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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2019

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Herbststurm
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Dies war mein erstes Buch von Angelika Felenda. Zweifellos zeichnet sich das Buch aus durch einen gekonnt-routinierten Schreibstil, dennoch habe ich zweimal mit längeren Pausen das Lesen unterbrochen ...


Dies war mein erstes Buch von Angelika Felenda. Zweifellos zeichnet sich das Buch aus durch einen gekonnt-routinierten Schreibstil, dennoch habe ich zweimal mit längeren Pausen das Lesen unterbrochen und erst nach einer Weile neu gestartet. Etwas, was mir nur ganz selten passiert. Und was ich mir nicht wirklich erklären kann, denn eigentlich ist das Buch flüssig zu lesen.
Der Kriminalroman spielt in den Kreisen russischer Exil-Monarchisten, die sich nach der Oktoberrevolution in München niedergelassen haben. Diese Zeit der galoppierenden Inflation und der stets drohenden Gefahr von Anschlägen bietet eine nicht einschätzbare und durchaus gefährliche Kulisse für die Ermittlungen des Kommissar Reitmeyer in zwei Mordfällen. Seinem jungen Assistenten Rattler, eigentlich klug und kriminalistisch sehr geschickt, wird von einer schönen Deutschbaltin der Kopf verdreht. Dazu ist zeitgleich Reitmeyers bester Freund, der Rechtsanwalt Leitner, im Auftrag einer russischen Emigrantin auf der Suche nach deren verschwundener Tochter Anja Alexandrowa. Was haben die beiden Morde mit dem Verschwinden der Russin zu tun? Und welche Rolle spielt die verführerische Deutschbaltin? Die Ermittlungen führen immer tiefer in verschiedene Milieus, in die der Armen und der ganz Reichen, die der Spelunken, der Bars, die der aufflammenden rechtsorientierten Gruppierungen und in die der Musikkonzerte für Privilegierte. Eine Auflösung bietet der Kriminalroman erst zum spektakulären Schluss.
Die Autorin fängt das Lebensgefühl dieser Zeit sehr gut ein. Sie zeichnet anschaulich und lebendig, wie die Inflation das tägliche Leben der Menschen zusehends beeinträchtigt, wie aufkeimende Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnung Fuß fassen. Dennoch konnte mich das Buch nicht packen. Die Protagonisten blieben für mich bis zum Schluss blass und distanziert-fremd. Die Handlung mäandert zwischen Politik und Krimi etwas unentschlossen hin und her und geht daher weder im politischen Zeitbild noch im Krimigeschehen noch in der Psychologie der Protagonisten wirklich in die Tiefe. Manche Handlungsstränge verlaufen im Nichts. Über viele, viele Seiten hinweg fehlt jegliche Spannung. Die Vermischung von Kriminalroman und geschichtlichem Roman ist meiner Meinung nach nicht geglückt, da keines der beiden Genres optimal bedient wird: die Kriminalgeschichte wird zu langatmig dargestellt, sie wird von den geschichtlichen Aspekten fast verschluckt. Und die historisch-politische Romangestaltung bleibt letztlich zu oberflächlich, wird durch das Krimigeschehen gewissermaßen als Kulisse missbraucht. Ein Buch, das gewissermaßen nicht Fisch und nicht Fleisch ist.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Verspricht viel, ohne es zu halten

Die Plotter
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Das Gute zuerst: Die Buchgestaltung ist ein absoluter Blickfang! Auf dem Cover sieht man eine weiße Pompondahlie auf schwarzem Grund, ein Bild, das Reinheit suggeriert. Jedoch diese Reinheit wird zerstört, ...


Das Gute zuerst: Die Buchgestaltung ist ein absoluter Blickfang! Auf dem Cover sieht man eine weiße Pompondahlie auf schwarzem Grund, ein Bild, das Reinheit suggeriert. Jedoch diese Reinheit wird zerstört, indem das gesamte Buch einschließlich Cover und Seitenschnitt dicht übersät ist mit leuchtend roten Blutspritzern. Perfekter gestalterischer Einstieg also für einen Thriller.
Für den Inhalt bemühe ich ausnahmsweise den Klappentext: Raeseng ist Killer von Beruf, seit ihn Old Raccoon als Kind bei sich aufnahm und ausbildete. Aufgewachsen an einem geheimen Rückzugsort in Seoul, einer Bibliothek voller alter Bücher, gehört er zur Killer-Elite Koreas. Denn Old Raccoon ist ein Plotter. Als Kopf der Organisation »Library of Dogs« hat er seit Jahrzehnten alle politisch gewollten Exekutionen in Korea geplant. Doch als die Macht der Diktatur schwindet, gerät auch der Einfluss der Plotter ins Wanken – und eine neue Generation beginnt, ihr eigenes tödliches Netzwerk aufzuziehen. Als Raeseng vom Plan der Plotter bei der Ausführung eines Auftrags abweicht, geraten die Dinge außer Kontrolle – und Raeseng rückt selbst an die erste Stelle der Todesliste …
Die Leseprobe, der Einstieg ins Buch, hatte mich fasziniert. Die Schreibweise wirkte auf mich ruhig und intensiv und dadurch sehr, sehr eindringlich. Allein schon die Walgeschichte, die in der Leseprobe erzählt wird, lässt den Leser nicht mehr los. Tja, das war es aber dann auch. Je weiter ich las, desto mehr verlor ich das Interesse. Ich empfand das Buch zunehmend als langweilig, schleppend – und am Ende fragte ich mich, was das ganze Buch eigentlich soll. Auch der Schreibstil, der mich zu Beginn des Buches so fasziniert hatte, verlor im weiteren Verlauf zunehmend an Intensität, wirkte teilweise fast holprig. Mag sein, dass ich aufgrund meiner mangelnden Kenntnis, Südkorea betreffend, den Sinn des Buches nicht verstehe. Vielleicht liest jemand mit entsprechendem politischen Hintergrundwissen das Buch mit mehr Gewinn. Wie auch immer - als Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen. Damit weckt man, wie ich glaube, völlig falsche Erwartungen.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Zuviel Esoterik, zuwenig Stringenz

Der Mann am Grund
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Anhand einer vorab gelesenen Leseprobe hatte ich große Erwartungen an das Buch. Zu große offensichtlich. Denn ich hatte große Mühe mit dem Buch und quälte mich irgendwann nur noch mühsam bis zum zugegebenermaßen ...


Anhand einer vorab gelesenen Leseprobe hatte ich große Erwartungen an das Buch. Zu große offensichtlich. Denn ich hatte große Mühe mit dem Buch und quälte mich irgendwann nur noch mühsam bis zum zugegebenermaßen überraschenden Ende.
Für die vielschichtige Handlung greife ich ausnahmsweise auf den Klappentext zurück: Ein Leichenfund nahe Prag sorgt für Wirbel: Ein für seine sehr speziellen Methoden bekannter Polizist wird, tot in seinem Auto sitzend, auf dem Grund eines Baggersees entdeckt. Die Spuren führen den Prager Hauptkommissar Marián Holina und seinen jungen Kollegen Divi Mrtík unter anderem zu einem Marihuana-Züchterpärchen, einem renommierten Architekten und der Inhaberin einer Sprachschule. Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer, das Zweierteam braucht Verstärkung. Die wird ihm nicht nur in Gestalt der für den eher bedächtigen Holina übereifrigen Kommissarin Lída Sotolová zugeteilt, sondern auch Holinas Geliebte Sabina, pikanterweise die Ehefrau eines seiner Kollegen, wird als Astrologin zu Rate gezogen und erstellt Horoskope. Als im Laufe der Ermittlungen auch noch mehrere Zeugen, die etwas Licht in den Fall hätten bringen können, auf teils spektakuläre Weise ums Leben kommen, wird klar, dass der Mord mit einer Vergangenheit zusammenhängt, in der gleich mehrere der Verdächtigen etwas zu vertuschen haben.
Vielleicht zeigt schon der Klappentext, weshalb es mir nicht gelang, mit dem Buch, seinen Protagonisten und seiner Handlungsstränge warm zu werden. Es wird viel, sehr viel erzählt. Von Astrologie und Marihuana, von Erpressung und Vergewaltigung, von vielen Facetten des Privatlebens der Ermittler und von vielem mehr. Es fehlte mir an Stringenz, am roten Faden und vor allen Dingen an Spannung. Außerdem hatte ich Mühe mit den vielen tschechischen und spanischen Namen und Begriffen. Es war mir alles in allem von allem zuviel, um mich fesseln zu können.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Flotter Kinderkrimi, aber mit Kritikpunkten

Das Sandwichkind
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Paule ist zehn, hat einen jüngeren sehr verwöhnten Bruder und eine besserwisserische große Schwester. Aber erst eine Bemerkung einer Verkäuferin im Schuhladen macht Paule so richtig bewusst, was er ist ...


Paule ist zehn, hat einen jüngeren sehr verwöhnten Bruder und eine besserwisserische große Schwester. Aber erst eine Bemerkung einer Verkäuferin im Schuhladen macht Paule so richtig bewusst, was er ist – ein Sandwichkind! Und dann beginnt der unheilvolle Verlauf: Paule verwandelt sich auch äußerlich zu einem Sandwich und wird von einem Mafiaboss und seinen Helfern entführt. Mutig machen sich Paules Freunde daran, ihn zu retten…
Geschrieben ist das Buch lebendig und spannend, teilweise auch witzig. Die große Schrift macht es auch Weniglesern leicht, die Geschichte zu verfolgen. Besonders hervorzuheben sind die fröhlichen und ausdrucksstarken Zeichnungen, die das Geschehen unterstreichen.
Mein „Probe-Lesekind“ hat die Schwachstellen des Buches ganz schnell entlarvt. „Diese blöden langen Kapitelüberschriften lese ich nicht!“ oder „So ein Quatsch, wegen einem doofen Spruch zum Brötchen zu werden!“. In der Tat ist der Einstieg in die Geschichte sehr gewollt-konstruiert, was sogar Kindern auffällt. Mich stören allerdings noch ganz andere Dinge. Muss im Kinderbuch unbedingt das Wort Scheiße mehrfach vorkommen? Muss man eine Phobie mit „blödsinniges Verhalten“ erklären? Oder muss man ein Kind durch eine eben eingeschlagene Fensterscheibe einfach so die Hand durchstecken lassen, ohne Hinweis, wie schwer man sich dabei verletzen kann? Und gab es keinen Korrektor, der den Unterschied zwischen „erschrocken“ und „erschreckt“ kennt? Oder dass es nicht „der Mafiosi“ heißt, sondern im Singular „der Mafioso“? Beispiele dieser Art gibt es etliche. Schade.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Ein Buch wie Weihnachtspralinen ohne Füllung

Der Winter der Wunder
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Ich habe nichts gegen leichte Bücher. Als Zwischendurch-Snack dürfen sie durchaus sein. Die Bücher von Debbie Macomber, die ich bisher gelesen hatte, entsprachen genau meiner Vorstellung von leichter ...


Ich habe nichts gegen leichte Bücher. Als Zwischendurch-Snack dürfen sie durchaus sein. Die Bücher von Debbie Macomber, die ich bisher gelesen hatte, entsprachen genau meiner Vorstellung von leichter Lektüre. Umso enttäuschter war ich vom vorliegenden Titel. Der Klappentext klingt interessanter, als es das Buch dann tatsächlich ist:

„Katherine liebt den Winter – vor allem den Zauber der dunklen Jahreszeit. Diese Liebe gibt sie an ihre Nichten weiter. Doch deren Mutter hält sich an die Erziehungsmethoden des renommierten Psychologen Wynn Jeffries. Er vertritt die Meinung, dass man Kinder mit Märchen wie dem vom Weihnachtsmann verschonen sollte. Als Katherine dann eines Tages Wynn tatsächlich persönlich gegenübersteht, kann sie ihm endlich einmal sagen, was sie von ihm denkt. Damit, dass er eigentlich ganz nett ist und dabei auch noch ziemlich gut aussieht, hat Katherine allerdings nicht gerechnet …“

Es gibt zwar einige Szenen im Buch, die mir gefielen, so zum Beispiel, wenn Kater Tom außer sich gerät und reichlich Unglück anrichtet oder wenn das Chaos im Haus der Schwester von K.O. ausbricht. Auch die Diskussionen über die „richtige“ Erziehung fand ich ganz herzerfrischend. Aber ansonsten reihen sich doch zuviele Klischees aneinander (wo kommt mitten in der Nacht eine Pferdekutsche daher???), zuviele Oberflächlichkeiten oder Unwirklichkeiten, als dass ich das Buch guten Gewissens empfehlen könnte.