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Veröffentlicht am 04.02.2019

Verzerrte Familienidylle

Der dunkle Garten
1

Toby Hennessy, 28, wird in seiner Dubliner Wohnung von zwei Einbrechern brutal zusammengeschlagen. Als er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt körperlich wieder einigermaßen hergestellt ist, erreicht ...

Toby Hennessy, 28, wird in seiner Dubliner Wohnung von zwei Einbrechern brutal zusammengeschlagen. Als er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt körperlich wieder einigermaßen hergestellt ist, erreicht ihn der Anruf seiner Cousine Susanna, dass er sich doch bitte um den gemeinsamen Onkel Hugo kümmern möchte. Da Toby psychisch noch einiges aufzuarbeiten hat, ziehen er und seine Freundin Melissa für eine Weile bei Onkel Hugo, der an einem Gehirntumor leidet, ein. Bei einem gemeinsamen Familienessen stößt der kleine Sohn von Susanna auf menschliche Schädelknochen. Und nun müssen sich alle Mitglieder der Familie Hennessy ihrer gemeinsamen Vergangenheit stellen.

Dies war mein erstes Buch, das ich von Tana French gelesen habe. Und ich habe mich anfangs etwas schwer getan mit den verschachtelten Sätzen, mit endlosen Längen, die mich in der Geschichte nicht weitergebracht haben. Aber nach einer Weile war ich doch mitten drin im Geschehen.

Sehr gut finde ich, dass ich die einzelnen Familienmitglieder bzw. alle Protagonisten sehr deutlich und ausgefeilt auch mit ihren Gedanken beschrieben bekomme. Ich hatte schnell von jedem Einzelnen ein klares Bild vor Augen. Durch die zahlreichen Dialoge komme ich den einzelnen Familienmitgliedern noch näher. Ich leide mit Toby, der sich seiner absolut nicht sicher ist; bewundere Hugo und Susanne, dass sie das Augenscheinliche so gut verdrängen; und ich frage mich immer wieder, was die Nervosität bei Leon auslöst. Bis zu einem Punkt, wo sich das alles dreht und es für mich keinen Sympathieträger, außer vielleicht Onkel Hugo, mehr gibt.
Genau so toll beschrieben finde ich den Garten des Efeuhauses, bei dem es mir in der Seele weh getan hat, als er total umgegraben und sogar ein alter Baum gefällt werden musste.
Genau so klar werden mir die verschiedenen Stimmungen im Haus durch die Autorin nahe gebracht.

Ich habe mich direkt in das Geheimnis, das der Baum zutage gebracht hat, reinziehen lassen. Hatte immer neue Ideen, was damals passiert sein könnte. Aber der Auflösung bin ich nicht sehr nahe gekommen.

Auch wenn der Roman anfangs einige Längen hat und mich erst ab ca. der Mitte fesseln konnte, hat sich das Lesen gelohnt. Ein interessanter Sprachstil, eine aussergewöhnliche Familiengeschichte und ein junger Mann, der mich durch seine Art beim Lesen gehalten hat.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Vorweihnachtszeit in Hagen

Schneewalzer
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Anja Henke hat sich einen Wunsch erfüllt und zu ihrem Online Buchhandel in Hagen einen Krimi-Buchladen eröffnet. Als auf dem Weihnachtsmarkt die Schülerin Hanna verschwindet und zwei ihrer Freundinnen ...

Anja Henke hat sich einen Wunsch erfüllt und zu ihrem Online Buchhandel in Hagen einen Krimi-Buchladen eröffnet. Als auf dem Weihnachtsmarkt die Schülerin Hanna verschwindet und zwei ihrer Freundinnen sich sicher sind, dass Anja als Krimibuchändlerin auch als Detektivin taugt. Ein erster Verdächtiger ist auch recht schnell gefunden. Von einem Kunden, KHK Neubert von der Kripo Hagen, der den Fall bearbeitet, bekommt sie die ein oder andere Insiderinfo. Und schon ist Anja mittendrin und hat es zwischen Familie, ihrem Fall und dem Buchladen nicht immer ganz leicht.

Ich habe mich sofort in den kleinen Buchladen verliebt. Und auch Anja, der ich nicht nur in der Buchhandlung, sondern auch daheim bei ihrer Familie über die Schulter schauen darf, kommt sehr menschlich und real rüber.
Obwohl ich Hagen nicht kenne, bin ich durch die Beschreibungen der Stadt gleich mittendrin und habe sie durch Anjas Kamera direkt vor Augen.

Alles in allem ein wunderschöner Weihnachtskrimi von dem ich gerne eine Fortsetzung hätte.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Die Weihnachtsgeschichte mal anders.

Schneekönig
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Wilhelm Gossec macht sich an einem winterlichen Abend im Dezember vom Christkindlmarkt auf zu seinem Trödelladen im Münchner Schlachthofviertel und kommt im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder, hier ...

Wilhelm Gossec macht sich an einem winterlichen Abend im Dezember vom Christkindlmarkt auf zu seinem Trödelladen im Münchner Schlachthofviertel und kommt im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder, hier eines Lastwagens. Nach einer kurzen Nahtoderfahrung taucht er an einer U-Bahn-Station wieder auf. Im dichten Schneegestöber trifft er auf die hochschwangere Mariella und ihren Freund und nimmt sie, angelehnt an das biblische Krippenspiel, zur Entbindung mit zu sich nachhause. Am nächsten Tag wird bekannt, dass in der benachbarten Maiklinik zwei neugeborene Buben ermordet wurden. Sucht der Mörder nach dem kleinen neugeborenen Joshua?

Durch den ziemlich schrägen Humor, der diesen Gossec prägt, hat es ein paar Seiten gedauert, bis ich mich in der etwas anderen Weihnachtsgeschichte angekommen bin und mich wohlgefühlt habe.

Wilhelm Gossec erzählt seine Geschichte in der Ich-Form. Locker, leicht und mit einem etwas merkwürdigem Verlauf bin ich mir manchmal nicht sicher, ist der Trödelhändler nun noch unter uns oder dirigiert er seine Leute von hoch oben? Trotz allem Wirrwarr hat der Münchner Grantler schnell meine Sympathien erhascht. Kümmert er sich doch rührend um Mariella und ihren neugeborenen Sohn, teilt sich mit der Münchner Obdachlosen e.V. einen Stand mit altbayerischen Weihnachtsantiquitäten am Christkindlmarkt, hilft einer alten Dame bei der Rückabwicklung einer Versicherung und setzt sich dafür ein, dass die Mieter des Hauses, in dem er seinen Antiquitätenladen hat, nach dem vor der Tür stehendem Tod des Besitzers auch dort wohnen bleiben können. Seine manchmal verworrenen, unklaren Gedanken verwirren auch mich etwas und ich kann mir aus der ganzen Geschichte meinen eigenen Reim machen.

Mir als Münchnerin gefällt es besonders, wenn ich mit ihm unterwegs bin. Vom Marienplatz über den Viktualienmarkt zur Blumenstraße, zurück ins Schlachthofviertel – immer habe ich ein klares Bild vor Augen. Auch von den sich meterhoch türmenden Schneemassen.

Ich würde diese Geschichte, obwohl sie den ein oder anderen Toten bereit hält, nicht als Krimi bezeichnen. Für mich war es die Weihnachtsgeschichte von Maria und Josef bis zu den 3 Heiligen aus dem Morgenland. Eine Geschichte, auf die ich mich einfach eingelassen habe. Mir hat´s gefallen.

Veröffentlicht am 21.01.2019

Humorvoll, spritzig, spannend

Liebe, Tod und Tofu
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Als ich das Buch vor mir liegen hatte, dachte ich, wow, ein aussergewöhnliches Cover. Erinnert mich eher an einen Comic. Jetzt, wo ich die Geschichte und die Handelnden kennengelernt habe, frage ich mich, ...

Als ich das Buch vor mir liegen hatte, dachte ich, wow, ein aussergewöhnliches Cover. Erinnert mich eher an einen Comic. Jetzt, wo ich die Geschichte und die Handelnden kennengelernt habe, frage ich mich, wer auf dem Cover wer ist. Dem Wort „Tofu“ seine eigene Farbe zu geben, macht das Cover noch interessanter.


Worum geht es?
Nach einbem Murenabgang sitzt Fernsehköchin Francesca Carlotti in einem kleinen Berghotel irgendwo in den deutschen Alpen, wo sie zu einem Kochkurs gebucht ist, fest. Ausser ihr haben sich auch ihr Exmann Gianluca, von dem sie aber noch nicht geschieden ist, mit seiner neuen Perle Jaqueline und seine Ex-Fußballkameraden hier eingefunden, die den Geburtstag von ihrem Freund Enzo Rotundo feiern wollen. Nacheinander stranden auch Francescas Kinder Clara und Cosimo hier. Als es den ersten Mord gibt, fühlt sich Dorfpolizist Adam dazu berufen, diesen aufzuklären. Und schon ist die Hölle los…


Die Menschen, die hier zusammengefercht sitzen, haben alle sehr verschiedene Charaktere, kommen menschlich sehr gut rüber und ich kann mich in ihre Situation recht gut hineinversetzen. Die Freunde, verbunden im Fußball, sind heute zum Teil nicht gut aufeinander zu sprechen. Dorfpolizist Adam stellt die kuriosesten Motivtheorien auf, Cosimo, klugscheißert herum wie ein Großer und Francesca versucht, alle irgendwie auf Spur zu halten.

Eine unterschwellige Spannung ist von Anfang an da und wird noch etwas erhöht, durch kurze Kapitel, die ohne Namensnennung auskommen und die die Gedanken des Täters wiederzugeben scheinen. Das erhöht natürlich die Spannung noch mehr.

Wo genau man sich befindet, habe ich beim Lesen nicht herausfinden können. Hat aber für die Geschichte auch keine Bedeutung. Ich hatte beim Lesen immer mal wieder die Bilder von den Lawinen im Kopf, die in den Bergen vor kurzem gesprengt wurden.

Untermalt mit farbenfrohen Szenebildern sehe ich die Gruppe auch optisch vor mir.

Da Francesca zum Kochen ins Hotel gekommen ist, bekomme ich als Nachschlag einige ihre Rezepte präsentiert.

Wer einen knallharten, blutrünstigen und anspruchsvollen Krimi erwartet, ist hier absolut falsch. Wer aber wie ich bei einem humorvollen und trotzdem spannenden Krimi gut unterhalten werden und auch mal schmunzeln will, der ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Eine kleine Sommergeschichte...

Sommer der Erinnerung
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als Einstimmung zu einem Roman von Marie Matiseck „Ein Sommer wie Limoneneis“.

Bei einem Geschäftsessen trifft Anwalt Marco Pantanella, der mit seiner Familie seit Jahren in München lebt, auf einen Landsmann ...

als Einstimmung zu einem Roman von Marie Matiseck „Ein Sommer wie Limoneneis“.

Bei einem Geschäftsessen trifft Anwalt Marco Pantanella, der mit seiner Familie seit Jahren in München lebt, auf einen Landsmann von der Amalfi-Küste. Als dieser einen kleinen Kompass aus der Tasche holt, schweifen Marcos Gedanken zurück in seine Kindheit. Denn auch er hatte einen solchen Kompass, ein Geschenk vom Vater seines besten Freundes Pippo.
Zusammen mit Marco und Pippo gehe ich im Jahr 1987 auf die Suche nach 2 kleinen Zicklein, die nach einem Erdbeben hoch auf den Berg verschwunden waren.

Der Schreibstil ist leicht und locker, bringt mir die Menschen, ihr karges Leben und ihre Lebensfreude nahe. Ich fühle mich sehr schnell mittendrin in Italien an der Amalfi-Küste, wo man immer wieder mal mit Erdbeben rechnen muss.
Ich spüre die Angst des kleinen Marco, der vor Erschöpfung eingeschlafen, spät abends wieder wach wird und sich nicht allein wieder den Berg runter traut. Aber die Geschichte geht ja noch mal gut aus.

Ein wunderbarer Einstieg in den ersten Roman der Amalfi-Reihe „Ein Sommer wie Limoneneis“. Diese Geschichte weckt in mir den Wunsch, die daraus folgenden Bücher ebenfalls lesen zu wollen.

Ein unterhaltsamer Kurzroman, für den ich gerne 4 Sterne in Italien zurück lasse.