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Veröffentlicht am 04.01.2019

Vom Schicksal vorherbestimmte Liebe?

Die Ballade von Max und Amelie
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Die einäugige Straßenhündin Narbe rettet Familienhund Max das Leben, als dieser auf einer Müllkippe fast zu Tode geprügelt wird. Um ihm neuen Lebensmut zu geben verspricht sie, ihn nach Hause zu seiner ...

Die einäugige Straßenhündin Narbe rettet Familienhund Max das Leben, als dieser auf einer Müllkippe fast zu Tode geprügelt wird. Um ihm neuen Lebensmut zu geben verspricht sie, ihn nach Hause zu seiner Familie zu bringen - und wagt sich das erste Mal in ihrem Leben in die weite Welt ausserhalb der Müllkippe.
Das Buch ist hauptsächlich aus Sicht der Hündin geschrieben, was dem Autor sehr gut gelungen ist. Sie kennt die Natur sowie die Welt der Menschen nicht und ist von vielem verwirrt: Den Gerüchen, dem Gassigehen und dass Menschen auch liebevoll zu Tieren sein können. Ich erwartete von dem Buch ein Abenteuer, welches die beiden Hunde auf der Suche nach Max' Familie erleben. Und zu großen Teilen ist es das auch, denn die beiden lernen andere Tiere kennen und geraten zwischendurch sowohl in gefährliche wie auch schöne Momente. Was ich jedoch vorher nicht wusste und mir weniger gefiel ist, dass die ganze Geschichte unter dem Thema der Reinkarnation steht: Vom Schicksal vorherbestimmte Liebe und eine jahrhunderte alte Gier nach Rache, basierend auf etwas, woran sich die Hunde nach und nach erst in Träumen wieder erinnern können. Entsprechend gesellt sich zu den immer aufs Neue wiedergeborenen und sich als Liebespaar findenden Hunden ein Mensch hinzu, der in jedem Leben erneut Jagd auf die beiden macht. Und das war mir einfach zu albern, machte das ganze Abenteuer der Hunde zunichte. Ebenso ging mir die Hündin mit ihrem falschen Stolz wiederholt auf die Nerven, die manchmal selbst nicht wusste, was sie wollte und lieber den Rüden vor den Kopf stieß als mal über ihren viel zu großen Schatten zu springen. In "Mieses Karma" war die ständige Wiedergeburt noch ganz unterhaltsam, hier machte sie das Hundeabenteuer für meinen Geschmack zunichte. Schade.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Sehr faktenlastiges, gut recherchiertes Sachbuch

Stieg Larssons Erbe
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Der schwedische Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson wurde einst berühmt durch seine Millenium-Trilogie. Darüber hinaus hatte er sich dem Ziel verschrieben, gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz ...

Der schwedische Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson wurde einst berühmt durch seine Millenium-Trilogie. Darüber hinaus hatte er sich dem Ziel verschrieben, gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz zu kämpfen, allen voran gegen Faschismus, Rassismus und Sexismus. Als einer der Experten für rechtskonservative Bewegungen befasste er sich zudem eingehend mit Recherchen zum Mord am schwedischen Premierminister Olof Palme, welcher sich während seiner Amtszeit Feinde in Wirtschaft und Politik machte und am 28.02.1986 auf offener Straße erschossen wurde. Ein Mord, der bis heute nicht geklärt wurde. Der Journalist Jan Stocklassa entwickelte Interesse an dem Fall und bekam Zugang zu Stieg Larssons bis heute versteckt gehaltenem Recherchematerial, welches über zwanzig Umzugskartons füllt. Dieses Buch ist das Ergebnis von Jan Stocklassas akribischer Durchsicht von Stieg Larssons Archiv ebenso wie eigener Recherchen und Schlussfolgerungen zum damaligen Mordfall.
Die Stärke dieses Buches ist zugleich auch seine Schwäche. So ist es vollgepackt mit Wissen und Fakten - und das kann auf Dauer sehr ermüdend sein. Der Leser erfährt viel über Stieg Larssons Leben und dessen Arbeit, ebenso wie über Olof Palme und die damalige schwedische Politik und Wirtschaft, welche von Rechtspopulisten regelrecht durchwandert war. Man muss sich für dieses Buch wirklich Zeit nehmen, um sich in all den Namen und politischen Beziehungen nicht zu verlieren. Es ist definitiv ein Sachbuch und kein Krimi. Der Autor selbst hat zum Glück einen recht guten Schreibstil, welcher sich angenehm lesen lässt. Meinen Respekt hat er auf jeden Fall dafür, dass er sich so intensiv mit dieser schwierigen und gefährlichen Thematik befasst hat.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Rund 100 Inspirationen, über sich hinaus zu wachsen

Stories for Boys Who Dare to be Different - Vom Mut, anders zu sein
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Das Buch ist eine wunderbare Sammlung über Jungen und Männer, die auf ihre Art zu Helden wurden, weil sie Mut bewiesen, Stärke zeigten oder einfach an sich glaubten. Dabei ist die Mischung der Personen ...

Das Buch ist eine wunderbare Sammlung über Jungen und Männer, die auf ihre Art zu Helden wurden, weil sie Mut bewiesen, Stärke zeigten oder einfach an sich glaubten. Dabei ist die Mischung der Personen ebenso bunt wie deren Schicksale. Einige mussten z. B. unter Mobbing oder Sklaverei leiden, aus welcher sie sich herauskämpften, während andere einfach einen unkonventionellen Weg einschlugen, über welchen andere vielleicht nur die Köpfe schüttelten. Möglichkeiten, sein eigener Held zu werden, gibt es unendlich viele - dieses Buch kann dem Leser Mut machen, über sich hinaus zu wachsen, wie es viele andere vor ihm auch bereits taten. Dabei gefällt mir vor allem, dass nicht nur bereits bekannte Personen genannt werden wie z. B. Muhammad Ali und Galileo Galilei, sondern auch viele unbekannte Namen ihren Weg ins Buch fanden.
In dem Buch werden über 100 Jungen und Männer beschrieben, wobei jedem eine Doppelseite zusteht. Eine Seite davon ist jeweils ein Bild, wobei mir die Bilder oftmals weniger gefielen. Die Beschreibungen der Personen beschränken sich meist auf das Wesentliche, die eigentliche Heldenleistung. Tiefergehende Informationen zu den Personen sucht man in dem Buch vergebens, dafür lassen sich die Beispiele recht schnell lesen. An einigen Stellen ist dies sehr schade, andererseits bleibt das Buch so auch für Lesefaule ein Anreiz, mal eben eine Kurzbiographie zu lesen.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Ein Teenager wird zur magischen Rebellin

Sturmmädchen
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Durch einen magischen Sturm gelangt die 16jährige Liv in die Welt Ru'una. Dort hat der böse Hexer Gorloch die Macht an sich gerissen und droht, die Welt zu unterjochen. Alle Hoffnung ruht nun auf Liv: ...

Durch einen magischen Sturm gelangt die 16jährige Liv in die Welt Ru'una. Dort hat der böse Hexer Gorloch die Macht an sich gerissen und droht, die Welt zu unterjochen. Alle Hoffnung ruht nun auf Liv: Eine Prophezeiung besagt, dass ein Sturmmädchen kommen wird, um den Rebellen zum Sieg zu verhelfen...
Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das beeindruckende Cover mit dem Drachen. Und obwohl ich zuerst nicht wusste, was mich erwartet, wurde ich nicht enttäuscht. Dabei fängt das Buch relativ harmlos an. Liv ist ein neuseeländisches Mädchen, welches mit ihren Elten in den Urlaub fährt, um den Tod ihrer besten Freundin zu verarbeiten. Sie sucht die Schuld an dem Unglück bei sich, zieht sich in sich selbst zurück. Als sie plötzlich in Ru'una landet, überstürzen sich jedoch die Ereignisse, als sie erst von einem Drachen angegriffen und von einem jungen Mann auf einem fliegenden Pferd gerettet wird. Von da an ist Liv gezwungen, aus sich heraus zu kommen und sich ihrer neuen Aufgabe zu stellen. Dabei wird gut beschrieben, wie aus dem trauernden Teenager eine selbstbewusste junge Frau wird, die plötzlich magische Kräfte in sich erweckt - nicht umsonst ist Liv das "Sturmmädchen". Hilfreich dabei ist ihr Tristan, der junge Rebell, der ihr Herz ebenfalls schneller schlagen lässt.
Mit Ru'una hat Lilyan C. Wood eine wunderschöne Welt voller Magie und aussergewöhnlicher Wesen erschaffen, von denen die Dra'oga und die geflügelten Pferde nur einige sind. Erstaunt stellte ich fest, wie der Roman sich von Seite zu Seite zu immer mehr zu einem kämpferischen Abenteuer entwickelte, in welchem leider auch viele Opfer gebracht werden mussten. Ebenso gefiel mir, dass die kleine Liebesgeschichte zwischen Liv und Tristan sehr im Hintergrund blieb und der Schwerpunkt hauptsächlich auf der Befreiung Ru'unas lag.
Ein spannendes Fantasyabenteuer mit Kampf und Magie, welches ich gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Düsteratmosphärische Märcheninterpretation

Nora Bendzkos Galgenmärchen / Hexensold
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Märchenadaptionen sind momentan sehr gefragt. Jetzt habe ich mal den Schritt gewagt, eine sehr düstere Variante zu lesen. Hexensold ist bereits das vierte von Nora Bendzkos Galgenmärchen, welches zur Zeit ...

Märchenadaptionen sind momentan sehr gefragt. Jetzt habe ich mal den Schritt gewagt, eine sehr düstere Variante zu lesen. Hexensold ist bereits das vierte von Nora Bendzkos Galgenmärchen, welches zur Zeit des 30jährigen Krieges spielt und an eine wahre Begebenheit angelehnt ist. Hierbei wird das Märchen von Rapunzel völlig neu interpretiert. Doch worum geht es?
Elegios Vater ist ein Assassine, welcher als "Inferno" einem Schatten gleich Auftragsmorde erledigt und sich wünscht, dass sein Sohn ebenfalls den Weg des Profikillers wählt. Doch Elegio, der im italienischen Veltlin von den anderen Dorfbewohnern abgeschottet im Turm des Vaters aufwächst, ist einfach nicht der Typ dafür. Viel lieber träumt er von Sagengestalten und schönen Kleidern. Bis Elegio eines Tages ein Kleid samt Perücke geschenkt bekommt und geheimnisvolle Hexenkräfte zu wirken beginnen: Durch das Kleid verwandelt Elegio sich in Rapunzel, eine mörderische Schönheit. Doch zeitgleich beginnen auch andere, zerstörerische Mächte zu wirken...
Die Idee, Rapunzel als einen Cross Dresser darzustellen, also in diesem Fall einen Mann, der Frauenkleider trägt, ist auf den ersten Blick sehr ausgefallen. Wenn man jedoch erstmal Elegios/Rapunzels Wurzeln kennt, nach welchen er sucht, passt diese Eigenart sehr gut. Faszinierend fand ich zudem, wie das Leben von Elegio und dessen Vater mit dem historisch belegten Veltliner Protestantenmord verknüpft wird. Diese ganze, teilweise recht brutale Atmosphäre verleiht dem Roman eine sehr düstere Hintergrundstimmung. Überhaupt ist das Buch sehr atmosphärisch geschrieben und beinhaltet neben historischen Details magische Elemente wie Hexen, Zauberei, Naturgeister und Dämonen. Auch typische Märchenelemente lassen sich finden, wobei selbst der bekannte Satz "Rapunzel, lass dein Haar herunter" im Galgenmärchen wiederzufinden ist.
Was mich beim Lesen etwas störte war, dass die Erzählung wiederholt kleine Abweigungen nahm und von Geschehnissen erzählte, welche die Spannung der Hauptstory wiederholt ausbremsten und alles unnötig in die Länge zogen. Das hat meinen Spaß an dem Galgenmärchen einige Male etwas ausgebremst.
Kurz gesagt: Hexensold ist eine äußerst ausgefallene und atmosphärische Interpretation des Märchens um Rapunzel, geschickt verpackt in eine historisch sehr blutige und düstere Zeit.