Cover-Bild Mittagsstunde
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 15.10.2018
  • ISBN: 9783328600039
Dörte Hansen

Mittagsstunde

Roman
Der bewegende Bestseller von Dörte Hansen

Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2020

De Böskupp över de Heimaad

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Ich komme zwar auch aus dem Norden Deutschlands, aber Nordfriesland und seine Dörfer sind dann trotzdem noch ein Stück entfernt. Umso schöner fand ich es in diese Welt einzutauchen und bin Dörte Hansen ...

Ich komme zwar auch aus dem Norden Deutschlands, aber Nordfriesland und seine Dörfer sind dann trotzdem noch ein Stück entfernt. Umso schöner fand ich es in diese Welt einzutauchen und bin Dörte Hansen für ihre "Mittagsstunde" sehr dankbar.
Ich danke ihr sehr für....
...die autenthischen, eigenartigen Charaktere;
...die Botschaft sich als Mensch nicht zu ernst zu nehmen, da die Natur doch um einiges stärker ist;
...die lebensnahen und realistischen plattdeutschen Dialoge;
... eine Geschichte mal aus einer ganz anderen Perspektive lesen zu können;
...den Einblick in das sich verändernde moderne Leben von Landwirten (oder was Menschen machen, wenn sie nicht mit den neuen Trends gehen können)
...
Und noch viel mehr, was dieses Buch so sehr lesenswert macht. Denn eigentlich passiert in der Gegenwart der Geschichte gar nicht so viel: Ingwar Feddersen kehrt aus Kiel in sein Heimatdorf zurück, um sich ein Jahr Auszeit zu nehmen und sich um seine ältere und zunehmend gebrechlichere Verwandtschaft zu kümmern. Vielmehr sind die Rückblicke interessant, die ihn während der Zeit immer wieder einholen. Dadurch erfährt der Leser, wie sich die Menschen und die Dorfegemeinschaft und -landschaft und Brinkebüll in den letzten 48 Jahren verändert hat, mit welchen Herausforderungen und Entwicklungen die Menschen umgehen mussten und wie neue Perspektiven aussehen. Eigentlich eine eher unspektakuläre Handlung, aber sehr "naturnah" und dadurch so eindringlich.

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Veröffentlicht am 16.01.2019

Klapperlatschen

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Mit ihren Klapperlatschen klappert sie durch Brinkebüll und kündet vom nahenden Untergang, deshalb wird sie im Dorf nur Marret Ünnergang genannt. Jahre später kehrt der auch nicht mehr ganz junge Ingwer ...

Mit ihren Klapperlatschen klappert sie durch Brinkebüll und kündet vom nahenden Untergang, deshalb wird sie im Dorf nur Marret Ünnergang genannt. Jahre später kehrt der auch nicht mehr ganz junge Ingwer Feddersen in sein Dorf zurück. Der Archäologe hat sich ein Jahr Auszeit an der Uni Kiel genommen, wo er als Hochschullehrer tätig ist. Ein Jahr, dass er seinen Großeltern schenken möchte, die inzwischen beide über 90 etwas Hilfe benötigen. Seine Großmutter Ella ist noch rüstig, allerdings der Geist will nicht mehr. Beim Großvater Sönke ist es gerade umgekehrt, der Geist ist klar, der Körper klapprig. Für Ingwer beginnt eine Zeit der Hingabe, aber auch der Erinnerung und Besinnung auf das, was er eigentlich will.

Zwischen Gegenwart und Vergangenheit mäandert dieser gehaltvolle Roman hin und her. Man erlebt die Zeit des langsamen Niedergangs eines norddeutschen Dorfes. Von der Flurbereinigung in den 1960ern an bis in die Gegenwart wird in anrührenden Episoden berichtet, wie es mit dem Dorf und seinen skurrilen Charakteren immer weniger wird. Da werden scheinbar nicht nur Wiesen und Felder begradigt, auch die knorrigen Dorfbewohner scheinen in jeder Generation eine Runderneuerung zu erleiden. Schließlich ist Sönke noch eines der wenigen verbliebenen Originale auch Dörpsmensch genannt. Immer noch betreibt er seinen Dorfkrug, der fast genauso vereinsamt ist wie das Dorf und seine Bewohner.

Sehr einfühlsam beschreibt Dörte Hansen das Schicksal des fiktiven Brinkebüll, das sie zwar in Norddeutschland verortet hat, das aber vermutlich auch in jeder ländlichen Gegend gewachsen sein könnte. Urige Dörfchen mit Klein- und Großbauern, einer Gastwirtschaft, ein Tante Emma Laden, vielleicht eine Bäckerei, ein Schlachter und eine Werkstatt. Viele Leser kennen es wahrscheinlich. Was es einmal gab und was noch da ist. Wenn Felder und Wiesen wegen der Flurbereinigung getauscht werden sollten, die Straßen gemacht wurden, und ein Gewerbe nach dem anderen verschwand. Doch in jedem Verschwinden liegt auch eine Erneuerung. Die heimelige, aber auch stichelige Stimmung verschwindet. Doch eine Dorfgemeinschaft kann sich auch neu finden. Und so ist dieser Roman von Melancholie, Wind und Abschied geprägt, auch von Aufbruch, Humor und Liebe zum Land.

Ein zweites Buch kann es mitunter schwer haben, wenn es mit dem ersten verglichen wird. Dieses aber braucht den Vergleich nicht zu scheuen, es ist anders zwar, aber eher im Sinne einer Weiterentwicklung und Perfektionierung. Einfach klasse geschrieben, ein Fest für solche, die vom Lande kommen und vielleicht auch für solche, die eine Entdeckung machen wollen.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Die Schatten der Vergangenheit

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Es ist Mittag im Alten Land. Die Menschen ziehen sich auf ihre Küchenbänke und Stubensofas zurück und ruhen sich aus. Doch was ist jetzt los? Der Büchereibus fährt auf den Vorplatz und hupt!
Ein erstes ...

Es ist Mittag im Alten Land. Die Menschen ziehen sich auf ihre Küchenbänke und Stubensofas zurück und ruhen sich aus. Doch was ist jetzt los? Der Büchereibus fährt auf den Vorplatz und hupt!
Ein erstes Zeichen der Veränderung in einem kleinen Bauerndorf in Ostfriesland. Ingwer Feddersen kommt aus der Stadt zurück, um seine alten Eltern zu pflegen und erlebt ein Dorf, das er so nicht mehr in Erinnerung hat. Dörte Hansen schreibt vom Wandel, aber auch vom Zusammenhalt der Dorfbewohner. Von früheren Zeiten und von jetzigen. Von besseren und schlechteren. Und von den Charakteren, die so ein Dorf hervorbringt. Da ist der alte Sönke, der vom Krieg wieder kommt und erst einmal rechnet, ob das Kind im Bauch seiner Frau überhaupt von ihm sein kann. Und da ist Marret „halfbackt“ – die ihr Neugeborenes nicht annehmen kann und in der Schwangerschaft lieber vom Heuboden springt, als sich die Schande eines unehelichen Kindes anzutun. Denn genau das ist es noch in dem kleinen Dorf. Zumindest vor dem Wandel.
Anfangs fand ich die Schreibweise von „Mittagsstunde“ noch etwas schwer und ich tat mich nicht leicht, in die Handlung zu finden. Die Leute schnacken platt – da hätte ich manchmal schon einen Dolmetscher gebraucht. Doch mit der Zeit habe ich mich dann eingelesen und auch die Handlung hat mich fortgerissen. Ich sah das Dorf sehr gut vor mir, der kleine Dorfladen, die Bäckerei, in der alle zusammenkommen, die düsteren Bauernhöfe und die kleine Volksschule, in der 9 Klassen gleichzeitig unterrichtet werden.
Hansen zeichnet ein Bild vom Wandel. Ob dieser gut oder schlecht ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Hansen zeichnet aber vor allem auch ein Bild des Dorflebens in der Vergangenheit. Und das hat mich begeistert. Wie die Leute alle treffsichere Beinamen bekommen und wie man sich am Abend im Dorfgasthaus trifft, um sich auszutauschen – so ein klein wenig habe ich auch noch davon mitbekommen und ja, manchmal habe ich mich während des Lesens doch in meine Kindheit und die Ferienzeit bei der Oma im kleinen Dorf zurückgesehnt.

Veröffentlicht am 01.06.2023

Veränderungen – ein Dorf im Wandel der Zeit

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Nach dreißig Jahren in der Stadt kehrt er nun wieder in sein Heimatdorf Brinkebüll zurück, Dr. Ingwer Feddersen, 47, Archäologe an der Uni Kiel. Er hat sich ein Sabbatjahr genommen, um seine alten Großeltern ...

Nach dreißig Jahren in der Stadt kehrt er nun wieder in sein Heimatdorf Brinkebüll zurück, Dr. Ingwer Feddersen, 47, Archäologe an der Uni Kiel. Er hat sich ein Sabbatjahr genommen, um seine alten Großeltern Ella und Sönke Feddersen zu versorgen. Damals hatten sie ihn versorgt, hatten das für ihn getan wozu seine Mutter nicht imstande war, jetzt ist er an der Reihe. Es hat sich viel verändert im Dorf, die alten kleinen Höfe sind verschwunden, ebenso die Schule und der Tante-Emma-Laden, die Dorfstraße ist jetzt geteert, neue Häuser sind entstanden - und in Feddersens alte Gastwirtschaft, die früher der Mittelpunkt des Dorfes war, verirrt sich heute nur selten noch jemand. Es ist still geworden im Dorf, so still wie es früher nur in der Mittagsstunde war …

Dörte Hansen, geb. 1964 in Husum, ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Sie studierte in Kiel Soziolinguistik, Anglistik und Romanistik, absolvierte ein Praktikum beim Magazin Merian und arbeitete danach als Journalistin für mehrere Hörfunksender und verschiedene Zeitschriften. Sie war ab 2012 festangestellte Kulturredakteurin bei NDRInfo, inzwischen ist sie als freie Autorin tätig. Nach ihrem ersten Roman „Altes Land“ (2015) ist „Mittagsstunde“ (2018) ihr zweiter Roman. Beide wurden bereits verfilmt und mit einigen Auszeichnungen und Literaturpreisen bedacht. Dörte Hansen ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt heute wieder in Husum.

Der rasche Wandel im Dorfleben, der sich seit der Gebietsreform in den 60er Jahren vollzogen hat, hat die Autorin in den Mittelpunkt dieses Romans gestellt. Was sich hier in Nordfriesland abspielt könnte auch so oder so ähnlich in jeder dörflichen Gegend unseres Landes geschehen sein. Eine Studie über Heimat und Landleben, warmherzig beobachtet, ohne Sentimentalität und Nostalgie. Daneben gibt es auch noch weitere relevante Themen, wie z. B. Gemeinschaft und Zusammenhalt, Geburt und Pflege, Leben und Tod, die in der Geschichte gekonnt und mit viel Empathie angesprochen werden.

Der Schreibstil hierbei ist sehr angenehm, knapp und exakt mit oftmals leicht ironischem Unterton. Die Autorin beschreibt Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, gradlinige und sture Charaktere, denen jeder Leser auf die eine oder andere Art schon begegnet ist. Ihre bildhafte Sprache und gewählte Ausdrucksweise zeichnen ein wunderbares Bild der Natur und der Kargheit der Geestlandschaft. Man riecht förmlich die salzige Luft und spürt den meist heftigen Wind, der die Landschaft prägt. Schon allein deswegen lohnt es sich, das Buch zu lesen.

Fazit: Ein schönes Buch, wohltuend anders, kraftvoll erzählt, ohne Romantik und Klischees – ein Roman der dem Leser, trotz manch tragischer Momente, ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Mischung aus Drama und Leichtigkeit

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Ich habe mich anfangs schwer mit „Mittagsstunde“ getan, bin nicht richtig rein gekommen in das Buch. Aber dann hat es mich irgendwann gepackt – dieses spröde norddeutsche Dorf, diese ungewöhnliche Familiengeschichte, ...

Ich habe mich anfangs schwer mit „Mittagsstunde“ getan, bin nicht richtig rein gekommen in das Buch. Aber dann hat es mich irgendwann gepackt – dieses spröde norddeutsche Dorf, diese ungewöhnliche Familiengeschichte, diese aus der Zeit gefallene WG. Mit all ihren Verflechtungen und Geheimnissen. Alle Personen nicht direkt liebenswert, aber ans Herz wachsend. Wie schon bei „Altes Land“ eine gute Mischung aus Drama und Leichtigkeit, Witz. Ich fand es abwechslungsreich, gut erzählt.