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Veröffentlicht am 30.03.2019

Ein Wahnsinnsding zum Dingern...

Die Isartürkin
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Zum Inhalt:

Was passiert, wenn ein Mann der Enge einer zentralanatolischen Beamtenstadt, und eine Frau der Enge der zentralkatholischen Oberpfalz entflieht, und sie sich im Deutschland der 70er Jahre ...

Zum Inhalt:

Was passiert, wenn ein Mann der Enge einer zentralanatolischen Beamtenstadt, und eine Frau der Enge der zentralkatholischen Oberpfalz entflieht, und sie sich im Deutschland der 70er Jahre über den Weg laufen? Dann entsteht eine multikulturelle Liebe, aus der eine Isartürkin wie die Journalistin Deniz Aykanat hervorgeht. Ihre Kindheit verlief zwischen Marmaris und Bayern und zwischen deutsch, türkisch und der Dingssprache ihres Vaters, worüber sie uns mit Witz und Begeisterung erzählt und uns das Beste aus beiden Kulturen aufzeigt.


Meine Lesererfahrung:

Ich kannte die SZ-Kolumne der Autorin, worauf dieses Buch basiert, nicht, als ich mit dem Lesen begann. Deniz Aykanat schreibt witzig und voller Selbstironie über ihre Erlebnisse als Tochter eines Türken und einer Deutschen, die mir als Deutschtürkin viele amüsante Lesemomente beschert und eigene ähnliche oder sogar haargenau gleiche Erinnerungen in mir wachgerufen haben. 


Sei es die Qual mit dem ewig falsch ausgesprochenen Namen, die Fragen um die eigene Identität und Zugehörigkeit oder einfach die Sommerurlaube in der Türkei, die immer mit einer tagelangen Fahrt im Auto mit rauchenden Eltern begonnen haben, ich hatte viele amüsante Lesemomente, die mich in meine eigene Kindheit getragen haben. Besonders lustig fand ich die Lausbubgeschichten über den Bruder der Autorin und die schönen Kindheitserinnerungen in Marmaris sowie die sprachliche Kreativität des Vaters alles mit nur einem "Dingswort" umschreiben zu können. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich an einigen Stellen laut aufgelacht habe. Es war definitiv eine gute Idee, die Beiträge der SZ-Kolumne in einem Buch zusammen zu fassen. Ebenfalls war es eine gute Idee, überhaupt über die Kindheit als ein deutschtürkischer Mischling zu schreiben und uns an den Anekdoten voller garantierter Lacher teilhaben zu lassen. 


Fazit:

Aus der höchst amüsanten Kolumne der Journalistin ist ein absolut tolles und lesenswertes Buch entstanden, das einerseits zum Nachdenken über Vorurteile gegenüber Fremdartigem und andererseits zur Selbstkritik der eigenen Kultur betreffend anregt. 

Veröffentlicht am 21.03.2019

Der Wahrheit auf der Spur...

Das Bekenntnis
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Zum Inhalt:
Pete Banning ist ein angesehener Bürger der Stadt Clanton in Mississippi der 40er Jahre und besitzt große Baumwollplantagen. Er diente im Krieg gegen die Japaner, wurde in Gefangenschaft genommen ...

Zum Inhalt:
Pete Banning ist ein angesehener Bürger der Stadt Clanton in Mississippi der 40er Jahre und besitzt große Baumwollplantagen. Er diente im Krieg gegen die Japaner, wurde in Gefangenschaft genommen und schaffte es sogar den Todesmarsch von Bataan zu überleben und zu seiner Familie zurückzukehren. Er wird als Held gefeiert, bis zu dem Tag, an dem er früh aufsteht und nach dem morgendlichen Frühstück zur Kirche fährt, um den Reverend zu erschießen. Er wird verhaftet und kommt vor den Richter, doch Banning schweigt über seine Motive. Auch als ihm der elektrische Stuhl droht, bricht er nicht sein Schweigen. Mit seinem Schicksal hat er abgefunden und ist bereit, dafür zu büßen. Allerdings ist das Rätsel um seine Tat noch viel komplizierter, da nicht einmal Banning selbst die ganze Wahrheit kennt.



Meine Leseerfahrung:
John Grisham schreibt wie immer grandios und hat einen angenehm lockeren Erzählstil, der ohne nennenswerte Abschweifungen meist immer zum Punkt kommt. Die Story ist in drei Teile gegliedert und ist durchweg spannend, geheimnisvoll und steckt voller Überraschungen. In diesem Roman liefert der Autor zudem einen völlig authentischen Einblick in die amerikanische Gesellschaft der 40er Jahre. Der Plot ist nicht nur kriminologisch interressant, sondern macht das Buch auch durch den historischen zweiten Teil sowie die Geschichte um die Verbliebenen bzw. das Familiendrama im dritten und letzten Teil sehr lesenswert. 


Obwohl ich Bücher und Filme über Kriege persönlich überhaupt nicht mag, war ich derart gefesselt von den realitätsnahen Ausführungen des Autors über Bannings Kriegserinnerungen, dass ich das Buch während der Lesephase des zweiten Teils überhaupt nicht mehr aus der Hand legen konnte. So habe ich nicht nur historisch etwas dazu gelernt - den Todesmarsch von Bataan kannte ich im Einzelnen nicht wirklich -, sondern wurde äußerst lebensnah an die Gefühls- und Gedankenwelt der Hauptfigur herangeführt und hatte damit die Möglichkeit, sehr durchleuchtend hinter die Fassade eines Mörders zu blicken.


Dieses Buch hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und hat mir noch einmal deutlich gemacht, wieso Grisham so beliebt ist.



Fazit:
John Grisham hat hier wieder einmal aus einer einfachen Justizgeschichte ein spannendes Werk geschaffen, das dem Leser nicht nur historisch wertvolle Einblicke beschert, sondern auch die gesellschaftlichen Gegebenheiten der amerikanischen Lebenskultur in den 40er Jahren vor Augen führt. Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Fesselnder historischer Hexenroman

Die Tochter der Hexe
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Zum Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Batchcombe in England geht im 17. Jahrhundert die Pest um. Die kleine Bess verliert dadurch nahezu ihre gesamte Familie. Nur sie und ihre Mutter können wie durch ...

Zum Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Batchcombe in England geht im 17. Jahrhundert die Pest um. Die kleine Bess verliert dadurch nahezu ihre gesamte Familie. Nur sie und ihre Mutter können wie durch ein Wunder dem schwarzen Tod entrinnen, was allerdings auf Unverständnis bei der Bevölkerung stößt. Kurz darauf taucht auch noch ein Hexenjäger in dem Örtchen auf. Bess Mutter wird der Hexerei für schuldig befunden und vor den Augen der eigenen Tochter hingerichtet. In ihrer Verzweiflung sucht Bess Hilfe bei dem Hexenmeister Gideon Masters und geht einen folgeschweren Pakt mit ihm ein. Als sie sich von ihm lossagen will, ahnt sie noch nicht, dass sie einen erbitterten Gegner vor sich hat, der sie über die kommenden Jahrhunderte hin weg verfolgen wird...



Meine Leseerfahrung:

Paula Brackston stellt die Geschichte von Bess sehr authentisch auf zwei Erzählebenen dar. Zum Einen lernen wir die Protagonistin in der Vergangenheit, nämlich in ihrer Jugend im Jahre 1627 kennen und teilen ihre Erlebnisse in London 1888 zur Zeit des berüchtigten Jack the Ripper und im ersten Weltkrieg in Flandern direkt an der Front. Zum Anderen spielt die Geschichte als Tagebucheintrag in der Neuzeit 2007, was wiederum aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Bess ist über die Jahrhunderte langsam gealtert und nunmehr eine Frau mittleren Alters, die ein Tagebuch über ihren Alltag führt. Zu dieser Zeit taucht die junge Tegan auf, die von Bess unter die Fittiche genommen und in die Welt der Hexenkunst und der Kräuterkunde eingeführt wird. 


Die Autorin schafft es auf beiden Erzählebenen den Leser ans Geschehen zu fesseln und kreiert eine fantastische Welt der Magie, die sich subtil in das wahre historische Zeitgeschehen einfügt. Besonders gefiel mir dabei, wie sich Bess über die Jahrhunderte zu einem starken Charakter entwickelt. Die historischen Abschnitte fand ich zumeist sogar spannender, da man als Leser mitfiebert, ob und wie Bess in den jeweiligen Epochen dem Schwarzmagier Gideon entkommt. Man hat das Gefühl sowohl einen historischen als auch einen fantastischen Roman zu lesen. Seit den Mayfair-Hexen von Anne Rice hatte ich keine so gute Hexenliteratur mehr in den Händen gehalten.



Fazit:

Ein sehr gelungener Auftakt zu einer geschichtsträchtigen Hexenreihe, die den Leser bereits mit den ersten Seiten in den Bann zieht und auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Viktorianischer Krimi mit Charme und Humor und grandioser Besetzung

Die Todesfee der Grindlay Street
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Zum Inhalt :

Es ist 1889 und am Londoner Theater wird "Macbeth" aufgeführt, als plötzlich ein haarsträubender Schrei die Anwesenden bis ins Mark erschüttert. Die Todesfee soll ihr Unwesen treiben und ...

Zum Inhalt :

Es ist 1889 und am Londoner Theater wird "Macbeth" aufgeführt, als plötzlich ein haarsträubender Schrei die Anwesenden bis ins Mark erschüttert. Die Todesfee soll ihr Unwesen treiben und hinterlässt zudem eine blutige Botschaft, wonach bei der nächsten Aufführung eine Person zu Tode kommen soll. Daher schalten sich bei dem nächsten Halt der Theatergruppe in Edinburgh die Inspectors Ian Frey und Adolphus McGray ein. Während der Engländer Frey rational an die Sache geht und einen PR-Gag vermutet, jagt der abergläubische Schotte McGray der Todesfee hinterher, um das Übernatürliche zu beweisen. Bald darauf wird auch in Edinburgh die Todesfee gesichtet. Dem Ermittlerteam bleibt nicht mehr viel Zeit. 


Meine Leseerfahrung:

Oscar de Muriel taucht mit uns ab ins Schottland der viktorianischen Zeit und erzählt die Geschichte der beiden Protagonisten so authentisch, als wäre er in eigener Person dabei gewesen. Dabei bedient er sich einer unverschnörkelten Sprache und eines herrlich trockenen Humors, die den Roman nicht eine Sekunde langweilig werden lassen. Der Einstieg ist bereits überaus spannend. Und diese Spannung hält in einem konstanten Tempo bis zum Finale an. 


Das Ermittlerduo ist gut aufeinander abgestimmt, auch wenn sie charakterlich nicht verschiedener sein könnten. Frey als Vernunftsmensch und Gentleman versucht, seine Schlüsse auf rationaler Ebene zu ziehen; sein ungehobelter Kollege McGray hingegen ist der Urschotte schlechthin, der sich blendend in der Welt der übernatürlichen Phänomene und mystischen Figuren auskennt. Sie ergänzen sich jedoch prima und kommen gemeinsam Schritt für Schritt der Wahrheit nah. Äußerst amüsant ist es für den Leser, ihre ironiegetränkten und humorvollen Dialoge zu verfolgen. Ein zusätzlicher Genuss für Bibliophile ist der Einsatz bekannter historischer Persönlichkeiten als Nebenfiguren. 


Abgerundet wird der Roman mit einer überaus umfassenden Erklärung des Autors am Ende zu den tatsächlichen Begebenheiten, was ich mit mindestens genauso viel Interesse und Aufmerksamkeit gelesen habe wie den Roman selbst. 

Dieses dritte Band der Frey/McGray-Reihe war für mich persönlich der erste Roman von de Muriel. Daher kann ich ihn nicht mit den vorherigen Bänden vergleichen. Sicher ist aber, dass ich mir auch diese bald zulegen werde. 


Fazit:

Ein sehr unterhaltsamer Kriminalroman, der ganz gewiss bereits zu Beginn des Jahres zu meinem persönlichen Lesehighlight 2019 geworden ist.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Spannung von Anfang bis Ende

Rachewinter
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Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. ...

Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. Über die Mordtat gibt es ein erdrückendes Beweisvideo. Dennoch ist Evelyn fest davon überzeugt, dass der Fall Merkwürdigkeiten aufweist und stellt mit ihrem Assistenten Flo eigenmächtig Recherchen an. Sie kommen dabei einer gefährlichen Verstrickung von dubiosen Machenschaften auf die Spur. Gleichzeitig ermittelt der Kriminalkommissar Walter Pulaski in einem anderen Fall in Leipzig, bei dem ein ihm persönlich bekannter Mann tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird. Alles deutet auf einen Unfall hin. Pulaskis Gespür führt ihn allerdings auf dieselbe gefährliche Spur, auf die sich schon Evelyn und Flo begeben haben...

Meine Leseerfahrung:
Erfolgsautor Andreas Gruber hat mit "Rachewinter", dem dritten Band der Reihe um Pulaski und Meyers, einen Thriller der Extraklasse geschaffen. Das Buchcover ist entsprechend seinen Vorgängerbänden stilvoll gestaltet und hat mittlerweile einen Erkennungswert.

Auf Grund seines flüssigen unverschnörkelten Erzählstils sind die fast 600 Seiten ein schnell verschlungener Lesegenuss. Gruber hat zwei ausgezeichnete Protagonisten geschaffen, die sowohl mit einem scharfem Verstand als auch mit einem äußerst witzigen Charme auftrumpfen. Dank der in Kursivschrift eingeführten Gedankengänge zwischen dem Erzählfluss kann sich der Leser wunderbar in die Hauptfiguren hineinversetzen.

Als Rechtsanwältin im selben Alter war ich begeistert von Evelyn und ihrer furchtlosen und beharrlichen Ader, die Wahrheit um jeden Preis heraus zu finden. Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Flo leistet sie eine beeindruckende Ermittlungsarbeit und ist damit völlig auf einem Level mit dem alten Hasen Pulaski, der auf Grund seiner Jahre beim LKA und auch beim Kriminaldauerdienst eine gehörige Portion Erfahrung mit sich bringt.

Auch die Nebenfiguren wie Pulaskis Tochter Jasmin und ihre Freundin Nina, die durch den Tod ihres Vaters mitinvolviert ist, lassen die Story zu keinem Moment an Spannung verlieren. Sie sind ebenfalls interessante Charaktere, die auf eigene Faust erfolgreich Nachforschungen anstellen und sich ungeahnt in gefährliche Situationen begeben.

Die relativ kurz gehaltenen Kapitel springen in den spannendsten Augenblicken zwischen den Handlungssträngen um Meyers, Pulaski, den jungen Mädels, sowie der geheimnisvollen Frau im roten Kleid, die die Verbindung zwischen den vorliegenden und bevorstehenden Morden darstellt, und versprechen einen konstanten Spannungsbogen ab dem Prolog bis zum Epilog.

Besonders gut recherchiert erschien mir auch das geschickt eingearbeitete Thema Transsexualität, was für mich persönlich als ein facettenreiches Neuland erscheint.

Fazit:
Ein unterhaltender Thriller voller Spannung und Action, der alle Erwartungen an einen aufregenden und fesselnden Roman erfüllt. Andreas Gruber steht für spannungsgeladene Kriminalgeschichten mit charakterstarken Figuren und hohem Ermittlungsniveau. 5 von 5 Sternen und absolute Leseempfehlung!