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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2019

Selbstjustiz

Nemesis
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Was macht man, wenn man weiß, dass man mit konventionellen Methoden nicht mehr weiter kommt? Genau, man benutzt unkonventionelle. Im Falle von C.J. Townsend, Staatsanwältin, ufert das allerdings sehr aus ...

Was macht man, wenn man weiß, dass man mit konventionellen Methoden nicht mehr weiter kommt? Genau, man benutzt unkonventionelle. Im Falle von C.J. Townsend, Staatsanwältin, ufert das allerdings sehr aus und ich weiß nicht, ob ich das nun gut finden oder mich eher ärgern soll. Denn was sie tut ist ja nichts anderes, als morden.
Der Schreibstil von Hoffman ist wieder gewohnt sehr gut und das Buch liest sich recht spannend, vor allem dann, als der Countdown für die Suche nach Isa beginnt. Ab hier klebt man förmlich an den Seiten, auch wenn der erste Teil nicht viel weniger spannend war. Schön fand ich auch die persönliche Komponente, die C.J und Dom widerfährt und die das Buch zwischendurch etwas auflockert und den Leser zu Atem kommen lässt. Denn keine Frage: grausam ist das Buch allemal wieder. Teilweise stoppt Hoffman bevor zu viel Blut fließt, teilweise schildert sie jedoch auch detailliert das Grauen, das den jungen Frauen angetan wird.
Faszinierend fand ich auch wie der Club handelte. Wie leicht die Frauen auf die Rekrutierung hereinfallen und wie schnell sie dann in die Fänge des Bösen gelangen. Ich fand es toll zu lesen, wie C.J. Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt um dem Club auf die Schliche zu kommen. Hoffman hat hier viel Einfallsreichtum und Akribie bewiesen, was mir sehr gut gefallen hat und auch erfrischend neu zu lesen war.
„Nemesis“ ist der 4. Teil aus der C.J.-Reihe und es ist besser, wenn man die Vorgängerbände kennt, denn „Nemesis“ nimmt in vielem Bezug auf die ersten Bände und so macht es einfach mehr Spaß, diesen Band zu lesen. Ich denke, mit „Nemesis“ ist die Reihe auch abgeschlossen. Alle losen Enden wurden verknüpft.

Veröffentlicht am 02.02.2019

"Wer nur einen rettet, rettet die Welt"

Der Tätowierer von Auschwitz
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Slowakei 1942: Dem Aufruf, wer einen Sohn für eine besondere Aufgabe hergibt, rettet die restliche Familie, folgt Lale Sokolov sofort. Doch was er dann erlebt, hätte er sich nie vorzustellen gewagt: nach ...

Slowakei 1942: Dem Aufruf, wer einen Sohn für eine besondere Aufgabe hergibt, rettet die restliche Familie, folgt Lale Sokolov sofort. Doch was er dann erlebt, hätte er sich nie vorzustellen gewagt: nach Auschwitz deportiert, den Launen der Kommandanten ausgesetzt, springt er dem Tod mehr als einmal nur knapp von der Schippe. Als Tätowierer, der den neuen Inhaftierten ihre Lagernummer verpasst, hat er eine etwas größere Überlebenschance als andere. Eines Tages muss er der jungen Gita ihre Nummer stechen – und verliebt sich in sie. Nun hat sein Kampf ums Überleben plötzlich noch einen weiteren Grund.
Seit dem Tagebuch der Anne Frank, das ich als Kind gelesen habe, lese ich Geschichten aus Zeiten des Holocaust sehr gerne. Starke Menschen, tapfere Leute und heldenhafte Überlebende prägen die Zeit und geben Zeichen davon, was Millionen deren, die es nicht geschafft haben, durchleiden mussten.
Bei manchen Szenen musste ich ganz schön schlucken. Obwohl nicht reißerisch aufgemacht, eher nüchtern erzählt, aber dennoch überwältigend traurig sind manche Dinge geschildert, die keinen Menschen kalt lassen. Leichenberge, Menschen, die sich lieber erschießen lassen, als weiter zu leiden, und immer wieder dieser Ascheregen.
Starke Worte „Hier überlebt allein der Tod“ verdeutlichen noch mehr, was Lale und seine viele Millionen Mitleidenden erdulden und über sich ergehen lassen mussten.
Das Buch schildert sehr gefühlvoll von Lales Zeit in Auschwitz. Und zieht den Leser sogleich in seinen Bann. „Einen zu retten, heißt die Welt zu retten“ – nach diesem Motto hilft Lale seinen Mitgefangenen wo er nur kann und bringt sich selbst mehr als einmal in Gefahr. Ein wenig unglaubwürdig fand ich manche Stellen dann aber schon. Selbst als sein Schmuggel entdeckt und er in die Todeszelle kommt, überlebt er. Auch andere Stellen waren mir ein wenig zu viel des guten Zufalls. Dennoch hat mich das Buch tief berührt.
Fazit: Ein Augenzeugenbericht, der dem Leser – vor allem gegen Ende – Gänsehaut beschert.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Starkes Debut

Totwasser
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Anwältin Linn Geller wagt nach einem schweren Verkehrsunfall einen Neuanfang. Zusammen mit ihrem Partner Götz gründet sie eine Anwaltskanzlei und wird gleich zu einem schwierigen Fall gerufen: Das Model ...

Anwältin Linn Geller wagt nach einem schweren Verkehrsunfall einen Neuanfang. Zusammen mit ihrem Partner Götz gründet sie eine Anwaltskanzlei und wird gleich zu einem schwierigen Fall gerufen: Das Model Grace Riccardi wird beschuldigt, ihren Mann getötet zu haben. Und Grace will gestehen, obwohl einiges gegen ihre Schuld spricht. Der Fall lässt Linn nicht los und so ermittelt sie auf eigene Faust.

Julia Hofelichs Debutkrimi hat mir sehr gut gefallen. Die Spannung war von Anfang an hoch und der Fall sehr rätselhaft, so dass man auch als Leser keine Chance hatte, zu wissen, ob Grace nun tatsächlich die Mörderin war oder ob es doch vielleicht einen geheimnisvollen Dritten gegeben hat.
Linn als Protagonistin hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn sie wieder einmal schwere eigene Sorgen plagen. Ich mochte es, dass sie so hartnäckig und integer ist, auch wenn der Fall ihr viele Hindernisse in den Weg wirft und sie mehr als einmal an sich zweifelt.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung mit Linn und Harris hoffen, bei dem ich gerne wieder dabei bin.

Fazit: Totwasser hat mich gefesselt und mir schöne Lesestunden spendiert.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Hinter Gittern

D.I. Helen Grace: Eingeschlossen
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Helen Grace ist im Gefängnis. Für Taten, die sie nicht begangen hat. Ihr Neffe hat sie ganz schön hereingelegt. Doch an den ist kaum ranzukommen, so raffiniert agiert dieser. DS Brooks stößt bei ihren ...

Helen Grace ist im Gefängnis. Für Taten, die sie nicht begangen hat. Ihr Neffe hat sie ganz schön hereingelegt. Doch an den ist kaum ranzukommen, so raffiniert agiert dieser. DS Brooks stößt bei ihren Bemühungen, Grace‘ Unschuld zu beweisen zudem noch auf eine Mauer der Abblockung.



Und dann geschieht auch noch ein Mord im Knast. Ist Helen auch in Gefahr?



Nachdem der Leser ja wusste, dass Grace zu Unrecht eingesperrt wurde, bangt man jetzt mit, ob ihre Kollegin Erfolg hat. Die Anfeindungen verschiedener Personen gegen Grace ziehen sich ja wie ein roter Faden schon durch die ganzen Bände. Und immer wenn man denkt, dass Grace obenauf ist, geht es wieder abwärts. Das macht mit den Charme der Bücher aus. Man wartet immer darauf, wer nun wieder etwas gegen wen ausheckt und wie derjenige das abbiegt.

Ein Gefängnis ist ja ein sehr abgeschiedener Ort, dennoch ist die Zahl der Verdächtigen bei Morden natürlich ungleich höher und zudem sind alle auf einen Fleck konzentriert. Da wundert doch einige Male, wie kaltblütig manche Charaktere hier agieren.



Der Thriller bietet einen guten Einblick in das Gefängnisleben und oft genug hatte ich einen Schauder, wenn ich dachte, dass die Schilderungen wohl gar nicht so abwegig sind. Den Willkür der Wärter ausgesetzt, Anfeindungen von Mitinsassen, aber auch die eine oder andere Zweckgemeinschaft – mir kam das Buch hier sehr authentisch vor.


Fazit: Endlich hatte das Warten ein Ende. Nachdem der Vorgänger ja mit dem fiesen Cliffhanger geendet hatte, war ich sehr gespannt, wie es Grace im Gefängnis ergeht. Und ich muss sagen: Das Warten hat sich gelohnt. Es bleiben zwar kleinere Fragen offen und nicht immer erschien alles logisch, aber das Buch unterhält sehr gut und lässt sich flüssig lesen

Veröffentlicht am 13.12.2018

Der Federmann ist zurück

Das Dornenkind
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Der Federmann ist zurück und sinnt auf Rache.



Und zwar an allen, die ihn damals zur Strecke gebracht haben. Vor allem Nils Trojan, der Schuld ist an seinem Sturz in die Spree und somit verantwortlich ...

Der Federmann ist zurück und sinnt auf Rache.



Und zwar an allen, die ihn damals zur Strecke gebracht haben. Vor allem Nils Trojan, der Schuld ist an seinem Sturz in die Spree und somit verantwortlich für seine Schmerzen. Aber auch Jana, Trojans Geliebte und Trojans Tochter sollen nicht verschont werden. Perfide spinnt der Federmann einen Plan, in dem sich alle verfangen, wie in einem Spinnennetz. Doch da ist auch noch Wendy, die Tochter des Federmannes. Auf wessen Seite steht sie?



Ich bin noch ganz geflasht von dem Buch und muss erst mal den Herzschlag wieder reduziert bekommen. Das Buch hat so ein Wahnsinnstempo und ist so spannend, dass man es kaum zur Seite legen kann. Menschliche Bedürfnisse verkümmern da schon mal und ich musste nach dem Lesen erst Mal etwas trinken gehen.



Die Geschehnisse um den Federmann sind mir nach 5 Jahren leider nicht mehr so präsent, dennoch hatte ich keine Probleme der Handlung zu folgen. Das Buch beginnt gleich mit einem Knaller. Ein Mädchen wird entführt, aber wieder frei gelassen. Doch die Freude währt nicht lange, schnell tauchen 3 Leichen auf, jede mit einer geheimnisvollen Botschaft versehen. Trojan begreift schnell: hier geht es um ihn. Und als dann noch eine angebliche Tochter des Federmannes auftaucht ist klar, dass dieser den Sturz vom Dach damals überlebt hat. Wendy will ihren Vater dennoch unbedingt kennen lernen und nimmt Kontakt zu ihm auf. Daraus entspinnt sich eine rasante Schnitzeljagd bei der nicht klar ist, wer hier nun wen benutzt.


Max Bentow hat das Ende des Buches „Der Federmann“ vor einigen Jahren ja offen gelassen und hier treffen wir nun erneut auf den Bösewicht. Brutaler denn je und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. In dem Fall fand ich es wirklich gelungen, wie er den Mörder wieder aufleben lässt. Geschickt steuert er die Protagonisten durch die Handlung, die alle durchwegs logisch handeln. Wendy bleibt ein wenig blass, aber am Ende wird klar, warum der Autor sie nicht weiter charakterisiert hat. Der Schluss war nicht ganz in meinem Sinne, auch wenn somit noch eine Fortsetzung möglich ist.