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Veröffentlicht am 02.01.2019

Die Rechte der Menschen im digitalen Zeitalter.

Der Circle
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Der Autor Dave Eggers zeigt die ethische Naivität, den Aufstieg der sozialen Medien und die daraus resultierenden Folgen bei seinem Roman „Der Circle“.

Die Protagonistin Mae Holland ist jung, naiv, hat ...

Der Autor Dave Eggers zeigt die ethische Naivität, den Aufstieg der sozialen Medien und die daraus resultierenden Folgen bei seinem Roman „Der Circle“.

Die Protagonistin Mae Holland ist jung, naiv, hat einen an MS erkrankten Vater und nun einen Job bei diesem coolen Unternehmen. Aber eigentlich hat sie nur eine „gewöhnliche Position im Circle, ein plebejischer Platz eines Sprachrohres, eines öffentlichen Lockvogels.“ [402] Es gibt viele Mitarbeiterbenefits beim Circle, doch für welchen Preis?

Eigentlich könnte man dieses Buch unter dem Titel „Die Rechte der Menschen im digitalen Zeitalter.“ [550] zusammenfassen. Wie bereits George Orwell und Aldous Huxley wagt auch Dave Eggers einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft. Vieles davon kommt uns schon bekannt vor, wurde in anderen Büchern aber ansprechender, spannender dargestellt. Vieles in diesem Roman ist etwas in die Länge gezogen. Es gibt unzählige Wiederholungen, Aufzählungen wie an dem folgenden Beispiel zu erkennen ist:

„Sie erledigte 140 Kundenanfragen,… beantwortete zugleich 1129 Circle-Survey-Fragen.. arbeitete an ihrem PartiRank, das sie von 1827 auf 1430 brachte.“ [316 f.]

Dies wiederholt sich so oft in dem Buch, auch die tollen neuen Erfindungen, dass ich es wirklich als störend empfinde, obwohl der Schreibstil angenehm ist. Die Seiten fliegen förmlich nur so dahin.

Auch wenn es der Wirklichkeit entspricht, dass heutzutage viele Personen nichts mehr hinterfragen, alles einfach hinnehmen, so finde ich die Naivität von Mae sehr anstrengend. Sie verschließt die Augen, hinterfragt nichts, ist blind für das offensichtliche und resistent gegenüber allem und jeden, der nicht für den Circle kämpft.

„Wir schließen den Kreis um alle – es ist ein totalitärer Albtraum.“ [545]

Veröffentlicht am 17.05.2021

Für Fans von Animes und Fantasy

Der Lotuskrieg 1 - Stormdancer
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Japan trifft auf Jay Kristoff. Was soll da eigentlich schiefgehen, zumal das Cover schon etwas magisches und Verzauberndes hat. Für mich gab es dann doch ziemlich viel in „Stormdancer“ von Jay Kristoff, ...

Japan trifft auf Jay Kristoff. Was soll da eigentlich schiefgehen, zumal das Cover schon etwas magisches und Verzauberndes hat. Für mich gab es dann doch ziemlich viel in „Stormdancer“ von Jay Kristoff, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Ich hatte mit wesentlich mehr Tempo und tollen Charakteren gerechnet. Leider zieht sich diese Geschichte – die ersten 100 Seiten - bis es endlich losgeht.
An vielen Stellen war es mir einfach zu viel. Zu viel Erklärungen, welche bis ins kleinste Detail gehen, zu viel Beschreibungen und japanische Wörter. Insgesamt wirken die Charaktere, auch in ihrem Handeln, zu eindimensional auf mich.
Immerhin ist das Ende stark und insgesamt hat mir gefallen, dass ökologische und soziale Fragen in diesem Roman behandelt werden. Die Steampunk-Elemente sind schon klasse und natürlich auch die generelle Idee an sich.
Wahrscheinlich gehöre ich nicht wirklich zur jüngeren Zielgruppe. Fans von Animes und Fantasy sollten bei „Stormdancer“ aber voll auf ihre Kosten kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2019

Wenn Bären tanzen

Bärenblues
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„Hat Ihnen schon mal einer gesagt, dass Sie hier ziemlich hinterm Mond, dass sich die Zeiten geändert haben? … Sie haben doch bestimmt schon was von Bürgerrechten gehört, oder?“ [85]

„Bärenblues“ von ...

„Hat Ihnen schon mal einer gesagt, dass Sie hier ziemlich hinterm Mond, dass sich die Zeiten geändert haben? … Sie haben doch bestimmt schon was von Bürgerrechten gehört, oder?“ [85]

„Bärenblues“ von Joe R. Lansdale ist der dritte Band zu der Reihe "Hap Collins & Leonard Pine“. Ich beziehe mich hier wieder auf die limitierte Taschenbuchausgabe des Golkonda Verlags.

!!! Kurz zur Bewertung. Leider fehlen dem Buch 3 Kapitel. Man liest bis Seite 240 und findet als nächste Seite im Buch die 97. Dann kommt man von Seite 120 zur Seite 265. Auch wenn das Leseverständnis dadurch nicht wesentlich getrübt wird, so hätte dies dem Verlag auffallen müssen. Die Story selbst verdient wieder einmal 5 Sterne.

Meine Lieblingsreihe geht in die dritte Runde. Dabei lässt Lansdale seine beiden Charaktere in Grovetown, Texas, nach der verschwundenen Florida [Haps Flamme aus Band 2] suchen. In diesem Nest herrscht noch die Rassentrennung. Für die Ermittlungen ist das natürlich nicht förderlich. Selbst aus Polizeikreisen kommt ein sehr rauer Ton:
„ ‚Konsterniert‘, sagte Leonard. ‚Ziemlich schwieriges Wort für ´nen Officer, oder?‘ …. Ich habe auch `n paar Sätze auf Lager. Zum Beispiel: ‚Der Neger starb langsam und qualvoll an den Folgen gezielter Schläge.‘ “ [139]
Lansdale zeichnet einen schrecklichen Schauplatz, den es eigentlich seit 1964 nicht mehr geben sollte. Wie man aber leider selbst heute noch feststellt, ist das Thema Rassentrennung immer noch nicht vom Tisch.
Die Story entwickelt sich gewohnt fesselnd, packt einen, lässt einen die feinen Hiebe des Autors auf die Gesellschaft spüren, wühlt auf. Perfekt, so muss es sein.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Durchaus interessant, muss man aber nicht lesen

Agnes
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„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ [9]
Der Ich-Erzähler lernt die junge Doktorandin Agnes kennen und beide verlieben sich.

Der Roman „Agnes“ von Peter Stamm kommt sehr unaufgeregt daher. ...

„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ [9]
Der Ich-Erzähler lernt die junge Doktorandin Agnes kennen und beide verlieben sich.

Der Roman „Agnes“ von Peter Stamm kommt sehr unaufgeregt daher. Vieles in diesem Buch spielt sich zwischen den Zeilen ab und kommt sehr distanziert daher. Gekonnt lässt Stamm die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion der zwei Liebenden verschwimmen.

„In meinem Kopf war unsere Beziehung viel weiter gediehen als in Wirkllichkeit.“ [17]

Mir ist das ganze viel zu bedeutungsschwanger, auch weil nicht sonderlich viel passiert. Obwohl es eine interessante Idee ist, den Ich-Erzähler ein Portrait über Agnes schreiben zu lassen, fehlt einiges, das diesem Buch den besonderen Schliff gibt.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Ein blasser Protagonist

Blasse Helden
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„Blasse Helden“ aus der Feder von Arthur Isarin – Norris von Schirach – erzählt von dem Russland zu Beginn der 1990er.
Ja, es ist ein informativer Roman über eine interessante Zeit – man erhält viele interessante ...

„Blasse Helden“ aus der Feder von Arthur Isarin – Norris von Schirach – erzählt von dem Russland zu Beginn der 1990er.
Ja, es ist ein informativer Roman über eine interessante Zeit – man erhält viele interessante Einblicke. Vielleicht sollte man sogar so weit gehen und sagen, dass es mehr eine Zusammenstellung diverser Anekdoten sind, welche der Autor zum Besten gibt. Diese gewähren zwar einen guten Einblick in eine zerfallende Sowjetunion, aber es fehlt dem Roman der Drive, der einen fesselt, ins Geschehen hineinzieht, einen zum Weiterlesen auffordert, mit Fragen konfrontiert.
Die Kapitel sind recht lang, der Schreibstil eher nüchtern. Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Mir persönlich fehlt es an Tiefgang in den Kapiteln. Eigentlich hat man nichts erfahren, was einem nicht schon durch diverse Medien zugetragen wurde. Schwierig an dieser Stelle: Was ist Fiktion in dem Roman, was entspricht der Wahrheit?
Auch wirkt der Protagonist Anton eher wie die menschgewordene Klebeverbindung zwischen einzelnen Kapiteln, der zu jeder möglichen Zeit mit diversen Frauen schläft.
Die Hauptfigur hat keine politische Haltung, stellt keine moralischen Fragen, bleibt als blasser Held ziemlich blass. Man baut keine Verbindung zu ihm auf, lässt ihn sein bizarres Leben leben.
Es fehlte der Fluss, der hintergründige Tiefgang. Und ja, Literatur habe ich auch schon spannender erlebt.