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Veröffentlicht am 07.05.2019

Eine tolle Liebesgeschichte

Alles, was du suchst
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Die Geschichte be­ginnt sehr lustig. Came­ron ist kurz da­vor, ihr Ziel in den Tie­fen Ver­monts, USA zu erreichen, als sie in den Elch Fred hi­nein­fährt. Dieser ist das Stadt­mas­kottchen und ob­wohl ...

Die Geschichte be­ginnt sehr lustig. Came­ron ist kurz da­vor, ihr Ziel in den Tie­fen Ver­monts, USA zu erreichen, als sie in den Elch Fred hi­nein­fährt. Dieser ist das Stadt­mas­kottchen und ob­wohl Came­rons Gesicht den Un­fall alles ande­re als gut über­stan­den hat – von ihrem Auto gar nicht zu spre­chen – machen sich in den nächsten Ta­gen und Wochen alle Sor­gen um Fred. Wenn Came­ron neuen Men­schen be­geg­net und sich vor­stellt, ist sie stets die­jeni­ge, die Fred an­gefah­ren hat. Es ist un­glaub­lich ko­misch. Dieser Hu­mor setzt sich auch im Laufe der Ge­schich­te fort und wäh­rend der Lek­tü­re gab es zahl­rei­che Momen­te, in de­nen ich wirk­lich schmunzeln musste. So be­ginnt ein Buch doch schon­mal gut, oder?



Cameron und Will sind die Haupt­figu­ren der Ge­schich­te und er­zäh­len die Hand­lung aus abwechselnden Perspek­ti­ven. Ich per­sön­lich bin ein großer Fan von unter­schied­li­chen Erzählperspek­tiven, ­be­sonde­res wenn eine Ge­schich­te von zwei so sym­pathi­schen Figu­ren wie Came­ron und Will er­zählt wird. Ich kann es gar nicht anders sa­gen: Beide Fi­gu­ren haben mein Herz im Sturm ero­bert. Bei Lie­bes­roma­nen ist es ja regelmäßig der Fall, dass das männ­liche Love Inte­rest die ein oder andere frag­wür­dige Cha­rak­ter­eigen­schaft mit sich bringt und nicht ge­rade res­pekt­voll mit der Frau um­geht. Bei Alles, was du suchst ist es das komplette Gegen­teil. Ich glaube, ich habe noch nie einen so char­man­ten und res­pekt­vollen männ­li­chen Pro­ta­gonis­ten in einem Lie­bes­roman er­lebt. Und ich möchte mehr Fi­guren wie Will. Er ist so auf­merk­sam, zuvorkommend und lieb – ein rich­tiger Gentle­man.



Aber auch Came­ron hat eini­ges zu bie­ten. Sie hat ihr eige­nes Unter­neh­men ins Leben gerufen und ist eine schlag­fer­tige Frau aus Man­hattan. Re­la­tiv früh kann man sich je­doch denken, dass aus Came­ron schnell ein klei­nes Land­ei wird, denn sie er­kennt den Charme der Stadt so­fort und ist die­sem absolut ver­fallen. Sie ist jedoch nicht nur der Stadt ver­fallen, son­dern merkt schnell, dass auch Will über­aus inte­ressant ist und kann eine ge­wisse Anziehung nicht ab­strei­ten. Für Came­ron be­ginnt ein inne­rer Kampf, denn sie möchte sich nicht in Will ver­lie­ben und eine Be­zie­hung mit ihm ein­gehen, wenn sie weni­ge Wochen später zurück nach New York muss. Gleich­zei­tig führt sie noch ihr Unterneh­men, was sie schlecht von einem Ort aus tun kann, in dem sie nicht einmal Handy­empfang hat. Ich konnte mich während der ge­sam­ten Lek­türe unglaublich gut in Will und Came­ron hineinversetzen.



Marie Force hat einen an­ge­nehmen Aus­druck. Mehr mag ich gar nicht zu dem Schreib­stil sagen. Es würde nicht der Wahr­heit ent­spre­chen, würde ich sa­gen, dass der Schreib­stil über­ragend ist. Denn das ist er nicht. Er ist soli­de, an­schau­lich und hat in mir die Emo­tio­nen her­vor­geru­fen, die man sich eben von der Lek­türe erhofft. Wirklich schöne Passagen habe ich mir nur wenig angestri­chen, da der Schreib­stil eben dem Standart ent­spricht.



Mir hat jedoch ge­fallen, wie Marie Force eine gute Abwechs­lung aus inne­rem Mono­log und direkter Rede um­ge­setzt hat. Als Leser er­fährt man sowohl von Wills als auch Came­rons Innenleben, gleich­zei­tig aber auch nicht so viel, dass man sich fragt, wann die Hand­lung end­lich wei­ter­geht. Ihr kennt es sicher­lich: Sei­ten­lange inne­re Mono­loge können sehr erdrückend sein. Marie Force lässt solche Si­tua­tio­nen nicht auf­kommen. Sie ver­leiht je­dem Kapitel mit einer Menge Dia­lo­gen die nöti­ge Por­tion Biss.



Die Handlung konnte mich voll und ganz von sich überzeugen. Im Ver­gleich zu vielen anderen Liebesroma­nen liegt der Fo­kus bei Alles, was du suchst näm­lich nicht auf Dra­ma und einem ewigen Hin und Her. Man muss sich schon durch eini­ge hun­dert Sei­ten lesen, bis Will und Cameron zu­einan­der finden, und es ist von An­fang an offen­sicht­lich, wie die Geschichte enden wird. Das ist aber nicht schlimm, weil Alles, was du suchst unter anderem stark von sei­nen Figuren lebt. Will und Came­ron erleben aller­hand Zwi­schen­fälle, sodass die Liebes­geschich­te der bei­den zwar noch im Vor­der­grund steht, aber eben nicht aus­schließ­lich.



Zusätzlich zu den Ereig­nissen, de­nen sich Came­ron und Will stellen müssen, kommt eine unfassbare Bandbrei­te an Neben­figu­ren. Will hat – wenn ich mich richtig erinnere – zehn Geschwis­ter, die alle­samt eine mehr oder weni­ger große Rolle in dem Ro­man spie­len. Ich gehe da­von aus, dass seine Ge­schwis­ter unter anderem die Haupt­figu­ren der Folge­bände wer­den und in Alles, was du suchst wird dazu die Grund­lage geschaffen. Da sich die Handlung nicht nur mit der Liebes­ge­schich­te und den Proble­men der Pro­tagonis­ten beschäf­tigt, ist das Buch in meinen Augen äußerst facetten­reich.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Extreme Sogwirkung und ein absolutes Jahreshighlight

Nevernight - Die Prüfung
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Hallo ihr Lieben, die meisten von euch lieben sicherlich Harry Potter, oder? Harry Potter führt uns in eine Welt voller Magie, mystischer Wesen und allerhand Abenteuer. Was würdet ihr sagen, wenn ihr mit ...

Hallo ihr Lieben, die meisten von euch lieben sicherlich Harry Potter, oder? Harry Potter führt uns in eine Welt voller Magie, mystischer Wesen und allerhand Abenteuer. Was würdet ihr sagen, wenn ihr mit dem Buch, das ich euch heute vorstelle, in eine ähnlich faszinierende Welt eintauchen dürft? Ich präsentiere euch das Harry Potter der Assassinen: Nevernight – Die Prüfung von Jay Kristoff.
Ich bin begeistert. Richtig begeistert, wie ich es schon lange nicht mehr war. Das Lesen des Buches liegt nun schon einige Wochen hinter mir und ich habe mich vor dem Schreiben der Rezension etwas gedrückt. Einfach weil ich das Gefühl habe, dass ich für dieses Buch kaum die richtigen Worte finden kann. Jay Kristoff überzeugt von der ersten Seite an und dem Leser wird sofort bewusst: Hier erwartet mich keine leichte Kost. Eine bittersüße Geschichte kommt auf mich zu und es wird einiges von mir verlangt.
Mia ist eine außergewöhnliche Protagonistin mit Ecken und Kanten. Sie ist unglaublich mutig, stark und furchtbar intelligent – dies merkt man besonders zum Ende des Romans hin, wo sie mich immer wieder überraschte. In ihr finden sich viele Emotionen, sie ist einerseits unsicher und voller Angst, aber gleichzeitig eine überaus selbstbewusste Frau, die weiß, wie der Hase läuft und was ihr langfristiges Ziel ist: Rache für ihre genommene Familie. Ihre Vergangenheit hat sie sehr geprägt und sie geht mit einer derben und sarkastischen Art durch ihr Leben.
Diese raue Art von Protagonistin, die so ganz anders ist als die typische zarte, graue Maus, die man in so vielen Romanen erlebt, hat mir klasse gefallen. Mia kann düster und brutal sein, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ich bewundere Jay Kristoff für diesen Charakter. Generell finde ich es großartig, wie er als männlicher Autor einer weiblichen Hauptfigur Charakter und Stimme verleiht. Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Er hat mit Mia eine Figur erschaffen, die definitiv zu meinen liebsten Charakteren aller Zeiten gehört.
Was ist in Büchern genauso wichtig wie die Protagonisten? Genau, Nebenfiguren. Und Nebenfiguren gibt es in Nevernight allerhand. Was mir an ihnen besonders gefallen hat, war ihr Tiefgang. Die Figuren, denen Mia begegnet, sind alles andere als oberflächlich. Man weiß genau, wie Mia zu ihnen steht und was sie ausmacht. Na gut, was die Nebenfiguren ausmacht, stimmt so vielleicht nicht direkt, denn es scheint mir, als könnte jeder Charakter in Nevernight den Leser schockieren und überraschen. Was genau hinter der Oberfläche lodert, weiß wohl nur der Autor selbst, aber für mich steht fest, dass sämtliche Figuren erste Klasse sind. Allen voran natürlich Tric und die Nicht-Katze Herr Freundlich.
… sind keine Grenzen gesetzt. Jay Kristoff hat eine einmalige Welt erschaffen, die so düster wie faszinierend ist. Drei Sonnen, die den Himmel über Gottesgrab erhellen und die Nacht nur an wenigen Tagen wirklich zur Nacht lassen werden. Mit Nevernight hält man als Leser einfach ein Buch in den Händen, das nicht so ist wie die meisten Büchern, die man derzeit in den Regalen der Buchhandlungen sieht. Dies betrifft das eben genannte Figurenspektrum gleichermaßen wie das Worldbuilding oder die Geschichte an sich.
Das Setting empfand ich zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig, einfach weil eine Stadt aus Gebein, in der es selten bis gar nicht dunkel wird und die von mehreren Sonnen erhellt wird, so außergewöhnlich ist. Dennoch fand ich es von Beginn an klasse. Jay Kristoff entführt Leser bei der Lektüre neben Gottesgrab auch noch in die Wüste, in die rote Kirche und allerhand anderer mystischer Orte. Was die Welt von Mia Corvere betrifft, ist Nevernight ein faszinierendes Leseerlebnis.
Was ich auch als überaus gelungen empfand ist die generelle Abwechslung, die Jay Kristoff herstellt. Nevernightverbindet sämtliche Themen gekonnt, und so beschäftigen sich die Leser unter anderem mit Machtverhältnissen, Jugendlichen und ihre Probleme – erste Liebe, Freundschaft, Ehrgeiz – aber auch mit Magie. Alles in allem stellt dieser Roman eine hervorragende Mischung sämtlicher Themen dar, sodass es nie langweilig wird. Besonders gut hat mir hier Mias Alltag in der roten Kirche gefallen. Ich bekam beim Lesen immer wieder Harry Potter Vibes, was ich sehr genoss. Die Prüfungen, der Unterricht, die Freundschaften und der Hass untereinander. Hach, es wird einfach nicht langweilig in diesem Buch. Dafür sorgen auch die zahlreichen Wendungen in der Geschichte. Nevernight hat hin und wieder etwas Thrillerartiges an sich und wusste mich zu begeistern, zu schockieren und definitiv zu unterhalten.
Hach ja, ich freue mich ja über jedes Buch, das grandios verfasst ist. Grandios trifft den Schreibstil von Jay Kristoff jedoch nicht mal ansatzweise. Meisterhaft? Erstrangig? Vollkommen? Das kommt der Sache schon nah. Jay Kristoff geht auf eine ganz eigene Weise mit Worten um und diese Art gefällt mir sehr. Er erzeugt nämlich eine ganz besondere Stimmung.
Manche Stellen sind hasserfüllt und wütend, manche sind erhaben und episch, manche lassen den Leser ganz klein und unbedeutend fühlen. Nevernight ist unfassbar sprachgewaltig. Manche Sätze möchte man direkt mehrere Male hintereinander lesen, weil sie so wunderschön klingen. Der Text ist voller Metaphern und bildhafter Vergleiche, was aus Nevernight ein erstklassiges Leseerlebnis macht.
Eine Besonderheit in Nevernight sind die Fußnoten. Diese dienen dazu, dem Leser Hintergrundinformationen zur beschriebenen Welt zu verschaffen. Der Sprecher dieser Fußnoten ist ein ziemlicher Witzbold. Er ist sachlich und ernst, gleichzeitig aber auch sarkastisch und sympathisch. Die derbe Humorart von Nevernight hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Ich stehe den Fußnoten dennoch etwas zwiegespalten gegenüber. Einerseits fand ich sie sehr hilfreich und amüsant zu lesen, andererseits waren mir manche viel zu detailliert. Einige der Fußnoten gingen über ganze Seiten, sodass ich mich im Fließtext erstmal wieder neu orientieren musste. Nichtsdestotrotz trugen sie maßgeblich zu dem einzigartigen Leseerlebnis bei und verliehen Nevernight zusätzlichen Tiefgang.

Ein Buch mit extremer Sogwirkung, das einen nicht mehr loslässt. Ein nicht vorhersehbarer Plot, starke Figuren und ein Schreibstil, der seinesgleichen sucht. Für mich ist Nevernight – Die Prüfungein absolutes Lesehighlight.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein Highlight!

Die Krone der Dunkelheit
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»Für Fans von George R. R. Martin und Sarah J. Maas« – so in etwa endete jede Re­zen­sion, die ich zu diesem Buch ge­le­sen habe. Eine Aus­sa­ge, die mich skep­tisch als auch freu­dig machte. Und wie­so? ...

»Für Fans von George R. R. Martin und Sarah J. Maas« – so in etwa endete jede Re­zen­sion, die ich zu diesem Buch ge­le­sen habe. Eine Aus­sa­ge, die mich skep­tisch als auch freu­dig machte. Und wie­so? Weil George R. R. Martin und Sarah J. Maas zu mei­nen ab­solu­ten Lieb­lings­auto­ren gehören. Nur weni­ge Auto­ren können so gut plotten und den Leser überra­schen. Nur we­nige so ge­lun­gen mit Wör­tern um­ge­hen und den Leser in den Bann zie­hen. Gleich­zei­tig ist da aber auch die Furcht, dass Laura Kneidls neu­estes Werk ein Ab­klatsch von A Game of Thrones und A Court of Thorns and Roses wird, denn in bei­den Rei­hen gibt es eine Mauer, die das Über­natür­li­che von den Menschen trennt, und noch das ein oder ande­re Ele­ment, das von Laura Kneidl auch in Die Krone der Dunkelheit auf­ge­nommen wurde.
Kann ein Buch, das solch große Ähn­lich­keit mit zwei Lieb­lings­rei­hen von mir hat, über­zeu­gen? Ich war sehr skep­tisch, be­sonders nach­dem ich die Re­zen­sio­nen von Buch und Gewitter und Traumrealistin gelesen habe – zwei Bloggerinnen, de­ren Mei­nun­gen ich wirk­lich sehr schätze und von denen ich glau­be, dass sie ihre Bei­trä­ge immer ehr­lich schrei­ben. Einer­seits dachte ich mir, dass ich großer Fan von A Game of Thrones sowie A Court of Thorns and Roses bin und mir eine ähn­li­che Ge­schich­te somit auf jeden Fall ge­fällt. Ande­rer­seits dachte ich mir, dass ich keinen Ab­klatsch der Ge­schich­ten lesen möchte und viel Ein­falls­reich­tum und Ori­gina­li­tät brauche. Wie hat mir das Buch also gefallen?
In der Ein­lei­tung habe ich es be­reits er­wähnt: Ich ging skep­tisch an dieses Buch heran. Ich habe posi­ti­ve Re­zen­sio­nen ge­le­sen und nega­tive, und ich habe mir be­wusst Zeit ge­nommen, bevor ich Die Krone der Dunkelheitbe­gann, damit ich die Lobes­hymnen als auch die Kri­tik­punkte nicht mehr prä­sent im Kopf habe. Um doch un­vor­ein­ge­nommen in die Ge­schich­te zu starten und mir eine eige­ne Mei­nung bil­den zu können. Nun liegt die Ge­schich­te hinter mir. Deut­lich schneller als ich an­ge­nommen hatte. Ich be­gann das Buch an einem Diens­tag­nach­mittag und am Mitt­woch­mor­gen lagen be­reits über ein­hundert­fünf­zig Seiten hin­ter mir. Machen wir’s kurz: Auch mich konnte Die Krone der Dunkelheit über­zeu­gen und ich hatte enor­me Freude an der Ge­schich­te.
Kurzer Dis­claimer vor­weg: Ich habe mich be­müht, die Re­zen­sion so spoiler­frei wie mög­lich zu ver­fassen, aber gera­de bei den Cha­rak­ter­dis­kussi­onen bin ich nicht immer um Spoiler he­rum­ge­kommen. Ihr seid also vor­gewarnt.
Jap, das ist meine ehr­liche Mei­nung. Ich finde, dass Laura Kneidl eine der be­gabtes­ten deutschen Auto­rinnen unse­rer Zeit ist. Ich liebe ihre Art zu schrei­ben und Ge­schich­ten auf­zu­bauen. Bei Die Krone der Dunkelheit merkt man Laura Kneidl an, dass sie High Fantasy schreibt. Ich komme nicht um­hin, eine ganz andere Art des Schrei­bens bei Die Krone der Dunkelheit, ihrem Young Adult Roman Berühre mich. Nicht. und ihrem Young Adult Fan­tasy­roman Herz aus Schatten zu be­mer­ken. Ihr Schreib­stil ist in ihrem neu­esten Werk reif, ele­gant und gut durch­dacht. Durch­dacht in dem Sinne, dass einzel­ne Sätze gut auf­ge­baut sind und sich leicht über mehre­re Zeilen hin­weg lesen lassen. Ich empfin­de den Schreib­stil als un­glaub­lich an­ge­nehm und flüssig und habe mich sehr gut in der doch kom­plexen Welt zu­recht­ge­funden. Hut ab dafür.
Ich weiß ehr­lich ge­sagt gar nicht, bei welcher Figur ich an­fan­gen soll, denn ich habe hier zu so vie­len Cha­rak­te­ren etwas zu sagen. Diese Re­zen­sion wird alleine durch diesen Ab­schnitt un­glaub­lich lang wer­den, aber hey – nor­maler­wei­se werden meine Buch­be­spre­chun­gen nur lang, wenn ich wirk­lich etwas zu be­män­geln habe. Dass es jetzt ein­mal anders­he­rum ist, ist doch etwas Tolles!
Freya ist mir die sym­pa­thischste Pro­ta­gonis­tin des Romans. Es gibt nur zwei, klar, aber müsste ich mich zwi­schen Freya und Ceylan ent­schei­den, würde ich lieber Freyas Ge­schich­te ver­fol­gen. Freya übt sich heim­lich in Magie und reißt mit Larkin aus, um ihren Bruder zu suchen. Sie be­ge­ben sich auf eine Reise in un­be­kannte Ge­bie­te. Dabei stellt Freya sich He­raus­for­derun­gen, lernt sich selbst kennen und er­fährt mehr über das, was sie sich vom Leben wirk­lich er­hofft. Diese Ge­schich­ten – fan­tasti­sche Reise­ge­schich­ten – sind meine liebsten. Ich könnte nichts ande­res lesen, mir ge­fallen diese Hand­lun­gen immer sehr gut.
Ich empfinde Freya dabei auch als sehr an­ge­nehme Figur. Sie handelt manch­mal etwas über­stürzt, gleich­zei­tig lernt sie aus den Si­tua­tio­nen und be­schrei­tet neue Heraus­for­derun­gen wie­derum etwas durch­dach­ter. Man sieht ihre Ent­wick­lung klar und deut­lich, und ich finde ihre Reise – zu neuen Zielen und sich selbst – spannend zu ver­fol­gen. Einzig und allein ihre Ge­sprä­che mit Larkin haben mir nicht immer ge­fallen, worauf ich gleich noch zu spre­chen komme.
Ceylan ist die toughe Bad-Ass-Figur der Ge­schichte. Sie hat einen star­ken Willen und ist mit­un­ter ganz schön stur und bo­ckig. Das fand ich beim Lesen hin und wieder etwas an­stren­gend, aber ich mag sie dennoch. Ich hatte damit ge­rech­net, dass Ceylans Ge­schich­te rela­tiv trist wird – immer­hin sitzt sie an der Mauer fest, trainiert und ver­sucht sich zwi­schen all den Männern zu etab­lie­ren. Er­war­tet hatte ich eine Handlung, in der Ceylan sich mit eini­gen Hö­hen und Tiefen an der Mauer ein­setzt und am Ende des Ro­mans ihren Platz findet. Doch es kam ganz anders und ich habe ihre Ge­schich­te mit Spannung ver­folgt. Ich mochte ins­beson­dere, dass sich Ceylan und Freya so sehr unter­schei­den und die ab­wechseln­den Kapi­tel für fri­schen Wind sorgen.
Leigh ist einer der Wächter an der Mauer und ein Cha­rak­ter, der mir von An­fang an sym­pa­thisch war. Dies liegt vor allem an seiner schlag­fer­tigen und muti­gen Art, sich auch mal den Vor­ge­setzten gegen­über zu be­haup­ten und durch­zu­setzen. Er ver­tritt seine Meinung ganz klar und unter­stützt Ceylan, wo er nur kann. Das ist klasse, denn so sticht er an der Mauer de­fini­tiv her­vor. Es gab viele Momente, in denen mich Leigh laut auf­la­chen ließ und ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Bän­den noch mehr von ihm mit­be­kommen. Schade finde ich näm­lich wirk­lich, dass Leigh zu Be­ginn des Ro­mans eine sehr prä­sen­te Rolle er­hält und im Laufe der Ge­schich­te lei­der immer wei­ter in den Hin­ter­grund tritt. Ich wünsche mir mehr Leigh!
Larkin finde ich etwas schwie­rig. Das erste Kapi­tel, in dem Leser Lar­kin be­geg­nen, ist groß­ar­tig und mehr als ge­lun­gen. Sein erster Ein­druck auf mich war überaus inte­ressant und ich hatte mir einen eben­so inte­ressan­ten Charakter er­hofft. Das ist er auch, keine Frage, aber die Sache mit der Königs­reli­gion empfin­de ich als sehr ge­wöh­nungs­be­dürf­tig und auch als etwas proble­ma­tisch, wenn es je­mals zu einer ro­man­ti­schen Be­zie­hung zwischen Lar­kin und Freya kommen sollte.
Als er ange­fan­gen hat zu be­ten, nur weil er Freya sieht, dachte ich, dass das ein schlechter Scherz sei und habe in­stän­dig ge­hofft, dass die­ses Ver­hal­ten zurück­geht. Ich weiß gar nicht, wie ich es aus­drü­cken soll, außer dass ich diese Passagen ex­trem be­fremd­lich und un­ange­nehm fand. Durch den ganzen Roman zog sich bei mir das Ge­fühl, dass ich Larkins Taten nicht ein­schätzen kann. Unter­stützt er Freya, weil er es möch­te oder weil er sie und ihre Fami­lie an­betet? Diesen Reli­gions­aspekt mochte ich per­sön­lich über­haupt nicht. Ab­ge­sehen davon bin ich aber ein gro­ßer Fan von Larkin und hoffe, dass sich sein wahrer Cha­rak­ter in den Fort­setzun­gen offen­bart – sollte er es in Die Krone der Dunkelheit nicht ge­tan haben.
Elroy ist ein spannen­der Cha­rak­ter. Er ist ein Pi­rat, der auf der Suche nach ewigem Leben ist – er möchte un­sterb­lich werden. Auf Freyas Reise be­geg­nen sie sich und ich hätte mir noch viel mehr Seiten mit Elroy ge­wünscht. Er ist ein Cha­rak­ter mit Biss und Charme, eine sehr an­ge­nehme Mischung wie ich finde, und ich glaube, Elroy wird auch noch in Freyas Leben eine grö­ßere Rolle spielen. Lasst uns mal ein bisschen über­legen …
Ich bin fest davon über­zeugt, dass sich eine ro­man­ti­sche Be­zie­hung zwischen Lar­kin und Freya nicht er­ge­ben wird, auch wenn sie in Die Krone der Dunkelheit an­gedeu­tet wird. Allein auf­grund von Larkins reli­giö­sem Stand­punkt wird es für Freya in meinen Au­gen keine Option sein, ihm in einem ro­man­ti­schen Sinne näher zu kommen. Elroy hin­ge­gen wird durch Freyas Augen als sehr attrak­tiv, char­mant und intelli­gent be­schrie­ben. Gleich­zeitig haben er und Freya einen Deal ab­ge­macht, an den sich Freya nicht ge­hal­ten hat, und ich gehe ganz fest davon aus, dass Elroy auf diesen Bruch in den Folge­bän­den zu spre­chen kommen wird. Und wir kennen das Muster ja, oder? Attrak­ti­ver Typ, ein Versprechen, das gebrochen wird, aus Hass wird Liebe … Ich bin für eine roman­ti­sche Be­zie­hung zwi­schen Freya und Eloy. Was meint ihr?
Ich habe es bereits am An­fang des Bei­tra­ges ge­sagt, dass ich sehr oft ge­hört habe, dass viele der Mei­nung sind, dass Die Krone der Dunkelheit den Wer­ken von George R. R. Martin und Sarah J. Maas ähnelt. Ich stimme dem auch be­dingt zu. Die Völker der Menschen und Fae leben ge­trennt von­einan­der, dies ge­schieht durch eine gi­gan­tische Mauer. Eine Mauer also, die die poten­ziell Guten von den poten­ziell Bösen trennen soll und welche durch Magie er­schaffen wurde. Be­wacht wird diese Mauer von den Wäch­tern in schwarz. Wer Game of Thrones ge­sehen oder die Bücher ge­lesen hat, wird die Ähn­lich­keit zur Mauer und der Nacht­wache nicht über­se­hen können. Und auch in A Court of Thorns and Roses leben die Menschen und Fae ge­trennt von einer Mauer auf dem Konti­nent. In meinen Augen war es das aber auch mit der Ähn­lich­keit der Geschichten.
Natürlich, Laura Kneidl er­schafft damit keine voll­kommen neue Welt und be­dient sich be­kann­ter Szena­rien und Ge­geben­hei­ten, aber dabei bleibt es auch. Es ist eine be­kann­te Grund­idee, mit denen Laura Kneidl eine ganz ande­re Ge­schich­te er­schafft. Ich würde Die Krone der Dunkelheit daher auch nicht mit den ge­nann­ten Werken ver­glei­chen. Es gibt ge­mein­same Schnitt­stellen, aber jeder der Auto­ren schafft etwas Einzig­arti­ges aus ihnen.
Laura Kneidl beweist mit diesem Buch, dass sie High Fantasy schreiben kann – und zwar richtig gut. Mich hat »Die Krone der Dunkelheit« von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Eine ganz klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein Highlight!

Berühre mich. Nicht.
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Berühre mich. Nicht – Ein Buch, um das man momentan nicht herum kommt, da es in allen Buchhandlungen oben aufliegt, durch sein wunderschönes Cover zusätzlich auffällt. Auf Instagram nahezu wird man von ...

Berühre mich. Nicht – Ein Buch, um das man momentan nicht herum kommt, da es in allen Buchhandlungen oben aufliegt, durch sein wunderschönes Cover zusätzlich auffällt. Auf Instagram nahezu wird man von Posts erschlagen, die sich mit diesem Buch beschäftigen. So ließ auch ich mich dazu verleiten, das Buch zu kaufen und New Adult eine weitere Chance zu geben. Ich konnte dem Genre (bis auf Colleen Hoovers Romane) bisher nichts abgewinnen, doch da ich Laura Kneidls Light & Darkness wirklich grandios finde, versuchte ich es erneut mit New Adult. Auf geht’s, hier kommt meine Meinung zu Berühre mich. Nicht.
Sage ist mir im gesamten Handlungsverlauf sehr sympathisch und vertraut gewesen. Das liegt wohl daran, dass die Handlung aus ihrer Perspektive berichtet wird und dass es viele innere Monologe gibt. Und die haben es in sich: Was den Inhalt als auch die Länge angeht! Sage wird dadurch sehr greifbar und Leser verstehen ihr Innenleben und ihre Probleme gut. Ich bin normalerweise kein großer Fan von inneren Monologen, sondern lese bevorzugt Stellen mit wörtlicher Rede, jedoch interessierten mich Sages Gedankengänge sehr und ich empfand sie nicht als störend. Eher das Gegenteil.
Man kann ihr Handeln wirklich nachvollziehen und kann sich einen guten Überblick verschaffen, was sie in ihrer Vergangenheit erlebt hat. Gleichzeitig bekommen Leser detaillierte Einblicke in die Gegenwart. So werden Leser und Sage sehr gelungen zusammengebracht. Ich habe mich Sage das gesamte Buch über nahe gefühlt und es schlich sich zudem das Gefühl ein, dass ich Sage wirklich kenne.
Was mir auch gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Sages Probleme echte Probleme sind und nichts an den Haaren herbeigezogene, bei denen man Leser nur den Kopf schütteln können. Ich durfte feststellen, dass man solche oberflächlichen Charaktere mit lächerlichen Problemen sehr häufig in New Adult Büchern wiederfindet und diese verderben mir persönlich das Lesevergnügen. Einmal habe ich beispielsweise ein Buch aus diesem Genre gelesen, in dem die Protagonistin ständig Heulanfälle wegen Lappalien bekam. Gleichzeitig hat der Mann der Begierde einen Mist mit ihr abgezogen, bei dem jeder Normalsterbliche das Weite gesucht hätte.
In New Adult lässt man so etwas selbstverständlich mit sich machen, sich diskriminieren, beschimpfen und gleichzeitig ist man verliebt bis über beide Ohren. Logik? Dieses ganze Verhalten empfand ich als kindisch, (ver-)störend und führte letzten Endes dazu, dass ich das Buch abgebrochen und verkauft habe. Meiner Meinung nach ist dies leider in diesem Genre sehr häufig der Fall, doch nicht bei Berühre mich. Nicht – Sage ist einfach ein toller Hauptcharakter, den man schnell ins Herz schließt und sie nimmt Leser ausführlich mit durch ihre alltäglichen Höhen und Tiefen.
Was mir auch gefallen hat, war das Fehlen der typischen an sich selbst zweifelnde graue Maus trifft krassen Bad Boy und beide verlieben sich unsterblich, obwohl sie sich eigentlich hassen-Handlung. Dazu sei aber gesagt, dass sich natürlich auch typische Charakteristika des New Adult in diesem Werk wiederfinden. Zum Beispiel der Neustart nach dem Schulabschluss, da man der traumatischen Vergangenheit entkommen muss. Aber wie gesagt: Mich hat dies in „Berühre mich. Nicht.“ keinesfalls gestört, weil die Handlung eine runde Sache ist.
Die Handlung wird generell nicht überstürzt und schreitet langsam und durchdacht voran. Dabei ist sie allerdings nicht langweilig oder zieht sich endlos hinaus –  nein, sie wirkt authentisch und ist angenehm zu lesen. Es passiert nicht alles über Tage und Wochen, sondern zieht sich über Monate hin, so dass Sages zögerliche Veränderungen in meinen Augen absolut nachvollziehbar sind.
Eine Leserin kommentierte, nachdem ich über Instagram mitteilte, dass mir das Buch bisher ausgesprochen gut gefällt, dass ich doch erstmal bis zum Ende weiterlesen soll: Zum Schluss hin sei das Buch nämlich nicht mehr gut. Dieser Kommentar schwebte mir, während ich das Buch weiterlas, ständig im Kopf herum, so dass ich auf die Stelle wartete, die die Leserin meinte. Sie kam aber nicht. Jedenfalls nicht für mich.
Ich finde, dass die Geschichte im Großen und Ganzen nachvollziehbar ist. Natürlich –  Sages Probleme lösen sich nach und nach, aber nie komplett und ich bin der Meinung, dass Personen, die ein Trauma erlebten, auch durchaus in der Lage sind wieder Vertrauen zu fassen. Besonders dann wenn es nicht von einen auf den anderen Tag geschieht.
Eigentlich ist es schwierig für mich etwas Negatives an diesem Buch zu finden. Sämtliche Charaktere werden glaubhaft dargestellt und können durch liebevolle Details direkt ins Herz der Leser geschlossen werden. Laura Kneidl hat einen traumhaft schönen Erzählstil, der sehr berührend, aber auch sehr humorvoll sein kann. Außerdem liest sich alles flüssig und angenehm, so dass man quasi durchgehend weiterlesen möchte und Berühre mich. Nicht sich als echter Pageturner herausstellen durfte. Dieses Buch gehört auf jeden Fall zu meinen Lesehightlights 2017.
Es werden einige New Adult Klischees in die Handlung eingewoben, jedoch darf man auf viel Sex, wilde Flirtereien und fragwürdige Charaktere verzichten. Stattdessen erhält man Unterhaltung mit Tiefgang und eine wirklich schöne, runde Geschichte. Ich freue mich unglaublich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Mein bisheriges Jahreshighlight 2018

The Ivy Years – Bevor wir fallen
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Kurzbeschreibung:

Corey Callahan ist be­geister­ter Eis­hockey­fan und Spielerin. Mittler­wei­le lei­der nur noch Fan, denn durch einen tra­gi­schen Un­fall bei ei­nem Eis­hockey­tur­nier, er­litt sie ...

Kurzbeschreibung:

Corey Callahan ist be­geister­ter Eis­hockey­fan und Spielerin. Mittler­wei­le lei­der nur noch Fan, denn durch einen tra­gi­schen Un­fall bei ei­nem Eis­hockey­tur­nier, er­litt sie eine schwe­re Rü­cken­marks­ver­letzung, durch die sie an den Roll­stuhl ge­fesselt ist. Doch Corey möch­te durch den Roll­stuhl nicht ein­ge­schränkt le­ben, und so be­ginnt sie wie ge­plant ihr Stu­dium an ei­nem ame­ri­ka­ni­schen College. Dort wird sie im be­hin­der­ten­ge­rech­ten Wohn­heim unter­ge­bracht und be­ge­gnet schnell ih­rem Nach­bar Adam Hart­ley. Die­ser be­schrei­tet das College­leben zur­zeit mit einem doppel­ten Bein­bruch. Die zwei schlie­ßen schnell Freund­schaft und Co­rey ent­wi­ckelt rasch mehr als freund­schaft­li­che Ge­füh­le. Nur lei­der ist Adam in einer fes­ten Be­zie­hung …


Meinung:

Hachja, wo soll ich denn an­fan­gen? The Ivy Years – Bevor wir fallen wird einen Ehren­platz in mei­nem Bücher­re­gal ein­neh­men. Nicht nur weil das Cover bild­schön ist, son­dern weil die­ses Buch mein bis­he­ri­ges Jahres­high­light 2018 ge­wor­den ist. Ich hätte nicht er­war­tet, dass die­ser Platz an ein New Adult Buch geht, aber die­ser Ro­man konnte mich voll­kommen über­zeu­gen und ich las ihn in we­ni­gen Stun­den kom­plett durch. Nun bin ich trau­rig, dass er schon vor­bei ist. Er hätte in meinen Au­gen durch­aus noch ein paar hun­dert Sei­ten mehr ha­ben können …


Figuren

Corey Callahan und Adam Hartley sind un­se­re Pro­ta­go­nis­ten in die­sem Werk und es sei zu Be­ginn die­ser Re­zen­si­on ge­sagt, dass sie sich im Buch meis­tens mit Nach­na­men an­sprechen, da­her werde ich es hier auch tun. Zu­min­dest was Hart­ley an­geht, denn der Name Adam wird un­ge­fähr fünf Mal er­wähnt. Corey und Hart­ley wa­ren mir auf An­hieb sym­pa­thisch. Gerade Hart­ley. Er hat zwar die ein oder an­de­re Macke und ist manch­mal mehr als di­rekt und an­züg­lich, aber er ist kein ty­pi­scher 0815 Bad Boy, der einer Frau ohne jeg­li­chen Res­pekt be­gegnet. Das ge­fiel mir in The Ivy Years – Bevor wir fallen wirk­lich sehr. Er be­han­delt Corey immer res­pekt­voll, meint es gut mit ihr und ist ein von Her­zen guter Typ. Das in einem New Adult Roman zu le­sen ist so er­fri­schend und be­stärkt mich, häu­fi­ger zu die­ser Art von Lie­bes­ro­man zu grei­fen.

Corey ist eine ganz an­de­re Pro­ta­go­nis­tin als die, die ich nor­ma­ler­wei­se in Ro­ma­nen vor­finde. Sie ist eine toughe Hockey­spie­le­rin und ich weiß nicht, ob es am Sport liegt, aber mit­unter ist sie schon fast et­was rüpel­haft. Co­rey ist weder zim­per­lich noch das ty­pi­sche graue Mäuschen des New Adult Ro­mans. Sie ist nicht schüch­tern, sondern schlag­fer­tig und von sich selbst über­zeugt und steckt ge­nau­so viel ein wie sie aus­teilt. Ein­zig und allein der Roll­stuhl steht ih­rer Per­sön­lich­keit im Wege, wirft er doch immer das glei­che schwa­che, zer­brech­li­che Bild auf sie. So hat sie immer wieder mit Vor­ur­tei­len zu kämpfen und fühlt sich nicht ernst ge­nommen. Die Tat­sache, dass sie auf einen Roll­stuhl oder auf Krü­cken an­ge­wie­sen ist, be­las­tet sie sehr.

Coreys größter Wunsch ist es, end­lich wieder aufs Eis zu können und ich habe mir das ge­sam­te Buch über so sehr ge­wünscht, dass sie wieder Schlitt­schuh läuft und Hockey spielt. Dass sie allen zeigt, was sie kann und einen star­ken Hockey­moment hat, in dem alle Au­gen auf sie ge­rich­tet und sämt­li­che Vor­ur­tei­le ver­gessen sind. Ob sie es zu­rück aufs Eis schafft? Da müsst ihr eure Na­se selbst in das Buch stecken.

Hartley hat genau wie Corey eine freche Schnau­ze und nimmt kein Blatt vor den Mund. Wobei er noch­mal eine Stufe fre­cher ist als Corey, da ihm an­schei­nend wirk­lich gar nichts un­an­ge­nehm oder pein­lich ist. Am An­fang dach­te ich mit­unter auch, dass mir seine offene Art et­was zu viel und das Buch doch zu sehr kli­schee­be­haf­tet ist. Gerade wenn er wie­der ein­mal un­an­ge­kün­digt in Coreys Zimmer auf­taucht und sei­ne un­ge­nier­te Art an den Tag legt. Er wir­kte zu Be­ginn des Ro­mans wie ein ty­pi­scher Macho. Doch so einer ist er nicht. Hartley ist ein sen­si­bler und hilfs­be­rei­ter Cha­rak­ter, der sich Ge­dan­ken macht und alles an­de­re als ober­fläch­lich ist. Die­se Cha­rak­ter­zü­ge kommen schnell zum Vor­schein und es ist die­se in­te­re­ssante Mi­schung, die ihn für mich als Cha­rak­ter voll­kommen ab­run­den.

Der Fokus von The Ivy Years – Bevor wir fallen liegt ganz klar auf der Lie­bes­ge­schich­te von Hartley und Corey, doch es gibt immer wie­der Ka­pi­tel, in de­nen auch an­de­re Hand­lun­gen in den Vor­der­grund tre­ten. So ler­nen Le­ser bei­spiels­wei­se auch Hart­leys ge­sam­tes Um­feld ge­nau kennen und die Men­schen, mit denen er sich um­gibt, sind einfach nur traum­haft. Hart­leys Mutter ist so eine lie­be und sym­pa­thi­sche Frau. Ge­nau wie sein Freund Bridger und de­ren klei­ne sü­ße Schwes­ter Lucy. Dieser Ro­man lebt von seinen Fi­gu­ren!


Schreibstil & Perspektive

Ich habe bis vor The Ivy Years – Bevor wir fallen kei­nen ein­zi­gen Ro­man von Sa­ri­na Bowen ge­le­sen und bin po­si­tiv über­rascht von ih­rem Aus­druck. Er ist dem Genre ent­spre­chend frech und keck. Gleich­zei­tig liest er sich an­ge­nehm, flüssig und über­zeugt mit tief­gän­gi­gen Stellen, die mich als Leser sehr rühr­ten. Die Ka­pi­tel werden ab­wechselnd aus der Pers­pek­ti­ve von Corey und Hart­ley er­zählt, so­dass wir einen di­rekten Zu­gang zu deren Ge­dan­ken­welt haben. Gerade Hart­leys Ka­pi­tel spra­chen mich sehr an. Ihn be­wegt viel mehr als man ober­fläch­lich be­trach­tet er­kennen kann und meine Lieblingszitate in die­sem Ro­man ent­sprin­gen alle seinem Mund.

Was mich gerade zu Beginn von The Ivy Years – Bevor wir fallen beim Lesen ge­stört hat, war die Tat­sa­che, dass sich die Fi­gu­ren nur mit Nach­na­men an­spre­chen. Zu­min­dest was Corey und Hart­ley an­geht. Die an­de­ren Fi­gu­ren werden in der Regel mit ih­ren Vor­na­men an­ge­spro­chen und ich weiß nicht, wie­so es bei Corey und Hart­ley an­ders ist. In dem Ro­man wird ein­mal kurz auf­ge­griffen, wie­so sie sich mit Nach­na­men an­spre­chen, aber die Aus­sage, dass es alle tun, fand ich irgend­wie ko­misch. So dür­fen Le­ser öf­ter Sätze lesen wie: »Lass mal für Callahan einen von den Stüh­len da ver­schwin­den, ja?«, sagte Hartley (S. 36). Im Lau­fe des Bu­ches ge­wöhnt man sich je­doch an den mit­un­ter har­schen Aus­druck der Fi­gu­ren und ich empfand ihn nicht mehr als stö­rend.

Was ich ebenfalls als sehr ge­lun­gen empfand, war die Dar­stellung der ero­ti­schen Sze­nen im Ro­man. Ich tue mich mit die­sen Passagen oft schwer, weil sie mir alles an­de­re als re­a­li­täts­nah vor­kommen. Doch Sa­ri­na Bowen ge­lingt es, diese Szenen sehr ge­schmacks­voll und e­le­gant nie­der­zu­schrei­ben, so­dass man nicht bei je­dem Satz die Au­gen ver­dreht und sich fragt, wer auf sol­che ab­surden Ideen kommt.

Ich freue mich schon so sehr auf die Fort­set­zung, die noch Ende Juni er­schei­nen wird. In die­sem Band wird es nicht mehr um Corey und Hart­ley gehen, son­dern um einen ganz neuen Cha­rak­ter, der auf einen Freund von Corey und Hart­ley trifft. Ich hoffe sehr auf ein Wie­der­se­hen mit den beiden und bin einfach voller Vor­freu­de!