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Veröffentlicht am 11.08.2019

Sie kriegt den Traumjob - und hasst den Chef

XXL-Leseprobe: King of New York
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Bisher habe ich von Louise Bay "British Knight" (4. Teil) gelesen.
"King of New York" ist der erste Band der Reihe erotischer Romane. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen.

Seufz.
Ich finde es sexy, wenn ...

Bisher habe ich von Louise Bay "British Knight" (4. Teil) gelesen.
"King of New York" ist der erste Band der Reihe erotischer Romane. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen.

Seufz.
Ich finde es sexy, wenn sich Mann und Frau erst ein bißchen hassen und sich heiße Wortgefechte liefern. Aber warum....warum, müssen die Männer immer mächtig und die Frauen abhängig von dem Job sein und sich die erniedrigende Behandlung gefallen lassen? Dann arbeitet die Frau wie verrückt, wollen sich unentbehrlich machen, und er verliebt sich, weil sie schön ist. Olympe de Gouges würde sich im Grabe umdrehen.

Wieso trifft so ein Tycoon nicht mal auf eine mächtige, sexy Konkurrentin, die ihm die Hölle heiß macht?
Oder eine Angestellte kündigt, statt die Behandlung zu ertragen?

Die Geschichte wird abwechsabwechselnd aus der Sicht von Harper Jayne und ihrem Chef Max King erzählt. Die Sprache ist sehr direkt. Die erotischen Szenen sind heiß, aber nicht gefühlvoll.

"Harper war nur ein hübsches Gesicht mit fantastischen Brüsten und einem großartigen Hintern. Ich kannte jede Menge solcher Frauen. Auf meinem Handy hatte ich die Kurzwahl vieler Frauen mit ähnlichen Vorzügen gespeichert, die heute Abend gern vorbeikommen und mir helfen würden, Harper aus meinem System zu entfernen, falls ich tatsächlich glaubte, dass mir das helfen konnte. Sie war also nichts Besonderes."

"Ich ertappte mich dabei, dass ich hart wurde bei der Vorstellung, dass diese Hände mir über die Brust fuhren und sich um meinen Sch**** schlossen."

Am Ende der Leseprobe findet sich ein Interview mit der Autorin.

Länge der Leseprobe: 35 Seiten

Veröffentlicht am 06.08.2019

WTF?!?? - wie man in adeligen Kreisen heutzutage sagen würde

Princess of Passion – Jane
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In der 'Prince of Passion'-Reihe beschreibt Autorin Emma Chase die Geschichte einer adeligen Familie.
In dem vorliegenden Buch sind Leseproben aus den verschiedenen Bänden versammelt.

Den Auftakt macht ...

In der 'Prince of Passion'-Reihe beschreibt Autorin Emma Chase die Geschichte einer adeligen Familie.
In dem vorliegenden Buch sind Leseproben aus den verschiedenen Bänden versammelt.

Den Auftakt macht 'Princess of Passion'. König Henry erzählt von seiner Tochter Jane.
"Was für ein hübsches kleines Monster da vor mir sitzt."
Nun, so hätte ich es nicht direkt ausgedrückt. Aber er hat recht. Ihr Charakter gleicht einer Großbaustelle.

Weiter geht es mit Nicholas aus "Prince of Passion".
Die Erzählstimme ist ganz nett und trocken, aber als dann der folgende Satz fiel, begann ich vorzublättern:

"Ich f*** gerne. Eine Antwort, die meine Fans mit Sicherheit viel lieber hören würden. Doch wenn ich das sage, würde der sowieso stets besorgte Hof den Verstand verlieren. Aber zurück zum F****. Ich mag es lange, hart und oft."

Prinzen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Oh Romeo, oh Romeo. Was ist nur aus Minnesang und höfischer Liebe geworden? Heutzutage heißt es "Passion".

Dann folgte diese Passage:
"Bis meine Großmutter leise fragt: «Weißt du, was das Schlimmste am Altwerden ist?» «Erektile Dysfunktion?», antwortet mein Bruder trocken. «Oh, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen», erwidert die Queen ebenso trocken. «Das liegt in den Genen, und dein Großvater war ein Hengst bis zu dem Tag, an dem er starb.»

So viel zum Thema 'Noblesse oblige'.
Ich stehe ja auf renitente alte Damen (ich sag nur Dowager Countess! ), die kein Blatt vor den Mund nehmen, aber das war mir dann doch etwas zu viel des Guten.

Meine Omi, eine Schneiderin, hat immer gesagt: "Kind, wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann schweig."

Nun, diese Familie ist wirklich nicht 'my cup of tea'. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt für sowas. :)

Eine Buchserie, für Leserinnen, die auf trockenen Humor und unverblümte Kommunikation stehen.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Interessantes Zeitdokument

Metropolis
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Ich habe letztens den albernsten Film überhaupt gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen noch alberneren zu machen […]. Er heißt ‚Metropolis‘, stammt aus den großartigen Ufa-Studios in Deutschland, ...

Ich habe letztens den albernsten Film überhaupt gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen noch alberneren zu machen […]. Er heißt ‚Metropolis‘, stammt aus den großartigen Ufa-Studios in Deutschland, und man muss erwähnen, dass er enorme Produktionskosten verschlungen hat. Er präsentiert eine turbulente Konzentration aus fast jeder denkbaren Blödsinnigkeit, Klischee, Plattitüde und Chaos über den mechanischen Fortschritt und den Fortschritt im Allgemeinen, serviert mit einer Sauce von Sentimentalität." - H.G. Wells (Wikipedia)

Heute ist der expressionistische Filmklassiker des Regisseurs Fritz Lang Inspirationsquelle für vielfältige Werke.

Das Drehbuch basiert auf dem Roman von Langs Partnerin Thea von Harbou.
Geschrieben hat diese das Buch zur Zeit der Weimarer Republik, als das Fließband bei 'uns' erstmals zum Einsatz kam, neue Wirtschaftszweige wie Elektro- und Automobilindustrie entstanden, aber auch Klassenunterschiede sowie die neue stumpfsinnige Arbeit und der Zeitdruck kritisiert wurden.

Das Thema hat mich angespochen, denn der damalige Wandel zum Maschinenzeitalter könnte Parallelen zur heutigen Digitalisierung aufweisen.

Vom ersten Viertel des Buches war ich begeistert. Die Autorin hat den Maschinen und der Stadt Leben eingetaucht und Bilder voll Rythmus, Emotion und Energie geschaffen.

"Lichtkaskaden schäumten gegen die Scheiben. Draußen, tief am Fuß des Neuen Turms Babel, kochte Metropolis."

"Seine Brüder tragen die Blauleinentracht, die schwarzen Kappen und die harten Schuhe."

"Ich dämpfte meine Schritte, so gut ich konnte, aber ihr Schall war übermäßig laut und weckte an den schiefen Häusermassen ein rauschendes Raunen, als murrten die Häuser mir nach."

Mit der Zeit erlosch mein Interesse und ich begann querzulesen, obwohl ich das Buch wirklich mögen wollte. Ich liebe Symbole und Metaphern.

Die Autorin nutzt z.B. Farbsymbolik, über die ich mir jedoch keine Gedanken mehr machen mochte, weil die Theatralik der überhöhten flachen und auch religiösen Archetypen mich zu sehr störte.

Entkleidet man die Geschichte von allem Kitsch, enthält sie einen Kern, der auch heute noch gültig sein mag. Auch wenn ich diesen Kern wo anders wiederfinden würde, als die Autorin.

Ansonsten kann man das Buch als Dokument einer Zeit lesen. Einer Zeit der Begeisterung für Maschinen, der Vergnügungssucht, der alten Rollenbilder und der im Untergrund brodelnden Unzufriedenheit der Massen.

»Narren seid ihr! Dummköpfe! Dummköpfe! In euren Morgen, euren Mittag, euren Abend, eure Nacht heult die Maschine nach Futter, nach Futter, nach Futter! Ihr seid das Futter! Ihr seid das lebendige Futter! Euch frißt die Maschine wie Häcksel und speit euch aus!"

Veröffentlicht am 20.12.2019

Wahlwerbung der Republikaner

Warnung aus dem Weißen Haus
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“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, ...

“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, gegen die Empfehlungen seiner Mitarbeiter zu handeln. Sollte das nicht mehr erwünscht sein, muss das Gesetz geändert werden.

Ein anonymer Autor berichtet vom täglichen Wahnsinn im Weißen Haus. Er beschreibt, wie die Mitarbeiter ihre schriftlichen Ausarbeitungen immer stärker kürzen und auf Powerpoint-Präsentationen zusammendampfen, um der kurzen Aufmerksamkeitsspanne Trumps entgegenzukommen. Er berichtet von unangekündigten Entscheidungen und nicht abgesprochen Tweets Trumps, die zu großen, auch internationalen, Verwicklungen führten.

“Gut ein Drittel der Dinge, die der Präsident von uns will, ist einfach nur dumm. Ein weiteres Drittel ist unmöglich umzusetzen und würde das Problem auch nicht lösen. Und ein Drittel ist schlicht illegal.”

Die Schilderungen von Trumps Ausfällen sind zwar ganz interessant, lesen sich mit der Zeit jedoch eher wie ein Klatschblatt. Ich empfand es zunehmend als langweilig, da es immer wieder das Gleiche war.
“Ja, ich habe verstanden, dass Sie Trump für impulsiv, unmoralisch, widerlich, gleichgültig und von Emotionen getrieben halten; dass er verspottet, bestraft und andere fertig macht”, dachte ich während der Lektüre.

Der Autor behauptet, dass er die Meinung der meisten Regierungsmitglieder vertritt, diese sich jedoch nicht äußern möchten. Denn Trump werde jeden los, der ihm widerspreche. Daher sei er jetzt nur noch von wenigen vernunftbegabten Beratern umgeben, die seine Schäden begrenzen könnten.

Angelehnt an die Kardinaltugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, beurteilt der Autor, wie einst Cicero, den Charakter des Staatsmannes und kommt zu dem Schluss, dass Donald Trump keinen Charakter hat.

Der Autor geht auch auf die Vorwürfe einer Verschwörung ein:
“Um es klar zu sagen: Es gibt keine Verschwörung in der Regierung, die sich gegen den Präsidenten richtet.”
Sie hätten sich nicht in “schummrigen, verrauchten Hinterzimmern” getroffen, sondern wöchentliche Telefonate geführt oder seien sich kurz am Rand eines Meetings begegnet.
Wie würde man das bezeichnen, wenn nicht als Verschwörung?
Eine Verschwörung setzt kein schummriges Hinterzimmer voraus.

Den vermeintlichen Deep State (Schattenstaat) benennt er in “Stabiler Staat” um. Es sei eine Gruppe von Menschen, die das Schlimmste verhindern wollten.

“Sofort aktivierte jemand das Bat-Signal, und ein Meeting oder eine Telefonkonferenz wird einberufen. ‘Er hat etwas vor”, warnt jemand die Gruppe und erklärt, was der Präsident verkünden will.”

Sie ermutigten ihn Wahlkampfauftritte zu machen.
“Die Events hatten gleich zwei Vorteile: Trump hatte etwas ‘Spaßiges ‘ zu tun, und sie brachten ihn aus der Stadt, sodass er nicht so viel Schaden anrichten konnte (...).”

Ich persönlich halte nichts von Trump. Aber er wurde von einem Teil des Volkes gewählt. Und solange er legal handelt, muss er akzeptiert und respektvoll behandelt werden. Sonst ist man nicht viel besser als er.
Angemessene Formen des Widerstandes sind Kündigung, Protest oder offene Kritik.

Wie konnte es dazu kommen?
“‘Warum bleiben die Leute’, fragte mich damals ein Freund. ‘Ihr solltet alle kündigen. Der Mann ist eine Katastrophe.’
‘Wir bleiben, weil er eine Katastrophe ist.’ Wir glaubten, die Regierung zusammenhalten zu können.”

Viele Mitarbeiter hätten von sich aus gekündigt oder wären rausgeworfen worden. Andere sähen weg oder entschuldigten sein Verhalten.
Er schreibt von Persönlichkeitskult und Gehirnwäsche.

“Als Folge davon rückten die Leute, die vorher nichts mit Trumps Welt zu tun gehabt hatten, näher zusammen und entwickelten ein bizarres Gefühl von Brüderlichkeit, wie die Geiseln von Bankräubern, die am Boden liegen und nicht an den Alarmknopf kommen (...).”

Er nennt es das “Trumpsche Verwirrungssyndrom”, TVS, als habe die Mitarbeiter eine Krankheit befallen, gegen die sich nicht hätten wehren können.
Damit schiebt der Autor die Verantwortung weg.

Wenn alle diese Politiker von Trump so leicht einer Gehirnwäsche unterzogen werden konnten, dann sollten sie wirklich nicht weiter Teil der Regierung bleiben.
Der Autor erscheint mir wie ein Co-Abhängiger, der den Alkoholkonsum oder das ausfallende Verhalten des Partners vertuscht oder entschuldigt: “Das meint das nicht so. Das war ein Scherz.”
Nur, dass diese Ausreden immer Lügen waren. Denn es waren keine Scherze. Und der Autor wusste es.

Statt Schäden zu begrenzen, unterstützt er damit Trumps Verhalten. Oder klammert er sich an diesen Posten und hofft, dass es nach der nächsten Wahl vorbei ist?
Das ist aber nicht das heldenmütige Verhalten, das er so in den Himmel lobt.
Kein Ding.
Aber für mich ist der Autor damit nicht glaubwürdig.

Seine republikanische Haltung kann ich dem Autor nicht vorwerfen. Das ist seine private Meinung. Was mich jedoch sehr gestört hat, ist, dass er recht plump und auffällig die republikanischen Gedanken in seinem Buch unterbrachte, statt sachlich und neutral zu bleiben. Er nutzt den Text zur Manipulation.

Zum Beispiel “Zölle”:
Republikanische Position: Zölle verteuern die Waren für die Menschen.

Demokratische Position: Zölle schaffen Arbeitsplätze.
Die Republikaner dagegen wollen eine hohe Arbeitslosigkeit, damit sie viele willige Menschen haben, die zu niedrigen Löhnen aus Mangel an Alternativen unwürdige Jobs annehmen müssen.
Es ist außerdem wichtig, dass ein Staat Schlüsselindustrien im Land behält, damit unabhängig von anderen ist und gewisse Dinge selbst produzieren kann. Auch wenn es mit höheren Kosten verbunden ist.

Die Demokraten sind für fairen Handel. Die Republikaner dagegen sind für freien Handel, in dem jeder den anderen übervorteilen kann.

Fehlende Selbstkritik:
Die Probleme dieser Regierung seien nicht vorübergehend, sondern systemisch und hätten ihren Ursprung ganz oben, schreibt der Autor.

Ich halte Trump nun wirklich nicht für einen guten Politiker, aber zu behaupten, dass das amerikanische Regierungssystem keine Fehler habe und Trump allein Schuld sei, finde ich sehr gewagt.

Der Autor berichtet selbst, dass die Mehrheit (75%) der Amerikaner der Arbeit des Kongresses nicht vertrauen, zieht aber keine Schlüsse daraus.
Wer hat Trump gewählt? Was wollen die Menschen, die ihn gewählt haben?
Die Nation ist gespalten auf Grund der großen ökonomischen Unterschiede. Das scheint Anonymus nicht wahrnehmen zu wollen.

Republikanisch gefärbt
Im gesamten Text wird durchgehend das typische Vokabular der Republikaner verwendet.
“Tradition”, “konservativ”, “Vergangenheit”, “Erbgut der Partei”,
Trump sei von der National Rifle Association “belehrt” worden. Man könnte stattdessen auch sagen: “beeinflusst”.

Ein Vokabular, das in Selbstbeweihräucherung gipfelt:
“Imperium der Freiheit”,
“Amerika ist der Führer der freien Welt”
“Stattdessen haben wir eine aktive Rolle in der Welt gespielt, die sich dank unserer Anstrengungen nicht mehr fast völlig aus Diktaturen und Monarchien zusammensetzt, sondern hauptsächlich aus Demokratien.”
“Die Welt ist darauf angewiesen, dass die Vereinigten Staaten die Geschichte gestalten.”

Fehlende Selbstkritik
Ein Republikaner sagte, er habe Trump nur aus Antipathie gegenüber Hillary Clinton unterstützt. “Ich tue das, obwohl ich ihn für einen schrecklichen Menschen halte.”

Die Homeland Security opfert der Autor wie einen Bauern beim Schach, um CIA und FBI sauber aussehen zu lassen. Wer glaubt, dass es dort keine Verfehlungen geben könnte, ist blind gegenüber möglichen Problemen.

Er kritisiert die Amerikaner, die Zombies gleich vor dem Fernseher säßen und politisch ungebildet seien.
Doch wer ist Schuld, dass die Bürger keine durchdachten politischen Entscheidungen treffen können? Könnte es am Schulsystem liegen? Welchem Wert haben die Republikaner dem Schulsystem bisher beigemessen?

Zum Schluß beschwört der Autor Einigkeit und dass man sich den Problemen von Angesicht zu Angesicht stellen solle.
Das empfand ich als höhnisch, da er sich selbst erlaubt anonym zu schreiben.

Zur Wahl 2020
“Zu dem Zeitpunkt werden alle Leitplanken vollends verschwunden sein, und von der Gefahr einer Niederlage befreit, wird dieser Präsident sich ermutigt fühlen, seinen schlimmsten Instinkten zu folgen.”
Anonymus stellt an verschiedenen Stellen dramatische Spekulationen über die Zukunft an, lässt es aber so klingen, als würde es tatsächlich so eintreten.

Den Demokraten dagegen gibt er den Rat, Klugheit und Zurückhaltung zu beweisen und einen Kandidaten zu nominieren, der nicht von der politischen Mitte abweicht.

Impeachment
Am 18.12. 2019 wurde gegen Trump ein Amtsenthebungsverfahren wegen Fehlverhaltens eingeleitet.
Bei der Abstimmung der Abgeordneten stimmte jeder einzelne Republikaner gegen die Amtsenthebung.

Kann ich die Lektüre empfehlen?
Ich fand es teilweise sehr erhellend zu lesen. Die meiste Zeit war ich jedoch damit beschäftigt, die manipulativen Aussagen des Autors gedanklich auseinanderzunehmen.
Interessant für Leser, die sich mit den USA, Politik, Sprachwissenschaften und Propaganda beschäftigen möchten.

Veröffentlicht am 20.12.2019

Wahlwerbung der Republikaner

Warnung aus dem Weißen Haus
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“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, ...

“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, gegen die Empfehlungen seiner Mitarbeiter zu handeln. Sollte das nicht mehr erwünscht sein, muss das Gesetz geändert werden.

Ein anonymer Autor berichtet vom täglichen Wahnsinn im Weißen Haus. Er beschreibt, wie die Mitarbeiter ihre schriftlichen Ausarbeitungen immer stärker kürzen und auf Powerpoint-Präsentationen zusammendampfen, um der kurzen Aufmerksamkeitsspanne Trumps entgegenzukommen. Er berichtet von unangekündigten Entscheidungen und nicht abgesprochen Tweets Trumps, die zu großen, auch internationalen, Verwicklungen führten.

“Gut ein Drittel der Dinge, die der Präsident von uns will, ist einfach nur dumm. Ein weiteres Drittel ist unmöglich umzusetzen und würde das Problem auch nicht lösen. Und ein Drittel ist schlicht illegal.”

Die Schilderungen von Trumps Ausfällen sind zwar ganz interessant, lesen sich mit der Zeit jedoch eher wie ein Klatschblatt. Ich empfand es zunehmend als langweilig, da es immer wieder das Gleiche war.
“Ja, ich habe verstanden, dass Sie Trump für impulsiv, unmoralisch, widerlich, gleichgültig und von Emotionen getrieben halten; dass er verspottet, bestraft und andere fertig macht”, dachte ich während der Lektüre.

Der Autor behauptet, dass er die Meinung der meisten Regierungsmitglieder vertritt, diese sich jedoch nicht äußern möchten. Denn Trump werde jeden los, der ihm widerspreche. Daher sei er jetzt nur noch von wenigen vernunftbegabten Beratern umgeben, die seine Schäden begrenzen könnten.

Angelehnt an die Kardinaltugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, beurteilt der Autor, wie einst Cicero, den Charakter des Staatsmannes und kommt zu dem Schluss, dass Donald Trump keinen Charakter hat.

Der Autor geht auch auf die Vorwürfe einer Verschwörung ein:
“Um es klar zu sagen: Es gibt keine Verschwörung in der Regierung, die sich gegen den Präsidenten richtet.”
Sie hätten sich nicht in “schummrigen, verrauchten Hinterzimmern” getroffen, sondern wöchentliche Telefonate geführt oder seien sich kurz am Rand eines Meetings begegnet.
Wie würde man das bezeichnen, wenn nicht als Verschwörung?
Eine Verschwörung setzt kein schummriges Hinterzimmer voraus.

Den vermeintlichen Deep State (Schattenstaat) benennt er in “Stabiler Staat” um. Es sei eine Gruppe von Menschen, die das Schlimmste verhindern wollten.

“Sofort aktivierte jemand das Bat-Signal, und ein Meeting oder eine Telefonkonferenz wird einberufen. ‘Er hat etwas vor”, warnt jemand die Gruppe und erklärt, was der Präsident verkünden will.”

Sie ermutigten ihn Wahlkampfauftritte zu machen.
“Die Events hatten gleich zwei Vorteile: Trump hatte etwas ‘Spaßiges ‘ zu tun, und sie brachten ihn aus der Stadt, sodass er nicht so viel Schaden anrichten konnte (...).”

Ich persönlich halte nichts von Trump. Aber er wurde von einem Teil des Volkes gewählt. Und solange er legal handelt, muss er akzeptiert und respektvoll behandelt werden. Sonst ist man nicht viel besser als er.
Angemessene Formen des Widerstandes sind Kündigung, Protest oder offene Kritik.

Wie konnte es dazu kommen?
“‘Warum bleiben die Leute’, fragte mich damals ein Freund. ‘Ihr solltet alle kündigen. Der Mann ist eine Katastrophe.’
‘Wir bleiben, weil er eine Katastrophe ist.’ Wir glaubten, die Regierung zusammenhalten zu können.”

Viele Mitarbeiter hätten von sich aus gekündigt oder wären rausgeworfen worden. Andere sähen weg oder entschuldigten sein Verhalten.
Er schreibt von Persönlichkeitskult und Gehirnwäsche.

“Als Folge davon rückten die Leute, die vorher nichts mit Trumps Welt zu tun gehabt hatten, näher zusammen und entwickelten ein bizarres Gefühl von Brüderlichkeit, wie die Geiseln von Bankräubern, die am Boden liegen und nicht an den Alarmknopf kommen (...).”

Er nennt es das “Trumpsche Verwirrungssyndrom”, TVS, als habe die Mitarbeiter eine Krankheit befallen, gegen die sich nicht hätten wehren können.
Damit schiebt der Autor die Verantwortung weg.

Wenn alle diese Politiker von Trump so leicht einer Gehirnwäsche unterzogen werden konnten, dann sollten sie wirklich nicht weiter Teil der Regierung bleiben.
Der Autor erscheint mir wie ein Co-Abhängiger, der den Alkoholkonsum oder das ausfallende Verhalten des Partners vertuscht oder entschuldigt: “Das meint das nicht so. Das war ein Scherz.”
Nur, dass diese Ausreden immer Lügen waren. Denn es waren keine Scherze. Und der Autor wusste es.

Statt Schäden zu begrenzen, unterstützt er damit Trumps Verhalten. Oder klammert er sich an diesen Posten und hofft, dass es nach der nächsten Wahl vorbei ist?
Das ist aber nicht das heldenmütige Verhalten, das er so in den Himmel lobt.
Kein Ding.
Aber für mich ist der Autor damit nicht glaubwürdig.

Seine republikanische Haltung kann ich dem Autor nicht vorwerfen. Das ist seine private Meinung. Was mich jedoch sehr gestört hat, ist, dass er recht plump und auffällig die republikanischen Gedanken in seinem Buch unterbrachte, statt sachlich und neutral zu bleiben. Er nutzt den Text zur Manipulation.

Zum Beispiel “Zölle”:
Republikanische Position: Zölle verteuern die Waren für die Menschen.

Demokratische Position: Zölle schaffen Arbeitsplätze.
Die Republikaner dagegen wollen eine hohe Arbeitslosigkeit, damit sie viele willige Menschen haben, die zu niedrigen Löhnen aus Mangel an Alternativen unwürdige Jobs annehmen müssen.
Es ist außerdem wichtig, dass ein Staat Schlüsselindustrien im Land behält, damit unabhängig von anderen ist und gewisse Dinge selbst produzieren kann. Auch wenn es mit höheren Kosten verbunden ist.

Die Demokraten sind für fairen Handel. Die Republikaner dagegen sind für freien Handel, in dem jeder den anderen übervorteilen kann.

Fehlende Selbstkritik:
Die Probleme dieser Regierung seien nicht vorübergehend, sondern systemisch und hätten ihren Ursprung ganz oben, schreibt der Autor.

Ich halte Trump nun wirklich nicht für einen guten Politiker, aber zu behaupten, dass das amerikanische Regierungssystem keine Fehler habe und Trump allein Schuld sei, finde ich sehr gewagt.

Der Autor berichtet selbst, dass die Mehrheit (75%) der Amerikaner der Arbeit des Kongresses nicht vertrauen, zieht aber keine Schlüsse daraus.
Wer hat Trump gewählt? Was wollen die Menschen, die ihn gewählt haben?
Die Nation ist gespalten auf Grund der großen ökonomischen Unterschiede. Das scheint Anonymus nicht wahrnehmen zu wollen.

Republikanisch gefärbt
Im gesamten Text wird durchgehend das typische Vokabular der Republikaner verwendet.
“Tradition”, “konservativ”, “Vergangenheit”, “Erbgut der Partei”,
Trump sei von der National Rifle Association “belehrt” worden. Man könnte stattdessen auch sagen: “beeinflusst”.

Ein Vokabular, das in Selbstbeweihräucherung gipfelt:
“Imperium der Freiheit”,
“Amerika ist der Führer der freien Welt”
“Stattdessen haben wir eine aktive Rolle in der Welt gespielt, die sich dank unserer Anstrengungen nicht mehr fast völlig aus Diktaturen und Monarchien zusammensetzt, sondern hauptsächlich aus Demokratien.”
“Die Welt ist darauf angewiesen, dass die Vereinigten Staaten die Geschichte gestalten.”

Fehlende Selbstkritik
Ein Republikaner sagte, er habe Trump nur aus Antipathie gegenüber Hillary Clinton unterstützt. “Ich tue das, obwohl ich ihn für einen schrecklichen Menschen halte.”

Die Homeland Security opfert der Autor wie einen Bauern beim Schach, um CIA und FBI sauber aussehen zu lassen. Wer glaubt, dass es dort keine Verfehlungen geben könnte, ist blind gegenüber möglichen Problemen.

Er kritisiert die Amerikaner, die Zombies gleich vor dem Fernseher säßen und politisch ungebildet seien.
Doch wer ist Schuld, dass die Bürger keine durchdachten politischen Entscheidungen treffen können? Könnte es am Schulsystem liegen? Welchem Wert haben die Republikaner dem Schulsystem bisher beigemessen?

Zum Schluß beschwört der Autor Einigkeit und dass man sich den Problemen von Angesicht zu Angesicht stellen solle.
Das empfand ich als höhnisch, da er sich selbst erlaubt anonym zu schreiben.

Zur Wahl 2020
“Zu dem Zeitpunkt werden alle Leitplanken vollends verschwunden sein, und von der Gefahr einer Niederlage befreit, wird dieser Präsident sich ermutigt fühlen, seinen schlimmsten Instinkten zu folgen.”
Anonymus stellt an verschiedenen Stellen dramatische Spekulationen über die Zukunft an, lässt es aber so klingen, als würde es tatsächlich so eintreten.

Den Demokraten dagegen gibt er den Rat, Klugheit und Zurückhaltung zu beweisen und einen Kandidaten zu nominieren, der nicht von der politischen Mitte abweicht.

Impeachment
Am 18.12. 2019 wurde gegen Trump ein Amtsenthebungsverfahren wegen Fehlverhaltens eingeleitet.
Bei der Abstimmung der Abgeordneten stimmte jeder einzelne Republikaner gegen die Amtsenthebung.

Kann ich die Lektüre empfehlen?
Ich fand es teilweise sehr erhellend zu lesen. Die meiste Zeit war ich jedoch damit beschäftigt, die manipulativen Aussagen des Autors gedanklich auseinanderzunehmen.
Interessant für Leser, die sich mit den USA, Politik, Sprachwissenschaften und Propaganda beschäftigen möchten.