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Veröffentlicht am 09.04.2019

Feuer in Martinsfehn

Nur wer die Hölle kennt
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Vor 20 Jahren hat die fünfzehnjährige Melody Bella Matzke ihren Heimatort Martinsfehn nach dem Brand des Pferdehofes ihrer Mutter verlassen. Damals kamen nicht nur ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Michel ...

Vor 20 Jahren hat die fünfzehnjährige Melody Bella Matzke ihren Heimatort Martinsfehn nach dem Brand des Pferdehofes ihrer Mutter verlassen. Damals kamen nicht nur ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Michel in den Flammen um, sondern auch Daniela Finke, eine sehr begabte junge Reiterin, die von ihrer Mutter gefördert wurde. Melody wurde eine Zeit lang der Brandstiftung verdächtigt, es konnte ihr aber nicht bewiesen werden.
Heute ist sie zusammen mit ihrem kleinen Sohn Linus zurück in dem Ort, an dem es immer noch Menschen gibt, die nicht an ihre Unschuld glauben und die sie nicht hier haben wollen. Aber da ist auch noch ihre große Jugendliebe Thore...

Für mich ist es schon der 4. Fall, den ich zusammen mit Nola van Heerden und Renke Nordmann lösen darf. Ich bin gerne in Martinsfehn.
Die handelnden Personen sind so menschlich mit ihren verschiedensten Charakterzügen gezeichnet. Das Dorfleben wirkt so authentisch, dass ich mich hier gleich mittendrin fühle.
Melody war mir ab dem ersten Kennenlernen sympathisch. Dass sie in ihre alte Heimat, wo sie auch heute noch Anfeindungen ausgesetzt ist, zurückkehrt, fand ich schon bemerkenswert. Und auch sie zweifelt hier und da, ob ihre Entscheidung die richtige war. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen und ihren Gedanken folgen.
Auch mit den meisten anderen Protagonisten bin ich schnell warm geworden. Mit der Pferdewirtin Rosi de Buhr habe ich mich allerdings sehr schwer getan.

Barbara Wendelken erzählt ihre Geschichte in zwei Zeitzonen und aus verschiedenen Perspektiven. Einmal fühle ich mich zurückversetzt ins Jahr 1997 zu dem Leben vor und nach dem Brand, der Melody damals ihr Zuhause nahm und ihr Leben verändert. Ich lese von den Ermittlungen, die damals stattgefunden haben, die aber ohne Täter abgeschlossen wurden.
20 Jahre später öffnen Renke und Nola die Akte von damals wieder, denn der heutige Brand scheint mit dem von damals in Verbindung zu stehen.

Die Frage nach der Schuld und auch nach dem Warum zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte. Bei beiden Fragen muss ich auf die Antworten aber warten bis kurz vor Schluss. Die Spannung baut sich ganz langsam auf, bleibt hier und da unterschwellig stehen, und hält ihr hohes Niveau bis zum Schluss, der mich sprachlos und erschüttert zurück lässt.
Es hat auch diesmal wieder viel Spaß gemacht mitzurätseln. Ich war hier und da nahe dran, habe mich aber wieder auf eine falsche Fährte führen lassen. Dass gelingt der Autorin richtig gut.

Neben den Ermittlungen spielt auch das Privatleben der beiden Ermittler Nola und Renke wieder eine Rolle. Aber anscheinend können die Beiden nicht mit-, aber auch nicht ohne einander. Es ist zum Verzweifeln.
Auch mit Conrad Landau gibt es ein Wiedersehen, was allerdings auch nicht gut ausgeht. Aber auch da wird nicht mehr verraten.

Eine von Anfang bis zum Ende spannende und interessante Geschichte mit einigen Nebenschauplätzen, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich bin gespannt, wie es mit Nola und Renke und der Kripo Leer weitergeht.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Auf Agatha Christies Spuren

Dünengeister
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List auf Sylt 1778. Ich lerne Deichgraf Haie Melander kennen, der mit Leichen handelt, die hier am Strand angespült wurden. Ein guter Verdienst, mit dem er auch noch die Familie seines Bruders Jesko versorgen ...

List auf Sylt 1778. Ich lerne Deichgraf Haie Melander kennen, der mit Leichen handelt, die hier am Strand angespült wurden. Ein guter Verdienst, mit dem er auch noch die Familie seines Bruders Jesko versorgen kann.

List auf Sylt 1914: Carola Henriette Borgwart kommt mit 14 Jahren nach Sylt. Nach einem Mord im Hause Melander, bei dem sie den Täter gesehen hat, verschwindet sie spurlos.

Endlich ein paar Tage frei. John Benthien, erster Hauptkommissar der Kripo Flensburg und seine Freundin Lilly Velasco vertreiben sich ihre freie Zeit auf Sylt. Aber nur solange, bis Tristan Melander mit menschlichen Knochen bei ihnen auftaucht, die er in der nahen Düne gefunden hat. Und aus ist´s mit der Ruhe. Als dann Yvonne Melander und ihr Sohn Nicky vergiftet in deren Wohnung gefunden werden, beginnt die Arbeit für John Benthien und sein Team.


Dies ist nun schon der sechste Fall, bei dem ich dabei sein und mit ermitteln darf. Am Anfang gibt es eine Aufstellung der Mitarbeiter der Kripo Flensburg, die mir hier begegnen.
Für Neueinsteiger dürfte es kein Problem sein, diesen Fall auch ohne Vorkenntnisse zu lesen. Ich persönlich mag es allerdings, wenn ich die Personen von Anfang an kennenlerne und dann ihre Entwicklung mit verfolgen kann. Und das nicht nur bei den Ermittlern, sondern auch bei Johns Vater Ben, der mir mit seinen Kochrezepten immer das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Ich habe mich sehr gefreut, John, Lilly, Tommy und Ben hier wieder zu treffen und war gespannt, auf welchen Fall sie wohl diesmal stoßen würden. Diesmal erlebe ich die Ermittlungen im Falle der Familie Melander, bei denen sich die Unglücksfälle mit tödlichem Ausgang schon seit Jahrzehnten zu häufen scheinen. Die Melanders, eine Familie, von denen die meisten Familienmitglieder für mich nicht sonderlich sympathisch rüber kommen. Alt eingesessen auf Sylt und mächtig stolz auf ihre Ahnen und Urahnen. Besonders Adeline, das Oberhaupt der Familie, ist sehr auf den guten Ruf und das Ansehen der Familie bedacht.
Bei den vielen Namen war das Register am Ende der Geschichte sehr hilfreich.

Alle Protagonisten sind wieder so liebevoll, facettenreich und gut vorstellbar gezeichnet, dass sie in meinem Kopfkino gleich ihre Plätze besetzen.
Der Erzählstil von Nina Ohland ist auch diesmal wieder so farbig, ausgefeilt und bildhaft, gerade auch wenn ich über die Insel streife. Ich freue mich gerade riesig, wenn ich in diesem Jahr hier urlauben und das alles selbst kennenlernen darf.

Obwohl es immer neue Spuren gibt, will sich ein eindeutig Schuldiger für mich nicht heraus kristallisieren. Immer wieder passen Puzzleteilchen nicht zueinander, müssen die wenigen Beweise und Indizien verworfen werden. Dadurch erhöht sich die Spannung dauerhaft enorm. Als es endlich nach Agatha Christie-Manier zur Auflösung des Falles kommt, war ich doch überrascht, konnte aber alles gut nachvollziehen. Diese Art der Auflösung hat mir sehr gut gefallen.
Es bleiben auch einige Fragen offen. Und so bleibt die Hoffnung, dass es mit spannenden Fällen für John, Lilly und Tommy weiter gehen wird.

Auch dieser Krimi hat mich wieder total eingefangen, war interessant und hat mir spannende Lesestunden geschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.04.2019

Schön war´s wieder in Neuharlingersiel zu sein

Zum Teufel mit den fiesen Friesen
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Rudi Bakker und sein Wittmunder Kollege KOK Schnepel ermitteln noch im Fall eines von seinem Motorrad geschossenen politisch engagierten Tankwarts, da passiert schon der zweite Mord. Eine junge Kitesurferin ...

Rudi Bakker und sein Wittmunder Kollege KOK Schnepel ermitteln noch im Fall eines von seinem Motorrad geschossenen politisch engagierten Tankwarts, da passiert schon der zweite Mord. Eine junge Kitesurferin wird mitten im Sprung von einem Motorboot aus erschossen. Als dann auch noch ein Angler durch einen gezielten Schuss sein Leben verliert, kommen die Kollegen von der Kripo Wittmund schnell an ihre Grenzen.
Rudi Bakker hat eigentlich im Moment keinen Kopf für neue Ermittlungen. Er lernt erst jetzt seinen Vater Hoyko Manninga und seine Halbschwestern kennen.
Gut, dass sich da Rosa Moll wieder einschaltet.

Auch diesmal habe ich mich richtig auf meine Freunde in Friesland gefreut. Wenn ich mit ihnen zusammen einen Fall lösen darf, ist es wie Freunde besuchen und mit ihnen zusammen durch die Gegend zu fahren.
Hier erschießt jemand Menschen. Nach welchen Kriterien sucht sich der Mörder seine Opfer aus? Was haben sie gemeinsam? Wer schießt hier so gut, dass er mit einem Schuss ins Schwarze bzw. sein Opfer tödlich trifft?Wie kann man ihn endlich überführen? Fragen, die sich nicht nur Bakker, Schnepel und deren Chef Haueisen stellt. Auch Rosa mischt wieder kräftig mit. Und ich natürlich auch.

Doch durch die verschiedensten Verdächtigen, immer neue Alibis nach denen sie wieder gestrichen werden müssen, einigen Wendungen, die mich immer wieder in die Irre führen, dauert es bis kurz vor Schluss der Geschichte, bis der Täter entlarvt, schlüssig überführt und festgesetzt ist.

Diesmal geht es um Umweltschutz, Windkrafträder, eine neue Logistikhalle und alte Häuptlingsfamilien und deren Burgen. Klar, dass es da zwei Lager gibt. Aber dass man seine Überzeugung ausgerechnet mit Mord durchsetzen will – das geht gar nicht.

Rudis Vater, der seit vielen Jahren in Kanada lebt und hier und heute erst seinen Sohn und später seinen Enkel kennenlernt, ist mit seinen beiden Töchtern auf Deutschlandbesuch. Er bringt die leichte Seite in die Geschichte mit ein. Wobei sich Rosa schon sehr wegen einer der Töchter ärgert. Aber da will ich nicht zu viel verraten.

Schön finde ich das Zusammensitzen auf dem Hof von Henners Eltern mit Mudder, Vadder, Henner und seinen 8 Schwestern und natürlich Rudi und seine neue Familie.

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert haben es auch diesmal wieder geschafft, mich mit ihrem leichten, lockeren, spannenden Schreibstil zu fesseln und beim Lesen zu halten. Auch diesmal habe ich wieder einiges über diesen kleinen Teil Deutschlands erfahren, was ich vorher noch nicht wusste. Der Lokalkolorit kommt auch hier wieder besonders zum Tragen durch die Teezeremonie, die immer und überall gepflegt wird. Auch die Bewohner von Friesland werden durch ihre Wortkargheit und ihr herzliches Wesen, wenn man denn mal durch die dicke Schale durch ist, punktgenau beschrieben. Und ich liebe sie!

Zum Schluss der Geschichte bekomme ich nochmal einen Überblick über das Stammpersonal der Serie und über die weiteren Personen, die nur für diesen Fall relevant sind.
Natürlich dürfen auch die Rezepte aus Mudder Steffens´ Küche nicht fehlen. Bei den Schmorkartoffeln mit Zwiebeln und Speck und dem Rührei mit Krabben läuft mir gleich das Wasser im Mund zusammen.

Die Autorinnen haben mir auch diesmal wieder einen interessanten und spannenden Regional-Krimi mit liebenswerten und anderen Menschen, die mein Herz nicht erobern konnten, vorgelegt. Und ich freue mich schon heute auf meinen nächsten Besuch in Neuharlingersiel.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Von diesem Ermittlertrio hätte ich gerne mehr

Eine Melange für den Schah
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Sabina Naber nimmt mich diesmal mit zurück ins Jahr 1965. Es ist Februar, eine klirrende Kälte hat Wien im Griff und alles erwartet die Ankunft des Schah von Persien.
Chefermittler Wilhelm Fodor und seine ...

Sabina Naber nimmt mich diesmal mit zurück ins Jahr 1965. Es ist Februar, eine klirrende Kälte hat Wien im Griff und alles erwartet die Ankunft des Schah von Persien.
Chefermittler Wilhelm Fodor und seine Assistenten Wilhelm Lukaschek und Siegfried Fischer schlagen sich derweil mit einer Mordserie an Mitgliedern einer linken Studentenvereinigung VSStÖ herum. Sind die Morde politisch motiviert und haben mit dem Schahbesuch zu tun? Oder geht es hier um etwas ganz anderes? Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und bei der Kälte kommen auch die Ermittler schnell an ihre Grenzen.

Ich hatte bei diesem ersten Fall von Fodor, Lukaschek und Fischer ganz viel kriminellen Spaß. Zum einen finde ich die Zusammensetzung der Ermittlergruppe einfach genial. Der etwas kauzige, wie aus dem gestern stammende Fodor, der immer noch stark rechts denkende und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg haltende Fischer und Lukaschek, der genau dazwischen passt. Ich habe es genossen, die Drei langsam immer näher kennenlernen zu dürfen.

Ich habe auch in diesem Fall versucht mit zu ermitteln, war mir immer mal wieder sicher, auf der richtigen Spur zu sein, die sich aber dann doch als nichtig rausgestellt hat. Es war spannend mitzulesen, wie sich die Ermittler ganz langsam an den Mörder herantasteten – den ich so nicht auf meiner Liste stehen hatte.

Ich liebe den leichten lockeren Schreibstil von Sabina Naber, gespickt mit interessanten Dialogen, einem Quäntchen Humor, und ganz viel Wissen die damalige Zeit betreffend. Die vielschichtige Gesellschaft der 60er Jahre wird einprägsam, gut nachvollziehbar und treffend beschrieben.Da ich mich an vieles aus der Zeit noch gut erinnern kann, war es für mich wie ein zurückkommen in meine Kindheit und Jugend. Ich habe mich in dieser Zeit im Buch sehr wohl gefühlt. Und ich habe vor Augen geführt bekommen, was sich seitdem alles verändert hat.

Es ist nicht nur ein spannender Kriminalfall, den ich hier zusammen mit mir neuen Protagonisten habe lösen dürfen. Es ist auch ein interessanter Rückblick auf eine Zeit, in der ich zur Schule gegangen bin. Vielleicht war ich gerade deshalb auch gleich „zuhause“ in dieser Zeit.

Nun hoffe ich, dass sich viele Leser finden, die das Trio genau so lieben lernen, wie ich und dass es weitergehen wird, mit neuen Kriminalfällen, in einem Jahrzehnt in dem ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Vom Straßenmädchen zur Chanson-Diva

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Michelle Marly, von der ich unter ihrem Namen Micaela Jary schon andere Bücher kenne, nimmt mich in diesem Buch um die Chanson-Diva Edith Piaf mit in die Stadt der Liebe, Paris.

Geboren als Édith Giovanna ...

Michelle Marly, von der ich unter ihrem Namen Micaela Jary schon andere Bücher kenne, nimmt mich in diesem Buch um die Chanson-Diva Edith Piaf mit in die Stadt der Liebe, Paris.

Geboren als Édith Giovanna Gassion hängt das Herz des Mädchens schon in jungen Jahren an der Musik. Mit 15 tritt sie als Straßensängerin auf, wo Louis Laplee auf sie aufmerksam wird und sie fördert. 1944, Edith ist da schon ein Star, wird ihr Kollaboration vorgeworfen. Ihr droht ein Auftrittsverbot. Während sie versucht ihre Unschuld zu beweisen, lernt sie Yves Montand kennen – und lieben.

Das Leben der Edith Piaf hat mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Beim Lesen habe ich mir immer wieder ihre Chansons angehört, die, wie ich finde, alle eine leichte Melancholie ausstrahlen. Hier kann ich ihren Werdegang und vor allem auch ihre Liebesbeziehung sehr gut nachvollziehen. Wären sie sich nicht begegnet, wäre aus Yves bestimmt nicht der Sänger geworden, zu dem ihn Edith gemacht hat.

Edith Piaf steht ganz klar im Mittelpunkt dieser Geschichte um starke Frauen. Interessant finde ich ihre sehr unterschiedlichen Wesenszüge. Einerseits egoistisch, außergewöhnlich, exzentrisch, nimmt sie sich, was sie will – andererseits herzensgut, willensstark, diszipliniert und fair.

Michelle Marly hat mich mit dieser Geschichte um eine faszinierende Frau sofort in ihren Bann gezogen, mich sehr gut unterhalten und mir das Leben dieser kleinen großartigen Frau gut vorstellbar nahegebracht. Mir war Edith Piaf als Sängerin schon bekannt, aber nun habe ich auch einiges über ihr bewegtes Leben, das nicht nur aus Höhen, sondern auch aus Tiefen bestand, erfahren.

Ein wunderbares, sehr interessantes Buch über eine Frau, deren Lieder mich auch heute noch berühren.