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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Spannend, aber auch klischeehaft

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Zara und Zoe sind Zwillingsschwestern und sie sind verfeindet. Außerdem stehen sie Recht und Gesetz gegenüber wie der Nord- und der Südpol. Während Zara von Hardenberg die beste Profilerin Europols ist, ...


Zara und Zoe sind Zwillingsschwestern und sie sind verfeindet. Außerdem stehen sie Recht und Gesetz gegenüber wie der Nord- und der Südpol. Während Zara von Hardenberg die beste Profilerin Europols ist, alles sieht, sich alles merkt, sich im menschlichen Umgang aber äußerst distanziert bis fast schon autistisch wirkt, ist Zoe eine der besten Auftragskillerinnen, die in der Unterwelt respektiert und gefürchtet ist und sich vom Leben nimmt, was sie kriegen kann. Dies klingt schon etwas klischeebehaftet und ähnlich klischeebehaftet wirken auch die ersten Szenen, in denen Zoe bei einem Go Fast über die Autobahn jagt und nebenbei mal kurz einen Helfer erschießt, weil er ihr nicht in den Kram passt. Ähnlich stereotyp wirkt die Situation, als Zara von Hardenberg die Leiche eines 14-jährigen Mädchens in den Calanques inspiziert, das mit zahllosen Messerstichen getötet wurde. Während sie die Tote und den Fundort betrachtet, rührt sich keiner ihrer Mitarbeiter, da alle wissen, dass Zara sich alle Details einprägt. Dennoch ist das Interesse des Lesers geweckt, warum gerade Europol und die Antiterrorbrigade sich um einen Mädchenmord kümmern soll. Auch will man wissen, was die beiden Handlungsstränge um die beiden ungleichen Schwestern zusammenführt. Nur durch einzelne Andeutungen erfährt man, was in der Vergangenheit in Zaras und Zoe Familie und zwischen den Schwestern vorgefallen ist, dass die beiden sich so entfremdet und sogar verfeindet haben.
Oetkers Stärke besteht meiner Meinung nach eher in der Schilderung der Landschaft, der Atmosphäre, sei es im nächtlichen Marseille oder am Meer. Die Kriminalhandlung selbst ist zwar spannend, wirkt aber auch recht konstruiert und stellenweise zu gewollt brutal.
Insgesamt hat mich ,,Zara und Zoe – Rache und Marseille“ zwar gut unterhalten, allerdings nicht restlos überzeugen können. Auch würde ich eher von einem Krimi als von einem Thriller sprechen.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Beschaulich

Lago Mortale
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Hinter Giulia Conti versteckt sich keine neue italienische Autorin, sondern eine deutsche Journalistin und Reisebuchautorin, die ihre Wahlheimat, ein kleines Dorf am Lago d’Orta zum Schauplatz eines ...



Hinter Giulia Conti versteckt sich keine neue italienische Autorin, sondern eine deutsche Journalistin und Reisebuchautorin, die ihre Wahlheimat, ein kleines Dorf am Lago d’Orta zum Schauplatz eines Krimis auserkoren hat. Warum deutsche Autoren immer unter einem italienischen, französischen oder sonstigem Pseudonym veröffentlichen müssen, bleibt mir ein Rätsel, das vermutlich nur die Verlage beantworten können. Immerhin kennt sich die Autorin in der Region und den landestypischen Gepflogenheiten offenbar gut genug aus, um daraus einen unterhaltsamen Krimi zu machen.
Ihr Protagonist Simon Strasser ist ein ehemaliger deutscher Polizeireporter, der sich von seinem hektischen Leben in Frankfurt an den Lago d’Orta zurückgezogen hat. Hier will er Ruhe finden und sein Leben mit oder ohne seine Partnerin neu ordnen. Dank seiner italienischen Wurzeln hat er sprachlich keine Probleme, dennoch ist er noch nicht ganz heimisch geworden.
Als er an einem heißen Augustmorgen auf einer herrenlose Yacht auf dem See die Leiche des jungen Marco Zanetti entdeckt, packt ihn seine berufliche Neugier und er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Die Fabrikantenfamilie Zanetti ist reich und äußerst einflussreich, sodass Simon Strasser schon bald in deren Fokus gerät. Auch die leitende Ermittlerin Carla Moretti zeigt sich von Strassers Eigeninitiative wenig begeistert, bis Strasser dann aber auf eine heiße Spur stößt, die ihn selbst in große Gefahr bringt.
Da die Lösung des Falls recht früh schon vorhersehbar ist, hält sich die Spannung in Grenzen. Die Geschichte ist dennoch unterhaltsam und kurzweilig. Simon Strasser ist eine sympathische Figur und mit dem Lago d’Orta rückt ein etwas anderer Schauplatz ins Zentrum des Interesses.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Unterhaltsame Urlaubslektüre

Lavendel-Tod
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Die junge EU-Ermittlerin Molly Preston wird in ein kleines Dörfchen nach Südfrankreich geschickt, um in einem Fall von Wirtschaftskriminalität zu ermitteln. Undercover arbeitet sie als Kunststudentin ...

Die junge EU-Ermittlerin Molly Preston wird in ein kleines Dörfchen nach Südfrankreich geschickt, um in einem Fall von Wirtschaftskriminalität zu ermitteln. Undercover arbeitet sie als Kunststudentin an der Restaurierung einer kleinen Kapelle mit, wo sie alte Fresken freilegen soll. Dabei stößt sie auf geheimnisvolle Zeichen, die sich als Gaunerzinken entpuppen. Offenbar gab es 1912 einen Bankraub, der nie ganz aufgeklärt werden konnte. Die Beute, Goldmünzen, wurde nie gefunden, da der Täter auf der Flucht erschossen worden war.
Mit Unterstützung ihres Freundes Charles beginnt Molly zu recherchieren, doch dann gibt es einen Toten. Ein Mitarbeiter ihres Restaurierungstrupps wird tot in der Kapelle aufgefunden. War er womöglich auch auf der Suche nach dem verschwundenen Schatz?
Bei ihren Nachforschungen stößt Molly Preston auf erstaunliche Zusammenhänge mit ihrem eigentlichen Fall. Und damit begibt sie sich selbst in große Gefahr.
Die Landschaft der Provence wird in diesem Krimi stimmungsvoll in Szene gesetzt, man merkt, dass der Autorin die Menschen und die kleinen Dörfchen am Herzen liegt.
Nicht so gut gefallen hat mir allerdings, dass Molly Preston ständig über ihr Handy kommuniziert und recherchiert und deshalb ausdauernd über das Laden des Akkus, den Empfang usw. berichtet wird. Dies ist zwar sicherlich ihrer Rolle als Undercover-Agentin geschuldet, nimmt für meinen Geschmack aber viel zu viel Raum ein. Auch gibt es ein paar Zufälle zu viel, um die Handlung realistisch erscheinen zu lassen.
Dennoch ist ,,Lavendel-Tod" ein unterhaltsamer Krimi für zwischendurch, vor allem für frankophile Leser.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Graue Nächte

Graue Nächte
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Der isländische Autor Indridason bleibt seinem Stil treu und wie bei seiner Krimireihe um Kommissar Erlendur geht es auch hier ruhig, düster und melancholisch zu. Der Titel ,,Graue Nächte“ passt außerordentlich ...

Der isländische Autor Indridason bleibt seinem Stil treu und wie bei seiner Krimireihe um Kommissar Erlendur geht es auch hier ruhig, düster und melancholisch zu. Der Titel ,,Graue Nächte“ passt außerordentlich gut zur Stimmung des Kriminalromans.
Wie schon der vorige Band ,,Der Reisende“ spielt auch dieser Band zur Zeit des 2. Weltkrieges in Island. Im Frühling 1943 ist Island von britischen und amerikanischen Truppen besetzt. Dies prägt die abgelegene Insel und die bis dahin eher ländliche Bevölkerung. Während die strategische Lage der Insel für die Soldaten sehr von Vorteil ist, werden die Bewohner und ihre Sprache von den Besatzern nur verächtlich belächelt. Allerdings verändert sich durch die Besatzungstruppen das Leben vieler Isländer. Insbesondere die Frauen, aber auch junge Männer finden in den Bars und Kneipen, in denen auch die Soldaten verkehren, schnell Kontakt.
Als ein junger Mann grausam mit einer Flasche ermordet hinter einer Soldatenkneipe aufgefunden wird, stellt sich schnell heraus, dass er im Homosexuellen-Milieu verkehrte.
Kurz darauf wird ein Mann ertrunken im Meer aufgefunden. Alles spricht für Selbstmord, wenn da nicht eine winzige Einstichstelle an der Wirbelsäule wäre. Nach und nach verweben sich die Handlungsstränge zu einem logischen Ganzen, in dem auch der Nationalsozialismus und sein Gedankengut in Island Auswirkungen zeigen.
Als Ermittler werden wie im vorigen Band der junge Flóvent von der Reykjaviker Polizei und der kanadische Soldat Thorson, der isländische Wurzeln hat und die Sprache fließend spricht, eingesetzt. Die beiden vertrauen sich und arbeiten gut zusammen, allerdings erfährt man relativ wenig über das Privatleben der beiden Männer. Wie schon in ,,Der Reisende“ dürften die beiden noch mehr Charakter und Eigenleben entwickeln.
Die Handlung wird häufig durch lange Dialoge, teils mit Wiederholungen wiedergegeben, was der Spannung leider etwas abträglich ist. ,,Graue Nächte“ ist empfehlens- und lesenswert, wenn man sich für die jüngere Geschichte Islands interessiert und mit dem melancholisch-schweren Grundton des Autors gut zurecht kommt.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Die Hoffnung der Überlebenden

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Der 2. Fall für Friederike Matthée, die bei der Weiblichen Polizei in Köln arbeitet, spielt im heißen Sommer 1947. Die Stadt ist nach wie vor vom Krieg gezeichnet, Hunger plagt einen Großteil der Bevölkerung. ...



Der 2. Fall für Friederike Matthée, die bei der Weiblichen Polizei in Köln arbeitet, spielt im heißen Sommer 1947. Die Stadt ist nach wie vor vom Krieg gezeichnet, Hunger plagt einen Großteil der Bevölkerung. Doch so langsam erwacht auch der Lebenshunger der Menschen wieder, man geht zum Tanzen, ins Kino. So ergeht es auch Friederike, die zwar inzwischen mit ihrer Mutter in einer Schrebergartensiedlung etwas außerhalb der Stadt eine Unterkunft gefunden hat und auch ihre Stellung bei der Weiblichen Polizei etwas gefestigt hat. Doch auch sie sehnt sich nach mehr, denkt noch über ein Kunststudium nach, hat endlich eine Verabredung mit einem jungen Mann. Doch in Gedanken ist sie immer wieder bei Richard Davies, Lieutenant der Royal Military Police, mit dem sie im Winter eng zusammengearbeitet und in den sie sich verliebt hat. Doch Davies ist nach England zurückgekehrt und hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen.
Als Friederike den Mord an der schönen Ilse Röder, einer früheren Kollegin, untersucht, ist die Täterin scheinbar schnell gefunden. Eine junge Herumtreiberin, Franziska Wagner, wurde mit der Tatwaffe in der Hand beim Opfer gefunden. Als dann auch noch herauskommt, dass Ilse Röder während der Zeit des Nationalsozialismus für die Einweisung von jungen Mädchen in ein polizeiliches Jugendschutzlager mitverantwortlich war und Franziska von Röder dort hingeschickt worden war, steht die junge Herumtreiberin als Mörderin fest. Nur Friederike Matthée hat Mitleid mit der jungen Frau und findet bei der Befragung auch einen Draht zu ihr.
Auch Richard Davies kehrt nach Köln zurück. Die drei Leichen einer gegen Ende des Krieges verschwundenen Besatzung eines Kampfflugzeugs wurden in einem Waldstück verscharrt gefunden – sie wurden offenbar erschlagen. Er fordert Friederike Matthée erneut als Unterstützung an.
Doch ihr Wiedersehen steht zunächst unter keinem guten Stern. Zu viele Hoffnungen, Ängste und zu viel Unausgesprochenes stehen zwischen den beiden. Als dann auch noch Friederikes verschollener Bruder auftaucht, der in der Wehrmacht gekämpft hat, reißen alte Wunden auf.

Der Kriminalfall selbst ist zwar spannend, steht für mich aber gar nicht so sehr im Vordergrund. Überzeugen kann der Roman vielmehr durch die eindrückliche Schilderung des historischen Hintergrunds. Das Leben der Menschen, die den Krieg überlebt und nun unter Hunger zu leiden haben, aber auch das Fortbestehen alter Machtstrukturen sowie verdrängte Verantwortung und Schuld werden anschaulich und authentisch geschildert.
Friederike in ihrer Sensibilität, aber auch ihrem Willen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, fand ich interessant und überzeugend charakterisiert.
Ein lesenwerter Krimi, wenn man sich für Zeitgeschichte interessiert.