Helium-3
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Zwei intelligente Alien-Völker, die heimatlos am Rande des Untergangs stehen, konkurrieren miteinander um ein vielversprechendes Sonnensystem.
Ich nehme an, dass die Umsetzung dieser nicht ganz neuen Idee ...

Zwei intelligente Alien-Völker, die heimatlos am Rande des Untergangs stehen, konkurrieren miteinander um ein vielversprechendes Sonnensystem.
Ich nehme an, dass die Umsetzung dieser nicht ganz neuen Idee insbesondere Einsteiger in das Genre Science Fiction erfreuen kann. Außerdem wunderbar lesbar nebenher, in Pausen, im ÖPNV, etc., denn die Kapitel sind kurz und die Geschichte so gestaltet, dass man schnell mittendrin im Geschehen ist, ohne dass sich Verständnis- oder Orientierungsschwierigkeiten einschleichen. Man profitiert davon, dass die Autoren zu Beginn der Geschichte auf interessante Weise die im Mittelpunkt stehenden Charaktere und die beiden Alien-Völker mit ihrer Anatomie und ihren kulturellen und kommunikativen Besonderheiten beschreiben. Dabei haben sich für meinen Geschmack keine Längen eingestellt.

Brandon Q. Morris schreibt Hard Science Fiction, mit belastbaren Beschreibungen zur Beschaffenheit von Gestirnen, von Naturwissenschaften und Technischem rund um den Weltraum. Das gefällt mir, weil real existierende fremde Welten erlebbar gemacht werden und ein Lerneffekt entsteht. Hier vorhanden, wenn auch nicht so stark wie sonst, diesmal ohne Anhang.
Kaum eine seiner Geschichten kommt ohne Liebesgeschichte aus, was auch hier gilt. Emotionale Bindungen zwischen den Figuren finde ich wichtig, um mitfiebern zu können, wobei es nicht immer die klassische „Mann-und-Frau-verlieben-sich-binnen-Minuten-Masche“ sein muss. Zu oberflächlich, um rundum glaubhaft zu sein, andererseits wären Details wahrscheinlich auch nicht im Sinne der Zielgruppe. Deren Feedback, solche Verbindungen weniger pubertär darzustellen, versucht er anscheinend umzusetzen.

Cliff Allister war mir schon länger ein Begriff, sodass ich gern zugegriffen habe. Seine Geschichten sind anscheinend beheimatet in den Untergenres Space Opera und Military Science Fiction.

Wer die kapitelweise wechselnden Schilderungen zu den vogelähnlichen Iks und wer die Schilderungen zu den spinnenähnlichen, kriegerisch veranlagten Mendrak beigesteuert hat, ist gut erkennbar, da die Autoren ihrem Stil treu bleiben. Ich finde, die Verknüpfung ist erzähltechnisch, sprachlich und inhaltlich gelungen. Nach meinem Eindruck haben sich die beiden Autoren auch gut miteinander abgestimmt, sodass die Darstellungen harmonieren.

Neben den Hauptfiguren bleiben auch die Nebenfiguren gut in Erinnerung. Ich habe ihre Entwicklung und die ihres Umfeldes mit großem Interesse verfolgt. Schwarz-Weiß-Schema schwingt mit, ist aber über weite Strecken charmant umgesetzt.
Dass es zwischen den Außerirdischen z. B. Kommunikationsprobleme und Unverständnis zu kulturellen Unterschieden gibt, ist sowohl realistisch als auch amüsant.
Kampfhandlungen kommen vor, aber nicht in epischer Länge, was ich befürworte.
Die Handlung ist kein Must-Read, nicht besonders komplex, hat nicht zig Wendungen und Überraschungen, weist dafür kreative, teils auch naturwissenschaftlich gestützte Ideen und Details auf. Es wurde mir nie langweilig. Gute kurzweilige Unterhaltung.

Es wird eine abgeschlossene Geschichte erzählt, mit Raum für eine Fortsetzung, in die ich reinlesen würde.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Packend, pathetisch, für sensible Gemüter ungeeignet

Als das Leben unsere Träume fand
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Dies ist Belletristik mit historischen Bezügen um Freiheit, Gleichheit und Liebe. Eine hochemotionale und packende Erzählung rund um drei junge Menschen, die im Jahr 1912 überstürzt ihre europäische Heimat ...

Dies ist Belletristik mit historischen Bezügen um Freiheit, Gleichheit und Liebe. Eine hochemotionale und packende Erzählung rund um drei junge Menschen, die im Jahr 1912 überstürzt ihre europäische Heimat verlassen und sich in Buenos Aires ein neues Leben aufbauen möchten.
Was man wissen sollte: Ein Werk, das psychologisch hart ist. Schwere Armut und Menschenverachtendes, insbesondere Abhängigkeit, Demütigung und Ausbeutung bis hin zu Vergewaltigung und Zwangsprostitution Minderjähriger, außerdem Bandenkriege (Mafia, Zuhälter) bilden thematische Schwerpunkte. Ich halte mich für hartgesotten, aber selbst für mich war es schwer zu ertragen. Der unschöne Ausdruck Hure zieht sich in verschiedenen Sprachen durch das ganze Buch. Und auch sonst agiert das Buch in Sprache, Beschreibungen und dargestellten Handlungen schonungslos direkt. Dass es sich vor nicht viel mehr als 100 Jahren in groben Zügen so abgespielt haben könnte und so etwas in einigen Gegenden der Welt noch Realität zu sein scheint, ist erschreckend. Insofern eine Geschichte, die erzählt gehört. Nichtsdestotrotz: Gewalt und Unterdrückung nehmen zu viel textlichen Raum ein. Teilweise ohne die Handlung nennenswert voranzubringen. Ich möchte berührt und aufgerüttelt, nicht schockiert und abgestoßen werden.
Dem unverblümten Ton wird streckenweise Romantik und ein ordentlicher Schuss Pathos gegenübergestellt. Auch wenn ich Darstellungen zum Kampf um mehr Selbstbestimmtheit und Gleichberechtigung grundsätzlich viel abgewinnen kann, wurde hier gefühlt über’s Ziel hinausgeschossen. Man möchte es lieben, doch einiges wirkt effektheischend und unrealistisch. Weniger wäre mehr gewesen.

Die drei Protagonisten animieren zum Sympathisieren und Mitfühlen, Mitleiden, Mitfreuen. Mit der Einschränkung, dass ich weniger Gutmenschentum und mehr Ecken und Kanten bevorzugt hätte und mich einige Entwicklungen (z. B. Kuss-Szene) in Bezug auf Logik und stringentes Verhalten nicht überzeugten.
Die meisten Nebenfiguren sind gelungen. Insbesondere solche, über deren Motive und Entwicklungen sich rätseln lässt. Einige Antagonisten, deren charakterliche Abgründe teils noch durch ein abstoßendes Äußeres unterstrichen werden, sind zu einseitig dargestellt. Ein Hang zum Schwarz-Weiß-Schema, der sich glücklicherweise nicht durch das ganze Buch zieht.
Im Rahmen des auktorialen Erzählstils werden manchmal unnötigerweise bestimmte Absichten suggeriert, was den Überraschungseffekt schmälert.
Trotzdem so spannend und gefühlvoll, dass ich das Buch schwer aus der Hand legen konnte.

In Summe nicht so meisterhaft wie „Das Mädchen, das den Himmel berührte“. Da sind die Beschreibungen (Venedig und Umgebung im 16. Jahrhundert) noch atmosphärischer. Haupt- und Nebenfiguren sind vielschichtiger, werden in ihren Motiven besser gewürdigt, gingen mir mehr ans Herz. Zudem ist die Handlung gefühlt komplexer und es gibt mehr Wendungen und Überraschungen. Beachtenswert ist außerdem, dass das Werk aus 2011 günstiger ist und mehr Lesestoff bietet.
Ich fühle mich animiert, ein drittes Werk von Luca Di Fulvio zu lesen.