Leserunde zu "Dein fremdes Herz" von Kati Seck

Kannst du einen Fremden lieben, weil ein vertrautes Herz in seiner Brust schlägt?
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Mit Autoren-Begleitung
Kati Seck (Autor)

Dein fremdes Herz

Roman

Seit ihr Vater Hannes sie und ihre Mutter vor Jahren Hals über Kopf verlassen hat, lässt Nela nur wenige, ausgewählte Menschen in ihre überschaubare Welt. Doch dann bekommt sie ein Paket mit Briefen an ihren Vater, die dessen zweite Ehefrau Ellen kurz vor Hannes‘ Tod an ihn geschrieben hat. Durch sie erfährt Nela, dass das Herz ihres Vaters vor 15 Jahren an einen Teenager gespendet wurde.
Die Briefe stellen Nelas Leben auf den Kopf. Vor allem lässt sie der Gedanke an den Jungen, dem Hannes‘ Herz gespendet wurde, nicht los. Sie will herausfinden, wer er ist, und beginnt ihre Suche an der Ostseeküste, nicht ahnend, dass diese Reise ihr Leben verändern wird.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 20.01.2019 - 17.02.2019
  2. Lesen 04.03.2019 - 24.03.2019
  3. Rezensieren 25.03.2019 - 07.04.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 30.03.2019

Poetisch, tiefgründig und echt, aber nicht ganz rund

1

Die Ostsee – auch wenn ich noch nie dort oben an der Küste war, verkörpert sie für mich gleichzeitig Freiheit, aber auch irgendwie Schwermut. Weil eigentlich nur die trüben Tage sind, wenn sie in den Nachrichten ...

Die Ostsee – auch wenn ich noch nie dort oben an der Küste war, verkörpert sie für mich gleichzeitig Freiheit, aber auch irgendwie Schwermut. Weil eigentlich nur die trüben Tage sind, wenn sie in den Nachrichten ist, weil man immer dann von ihr spricht, wenn sie von schweren Unwettern und Stürmen heimgesucht wird. Und weil sie an allen anderen Tagen als so unbescholten und friedlich gilt, dass sie manchmal ganz aus dem öffentlichen Interesse verschwindet.
Auch aus Nelas Interesse und ihrem Herzen ist eines der wohl schönsten Gebiete auf deutschem Boden verschwunden, obwohl sie im hohen Nordosten aufgewachsen ist und das Meer mit all seiner Wild- und Freiheit einst sehr geliebt hat. Dieser Umstand hat einen schwerwiegenden Grund, der in „Dein fremdes Herz“ von Katharina Seck aufgedeckt wird. Auf behutsame, gleichzeitig sehr intensive Art und Weise.

Nela Harolds ist eine junge Frau, die als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Nürnberger Kanzlei arbeitet. Und leider auch für sie, nur für sie. Es erreichen sie, die als sehr unsicher zu beschreiben ist, zu Beginn des Buches Briefe einer Frau, die eng mit ihr und damit auch ihrer Vergangenheit verbunden ist. Briefe, die alles verändern werden. Briefe, die Nela zurück ans Meer, an die Ostsee katapultieren werden. Weil sie erfährt, dass das Herz ihres Vaters, der sie als kleines Mädchen verlassen hat, in einem anderen Menschen schlägt.
Es wird eine sehr liebenswürdige, gleichzeitig nachdenkliche und in sich gekehrte, einsame und stoische junge Frau vorgestellt, die in Bildern denkt und kaum lebt, weil ihr mit dem für sie unerklärlichen Verlust ihres Vaters etwas widerfahren ist, das zwar schon lange her ist, sie aber nie losgelassen hat. Sich mit Nela zu identifizieren fällt nicht schwer, wird doch schon bald ein Teil ihrer Familiengeschichte offengelegt, der trauriger und eindrücklicher nicht sein könnte. Gemeinsam mit ihr beginnt eine Reise in ihre Vergangenheit, die schon bald auch ihre Gegenwart wird. Aus dem fremden Meer wird wieder ein Vertrauter – auch wenn ihr Vater, mit dem sie die Liebe zu ihm teilte, nicht mehr da ist und Nela dieser Umstand nach Jahren des Verdrängens an der rauen Küste so richtig bewusst wird. Das Meer, das die Autorin als Kulisse für ihre Geschichte wählt, könnte dabei nicht passender sein. Es werden Geheimnisse gelüftet, Anstöße zur Heilung gegeben – und Nela lernt, wieder zu atmen.

Sowohl Nela, als auch die anderen beschriebenen Charaktere haben es leider nicht geschafft, dass ich ihre Handlungen vollkommen nachvollziehen konnte; dass sie schlüssig waren für mich und ich schon einige Zeilen vorher wusste, was sie tun oder sagen würden. Hier hat es meinem Empfinden nach leider vor allem an einer Beschreibung der Charaktere gefehlt, die nicht zu oberflächlich und themenbezogen bleibt und ein größeres Bild von ihnen zeichnet, als es im Buch geschieht. Gerade weil sie alle trotz ihrer Vergangenheit leben – oder es eben nicht tun – hätte es eine tiefergehende Beschreibung ihrer Lebensumstände, Meinungen und Lebensweisen gebraucht, die nicht nur auf ihre Verwicklung in das Thema des Buches abzielt. Weil Menschen nun mal nicht nur aufgrund eines Ereignisses, einer Geschichte in ihrem Leben so sind, wie sie sind. Ich tat mich sehr schwer damit, die wenigen „Fetzen“ in meinem Kopf zu schlüssigen Charakteren zu formen, deren Handlungen Sinn ergaben, obgleich ich mich gerade in den einführenden Kapiteln sehr mit Nela identifizieren konnte. Ebenso erging es mir infolgedessen mit den sich entspinnenden Beziehungen der Charaktere untereinander. Es mangelte für meinen Geschmack leider an der Einsicht in andere Charaktere, deren Handlungen und Überzeugungen ich allein durch die Beschreibungen, die in Bezug auf sie getroffen wurden, oft nicht verstanden habe. Für mich war die Verbindung der Charaktere untereinander ein wenig zu überhastet, erzwungen und gemessen an der Länge des Buches „zu viel des Guten“, weil sich ein wenig zu sehr bereits viel zu oft gelesenen Figuren bedient wurde und sämtliche der Charaktere gerade aufgrund mangelhafter Beschreibungen gedanklich in eine Rolle gedrängt werden konnten, die man bereits hier und da und manchmal auch oft gelesen, gehört oder gesehen hat und nicht wirklich zumindest der Versuch unternommen wurde, diese Rollen aufzubrechen. Jeder der Charaktere trägt gewisse Schatten der Vergangenheit mit sich – in der Handlungsgegenwart verschwanden für mich nicht alle, sodass ich leider finde, dass diese beiden Teile in manchen Beziehungen zu wenig miteinander verwoben wurden.
Die Handlung der Geschichte war an manchen Punkten – ähnlich wie die Charaktere selbst – ein wenig zu voraussehbar, als dass ich von mir behaupten könnte, vollkommen ans Buch gefesselt worden zu sein. Es sind bei dieser Einschätzung die vielzitierten Kleinigkeiten, die man gar nicht so ganz in Worte fassen kann. Eine der Kleinigkeiten, die ich allerdings benennen kann, ist etwas, das ich gleichzeitig in die Spalte meiner positiven Punkte packen möchte: der bildhafte Schreibstil. Leider empfand ich ihn, soviel sei gesagt, bevor ich einige weitere Gedanken dazu aufschreiben möchte, an manchen Stellen nicht der Dynamik der Situation angepasst. Wo schnelles Mitdenken gefordert war, weil gerade etwas Einschneidendes von einer gewissen Schnelligkeit passierte, wurde das leider hier und da durch zu langatmige, ausführliche Beschreibungen von Umgebung und Gedanken verhindert oder zumindest erschwert. Ebenso war da an manchen Stellen, an denen sich Nelas Denken und Handeln merklich veränderten, kein überspringender Funke bei mir - warum sich bestimmte Dynamiken veränderten, blieb mir des Öfteren verborgen, weil Dinge vom einen auf den anderen Moment anders beschrieben wurden – ohne jegliche Erklärung. Die Verwandlung, die gerade Nela an der Ostsee durchmacht, wurde zwar offensichtlich – das Warum jedoch oftmals nicht. Mir fielen während des Lesens leider darüber hinaus leider mehrere Logikfehler in der Handlung auf, die ich in den richtigen Kontext setzen und als das sehen kann, was sie sind: kleine Unebenheiten, über die man hinweglesen kann; nichtsdestotrotz stolperte ich leider mehrmals über sie, darunter beispielsweise, dass sich ein Protagonist ins Gras zu einem anderen setzte, dieser allerdings einige Zeilen zuvor als auf einer Bank sitzend beschrieben wurde.

Ich kannte, bevor ich „Dein fremdes Herz“ gelesen habe, kein Buch von Katharina Seck – und deshalb war ich auch nicht mit dem wunderschönen, behutsam-poetischen Schreibstil vertraut, zu dem ich mir schon in den ersten Kapiteln des Buches notiert hatte, dass die Autorin für mich die Meisterin des „Nichtschreibens“ ist. Sie erzählt in Bildern, sehr alltagsnahen Bildern, die Worte lebendig machen. Über ihre Sätze muss man manchmal einen Moment länger nachdenken, als man das vielleicht üblicherweise tut, weil man ihre vollkommene Bedeutung erst erfassen muss – lässt man sich allerdings auf das ein, was da steht; begreift man es, wird man mitten in die Geschehnisse hineinkatapultiert. Dann hat man die Chance, die Handlung aus nächster Nähe mitzuerleben, ein Teil von ihr zu sein. Katharina Secks Schreibstil ist in diesem Sinne gar kein Schreibstil, sondern ein Erzählstil. Auch, weil ihre Formulierungen nicht ins „Schriftdeutsche“ gehen, sondern stattdessen lebensnah sind und echt, situationsgetreu und authentisch. Daraus hervor gehen zahlreiche Sätze, die viel(e) Wahrheit(en) enthalten und leise, schöne Momente des Innehaltens hervorrufen. Das Innehalten – wer „Dein fremdes Herz“ liest, wird immer wieder sanft aber präzise dazu ermuntert.
Besonders schön fand ich die Briefe, die Nela erhält und liest. Sie unterscheiden sich deutlich von der Erzählweise der eigentlichen Handlungskapitel, die aus ihrer Sicht verfasst sind. Mit ihnen wurde parallel zur eigentlichen Handlung eine weitere Geschichte erzählt und das so intensiv, so präsent, dass der Bruch zwischen ihnen und der eigentlichen Haupthandlung nahezu körperlich schmerzte. Für mich ein äußerst gelungenes Mittel der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart im Buch – gerade weil so viel Schmerz zwischen den Geschehnissen lag.
Weiterhin gefiel mir gut, wie wenig die Aspekte der Organspende beschönigt wurden. Man hätte „Dein fremdes Herz“ auch auf eine andere Weise schreiben können, aus einer anderen Sicht heraus. Das haben schon zu viele (Drehbuch-)Autoren getan. Da hätten die Fortschritte der Medizin gelobpreist werden können, dass man dank ihr Leben retten konnte. In „Dein fremdes Herz“ geht es allerdings um den Schmerz, der sich wie Fremde anfühlt, um das unmittelbare Davor und das Okay?, das immer in Verbindung mit der Entscheidung zur Organspende steht. Die Autorin schafft es, diesem für den Großteil der Bevölkerung surrealen Gefühl, dem Zwiespalt und der Dunkelheit Farben und Worte zu geben. Obwohl ich schon während des Buches nicht vollkommen überzeugt davon war, hatte ich an vielen Stellen einen dicken Kloß im Hals, der sich binnen weniger Sekunden immer wieder aufs Neue in pure Dankbarkeit wandelte, (noch) nicht in einer derartigen Situation gewesen zu sein.
Katharina Seck vermittelt mit ihrem Buch viele Botschaften, die sie in fast kostbare Sätze zu verpacken weiß – die wichtigste ist allerdings eine, die nahezu ins „Floskeltum“ übergegangen ist, die schon zu oft gehört wurde und trotzdem nicht oft genug gesagt werden kann: wir sollten dankbar sein. Für alles, aber gerade für unser Leben, das wild sein kann und manchmal so trügerisch friedlich ist. Wie das Meer, das uns vielleicht gerade deswegen so gut tut.

„Dein fremdes Herz“ ist ein leises, poetisches und gefühlvolles Buch, das die Brisanz, die emotionale Schmerzhaftigkeit und Tragik von Organspenden thematisiert und dabei aufrüttelt und gleichzeitig dankbar macht für das Leben, das jeder von uns nicht als ein sich selbst Fremder, sondern aus vollstem Herzen leben sollte. Leider gelingt es nicht, die schwierige Konstellation der Protagonisten zueinander so zu beschreiben und aufzulösen, dass die besondere Tiefe ihrer gemeinsamen Geschichte in der Vergangenheit ihren gegenwärtigen Fortgang findet und vollkommen rund wird. Nichtsdestotrotz kann man sich in Katharina Secks Schreibstil verlieren und Stunden „verlesen“. Und träumen. Und dankbar sein.

Ich durfte „Dein fremdes Herz“ innerhalb einer Leserunde lesen. :)

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Veröffentlicht am 29.03.2019

Emotional aber nicht zu 100 %

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“Ein Herz kann man nicht reparieren” sang bereits Udo Lindenberg und meinte damit ein von Liebeskummer gebrochenes Herz. Aber was passiert, wenn das Herz ernsthaft krank ist und das Leben des Mensch von ...

“Ein Herz kann man nicht reparieren” sang bereits Udo Lindenberg und meinte damit ein von Liebeskummer gebrochenes Herz. Aber was passiert, wenn das Herz ernsthaft krank ist und das Leben des Mensch von einer gelungenen Reparation abhängt? Transplantationen sind heute fast nichts Besonderes mehr, aber beim Herz sieht das anders aus. Es ist nicht nur das zentrale Organ unseres Körpers. Gleichzeitig geben wir unserem Herzen unweigerlich einen Sonderplatz und machen es stellvertretend für Charakter und Persönlichkeit einer Person verantwortlich.

Die Autorin Kati Seck hat in ihrem neuen Roman “Dein fremdes Herz” die emotionale Ebene der Organspende mit einfließen lassen und eine Geschichte rund um das Thema Herztransplantation geschrieben.

Worum geht es

Als Nela noch ein Kind war, verlies sie ihr Vater Hannes von einem Tag auf den anderen ohne jegliche Erklärung. Auch von ihrer Mutter hat sie nie Antworten auf ihre Fragen erhalten. Ihre Verlustängste begleiten Nela in ihrem Leben und auch der plötzliche Tod ihres Vater bringt für sie keine Linderung. Bis sie eines Tages einen Brief von Ellen, der neuen Frau ihres Vaters erhält, aus dem sie erfährt, dass das Herz von Hannes nach seinem Unfall gespendet wurde und nun in einer neuen Brust schlägt. Ellen glaubt den Spender gefunden zu haben und bittet Nela, ihn zu treffen. Hals über Kopf macht sich diese auf eine Reise an die Ostsee, um Maximilian, den Mann mit dem Herzen ihres Vaters zu finden.

Was ich über “Dein fremdes Herz” denke

Dieses Buch macht es mir nicht einfach meine Meinung in Worte zu fassen. Es hat mich in mehrerer Hinsicht zwiegespalten zurückgelassen.
Ich beginne zuerst mit dem, was ich persönlich für die Stärke des Buches halte, dem Schreibstil.
Kati Seck hat eine ganz eigene Art eine Geschichte zu erzählen, die ich so noch bei keinem anderen Autor gefunden habe. Poetisch trifft es am besten. Es ist ein sanfter und doch sehr emotionsgeladener Schreibstil. Der Text ist voller Bilder und Metaphern. So spielt das Meer eine zentrale Rolle. Nela und ihr Vater liebten das Meer. Es symbolisiert für Nela ihren Vater. Das Meer ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und spiegelt die Gefühle der Personen direkt wieder. Mal aufgewühlt und von Sturm gepeitscht, mal sanft und glatt im Sonnenaufgang. Das gab der Geschichte eine wunderbare Stimmung.

Daneben findet man auch kleine nett verpackte Lebensweisheiten und Gedankenanstöße. Das Buch lässt sich nicht einfach so hintereinander weglesen und der poetische Schreibstil verlangt eine Eingewöhnung, aber es lohnt sich.

Die Geschichte im Jetzt um Nela und Maximilian, den Empfänger des Spenderherzens wird immer wieder von Ellens Briefen unterbrochen. Sie schrieb diese Briefe post mortem an Hannes, um so ihre schönsten Momente noch einmal zu erleben, aber auch die gemeinsame Zeit mit Höhen und Tiefen nicht zu vergessen.

Die Briefe waren für mich eine gute Auflockerung der Geschichte und gleichzeitig auch stellten sie auch die emotionalsten Momente des Buches dar. Sie sind auf eine ganz besondere Art und Weise geschrieben und transportieren viele Gefühle. Sie haben mich tief berührt, etwas, was der Rest der Geschichte leider nicht ganz geschafft hat.

Die Geschichte um Nela und Maximilian, so wie die Gefühle, die sie später zu einander entwickeln, war mir teilweise etwas zu ereignislos und langatmig. Sie hat mich einfach nicht richtig gepackt. Einige Aspekte der Geschichte waren mir auch manchmal etwas zu unwahrscheinlich.

Nela selbst fand ich äußerst sympathisch. Kati Seck hat sehr gut die psychischen Probleme der Hauptperson mit eingearbeitet und ich konnte als Leser gut miterleben, wie Nela aus ihrem selbst zwanghaft geordneten Leben herausgerissen wurde und mit Wahrheiten konfrontiert wird, die einige Mauern bei ihr haben einstürzen lassen.

Ein Thema des Buches ist natürlich die Organspende. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, ohne jedoch die Oberhand zu gewinnen. Ich habe es als sehr subtil empfunden. Wer detaillierte Information zur Organsspende erwartet, wird enttäuscht sein. Zum reinen Alltagswissen steuert die Geschichte nicht viel Neues bei.

Jedoch behandelt Kati Seck das Thema Organspende auf eine sehr auf die Emotionen und Gefühle der Betroffenen ausgerichtete Weise, die viele Seiten, zumindest für mich, in ein neues Licht setzt. Was geht in Angehörigen vor, die eine Entscheidung zur Freigabe der Organe geben sollen, ohne jeweils mit der Person darüber vorher gesprochen zu haben.
Es geht um die Frage, ob der Empfänger des Spenderorgans prinzipiell dankbar und glücklich sein muss? Oder ist sein neues Leben nicht auch von Problemen geprägt? Wie geht man mit der Tatsache um, dass man Dank des Todes eines Unbekannten am Leben bleibt. Auch ein Spenderherz ist keine Garantie für ein normal langes Leben. Wie lebt man mit dieser Ungewissheit?

Diese und weitere Aspekte sind in die Geschichte eingeflossen und haben mit persönlich viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Diese Art der Umsetzung des Themas Organspende war für mich neu und ich finde sie sehr gelungen. Für mich lag dort ein großer Pluspunkt des Buches.

Mein Fazit
Das Buch hat mich unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Leider konnte mich der Hauptstrang der Geschichte nicht zu 100 % mitreißen. Trotzdem gab es emotionale Höhepunkte. “Dein fremdes Herz” hebt sich vor allem durch seinen poetischen Schreibstil von der Masse ab.

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Veröffentlicht am 29.03.2019

Tragische und gefühlvolle Geschichte

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Eigentlich läuft im Leben von Nela alles nach Norm. Sie vergräbt sich in ihrer Arbeit in der Rechtsanwaltskanzlei, Leben drum herum findet kaum statt. Ihre Mutter ist dement, ihre einzige Freundin hat ...

Eigentlich läuft im Leben von Nela alles nach Norm. Sie vergräbt sich in ihrer Arbeit in der Rechtsanwaltskanzlei, Leben drum herum findet kaum statt. Ihre Mutter ist dement, ihre einzige Freundin hat Mann und Kind und daher auch nicht so viel Zeit für Nela. Doch dann ändert ein Paket alles. Ein Paket, das sie von Ellen, der zweiten Frau ihres Vaters bekommt, unerwartet, ein Paket voller Briefe. Diese Briefe bringen in Nelas Leben alles durcheinander. Dabei ist Nela doch so versessen auf Ordnung und mag Überraschungen gar nicht. Vor allem will sie das überhaupt? Will sie die Briefe lesen und mehr über ihren Vater erfahren, der schon 18 Jahre lang tot ist und der damals nicht nur ihre Mutter verlassen hat, sondern auch sie, die damals 12jährige, und sich nie mehr gemeldet hat.

Doch Nela ist neugierig geworden und reist mit den ungelesenen Briefen an den Ort an die Ostsee, den Ellen ihr genannt hat, denn dort wohnt ein junger Mann mit Spenderherz, das er seit dem Todestag von Nelas Vater hat. Da Ellen seine Organe zur Organspende freigegeben hat, kann das doch kein Zufall sein, oder?

Die Reise ist für Nela eine Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft zugleich. Sie stellt sich ihrem Vater und zeitgleich überdenkt sie ihr Leben und dabei lernt sie Maximilian, dem Mann mit dem Spenderherz, näher kennen. Doch wann traut sie sich ihm ihre Vermutungen zu sagen? Je länger sie wartet, desto schwieriger wird es.

Das Buch erzählt aus Sicht von Nela, wir erleben die unsichere Frau, die ihre Wunden, die sie in der Kindheit bekommen hat, nicht vergessen kann. Wir begleiten sie auf ihrer Reise, erleben ihre Gefühle und Gedanken. Zeitgleich werden immer wieder nach und nach die Briefe von Ellen eingestreut, die Nela peu á peu liest. Ellen hat diese Briefe am Krankenbett von ihrem Mann Hannes, Nelas Vaters, geschrieben. Durch sie erfahren wir immer mehr, wer Hannes war und am Schluß auch, wieso und warum alles so gekommen war. Diese Briefe strotzen nur so vor traurigen, aber auch sehr gefühlvollen Gedanken, sie beschreiben eine Liebe und das Ende eines Lebens und gehen dem Leser sehr zu Herzen.

In der Gegenwart erleben wir die unsichere Nela, die sehr komplex ist, die erst nach und nach auftauen muss, die niemanden an sich heran lässt und im Gegenteil Angst vor so vielem hat. Auch vor dem, was sie durch diese Briefe erfahren könnte. Doch sie stellt sich, verändert sich, und doch kann sie nicht aus ihrer Haut und macht daher auch einige Fehler.

Kati Seck hat eine sehr gefühlvolle und nachdenkliche Geschichte geschrieben, bei der mir vor allem Ellens Briefe am besten gefallen haben. Mit Nela - mit all ihren Komplexen -, konnte ich nicht ganz so warm werden, auch wenn ich ihre Traumata verstehen kann. Bei der Handlung hier hätte für mir etwas mehr Dynamik gewünscht, anderseits passt aber auch die Lethargie, die sie an den Tag legt, auch zu der Figur. Die Autorin hat es allerding geschafft, dass Umfeld, Landschaft und auch die Protagonisten, für das Leserauge vorstellbar waren und dass man sich hinein versetzen konnte in das Geschehen.

Kati Seck hat ein sehr wichtiges Thema der Organspende aufgegriffen und hat eine Geschichte darum gebaut, die tragisch und gefühlvoll ist und die nachdenklich stimmt. Über verpasste Gelegenheiten und über das Leben mit einem Spenderorgan.

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Veröffentlicht am 29.03.2019

Eine bewegende Familiengeschichte!

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Ich hatte das große Glück und durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde inklusive Autorenbegleitung lesen! Dafür vorab vielen Dank!

Das Cover passt absolut zu der Geschichte, die Kati Seck uns hier ...

Ich hatte das große Glück und durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde inklusive Autorenbegleitung lesen! Dafür vorab vielen Dank!

Das Cover passt absolut zu der Geschichte, die Kati Seck uns hier erzählt... Die Farbwahl gefällt mir ausgesprochen gut, doch ob dieses Cover in der Buchhandlung meine Blicke auf sich gezogen hätte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Die Autorin Seck erzählt sehr einfühlsam und auch poetisch ihre Geschichte um das "Meermädchen" Nele. Die Hauptprotagonistin hat vor vielen Jahren ihren Vater verloren, weil dieser von jetzt auf gleich von zu Hause abgehauen ist und auch nie wieder von sich hat hören lassen. Was genau ist hier passiert? Diese Frage gilt es im Verlaufe des Buches aufzuklären.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich mit dem Schreibstil der mir bis dato unbekannten Autorin leichte Startschwierigkeiten hatte. Der Anfang war mir persönlich zu langatmig und vielleicht auch ein kleines bisschen zu poetisch.

Die Briefe, die Hannes´ zweite Frau geschrieben hat und die wir im Laufe des Buches alle zu lesen bekommen, haben mich sehr berührt. Die ersten vielleicht noch nicht so richtig, doch je intensiver ich in dieser Geschichte rund um Nele und ihren Vater abgetaucht bin, um so mehr haben sie mich berühren können. Diese Briefe waren für mich das Highlight des Buches!

Mit der Hauptprogatonistin selber werde ich nicht so richtig warm. Nele ist mir zu sehr Kopfmensch und wirkt deshalb auch manchmal sehr nüchtern oder wie ferngesteuert. Mir ist so manches Mal unklar, warum sie so reagiert, wie sie es nun mal eben macht.

Maximilian dagegen ist anfangs auch nicht mein Favorit, doch im Laufe des Buches lerne ich, sein Handeln zu verstehen und "leide" sozusagen still mit ihm mit.

Um nicht zu spoilern, möchte ich jetzt hier an dieser Stelle nicht zu viel verraten bezüglich der Familiengeschichte selber.

Das Ende ist absolut vorhersehbar und wirkte auf mich auch irgendwie viel zu schnell. Nachdem im ersten und auch im mittleren Teil nicht wirklich viel Spektakuläres geschieht, wird dagegen im dritten Teil alles nachgeholt.

Da dieses Buch sich mit dem Thema "Organspende" auseinandersetzt, war ich um so neugieriger und gespannter aufs Lesen. Doch dieses überaus wichtige Thema wurde für mein Empfinden leider nur angerissen und nicht wirklich vertieft. Schade! Hier hätte ich mir gerne mehr Informationen erhofft (diese Geschichte betreffend).

Fazit:
Trotz kleiner Schwächen ein Buch, dass definitiv zum Nachdenken anregt! An einer bestimmten Stelle hatte ich tatsächlich einen dicken Kloß im Hals, weil diese Zeilen mich absolut berührt und betroffen gemacht haben!

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Veröffentlicht am 07.04.2019

Leider für mich nicht so gut wie erwartet.

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Der Inhalt:

Das Buch "Dein fremdes Herz" handelt von Nela, die überraschend ein Paket von der Frau ihres verstorbenen Vaters bekommt. Hannes hatte Nela und ihre Mutter vor langer Zeit verlassen und war ...

Der Inhalt:

Das Buch "Dein fremdes Herz" handelt von Nela, die überraschend ein Paket von der Frau ihres verstorbenen Vaters bekommt. Hannes hatte Nela und ihre Mutter vor langer Zeit verlassen und war dann bei einem Unfall ums Leben gekommen. Mit dem Paket beginnt die Suche nach dem Herz von Hannes, denn das wurde damals an einen jungen Mann gespendet, den Nela jetzt an der Ostseeküste besuchen möchte.


Meine Meinung:

Das Buchcover mit dem rötlich gehaltenen Strand und Meer, der Person und der Möwe finde ich wirklich schön! Das alleine hat gereicht, dass ich mir auch den Klappentext durchgelesen. Genau wie die Leseprobe hat mich dieser super neugierig auf das Buch und die Geschichte von Nela gemacht. Ich mochte die Vorstellung wie sie Maximilian am Meer besucht und den Mann kenenlernt, der das Herz ihres Vaters in sich trägt.

Leider muss ich sagen, dass ich vor allem mit Nela überhaupt nicht richtig warm geworden bin. Ich habe sie und ihre Entscheidungen super selten verstanden. Ich konnte ihre Gedanken nicht nachvollziehen und manchmal war sie richtig sprunghaft. Wollte etwas in einem Moment auf keinen Fall machen und im nächsten hat sie das dann doch gemacht. Ich als Leserin kam da nicht hinterher und deswegen auch nicht mit solchen Situationen klar. Auf der anderen Seite nämlich hat sie manche andere Dinge gefühlt 100-mal wiederholt, um dann doch etwas anderen zu tun und das hat mich dann doch irgendwie gestört.

Auch Maximilian mochte ich zwar sehr viel lieber als Nela, aber auch ihn habe ich jetzt nicht so richtig geliebt wie ich das von anderen Büchern kenne.

Zum Schreibstil kann ich sagen, dass ich die Landschaftsbeschreibungen richtig gut fand, aber mir die poetische Sprache vor allem im Zusammenhang mit den Gedanken von Nela teilweise ein bisschen viel wurde und mich nicht mehr wirklich angesprochen hat. Gefallen haben mir aber die meisten Briefe von Ellen. Die waren immer super durchdacht geschrieben und haben mir gefallen. Die Darstellung in meinem E-Book war zwar nicht so gelungen, aber dafür kann die Autorin ja nichts.

Insgesamt ist mir in der Geschichte zu viel absurdes und unüberlegtes passiert, was ich nicht nachvollziehen konnte. Außerdem fand ich die andauernden Beschreibungen zu Entscheidungen bezüglich Essen und Trinken nicht so gelungen. Ich hätte mir doch ein bisschen mehr Inhalt gewünscht und ein bisschen tiefgründigere Geschichte. So ist es einfach eine gewöhnliche Geschichte: Zerrüttete Familie, zwanghafte Züge der Protagonistin, zwei Menschen lernen sich kennen und zufällig geht es irgendwie noch um Organspende. Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt und war deswegen sehr enttäuscht. Oftmals fehlte mir ein bisschen der Zusammenhang von verschiedenen Szenen und dadurch litt definitiv die Glaubwürdigkeit. Da es manch absurde Szene gab, litt diese sowieso viel zu häufig...


Fazit:

Prinzipiell eine schöne Geschichte, gelungener Schreibstil, ich mochte die Protagonistin nicht, aber das Cover. Ich würde jetzt nicht grundsätzlich zum Lesen raten oder gar davon abraten, aber ich wurde doch insgesamt enttäuscht. Aber vielleicht möchtest Du das ja selber herausfinden!

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