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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2019

Der Sommer der ersten Liebe, zart und einfühlsam

Siebzehnter Sommer
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Die 17-jährige Angie lebt in einer Kleinstadt in den USA der 1940er Jahren. Gerade hat sie die Highschool abgeschlossen und ein letzter sorgloser Sommer liegt vor ihr. Denn im Herbst wird sie ihr Zuhause ...

Die 17-jährige Angie lebt in einer Kleinstadt in den USA der 1940er Jahren. Gerade hat sie die Highschool abgeschlossen und ein letzter sorgloser Sommer liegt vor ihr. Denn im Herbst wird sie ihr Zuhause verlassen und zum Studieren an ein weiter entferntes College gehen. Sie freut sich sehr darauf, auf dieses neue freie Leben mit all seinen Chancen auf eine wundervolle Zukunft.
Bisher hat sie wenig mit Jungens zu tun gehabt und eigentlich hat sie auch nicht vor, dies so kurz vor ihrem Aufbruch 'raus in die Welt' zu ändern. Doch dann bittet sie Jack, der heißumschwärmte Basketballstar ihrer ehemaligen Schule um ein Date. Und daraus wird mehr. Sehr langsam und zart nähern sich die beiden einander an. So ungeheuer sanft und berührend wird sie beschrieben, diese 'erste große Liebe', so ohne Arg und voller Zutrauen in sein jeweiliges Gegenüber. Es ist einfach schön, dies mitzuerleben. Hier will man nicht kritisieren, keine Schwachstellen finden, sondern einfach dabei sein, wenn Angie mit einem Liebeserleben beschenkt wird, das sie gut rüstet für ihre Zukunft, wenn sie als junge Frau aus diesem Sommer zurückkehrt, in das Leben, das sie für sich geplant hat.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Drei Frauen gehen ihren Weg im New York der 1930er Jahre

Eine eigene Zukunft
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Emilio, der viele Jahre ein unstetes Leben an allen möglichen Orten auf der Welt geführt hat, scheint nun tatsächlich ein Plätzchen gefunden zu haben, an dem er zusammen mit seiner Familie, seiner Frau ...

Emilio, der viele Jahre ein unstetes Leben an allen möglichen Orten auf der Welt geführt hat, scheint nun tatsächlich ein Plätzchen gefunden zu haben, an dem er zusammen mit seiner Familie, seiner Frau und seinen drei schon fast erwachsenen Töchtern, sesshaft werden will. Und so holt er diese von Andalusien, wo sie bisher gelebt haben, nach New York, um dort mit ihrer Hilfe ein kleines spanisches Lokal zu betreiben. Doch dann kommt es zu einem Unfall, Emilio stirbt und die vier Frauen bleiben verzweifelt und zumindest anfangs hilfslos zurück. Wie soll es weitergehen. Gerade die drei Töchter, Victoria,Mona und Luz, kommen letztendlich zu dem Schluss, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen und so beschließen sie, in den Räumen ihres Restaurants einem Nachtclub zu eröffnen. Der Weg, diesen erfolgreich zu führen, ist steinig und macht auch den jungen Frauen ganz neue Menschen. Sie erkennen ihre eigenen Fähigkeiten und werden von zurückgezogenen zaghaften und zweifelnden Menschen zu selbstbewussten und starken Persönlichkeiten.
Es ist eine Freude, diese unterhaltsame Familiengeschichte mit all ihren Wendungen im New York der 1930er Jahren in dieser sehr umtriebigen Zeit zu lesen. Der wunderbar fließende Schreibstil der Autorin und das ständig in Bewegung befindliche Leben der nie aufgebenden Familie machen den Roman zu einem wahren Genuss und es fällt einem schwer, dieses Buch überhaupt einmal aus der Hand zu legen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Wie das Leben wirklich war

Die Angehörigen
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Gene Ashe hat gerade seine Ehefrau verloren. 40 Jahre war er mit Maida verheiratet und nun ist er allein. Die engsten Freunde des Ehepaars, Ed Donelly und seine Frau, nehmen die Dinge des Alltags für ihn ...

Gene Ashe hat gerade seine Ehefrau verloren. 40 Jahre war er mit Maida verheiratet und nun ist er allein. Die engsten Freunde des Ehepaars, Ed Donelly und seine Frau, nehmen die Dinge des Alltags für ihn in die Hand, ganz selbstverständlich und leise und auch seine Tochter Dary ist mit seiner Enkelin gekommen, um die Beerdigung vorzubereiten, für die er eine kleine Rede vorbereiten soll. Gene zieht sich innerlich zurück, sucht Erinnerungen an das Leben mit seiner Frau, an ihr Kennenlernen über Ed, der schon zu Studentenzeiten zu seinem Freund wurde. Dabei erhält er ganz neue Einblicke in das Wesen seiner Frau und erstaunt und aufgerührt stellt sich ihm die Frage, ob sich das Leben, so wie er es über all die Jahre wahrgenommen hat, auch für sein Umfeld so dargestellt hat.
Tief hinein in die Seele des trauernden Gene geht dieser Roman, erzählt vom Ende eines langen Lebensabschnitts, vielleicht sogar vom Zusammenbruch einer für Gene realen Illusion und dann auch mit einem Anflug von Hoffnung, gar vom eigentlichen Beginn eines Neuanfangs.
Ergreifend und berührend, diese Geschichte, man muss es nur zulassen, sich diesem Buch zu öffnen, dann kann man viel mitnehmen für sich selbst und seine Lieben.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Zwei Menschen, zwei Lebenswege und man trifft sich wieder

Bella Ciao
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Giulia und Anita sind sehr enge Freundinnen, wachsen zusammen in einem kleinen Dorf im Piemont auf und gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. Doch dann, eines Tages, entdeckt Giulia, das ihr Verlobter Pietro ...

Giulia und Anita sind sehr enge Freundinnen, wachsen zusammen in einem kleinen Dorf im Piemont auf und gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. Doch dann, eines Tages, entdeckt Giulia, das ihr Verlobter Pietro sie mit Anita betrügt. Fassungslos packt sie ihre Sachen und nimmt das nächste Schiff nach Amerika. Dort trifft sie es gut. Trotz ihrer Schwangerschaft findet sie einen Mann, mit dem zusammen sie sich ein gutes Leben aufbaut. 1946, 46 Jahre nachdem sie ihr Dorf verlassen hat, kehrt sie zusammen mit ihrem Sohn Michael zurück in ihre alte Heimat, mit der Absicht, nach Anita und Pietro zu suchen, zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist und sich vielleicht auch mit ihnen zu versöhnen. In vielen Rückblenden erfährt man so Stück für Stück, wie es den beiden Freundinnen in ihren so unterschiedlichen Leben ergangen ist. Auf der einen Seite Giulias relativ gutes Leben in New York und dann Anitas hartes Dasein, hindurch durch zwei Weltkriege, mit all den zu verkraftenden Verlusten an geliebten Menschen. Und es geht auch um die schweren Zeiten der italienischen Bevölkerung in ihrer Rolle als geschundener Arbeiterklasse und dem verzweifelten Partisanenkampf gegen Mussolinis aufkommenden Faschismus in dieser Zeit. Man erfährt viel von der Geschichte Italiens, sehr einprägsam und packend erzählt in einer Sprache, die man wirklich als literarisch bezeichnen kann, so präzise und Wort für Wort genau auf den Punkt gebracht. Das ist eine echte Freude für den Leser und man nimmt die Qualität dieses Schreibstils sehr bewusst wahr. Es ist wirklich nicht als leichte Unterhaltung zu bezeichnen, dieser Roman, der uns stellvertretend für diese umfassende schwere Zeit, die Geschichte der beiden jungen Frauen erzählt, bis ins Alter hinein. Die Begeisterung für dieses im kleinen schon monumentale Werk wird jedoch etwas abgebremst durch die vielen, manchmal etwas plötzlichen Rückblenden, die den Fluss des Lesegeschehens schon erheblich stört und das immer wieder aufs Neue. Aber letztendlich muss es vielleicht auch so sein, um uns verharren zu lassen in den intensiven Bildern und ganz nah bei den Menschen, denen wir hier begegnen und deren Persönlichkeiten so fein und kunstvoll gezeichnet worden sind.
Ein hervorzuhebendes Buch, dem man unbedingt Aufmerksamkeit schenken sollte. Auf keinen Fall sollte man 'die Mühe' scheuen, sich mit der hierfür nötigen Konzentration durch diese Geschichte zu lesen.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Eine sehr große Familie und das Leben mit dem Unglück

Niemals ohne sie
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Die Cardinals sind eine große Familie. 21 Kinder und ihre Eltern beherbergt das große einfache Haus am Rande der Minenstadt Norco, zu Beginn der 1950er Jahre. Herangewachsen ist Norco rund um ein großen ...

Die Cardinals sind eine große Familie. 21 Kinder und ihre Eltern beherbergt das große einfache Haus am Rande der Minenstadt Norco, zu Beginn der 1950er Jahre. Herangewachsen ist Norco rund um ein großen Zinkvorkommen, das der Vater der Cardinalfamilie, ein leidenschaftlicher und akribischer Erzsucher, entdeckt hat. Endlich etwas Wohlstand war nun greifbar nah, aber die Bergbaugesellschaft hat ihren Vater betrogen, ihn um seinen gerechten Anteil an dem florierenden Unternehmen gebracht. Und so leben die Cardinals weiter, einfach, rau und positiv chaotisch in ihrer Familienwelt, in der sich jeder seinen Platz erobern muss. Der Umgang ist robust und man schenkt sich gegenseitig nichts, aber als Familie hält man zusammen und der Hass auf die Anzugträger aus der Stadt, die den Vater über den Tisch gezogen haben, schwingt unterschwellig immer mit. Nach fast 30 Jahren, die Kinder sind inzwischen über die ganze Welt verstreut, soll es erstmals wieder zu einem Treffen aller kommen, bei einem Erzsucher-Kongress, bei dem ihr Vater für seine Verdienste geehrt werden soll. Und tatsächlich zwingen sich alle, anzureisen, trotz der schweren Last, die ihr aller Leben so sehr niederdrückt. Denn irgendwann in den Zeiten ihres Kindseins zuhause in Norco ist etwas passiert, das weggeschwiegen wird, ein Ereignis, das alles verändert hat, nicht so sehr vom äußeren Anschein her, dafür wurde gesorgt, sondern ganz tief in ihren Seelen.
Wie die Autorin Jocelyne Saucier sich diesem Ereignis in ihrer Geschichte langsam nähert, das ist echtes Können, mit Worten umzugehen. Am Anfang braucht es etwas Zeit, bis man versteht, was hier vor unseren Augen vorbereitet wird. Langsam ist die Annäherung, mit der man sich auf das Ereignis zubewegt, von Kind zu Kind wechselt die Perspektive, auch das langsam, so das jedes von ihnen genug Zeit hat, sich zu offenbaren, in seinem Handeln und seinem innersten Empfinden. Und dann wird der Kreis enger, ähnlich einem Strudel, der alle mitnimmt, hinein in den tiefen Abgrund der Tragödie. Und auf diesem Weg, ganz beiläufig, zeigt sich, das alles, was im Handeln der Cardinalkinder so rau und geradezu brutal erschien, ganz anders war und sehr gute Gründe hatte.
Ich war begeistert von diesem Buch. Irgendwann konnte man es nicht mehr aus der Hand legen. Man wird geradezu hineingezogen in diese Geschichte und an dessen Ende wartet die Wahrheit, auf die Familie und auf einen selbst auch.