Sanfter Thriller mit psychologischer Raffinesse
So nah der Tod„So nah der Tod“ von Thea Falken, der am 29.03.2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist, ist ein Thriller der sanften Art, aber dennoch ein Thriller.
Die kleine Tochter von Annika wird aus ihrem Bettchen ...
„So nah der Tod“ von Thea Falken, der am 29.03.2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist, ist ein Thriller der sanften Art, aber dennoch ein Thriller.
Die kleine Tochter von Annika wird aus ihrem Bettchen entführt. Zurück bleiben die Worte „Bye Mama“ geformt aus blutigen kleinen Handabdrücken und ein Rätsel. Kann Annika es in einer bestimmten Zeit nicht lösen, ist das das Todesurteil für ihre Tochter. Kopflos und panisch wendet sich Annika an den einzigen Menschen, dem sie vertraut – ihren besten Freund Sebastian, der natürlich sofort zur Hilfe eilt. Dass dieser jedoch bis zum Hals in eigenen Schwierigkeiten steckt, weil sein Bibliotheksausweis unter ein verstümmelten Leiche gefunden wurde, können beide zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Hauptkommissar Eric Weinsheim hat diesen Fall übernommen und erkennt sofort, dass die Entführung mit dem Mord in Zusammenhang steht. Eine nervenaufreibende Suche beginnt…
In einfühlsamen Worten schildert Thea Falken wie Annika das Verschwinden ihrer Tochter entdeckt. Die Panik, die Kopflosigkeit ist fast greifbar für den Leser. Sie sucht zunächst ihr Haus ab, obwohl die Tochter doch viel zu klein ist, um sich zu verstecken. In vielen kleinen Dingen erkennt man die Panik und Angst. Man könnte zwar sagen, dass Annika zeitweilig gedankenlos vorgeht, doch je mehr man liest, desto klarer wird, dass es nicht gedankenlos ist sondern dass die Verzweiflung ihre Fähigkeit zu klarem und logischen Denken einschränkt. Dazwischen die Schilderungen des Täters, wie grausam seine Kindheit war, lässt einem schon manchmal das Blut in den Adern gefrieren. Die Personen, die Annika während ihrer Flucht trifft und die ihr teilweise hilfreich zur Seite stehen, sind gut ausgearbeitet und absolut glaubwürdig. Kommissar Weinsheim ermittelt klar und überlegt und lässt sich auch von seinem Kariere besessenen Vorgesetzten nicht von seinen Ermittlungen abbringen, kann aber eine Suchanzeige in der Zeitung nicht verhindern, und die auch noch mit Bild. Das war das einzige, das ich nicht so gut fand, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt wäre, es sei denn, die Schuld wäre erwiesen.
Der ganze Weg des Rätselratens war ein Wechselbad der Gefühle und ein inneres Daumendrücken, dass Annika die Lösung findet. Das Spielen mit den Gefühlen hat die Autorin virtuos hinbekommen. Wenn diese Mutter real wäre, ich bin mir sicher, sie würde am Ende einen Therapeuten benötigen.
Die Auflösung am Ende war zwar teilweise für mich nicht mehr überraschend, aber es ist logisch und nachvollziehbar.
Ich hoffe auf mehr Fälle für Eric Weinsheim von diesem Kaliber.