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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2019

Cool (bis auf das letzte Viertel)

Lola
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Lola - wer sie als Anhängsel des Drogengang-Bosses Garcia wähnt, hat weit gefehlt. Denn sie ist das Gehirn der Gang, die Strategin, diejenige, die sich noch dazu nicht scheut sich die Hände schmutzig zu ...

Lola - wer sie als Anhängsel des Drogengang-Bosses Garcia wähnt, hat weit gefehlt. Denn sie ist das Gehirn der Gang, die Strategin, diejenige, die sich noch dazu nicht scheut sich die Hände schmutzig zu machen, aufzuräumen. Seien es Mord oder mehr als drastische Zurechtweisungen der Mitglieder der eigenen Familie. Was die junge Latina hart gemacht hat wird schnell klar: Armut, Drogensucht, Missbrauch. Warum sie agiert wie sie es tut ebenfalls: Der Wille zu überleben, ein etwas besseres Leben zu haben, Kinder als Kinder aufwachsen zu sehen. Sie nutzt, was ihr gegeben wurde, womit sie sich auskennt - und gehört damit nicht zu den Guten. Eine weitere Protagonistin, die ambivalenter nicht sein könnte. Wir erleben sie über einen kurzen Zeitraum, lernen ihr lautes, zickiges, drogenbestimmtes, frittiertes, armes und resigniertes Umfeld kennen. Erzählerisch wird eine dichte, stimmige Athmosphäre präsentiert, so traurig und in Ansätzen hoffnungsfroh zugleich. Der Showdown jedoch ist zu verworren und maßlos übertrieben. Das ist dann doch ein wenig zu viel des Guten - oder Bösen. Schade, denn ansonsten ist die Story wirklich herzzerreißend schön, wie es auf dem Buchrücken zu lesen ist.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Marionette im eigenen Leben

Wahrheit gegen Wahrheit
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Subjektive und objektive Wahrheit, Naivität und scheinbar blindes Vertrauen, das Gefühl, ausgetrickst worden zu sein, dies aber zum Wohle der Familie zu verdrängen - all das sind Motive des Kriminalromans, ...

Subjektive und objektive Wahrheit, Naivität und scheinbar blindes Vertrauen, das Gefühl, ausgetrickst worden zu sein, dies aber zum Wohle der Familie zu verdrängen - all das sind Motive des Kriminalromans, mehr ist es meiner Meinung nach nicht - der sich um die US-amerikanische Spionageabwehr-analystin Vivian und ihre Familie dreht. Als die vierfache Mutter das Foto ihres Mannes in einer russischen Schläferdatei entdeckt, bricht für sie eine Welt zusammen. Stück für Stück wird in Rückblenden klar, dass Matt nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt, ihre Ehe darauf basiert, dass sie seine Zielperson war und er sie mehr als zehn Jahre geschickt manipuliert hat, um den amerikanischen Geheimdienst auszuspionieren. Matt ist ein wahrer Meister darin, Vivian emotional einzuwickeln, greift zu den drastischsten Mitteln. Ob er sie und die Kinder wirklich liebt, oder sie lediglich Mittel zum Zweck sind, bleibt nach einer drastischen Wendung schließlich weiterhin offen. Vivian möchte man wachrütteln, so nachvollziehbar ihre Gedankengänge auch sind. Doch schließlich ist Matt nicht der einzige, der sie austrickst, ihr gesamtes Umfeld scheint ein Minenfeld. Schade, dass ihre Eltern nicht genauer hinterfragen, warum Matt nach seinem Verschwinden einfach so wieder auftaucht - hat er sie bedroht? - und nicht umgesetzt wird, was es mit den Nachbarn, bei denen ab und an eine Putzkolonnen auftaucht, von denen man fast erwartet dass sie auch vom Geheimdienst sind, warum sonst sollte Matt auf gerade das ausgewählte Haus bestanden haben, auf sich hat. Auf jeden Fall hinterlässt die Story ein seltsames Gefühl, und auch Bedauern für Vivian, die so sehr Marionette im eigenen Leben ist, ohne eine Chance den Klauen der Geheimdienste zu entkommen.
Das Cover mit den russischen Sternen ist fast ein wenig zu harmlos gewählt für den psychologisch fein gesponnenen Krimi.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Wiener Krimi mit clever gelegten falschen Fährten

Die edle Kunst des Mordens
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Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei ...

Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei Morde. Und schon springt Claras Miss-Marple-Gen an und sie versucht, inmitten gutaussehender und offenbar wohlhabender Männer mit dem ein oder anderen dunklen oder aus süßen Geheimnis zu ermitteln. Allerdings gerät sie dadurch selbst in Lebensgefahr, denn als Amateurin ist Clara auf Hilfe angewiesen. Wird sie von Adonis Raffael lediglich charmant um den Finger gewickelt und eingelullt, von dessen Assistent Andreas geschickt ausgehorcht, von Direktor Bischoff als amouröses Abenteuer anvisiert und von Sicherheitsmann Leon und Maler Nicholas verfolgt und bedroht? Oder doch ganz anders?
Es macht Spaß, der Ich-Erzählerin zu folgen und mitzuerleben, wie sie sich auf der Suche nach dem roten Faden im Labyrinth der Rudolph-Gesellschaft orientiert.
Ich bin gespannt, welches Abenteuer Clara als nächstes erleben wird und ob sie den Mann für ihre Seite finden wird.
Das Cover ist so malerisch wie der Titel des Kriminalromans, macht Spaß.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Manipulation

Krokodilwächter
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Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, ...

Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, arbeitet an einem Thriller, dessen Mordszene auf grausige Weise in ihrem eigenen Haus Wirklichkeit wird. Die Studentin Julie, scheinbar in die Stadt gekommen um endlich das Leben zu genießen und um sich wie Esther schriftstellerisch zu betätigen, die fatalerweise Esther als Vorlage für ihre Protagonistin diente, ist nicht nur auf Papier das Opfer. Die beiden sich in ihrer Art ergänzenden, und deshalb oft auch annervenden, Polizisten Jeppe und Anette, deren Nachnamen sich so herrlich reimen, decken ein wahnsinniges Konstrukt an Macht aufgrund von Geld aber auch aufgrund von Charaktereigenschaften auf, das Opfer produziert und Täter hervorbringt. Denn schicksalhaft sind Personen miteinander verbunden, von denen man es zunächst nicht ahnt. Genau das macht für mich einen guten Krimi aus.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Historische Figuren, politische Ränkespiele, Familienehre und ein Mord

Grimms Morde
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Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm ...

Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm Grimm haben nach dem Sieg über Napoleon in Kassel einen schweren Stand, da sie als franzosenfreundlich gelten. Dennoch leben die Brüder ihren Beruf als Hofbibliothekare und die Freiheit die ihnen dies beschert, sich der deutschen Sprache und ihren Hausmärchen widmen zu können. Der sensible und kränkliche Wilhelm steht in Kontakt mit der adligen Jenny von Droste, die er aus der Ferne anschmachtet. Sie und ihre Schwester, die intelligente und damit verpönte Nette, haben sich an der Sammlung der Hausmärchen der Brüder beteiligt, allerdings auf andere Art und Weise als die beiden Männer glauben. Als dann eine der abgelegten Mätressen des verstorbenen Kurfürsten auf gleiche Art und Weise ermordet wird wie in einem von den Schwestern beigesteuerten Märchen, gerät der schroffe und unnahbare Jacob in Verdacht. Dies können die Damen nicht auf sich sitzen lassen, reisen nach Kassel und ermitteln, so wie es ihrem Stand und ihrer Zeit möglich ist, in der Kasseler Gesellschaft. Dabei kommt einiges ans Licht, was kein gutes Bild der politischen und Herrschersituation in Deutschland zur Zeit der vier wirft.

Gerade das Frauenbild zu dieser Zeit lässt einen erleichtert aufatmen, in einer späteren Zeit geboren zu sein. Die Auflösung, weshalb Nette bei ihrer Familie und in der adligen Gesellschaft in Ungnade gefallen ist, ist jedoch für das Niveau, auf dem sich die Story bewegt, fast zu profan.

Wer gerne in vergangene Zeiten eintaucht und gerne Fiktion über historisch belegte Figuren liest, ist hier sehr gut aufgehoben und wird auf hohem Niveau unterhalten.

Das Cover ist künstlerisch sehr hübsch gestaltet, passt in die Zeit des Settings.