Cover-Bild Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blanvalet
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 29.10.2018
  • ISBN: 9783764506292
Hajar Taddigs

Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes

Roman
Onkel Hassan ist tot. Es lebe Onkel Hassan!

Kreuzberg, 1984. Die Familie Özer macht sich bereit für die Fahrt in die türkische Heimat. Leider quartiert sich in ihrem alten Mercedes auch der allseits unbeliebte Onkel Hassan ein – der allerdings ausgerechnet in der DDR das Zeitliche segnet. Da sie aber zu fünft eingereist sind, müssen sie auch zu fünft wieder ausreisen. Die Lösung ist nah, denn sie treffen sie auf Walther, der sich sehnlichst wünscht, die DDR zu verlassen. Als Onkel Hassan verkleidet reist Walther in die Türkei und lernt die ganze Großfamilie und viele türkische Bräuche kennen. Doch in der DDR ist sein Verschwinden nicht unbemerkt geblieben …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2018

Kopfkino pur

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Kreuzberg, 1984. Die Familie Özer bereitet ihre Urlaubsreise in die türkische Heimat vor. Eigentlich ist das Auto schon randvoll gepackt, doch dann quartiert sich in ihrem alten Mercedes auch noch der ...

Kreuzberg, 1984. Die Familie Özer bereitet ihre Urlaubsreise in die türkische Heimat vor. Eigentlich ist das Auto schon randvoll gepackt, doch dann quartiert sich in ihrem alten Mercedes auch noch der recht unbeliebte Onkel Hassan ein – der allerdings ausgerechnet in der DDR das Zeitliche segnet. Da sie aber zu fünft eingereist sind, müssen sie auch zu fünft wieder ausreisen. Die Lösung kommt ihnen in Person von Walter wie gerufen. Er möchte gern die DDR verlassen und wird als Onkel Hassan verkleidet und auf die tagelange Reise nach Karasu mitgenommen, um dort die Hochzeit von Emines Schwester zu feiern.


Dieser Roman zeigt Einblicke in die türkische Kultur, macht die Zeit der Bespitzelung in der DDR vor dem Mauerfall deutlich und beschreibt eine ganz besonders erlebnisreiche Reise der türkischen Familie Özer in ihre Heimat. Dort soll die Hochzeit von Emine Özers Schwester gefeiert werden, das Brautkleid im Stil von Lady Diana spendiert die vermeintlich reiche Gastarbeiterfamilie. Yilmaz Özer packt den alten Mercedes randvoll, mit seiner Frau und den zwei Kindern wollen sie gerade losfahren, als Onkel Hassan auftaucht. Er will mitfahren, was der Familie zwar nicht passt, aber was will man machen, Verwandtschaft ist eben Verwandtschaft. Unterwegs in der DDR stirbt Onkel Hassan, die Familie beerdigt ihn so gut es geht und findet einen Ersatz - Walter Eschek, der nichts gegen eine Reise aus diesem Bespitzelungsstaat einzuwenden hat.


Die Fahrt über gibt es einige typische Vorkommnisse zu belachen, man sitzt selbst mit im Wagen und erlebt alles hautnah mit.

Familie Özer ist gastfreundlich und versorgt Walter mit selbstgemachten türkischen Leckereien, Walter erlebt seine erste große Reise und schaut endlich mal über den Rand seiner sozialistischen Heimat, die ihn nie groß begeistern konnte. Die Chance hier rauszukommen nutzt er liebend gern. In der DDR wird sein Verschwinden bemerkt, Republikflucht ist strafbar und die verscharte Leiche von Onkel Hassan wird Walter angehängt.

Währenddessen schaukelt er, der Einzelgänger, zig Tausend Kilometer bis ins kleine Städtchen Karasu, wo das Wasser noch aus dem Brunnen geholt werden muss und die Özers von ihrer Großfamilie für reiche Leute gehalten werden.

Dabei sind sie in Deutschland noch nicht reich geworden, Emine arbeitet als Putzfrau und Yilmaz Traum ist eine eigene Imbissbude. Auf der Reise erzählen sie sich gegenseitig von ihren Heimatländern, werden zu Freunden und die Özers zu Fluchthelfern.

Mit Walter im Schlepptau bürden sie sich auch Schwierigkeiten auf, ihn durch diverse Grenzübergänge zu mogeln, erfordert nicht nur Nerven wie Drahtseile, sondern auch Mut und Entschlossenheit.

Die Kinder Selma und Cem sind sehr westlich geprägt, die Sprachschwierigkeiten zwischen Walter und der türkischen Familie in Karasu wird zwischenmenschlich gelöst und man kommt sich schnell näher.


Der Erzählstil ist locker, lebensnah wird die Geschichte beschrieben und die lustigen Szenen sorgen für Kopfkino pur. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Roman die Vorlage für einen Spielfilm bilden würde.


Dieses Buch hat mir schöne Lesestunden geschenkt, es hat mich sehr gut unterhalten, ich konnte oft lachen und mir wurde diese Reise in die Türkei der 80er Jahre sehr authentisch nahegebracht.

Man erlebt die üblichen Gebräuche rund um Hochzeit, Todesfall mitsamt den kulinarischen Speisen mit und erlebt sogar einen Besuch in Istanbul mit den bekanntesten Sehenswürdigkeiten.


Wer sich auf eine abenteuerliche und lustige Reise machen will, mehr über die DDR und die Türkei lernen will, sollte dieses Buch lesen. Ich hatte großen Spaß dabei.


Veröffentlicht am 31.01.2019

Witziger Roman

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Der komplizierte Titel "Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes" klingt zu Beginn merkwürdig und das unpassende Cover schreckt erstmal ab. Doch in dem Roman von der Autorin ...

Der komplizierte Titel "Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes" klingt zu Beginn merkwürdig und das unpassende Cover schreckt erstmal ab. Doch in dem Roman von der Autorin Hajar Taddigs steckt eine lustige und authentische Geschichte.


Familie Özer lebt in der DDR und möchte die Fahrt in ihre türkische Heimat beginnen. Obwohl ihr alter Mercedes bis oben hin vollgepackt ist, müssen sie ihren unbeliebten Onkel Hassan mit auf die Reise nehmen. Ausgerechnet dann stirbt Hassan unterwegs und die Sorge ist groß. Denn wenn sie zu fünft einreisen, müssen sie auch zu fünft wieder ausreisen. Da kommt Walther genau richtig, denn er hat keinen größeren Traum als die DDR zu verlassen. Die Großfamilie nimmt ihn gebürtig auf und schnell erlebt Walther die türkische Kultur hautnah. Doch in der DDR ist sein Verschwinden nicht unbemerkt geblieben...

In dem Roman trifft die türkische Kultur mit ihren Sitten und Gebräuchen auf das Leben und die Gesetze der DDR. Mit großer Überspitzung liest man amüsant die Geschichte und hat die Szenen herrlich vor Augen. Da die Autorin marokkanischen Ursprungs ist, finde ich besonders die detaillierte Erzählung der türkischen Gebräuche und der Wortwahl faszinierend. Der Name Hassan kenne ich sonst aber eher nur aus dem Arabischen, ansonsten wurden klassische türkische Namen gewählt.

Die türkische Kultur kommt in diesem Roman super zur Geltung. Mit witzigen Vorurteilen und typischen Klischees habe ich die Sitten bildlich vor Augen. Von Hochzeitsbräuchen bis hin zur traditionellen Beerdigung ist alles in der Handlung enthalten. Die Charaktere sind vielseitig und wirken authentisch. Die Autorin hat das türkische Leben bzw. den Alltag zu Zeiten der DDR treu wiedergeben wollen und hat sich hierfür Unterstützung geholt, was man eindeutig merkt.

Aber auch Walther gibt auf lustige Art das Leben der DDR wieder. Die Bespitzelung und die extremen Gesetze werden ebenfalls realistisch wiedergegeben. Ohne in der Zeit gelebt zu haben, habe ich das mir gut vorstellen können.