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Veröffentlicht am 15.02.2019

Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem Interesse gelesen. Die Mutter berichtet nicht nur von

Lotta Schultüte
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Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem ...

Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem Interesse gelesen.
Die Mutter berichtet nicht nur von den Entwicklungen, dem Familenalltag, den Unternehmungen und vor allem der schwiergigen Suche nach der richtigen Schule, sondern sie lässt uns vor allem auch Teilhaben an ihren vielen Überlegungen, was läuft richtig, was muss, was kann verbessert werden - nicht nur in Fragen der Inklusion im Schul- oder Kindergartenalltag. Sie sagt klar, es gibt nicht für jedes Kind und für jeden Zeitpunkt nur die eine Lösung, jeder muss für sich und für sein Kind die richtige Lösung finden. Allerdings muss im deutschen Schulalltag noch vieles verändert und verbessert werden, damit der Gedanke und der Wunsch der Inklusion auch zufriedenstellend für alle Betroffenen läuft.

Das Buch ist keine trockene, nur kritisierende Lektüre, sondern abwechslungsreich, manchmal auch sehr humorvoll und vor allem mi Liebe geschrieben. Es zeigt den Alltag einer Familie, die ihre charmante Tochter liebt, unterstützt, mit all den kleinen und großen Schwierigkeiten, aber auch mit aller Freude und LIebe, die sie auch von ihrer Tochter zurück bekommen. Es macht Betroffenen Mut, es nimmt allen anderen Berührungsängste, es sensiblisiert.
Es regt an darüber nachzudenken, was muss besser laufen, nicht nur für Kinder wie Lotta, sondern auch für mehr Barrierefreiheit in einer immer älter werdenen Gesellschaft.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Was für ein bewegender Roman !

Roter Herbst in Chortitza
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Was für ein bewegender Roman !

Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen ...

Was für ein bewegender Roman !

Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen auf Einladung von Katharina der Großen aus Deutschland und besiedelten die Gebiete. Von den Menschen, die 1919, als die Geschichte beginnt, in Osterwick lebten, hat kaum einer Deutschland je gesehen, dennoch werden Sprache und Traditonen von Generation zu Generation weitergegeben. Genauso wie das Rechts der Mennoniten auf Kriegsdienstverweigerung.
1919 herrscht Bürgerkrieg. Der erste Weltkrieg ist zu Ende, der Zar gestürzt. Es herrst Gewalt und Willkür, Kämpfe zwischen den "Roten und den "Weißen" - und mittendrin Willi und sein Freund Maxim. Maxim und sein Vater konnten nach Osterwick flüchten, während seine Mutter und seine zwei Schwestern gefangen genommen wurden. Die kommende Zeit wird eine Zerreißprobe, nicht nur für die Freunde, sondern auch für die Dorfbevölkerung.
Repressalien, Konfizierungen und hohe Abgabequoten, die erfüllt werden sollen. Sollte man sich wehren ? Wie lang kann alles ertragen und erduldet werden?
Hier beginnt die Geschichte von Willi und Maxim und führt uns durch die bitteren Jahre bis 1947. Am Ende des Buches rundet noch ein Ausblick auf 70 Jahre später die Geschichte ab.

Es ist keine reine fiktive Geschichte, es sind die Erinnerungen und Erlebnisse seiner Schwiegermutter, die der Autor Tim Tachatzki zu diesem Roman verarbeitet hat. Damit sie nie in Vergessenheit geraten. Ihre Geschichte ist die von vielen. Es sind die Erinnerungen an Zeiten des Umbruchs, der Willkür, der Diktatur und Krieg, geprägt von Gewalt und Hungersnöten, Zeiten, in denen es ums reine Überleben, aber auch um das Festhalten am Glauben ging. Es geht um die Opfer und ihr Leid, aber auch die Täter werden beschrieben.

Die Sichtweisen verändern sich im Buch, die Grausamkeiten werden so ziemlich deutlich beschrieben. Keine leicht Lektüre, man fühlt und leidet mit. Nicht alles ist leicht zu ertragen. Dennoch ist es wichtig, dass es erzählt wird, damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Von mir bekommt "Roter Herbst in Chortitza" volle Leseempfehlung. Wichtiges Thema, fesselnd erzählt - die Geschichte einer Russlanddeutschen Familie, aber auch die einer dunklen Zeit.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Fesselnder historischer Roman vor toller Kulisse

Die Melodie der Schatten
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Schottland, 1837. Fiona Hemington ist mit ihrer Tante auf dem Weg quer durch Schottland, als ihre Kutsche überfallen wird, der Kutscher und die Tante ermordet wird. Wie durch ein Wunder entkommt sie den ...

Schottland, 1837. Fiona Hemington ist mit ihrer Tante auf dem Weg quer durch Schottland, als ihre Kutsche überfallen wird, der Kutscher und die Tante ermordet wird. Wie durch ein Wunder entkommt sie den Räubern unbeschadet. Sie entdeckt nach der Flucht ein abgelegenes Herrenhaus, bei dem sie Aufnahme erhält. Doch nicht nur das Gebäude ist düster und unheimlich, auch dessen Besitzer Aidan erscheint wenig freundlich gegenüber Fiona. Nachts wird sie von schaurigen Träumen geplagt, die sie auch am Tag verfolgen. Was hat es mit dem Gebäude und dessen Besitzer auf sich ? Was geschieht hier und warum verhalten sich auch die Dorfbewohner so abweisend gegenüber dem Eigentümer?


Maria W. Peter hat mich schon von der ersten Seite an gefesselt. Ein aufregender Auftakt, viele Geheimnisse, viele schaurig schöne Momente mit gruseligem Faktor, aber auch spannende Momente, zudem ein Wechselspiel an Gefühlen. Wem kann man trauen, was für Spiele werden hier gespielt ? Man wird immer wieder beim Lesen angenehm überrascht, neue Wendungen, neue Ereignisse, neue Erkenntnisse und vor allem ein nicht in allen Bereichen vorhersehbares Ende haben mich durch die vielen Seiten dieses Buches fliegen lassen.

Vor allem aber auch die historischen Einbindungen von schottischen Mythen und Gebräuchen, geschichtlichen Ereignissen und der bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten haben dazu beigetragen, dass ich mich in diese authentisch wirkende Kulisse einfühlen konnte. Und dabei so einiges noch nebenbei gelernt habe.

Es gibt nicht allzu viele Figuren, die Anzahl ist überschaubar. Diese sind von der Autorin sehr gut ausgearbeitet worden, sie verändern sich und entwickeln sich, sie haben Ecken und Kanten, sie haben ihre Geheimnisse und sind nicht von Anfang an durchschaubar. Doch in ihrem Zusammenspiel offenbaren sie mehr und mehr und auch für mich hat so manches Geheimnis aus der Vergangenheit der Protagonisten hinterher für ein schlüssiges Ende gesorgt. Meisterhaft erdacht und sehr gut und spannend von Maria W. Peter erzählt.

Die meiste Zeit können wir den Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen von Fiona folgen, doch diese Abschnitte werden immer wieder unterbrochen durch kleinere Szenen aus der Sicht von Aidan, Laird Thirstane, Besitzer von Thirstane Manor,
Diese Abwechslung in den Sichtweisen erhöhen den Spannungsfaktor.

Fazit:
"Die Melodie der Schatten" st ein toller historischer Roman, spannend geschrieben mit allem was das (Leser)Herz begehrt: Verwicklungen, düsteren Geheimnissen, interessanten Figuren, einer tollen Kulisse, vielem historsichen HIntergrundwissen, überraschenden Wendungen und einem Hauch Romantik.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 03.11.2018

Fesselnder historischer Roman

Die vergessene Burg
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1868. Die 32jährige Paula Cooper lebt als Gesellschafterin bei ihre Tante Harriet in einem kleinen englischen Dorf sehr zurückgezogen. Als sie einen Brief aus Deutschland von ihrem Onkel Rudy erhält, ...

1868. Die 32jährige Paula Cooper lebt als Gesellschafterin bei ihre Tante Harriet in einem kleinen englischen Dorf sehr zurückgezogen. Als sie einen Brief aus Deutschland von ihrem Onkel Rudy erhält, den ihre Tante ihr auch noch vorenthalten will, zögert sie nicht lange, denn bis dahin wußte sie von diesem Onkel nichts. Paula wächst daher nicht nur über sich selbst hinaus, weil sie es wagt alleine nach
Bonn an den Rhein zu reisen, sondern auch, weil sie kurz vor ihrer Abreise auch noch erfährt, dass es noch einige Rätsel über ihren Vater gibt, den sie seit 30 Jahren tot glaubt.

"Die vergessene Burg" ist ein historischer Roman, der mich sehr gefesselt hat, weil der alles zu bieten hat, was eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre ausmacht: Geheimnisse, Liebe, Verwicklungen und ein lebendiger Schreibstil. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten und Landschaften machen neugierig. Gerade die beschriebene Rheinlandschaft von Bonn bis Rüdesheim macht Lust dorthin selbst einmal zu reisen.

Susanne Goga erzählt aus Sicht von Paula, mit ihr begeben wir uns auf Spurensuche. Die Neugier auf das, was damals, in Paulas Kindheit mit ihrem Vater geschah, ist bei dem Leser genauso groß wie bei der Protagonistin. Dadurch ist immer eine Grundspannung vorhanden. Man kann sich gut in die Figur hinein versetzen, sie wirkt authentisch und es macht Freude ihre Entwicklung mitzuerleben.
Doch nicht nur diese Entwicklung und die Spurensuche sind gut beschrieben, auch die romantische Beziehung wird gut in das Geschehen mit hinein gearbeitet. Der lebendige Erzählstil, mit den interessanten Dialogen runden das ganze ab, ebenso wie die historischen Begebenheiten und die interessanten Alltagssituationen, die mich beim Lesen in die Vergangenheit versetzt haben.
"Die vergessene Burg" hat mir interessante und fesselnde Lesestunden beschert.
Für mich war es das erste - und sicherlich nicht das letzte - Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Atmosphärische Geschichte mit Tiefgang

Mein italienischer Vater
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Anika Landsteiner hat mich mit dieser Geschichte ganz besonders gefesselt - und das nicht nur wegen der malerischen Landschaft, der italienischen Küste, die sie so toll beschrieben hat, dass man am Liebsten ...

Anika Landsteiner hat mich mit dieser Geschichte ganz besonders gefesselt - und das nicht nur wegen der malerischen Landschaft, der italienischen Küste, die sie so toll beschrieben hat, dass man am Liebsten jetzt und sofort dort hin fahren möchte. Nein, es sind auch ihre Figuren, die so authentisch, so menschlich, so fehlerhaft und doch so liebenswert sind.
Es geht um Laura (29), die, nachdem ihre Mutter gestorben ist, in ein tiefes Loch gefallen ist. Eine neue Beziehung scheint ein Wendepunkt zu sein, doch dann zerbricht die junge Liebe. Laura setzt sich kurzentschlossen in ihr Auto und fährt einfach drauf los - Richtung Süden. Als sie dann die SMS ihres Vaters Emilio mit der Aufforderung
ihn besuchen zu kommen erreicht, scheint es wie ein Schicksalswink, sie überlegt nicht lange und fährt zu ihm weiter nach Süditalien, in ein kleines Dorf in Apulien, in dem sie die ersten Jahre auch gelebt hat, das sie aber seit ihren 11. Lebensjahr nicht mehr besucht hat.


Für die Protagonistin ist es eine Reise in die Vergangenheit, ein erneutes Annähern an einen Vater, zu dem sie die meiste Zeit ihres Lebens kaum Kontakt hatte, eine Spurensuche nach Gründen, aber auch eine Reise, die neue Weichen für die Zukunft stellen soll. Kann Laura verzeihen? Kann sich Emilio verzeihen? Was ist mit Gianna, die sich um Emilio kümmert? Lange traut sich keiner offen zu reden, vieles wird unter den Tisch gekehrt, erst nach und nach tauen sie auf, verändert sich die Atmosphäre.

Mir hat vor allem der Erzählstil, der Erzählton, sehr sehr gut gefallen. Die Autorin hat mich mit der wunderbaren Atmospähre, die sie durch Worte schaffen kann, gefesselt. Es ist keine Geschichte, bei der laufend irgendetwas spannendes oder actionreiches passiert, sondern eine, bei der eine gewisse Grundspannung besteht und die durch die einerseits symphatischen, aber auch vielschichtigen Protagonisten fesselt.

Es ist für mich eine sehr stimmiges Geschichte, die Protagonisten entwickeln sich, man fühlt mit ihnen, spürt die Emotionen. Erst nach und nach zeigen sich die Gründe für verschiedene Handlungsweisen aus der Vergangenheit, die Auswirkungen auf die Gegenwart haben. Durch immer wieder kurzen Einschüben mit Szenen aus der Vergangenheit werden wichtige Eckpunkte auch dem Leser verständlich.
Aber auch das italienische Lebensgefühl, die beschriebene Landschaft und viele italienische Gerichte, die immer wieder erwähnt werden, verleihen dem Roman eine ganz besondere Note, so dass man Lust verspürt in diese Ecke Italiens zu fahren.

Fazit:

"Mein italienischer Vater" ist ein sehr atmosphärischer Roman, mit einem ganz wundervollen Erzählstil. Die Autorin verbindet mit traumwandlerischer Sicherheit Schweres mit Leichtem und emotionale Tiefe mit italienischem Lebensgefühl. Wunderbar !