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Veröffentlicht am 29.03.2019

Vom Rachefeld-Zug überrollt

Die Farben des Feuers
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In einer Zeit, wo die Emanzipation der Frau noch nicht stattgefunden hat, stirbt der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt und hinterlässt fast sein gesamtes Vermögen seiner einzigen Tochter Madeleine. ...

In einer Zeit, wo die Emanzipation der Frau noch nicht stattgefunden hat, stirbt der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt und hinterlässt fast sein gesamtes Vermögen seiner einzigen Tochter Madeleine. Die alleinerziehende Mutter wird sofort von den Herren in ihrem Umfeld - Gustave Joubert, der Prokurist der Bank, Charles Péricourt, Madeleines verschwenderischer Onkel, und ihrem Liebhaber André Delcourt – umgarnt. Alle wollen letztlich nur eins, ein möglichst großes Stück vom Kuchen. Zu allem Übel kommt es während der Beerdigung ihres Vaters zu einem weiteren Schicksalsschlag. Ihr siebenjähriger Sohn Paul springt aus dem Fenster eines angrenzenden Gebäudes, just in dem Moment, in dem der Trauerzug starten soll.

Pierre Lemaitre schenkt uns mit „Die Farben des Feuers“ einen Roman , der die Abgründe des Menschseins, nicht im Sinne von Mord und Totschlag, sondern vielmehr in Richtung von Gemeinheit, Intriganz und Rücksichtslosigkeit, offenlegt. In einer von Spitzen durchtriebenen, humorvollen Sprache berichtet Lemaitre von schlimmen Gewalttaten, von eiskalten Berechnungsstrategien zur Maximierung des eigenen Vorteils, auch auf Kosten anderer, vom Ausleben extremer Rachegelüste sowie von Zügellosigkeit und Ehebruch. Seine Geschichte ist eingebettet in das Paris der 1930er und 1940er Jahre, könnte aber in ähnlicher Form auch heute so geschehen. Lemaitres Charaktere sind recht individualistisch angelegt, die vorhandenen Beziehungen wirken eher locker. In meiner Wahrnehmung richten alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr ganzes Handeln am eigenen Nutzen aus. Von einem darüber hinausgehenden Interesse am Gemeinwohl oder am Wohl des Umfeldes ist kaum etwas zu spüren.

Lemaitres Schreibstil entwickelt sich von einer detaillierten Vorstellung der handelnden Personen, hin zu einer lückenhaften Erzählweise, die dem Leser Interpretationsspielräume lässt. Während Pierre Lemaitre zu Beginn den Leser an den Gedanken der Charaktere teilhaben lässt, was dem Leser das Gefühl vermittelt, in die Köpfe der Figuren schauen zu können, lässt er im Verlauf seine Figuren nur noch durch ihr Handeln sprechen. Normalerweise finde ich es gut, wenn der Leser nicht ganz genau erfährt, warum und wieso die Protagonisten auf eine bestimmte Art und Weise handeln. Für die Glaubwürdigkeit der Entwicklung von Madeleine Péricourt hätte ich mir gewünscht, sie in ihrer Gedankenwelt weiter begleiten zu dürfen. So erscheint ihre Metamorphose vom unwissend gehaltenen Hausmütterchen zum Engel der ausgeklügelten Rache doch recht überzeichnet. Ähnlich habe ich auch die Entwicklung des durch den Fenstersturz querschnittsgelähmten Paul empfunden, der zunächst lethargisch vor sich hin vegetiert und später als er beginnt, sich mit Musik und wissenschaftlicher Literatur zu beschäftigen, schon fast zum Manager mutiert. Diese starke Überzeichnung der Figuren wirkte für mich übertrieben, fast wie ein Theaterstück, wo in begrenzter Bühnenzeit möglichst viel Handlung gezeigt werden soll. Insgesamt waren es mir zu viele Charaktere. Ich hätte beispielsweise auf die ausgiebigen optischen Beschreibungen der Töchter von Charles Péricourt, sogar auf die Diva Solange mit ihrer Rechtschreibschwäche verzichten können. Wen ich nicht missen möchte in diesem Roman ist Vladi, die polnische Assistentin (würde man heute sagen) von Paul. Mit ihrer Herzlichkeit und ihrer konsequenten Verweigerung der französischen Sprache hat sie mir sehr gut gefallen.
Der geschichtliche Hintergrund plätschert die meiste Zeit im Hintergrund der Geschichte, tritt nur wenige Male deutlich in den Vordergrund.

Fazit: „Die Farben des Feuers“ ist aus meiner Sicht ein Roman, den man ganz gut lesen kann, aber nicht gelesen haben muss. Es war zeitweise amüsant, die eher lästernde Sprache zu lesen, aber für einen vollendeten Lesegenuss hat mir das gewisse Etwas, insbesondere Nachvollziehbarkeit, gefehlt.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Keine klare Meinung

Schnee in Amsterdam
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Selten war ich bei der Bewertung eines Buches so hin- und hergerissen wie hier bei „Schnee in Amsterdam“ von Bernhard MacLaverty. Mir gefällt die verwendete Sprache, der Wechsel zwischen aktueller Handlung ...

Selten war ich bei der Bewertung eines Buches so hin- und hergerissen wie hier bei „Schnee in Amsterdam“ von Bernhard MacLaverty. Mir gefällt die verwendete Sprache, der Wechsel zwischen aktueller Handlung und Erinnerungen. Ich mag auch die intensive Betrachtung des eher kurzen Handlungszeitraumes. Probleme habe ich mit der Thematik, die ich auf Basis des Klappentextes so nicht erwartet hatte.

Bernhard MacLaverty zeichnet ein liebevolles Bild eines schon lange Zeit verheirateten Ehepaars, das eine Reise nach Amsterdam unternimmt. Sein Blick fällt dabei auch auf die ganz kleinen Dinge, die Stellas und Gerrys Leben bestimmen. Beispielsweise haben beide kleine Ticks, die kurz vor Antritt der Reise zum Tragen kommen. Stella saugt nochmal eben letzte Staubkörnchen weg, obwohl niemand zu Hause bleibt, um davon Notiz zu nehmen. Gerry ruft schon nach fünf Minuten Verspätung den Taxidienst an, obwohl er dort wie viele Male zuvor die Auskunft bekommt, dass das Fahrzeug bereits unterwegs ist. Während der Reise kann der Leser an den Neckereien nach dem Motto „Was sich neckt, das liebt sich“ zwischen den Eheleuten teilhaben. Die Liebe, die Stella und Gerry für einander empfinden, wurde für mich ganz besonders transparent, wenn sie sich an gemeinsame, vergangene Zeiten erinnern. Diesen Teil der Geschichte fand ich sehr schön.

Etwas irritiert war ich bezüglich der Thematik, mit der ich mich plötzlich konfrontiert sah. Gerry ist alkoholabhängig. Obwohl der Teufelskreis der Alkoholsucht aus Beschaffung und Vertuschung wirklich gut ausgearbeitet war, konnte ich mich mit diesem Thema nicht anfreunden. Zeitweise fand ich beide Charaktere abstoßend, Gerry, weil er komplett die Kontrolle beim Trinken verliert, und Stella, weil sie in meiner Wahrnehmung zu lange überhaupt nicht versucht gegenzusteuern.

Weniger irritierend, für mich dennoch befremdlich empfand ich Stellas Glauben. Vermutlich ist das in meiner Nichtgläubigkeit begründet.

Die Einbettung der gemeinsamen Vergangenheit in den Nordirlandkonflikt wäre in meinen Augen entbehrlich gewesen. Ich konnte keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Sucht und den Geschehnissen während des Konflikts erkennen. Eine Verbindung zu Stellas stark ausgeprägten Glauben kann ich schon eher ausmachen. Dennoch wirkt die Einbettung in den Konflikt auf mich irgendwie aufgesetzt.

Insgesamt weiß ich gar nicht so recht, wie ich mein Urteil fällen soll. Auf der einen Seite würde ich dem Autor Unrecht tun, mit einer schlechten Bewertung. Die Sprachgewalt war ganz wunderbar und die Symptome der Alkoholsucht waren glaubwürdig beschrieben. Trotzdem hat mir das Buch nicht gefallen, weswegen auch eine Top-Bewertung nicht möglich ist. Es ist möglich, dass ich nur so empfinde, weil ich inhaltlich etwas ganz anderes erwartet hatte und damit nicht auf die Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Sucht eingestellt war. Deshalb werde ich auch keine Empfehlung für oder gegen „Schnee in Amsterdam“ aussprechen.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Viel mehr als Erin Brockovich 2.0

Bonfire – Sie gehörte nie dazu
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Beim Lesen von Bonfire habe ich zunächst gedacht, Mmhh, kenne ich die Story nicht schon? Wird das hier Erin Brockovich 2.0? Doch wie so oft muss ich zugeben, dass sich das Weiterlesen und das auf das Buch ...

Beim Lesen von Bonfire habe ich zunächst gedacht, Mmhh, kenne ich die Story nicht schon? Wird das hier Erin Brockovich 2.0? Doch wie so oft muss ich zugeben, dass sich das Weiterlesen und das auf das Buch Einlassen durchaus gelohnt hat.

Im Rahmen ihrer Recherchen zu einem potentiellen Umweltskandal kehrt die junge Anwältin, Abby Williams, wieder nach Barrens, die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist, zurück. Hier wurde sie ausgegrenzt, hier wurde Abby zum Mobbing-Opfer. Kaum angekommen, trifft Abby auf alte Bekannte. Sofort brechen alte Wunden wieder auf. Die Erinnerungen schmerzen. Abby merkt, dass sie nie mit den Geschehnissen ihrer Jugend abgeschlossen hat. Für meinen Geschmack ist Abby etwas zu wankelmütig, was Männer angeht. Zudem hat sie einen starken Hang zum Alkoholmissbrauch. Das kostet ihr einige Sympathiepunkte. Gut finde ich, dass sie sich nun endlich ihrer Vergangenheit stellt. Weil Abby dabei auf Ungeheuerliches stößt, ist dies auch der Annäherung an das Genre eines Thrillers sehr zuträglich.

Bis auf wenige Ausnahmen waren mir die meisten Bewohner Barrens‘ unsympathisch. Entweder haben sie Abby bei ihren Recherchen boykottiert oder sie hatten eine dermaßen arrogante Ausstrahlung, dass es mir unmöglich war sie zu mögen. Fast niemand hat sich ehrlich gefreut, Abby wieder zu sehen.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Man kann stundenlang ohne Ermüdungserscheinungen weiterlesen. Die recht kurzen Kapitel animieren ebenfalls dazu. Die Story thematisiert aktuelle Gefahren ohne „erhöhten Leichenanfall“, wodurch man sich gut in sie hineinversetzen kann.

Mit einem Augenzwinkern habe ich einen kleinen logischen Fehler wahrgenommen. Auf Seite 169 bestellt sich Brent, als er gemeinsam mit Abby in einer Kneipe ist, einen Tequila. Auf Seite 172 rührt er während des Gesprächs mit ihr in seinem Whiskey. Als Brent Abby dann schließlich küsst, schmecken seine Lippen nach billigem Tequila.

Wer beim Genre Thriller vor allem skandinavische Werke im Kopf hat, wird von Bonfire enttäuscht sein. Über weite Strecken habe ich Krysten Ritters Thriller eher als Kriminalroman empfunden. Erst im letzten Drittel kommt thrillerwürdige Spannung auf. Wen diese Einschränkung nicht stört, dem kann ich Bonfire als Lektüre zwischendurch empfehlen.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Früh durchschaut

Der Flüstermann (1 MP3-CD)
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Der Flüstermann war mein erstes Hörbuch überhaupt. Ich musste zwar erst einen Hörmodus finden, in dem ich über einen längeren Zeitraum konzentriert und ohne das Gefühl, die Hälfte zu verpassen, zuhören ...

Der Flüstermann war mein erstes Hörbuch überhaupt. Ich musste zwar erst einen Hörmodus finden, in dem ich über einen längeren Zeitraum konzentriert und ohne das Gefühl, die Hälfte zu verpassen, zuhören konnte. Danach lief es aber wie am Schnürchen. Dabei hat mir vor allem Beate Rysopp geholfen. Durch ihre Art der Intonation war der Wechsel zwischen den Charakteren eindeutig und fast immer ohne übertriebene Wirkung. Nur in besonders brenzligen Situationen erschien mir die Stimme von Laura Kern, der erfahrenen Ermittlerin, etwas zu panisch. Durch die Lesung wurde die Stimmung in den beiden Zeitebenen ebenfalls jeweils gut transportiert.

Ich liebe es, wenn in einem Thriller zwei Handlungsstränge aufeinander zusteuern und sich erst am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt. Oft bin ich dann lange auf dem Holzweg, tappe sozusagen im Dunklen. Für den Flüstermann hatte ich schon relativ früh einen Verdacht, der sich dann nach und nach bestätigt hat. Eine plötzliche Wendung kam leider nicht mehr. Dafür gab es kreative Mordmethoden, die akribisch erdacht und vorbereitet waren.

Die Figur der Laura Kern als leitende Ermittlerin hat mich nicht voll umfänglich überzeugt. Ich war nicht so ganz auf einer Wellenlänge mit ihr. Ihre Narben am Körper und auf ihrer Seele haben sie zu einem misstrauischen Menschen gemacht. Obwohl sie als Ermittlerin sich sehr stark gibt, ist sie mir bezüglich ihres eigenen Schicksals zu verschlossen. Ein paar mal fand ich sie während der Ermittlungen etwas zu impulsiv, z. B. als sie zu den Skorpionen rein ist.

Schade fand ich auch, dass Lauras Kollege Max schon so früh aus der Ermittlung ausgeschieden ist. Ich hätte mir etwas mehr Konkurrenzkampf zwischen ihm und seinem Ersatzmann Taylor um Lauras Gunst gewünscht.

Mein Favorit in diesem Thriller ist Simon Fischer. Ihn fand ich richtig cool. Aus meiner Sicht hat er mit einem unvergleichlichen Engagement eine Analyse nach der anderen gefahren. Er wusste immer sofort, welche Datenbanken er für welche Information anzapfen musste. Ein Stichwort genügte und er zog in meiner Wahrnehmung wenige Minuten später das nächste Ass aus dem Ärmel.

Insgesamt hat mir „Der Flüstermann“ noch ganz gut gefallen. Als ich ihn für mich enttarnt hatte, war es nur nicht mehr so spannend. Dennoch war es interessant, die Ermittlungen weiter zu beobachten.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Ausdauer erforderlich

Die Unruhigen
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Die Unruhigen ist die Geschichte der Patchworkfamilie um Ingmar Bergman mit besonderem Fokus auf seine Geliebte zwischen Ehefrau Nummer vier und Ehefrau Nummer fünf, Liv Ullmann, und der gemeinsamen Tochter ...

Die Unruhigen ist die Geschichte der Patchworkfamilie um Ingmar Bergman mit besonderem Fokus auf seine Geliebte zwischen Ehefrau Nummer vier und Ehefrau Nummer fünf, Liv Ullmann, und der gemeinsamen Tochter Linn. Obwohl ihre Liebesbeziehung nur kurz war, verbindet ihn mit Liv etwas Besonderes dauerhaft auf der Arbeitsebene.

Die beiden zeigen, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, als Kind von zwei Berühmtheiten aufzuwachsen. Linns Eltern sind jeweils intensiv mit sich selbst beschäftigt. Für ihre Tochter nehmen sie sich kaum Zeit.

Der Vater wirkt auf mich wie ein Kontrollfreak. Essen und Trinken gibt es nur an festgelegten Orten im Haus. Man darf Ihn niemals bei seiner Arbeit stören, im Haus muss es immer ruhig sein. Im ganzen Haus sind die Fenster und Türen dauerhaft geschlossen zu halten, damit es zum einen nicht zieht und niemand sich erkältet und damit keine Fliegen ins Haus kommen. Mit seinen Kindern beschäftigt er sich nie spontan. Dafür werden Termine vereinbart. Wie beim Arzt bekommt jedes Kind hin und wieder eine Sprechzeit. Das ist für mich schon sehr befremdlich, auch dass die Gemeinsame Zeit jeweils nur ein Kind betrifft und dass es mehr eine geschäftsmäßige Aussprache ist als eine kindgerechte Auseinandersetzung. Die Organisation und Planung der eigenen Beerdigung ist am Ende nur folgerichtig.

Die Mutter ist Schauspielerin. Sie macht stets einen gehetzten Eindruck, von Rolle zu Rolle, von Liebhaber zu Liebhaber, von einem Wohnort zum nächsten und wieder zurück. Um ihre Tochter kümmert sie sich überhaupt nicht. Dafür beschäftigt sie Angestellte.

Diese Art Familienleben lässt mich Liebe und tiefe Zuneigung vermissen. Trotzdem fühlt sich Linn durchgehend zu ihren Eltern hingezogen. Jede längere Abwesenheit der Mutter schmerzt sie sehr. Sorgenvoll hofft sie inständig, die Mutter bald unversehrt wiederzusehen oder aber mindestens von ihr zu hören. Den Vater besucht sie jeden Sommer für mehrere Wochen.

Der Schreibstil von Linn Ullmann war für mich recht anstrengend zu lesen. Ich vermute, es lag an den Erzählperspektiven. Über lange Strecken hinweg wird über die Charaktere in der dritten Person, „der Vater“ oder „das Mädchen“, geschrieben. Mutter, Vater und Tochter wurden kein einziges Mal beim Namen genannt. Nur die Nebenrollen werden benamt. Zwischendurch wird dann plötzlich in die Ich-Perspektive gewechselt. So kam ich keinem Charakter richtig nahe. Erst zum Ende hin gab es eine längere Ich-Phase, die sich auch gut lesen lies. Gewöhnen musste ich mich auch erst an die eingestreuten Dialoge.

Dennoch hat das Buch einen Eindruck bei mir hinterlassen. Während des Innehaltens beim Lesen, um eigentlich die stückhaften Erinnerungen von Linn Ullmann in ein Gesamtbild zu sortieren, kam es immer wieder dazu, dass mich eigene Erinnerungen an meine Kindheit, insbesondere auch an meine Oma eingeholt haben. Ich bin dann gedanklich etwas abgeschweift. Für den Anstoß dazu bin ich dankbar.

Gefallen haben mir auch einige ganz wunderbar formulierte Textstellen. Zwei davon möchte ich hier zitieren:

„Ihre tiefste Sehnsucht war möglicherweise, bedingungslos geliebt und gleichzeitig ganz in Ruhe gelassen zu werden.“ (S. 28),

„Ein entflogenes Wort lässt sich nicht mehr einfangen.“ (S.74).

Fazit: Interessante Geschichte, komplex aufbereitet.