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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2019

Mord zum Muttertag

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Als Theodor Hofrath tot aufgefunden wird, sieht zunächst alles nach einem natürlichen Tod aus. Doch dann werden auf dem Gelände seines Wohnhauses Menschenknochen gefunden, und bald laufen die Ermittlungen ...

Als Theodor Hofrath tot aufgefunden wird, sieht zunächst alles nach einem natürlichen Tod aus. Doch dann werden auf dem Gelände seines Wohnhauses Menschenknochen gefunden, und bald laufen die Ermittlungen auf der Suche nach einem Serienmörder. Theodor Hofrath wird es wohl nicht gewesen sein, doch vielleicht eines der vielen Pflegekinder, die er zusammen mit seiner Frau Rita aufgenommen hatte? Als noch mehr weibliche Leichen des Serienmörders aufgefunden werden, wird Profiler Dr. Harding zugezogen. Die Zeit drängt, denn bald steht wieder der Muttertag vor der Tür – das Sterbedatum der Opfer dieses Täters.

Mit diesem Band der Reihe um Pia Sander und ihren Chef Oliver von Bodenstein hat die Autorin Nele Neuhaus einen äußerst komplexen Krimi um diesen Serienmörder geschrieben, der mit allen Wassern gewaschen und scheinbar unauffindbar ist. Mit dem Ermittlerteam stürzt sich der Leser in die Vergangenheit der Familie Hofrath mit all den Schattenseiten dieser ungewöhnlichen Pflegefamilie, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Sehr komplex sind die Zusammenhänge, die sich dabei ergeben, und es ist immer wieder verblüffend, wie die Autorin es schafft, Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Überraschende Wendungen bis hin zu nicht alltäglichen Handlungsorten geben dem Fall einen Touch von Drama und lassen eine fesselnde Lektüre entstehen, die den Leser sehr schnell in ihren Bann zieht. Manches hätte sich vielleicht auch ein bisschen kürzen lassen, doch insgesamt lehnt man sich nach dem Lesen zurück und freut sich über einen besonders ausgeklügelten Fall mit einer überraschenden Auflösung. Etwas überzogen fand ich den Showdown, hier greift die Autorin m.E. etwas zu sehr in die Vollen, doch man mag ihr einen solchen (hoffentlich einmaligen) Ausflug in unglaubwürdige Ereignisse nachsehen.

Nele Neuhaus hat sich mit ihren Büchern ihren Platz in der Rangliste der Krimiautoren erschrieben, und das völlig zu Recht. Dem möchte auch ich mich anschließen und das Buch sehr gerne weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Abgefahrener Genre-Mix

Bad Boy by Banana
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Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. ...

Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. Da beschließt er, seine böse Seite zu zeigen – mit dem Ergebnis, dass er mit dem Auto im Schaufenster des örtlichen Nachtclubs landet. Daraufhin schickt ihn sein Kanzleipartner auf einen Selbstfindungstrip in einer finnischen Blockhütte. Durch eine Doppelbelegung der Hütte lernt er die junge Nancy kennen, und sie bringt seine Gefühlswelt völlig ins Chaos. Doch auch wenn er Nancy widersteht, bleibt sie in seinen Gedanken und Träumen erhalten. Ist sein Schicksal mit dem ihren verknüpft, oder jagt er einem Traum nach?

Dieses Buch ist der Auftakt der 3Bee-Reihe rund um den Steuerberater Tom Sandmann. Viele Facetten werden darin aufgegriffen, mal ist er eher verletzlich, mal kehrt er eher den Macho heraus, mal dominiert die Liebe, ein andermal eher das Drama. Und immer wieder wird es märchenhaft und die Realität driftet ab ins Übersinnliche und Fantastische. Immer neue Wendungen lassen die Geschichte in eine andere, völlig unerwartete Richtung driften. So wirkt das Buch sowohl in den Personen wie auch in den Handlungen ab und zu völlig überzogen, darauf muss man sich erstmal einlassen. Dann aber kann man sich in einen Klamauk mit ein bisschen Tiefsinn versinken lassen. Mühsam zu lesen ist die Schreibmaschinenschrift, aber das soll wohl authentischer wirken. Etwas ratlos hinterlassen hat mich allerdings der Genremix, denn manche der ernsten Themen werden dadurch nur allzu oberflächlich gestreift, so dass letztendlich die Frage bleibt, wohin die Autorin den Leser führen will.

Ein Buch also, das sich nicht ernst nimmt, aber ernste Themen mit einbaut; Klamauk, der Nachdenkliches einbaut, aber nicht dominieren lassen will. Das polarisiert sicherlich: Es wird Leser geben, die damit nichts anfangen können, und andere, die sich auf dieses Buch mit Freude und einem Dauergrinsen im Gesicht einlassen können. Ich habe mich für den letzteren Weg entschieden und kann es allen empfehlen, die sich darauf einlassen wollen.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Märchenhaftes Abenteuer

Das Nachtschiff
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Die Geschwister Lea, Tim und Sarah können leider nicht in Urlaub fahren, denn das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, seit ihr Vater arbeitslos ist. Da kommt die Nachricht über ein geerbtes Haus auf Korsika. ...

Die Geschwister Lea, Tim und Sarah können leider nicht in Urlaub fahren, denn das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, seit ihr Vater arbeitslos ist. Da kommt die Nachricht über ein geerbtes Haus auf Korsika. Welch eine Freude, nicht nur ein wunderschönes Haus, sondern auch ein Segelschiff vorzufinden! Doch als die Geschwister auf dem Schiff übernachten, geraten sie in eine Zeitreise, ohne zu wissen, wie sie wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren können…

Das Buch ist aus Leas Sicht geschrieben, einer Vierzehnjährigen, die bereits gelernt hat, was Armut bedeutet. Sehr realistisch ist die Situation der Familie beschrieben. Leas Gedanken dazu sind sehr gut eingefangen, man kann schnell nachvollziehen, wie es der gesamten Familie geht. Spannend sind die Geschichten um das Erbe und vor allem die Zeitreise, die die Geschwister auf eine ganz besondere Weise zusammenwachsen lassen. Nur gemeinsam können sie die große Aufgabe bewältigen, die sich ihnen stellt. Überraschend ist die Auflösung, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte, die Geschichte jedoch auf eine ganz besondere Weise abrundet. Der flüssige Schreibstil ist angenehm zu lesen und auf junge Leser eingestimmt.

Diese Fantasy-Geschichte für junge Menschen ab 11 Jahren bietet ein kleines, überschaubares Abenteuer mit vielen spannenden Elementen, die ein bisschen an ein Märchen erinnert. Gerne empfehle ich sie weiter und vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Berührende Geschichte

Im Palast des schönsten Schmetterlings
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1964 stirbt der Jugendliche Gerardo bei einem Sprung ins Wasser. 40 Jahre später wird sein Bruder Yoanis ertrunken aus dem Wasser gezogen. Welche Geschichte steckt wohl dahinter?

Der Autor Peter Nathschlägel ...

1964 stirbt der Jugendliche Gerardo bei einem Sprung ins Wasser. 40 Jahre später wird sein Bruder Yoanis ertrunken aus dem Wasser gezogen. Welche Geschichte steckt wohl dahinter?

Der Autor Peter Nathschlägel erzählt die fast verlorene Geschichte des jungen Gerardo. Nach der Revolution, in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wurden Homosexuelle in Kuba verfolgt und in Umerziehungslager gesteckt. Das Buch fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit ein, zeigt die Lebenslust der jungen Menschen und vor allem die Diskriminierungen, denen Homosexuelle ausgesetzt waren. Das ist teilweise starker Tobak, beklemmend zu lesen, untermalt von den Briefen, die Gerardo selbst geschrieben hat.

Die verschiedenen Teile des Buches zeigen Gerardos Sichtweise wie auch die von Yoanis. Dadurch wirkt die Geschichte sehr authentisch, sie zieht den Leser schnell in ihren Bann. Die Charaktere sind gut beschrieben, man fiebert mit den Protagonisten mit und würde so gerne verändernd eingreifen in diese tragische Geschichte voller Verwicklungen…

Wer sich für die Geschichte Kubas interessiert, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Auch wer nach Literatur über Homosexuellen sucht, wird hier fündig werden. Nur kurz sei erwähnt, dass die Geschichte teilweise sehr freizügig geschrieben ist, was ich so vom Klappentext her nicht unbedingt erwartet hatte.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Eine unerwartete Reise

Dein Bild für immer
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Noch während Sophie um ihren Verlobten trauert, erhält sie die Reiseunterlagen für die von ihm gebuchten Flitterwochen in Bali. Ein Rücktritt ist nicht möglich, also unternimmt sie die Reise allein, im ...

Noch während Sophie um ihren Verlobten trauert, erhält sie die Reiseunterlagen für die von ihm gebuchten Flitterwochen in Bali. Ein Rücktritt ist nicht möglich, also unternimmt sie die Reise allein, im Handgepäck hat sie ein Bündel Fotos von ihm. Dann folgt im Flugzeug der erste Schock: Sein Sitzplatz wurde an jemand anders vergeben, das allein schon stört Sophie in ihrer Trauer. Doch das ist noch nicht alles, was an diesem Urlaub schiefzugehen scheint. Und ausgerechnet nach Bali fliegt auch er…

Eine verwitwete Braut, die im Andenken an ihren geliebten Fast-Ehemann die von ihm gebuchte Überraschungsreise antritt – das ist doch mal eine schöne Idee! Zudem ist Niklas auch so ganz anders als Maximilian, dem Sophie so sehr nachtrauert. Natürlich ahnt die Leserin schon sehr bald, dass sich Sophie und Niklas finden werden. Es wird für beide Protagonisten eine völlig unerwartete Reise, die ganz woanders hinführt als eigentlich geplant. Spannend bahnt sich eine Liebe an, die beide verändern wird. Dabei haben sie genügend seelisches Gepäck, das sie mit der Leserin zusammen angehen können. Das sorgt eine Weile für sehr viel Spannung und balanciert immer wieder am Rande von Kitsch und Klischees entlang, bis es allerdings dann für mein Empfinden doch kippt. Und ganz ehrlich, ich konnte sowohl Sophies wie auch Niklas‘ Verhalten nicht immer nachvollziehen. Auch wenn die Autorin Julia Hänel einige interessante Ideen verarbeitet hat, vor allem was die Trauerbewältigung betrifft, die ja einen großen Platz in diesem Buch einnimmt, so ganz überzeugt hat mich das Buch letztendlich nicht.

Insgesamt ein ganz solider Liebesroman mit allen Höhen und Tiefen, die frau sich wünschen kann. Auch wenn ich mir mehr erwartet hatte, nach der doch besonders pfiffigen Idee zum Einstieg, kann ich doch sagen, dass das Buch gut zu lesen ist und nette Unterhaltung bietet.