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Veröffentlicht am 21.04.2019

Wir sehen uns unter den Linden

Wir sehen uns unter den Linden
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Handlung:
Berlin, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Susanne, gerade mal 16 Jahre alt, kommt nach einem normalen Schultag nach Hause und ihre ganze Welt gerät ins Schwanken.Vor ihren Augen wird ...

Handlung:
Berlin, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Susanne, gerade mal 16 Jahre alt, kommt nach einem normalen Schultag nach Hause und ihre ganze Welt gerät ins Schwanken.Vor ihren Augen wird ihr Vater erschossen, weil er gegen das Naziregime war. In diesem Moment beschloss Sanne, alles mögliche zu tun, dass die Welt ein besserer Ort wird. Nach Kriegsende widmet sich Sanne dem Aufbau eines neuen Deutschland mit voller Kraft und kämpft für ihre Überzeugungen. Dabei vergisst sie manchmal die Freuden des Lebens, welche ihr erst durch den stets gut gelaunten Kelmi aufgezeigt werden. An seiner Seite verlebt Sanne interessante Stunden und beginnt, einiges in ihrem Leben zu überdenken. Irgendwann verschärft sich auch die politische Situation in Berlin und schließlich kommt der 13. August 1961...

Meinung:
Das Cover finde ich recht hübsch gestaltet, es sieht ziemlich schlicht aus und wirkt ernsthaft, was hervorragend zu dem Inhalt passt. Alle Farben harmonieren gut miteinander, besonders schön finde ich das strahlende Rot, welches Schwung in das Cover bringt. Trotzdem fehlt mir noch ein kleines Detail, was mich in einer Buchhandlung dazu zwingen würde, genau dieses Buch in die Hand zu nehmen. Was genau dabei fehlt, kann ich leider nicht benennen.

Von der Autorin habe ich bisher noch kein Buch gelesen gehabt, jedoch waren mir andere Titel ihrer Bücher geläufig und zu ein-zwei der Werke hatte ich mir auch schon mal ein paar Meinungen durchgelesen. Auf jeden Fall war ich sehr gespannt, welche Geschichte sie hier erzählen wird und bin voller Energie in die Handlung gestartet.
Allein der erste Abschnitt des Romans wurde so gefühlvoll geschrieben, dass man als Leser mit Sanne mitgelitten hat und auf den großen Paukenschlag gewartet hat. Und genau das hat sich über die gesamte Handlung erstreckt. An vielen Stellen wurde alles so stimmungsvoll wiedergegeben, dass man selbst als Außenstehender mitgerissen wurde und sich gefreut, aber auch mitgelitten hat.

Der neue Roman von Charlotte Roth wurde in acht Teile gegliedert, die sich über einen Zeitraum von 33 Jahren erstrecken. Anfangs ist man ein heimlicher Beobachter bei dem Kennenlernen von Sannes Eltern, dann begleitet man das Kind Sanne zusammen mit ihren Eltern bei schönen, aber auch traurigen Momenten. Und zu guter Letzt verbringt der Leser mit der erwachsenen Sanne Zeit, die genaue Ziele hat und durch einen Koch aus dem Westen ihr Weltbild in Frage stellt.
Ich fand die Erzählzeit über einen so langen Zeitraum richtig gut, man hat verschiedene Stadien von Deutschland miterlebt und genau das gilt auch für die Protagonisten. Einige begleiten uns als Leser durch den ganzen Roman und so kann man deutlich sehen, ob und in welcher Form eine Entwicklung vorhanden ist. Natürlich ist diese Veränderung bei Sanne am deutlichsten zu sehen, sie wird von einem ruhigen, aufgeschlossenen Kind zu einer Erwachsenen, die zwar Ziele hat, mit der Zeit aber beginnt, diese kritisch zu hinterfragen.

Bei dem Schreibstil bin ich etwas zwiegespalten. Meistens fand ich ihn richtig gut und flüssig lesbar, hatte absolut nichts daran auszusetzen. Und dann kamen wieder einige Abschnitte, die mir zu kastig beschrieben wurden und welche ich mehrmals lesen musste, um alle Details aufnehmen zu können. Dies kam meistens dann vor, wenn innerhalb von wenigen Sätzen viele historische Details eingebracht wurden. Am Ende hat mich das dann nicht mehr so gestört, ich hatte mich daran gewöhnt und dadurch wurde der Text nochmals anspruchsvoller.

In die Handlung eingebunden wurde eine unglaubliche Fülle an Fakten und Details, welche sehr umfangreich ist. In fast jedem Kapitel wurden historische Zusammenhänge eingebunden, die gut erklärt wurden und viel Wissen an den Leser gegeben haben. Manchmal habe ich mir fast gewünscht, mal ein ruhiges Kapitel zu haben, wo man nicht voller Konzentration lesen muss, um das Genannte vollkommen aufzunehmen. Doch gleichzeitig liegt darin der Reiz des Buches. Auf den 528 Seiten wurden so viele Details genannt, die alle Hand und Fuß haben und plausibel erklärt wurden. Beim Lesen hatte ich richtig das Gefühl, mein Wissen zu erweitern und es wurden Dinge angesprochen, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Dafür, dieses Wissen so exakt in den Roman einzubringen und an den Leser zu vermitteln, hat die Autorin meinen größten Respekt!

Zuletzt möchte ich nur noch zu den Protagonisten ein paar Zeilen schreiben. Lange Zeit fand ich Sanne, ihre Familie mit Mutter, Vater und Tante unglaublich sympathisch und habe begonnnen, sie zu mögen. Doch je älter Sanne wurde, desto kritischer habe ich sie betrachtet und desto größer wurden meine Probleme mit ihr. Sie hat für mich zu wenig die Stimme erhoben und zu viel mit sich machen lassen, was ihr im Grunde gar nicht gefallen hat. Sei es eine Rede zu halten oder mit den Genossen zusammenzusitzen. Sanne hat vieles hingenommen und erst danach gedacht, warum sie das gemacht hat. Dadurch erhielt ihr Charakter etwas willenloses und abwesendes. Sie hat sich von einem reizenden kleinen Mädchen zu einer komplizierten, leisen Frau entwickelt, die mit zunehmender Handlung ihre Sympathie verloren hat.
Weiterhin steht Kelmi ziemlich im Mittelpunkt und mit ihm wurde ich absolut nicht warm. Während ich seinen ersten Auftritt noch okay fand, wurde er mir schnell unsympathisch und zu aufdringlich. Ich mochte seinen Charakter und sein Auftreten nicht, es war zu gewollt und penetrant. Irgendwann hatte ich mich zwar mit ihm arrangiert, Kelmi wurde aber nie zu einem Charakter, den ich mochte.
Im starken Gegensatz standen die Nebencharaktere. Sie waren abwechslungsreich, lebendig und meine absoluten Favoriten. Ich fand ihre Auftritte gut und sie waren besser durchdacht, als Sanne oder Kelmi. Ganz besonders hat es mir Hille angetan, sie war ein unglaublich starker Charakter, der viel durchgemacht hat und nur selten den Kopf hängen lassen hat.

Fazit:
Anhand der Fülle von Informationen habe ich viel Zeit mit dem Buch verbracht, musste es immer mal wieder weglegen, um mir das Gelesene einzuprägen oder darüber nachzudenken. Besonders durch die historischen Details hat der Roman bei mir viele Pluspunkte gesammelt und zusammenfassend hat mir die Handlung auch richtig gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist die Darstellung von Sanne und Kelmi, die mir als Hauptprotagonisten nicht angenehm waren, mehr Lebendigkeit gebraucht hätten.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Marlene und die Suche nach Liebe

Marlene und die Suche nach Liebe
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Handlung:
In jungen Jahren erkennt Marlene bereits eine rebellische und aufreizende Art an sich, die von einigen Mitmenschen, u.a. ihrer Mutter nicht akzeptiert wird. Doch schnell erkennt sie, wie sie ...

Handlung:
In jungen Jahren erkennt Marlene bereits eine rebellische und aufreizende Art an sich, die von einigen Mitmenschen, u.a. ihrer Mutter nicht akzeptiert wird. Doch schnell erkennt sie, wie sie diese Eigenschaften zu ihrem Nutzen einsetzen kann. Marlene zieht es in die Hauptstadt Deutschlands, wo sie allerhand Liebschaften hat, einige Partys feiert, aber auch ihre ersten Karriereschritte begeht. Nach dem Film „Der blaue Engel“ ist Marlene auf ihrem bisherigen Karrierehöhepunkt angekommen und sie nimmt ein Filmangebot aus Hollywood an. Während sie beruflich immer wieder große Erfolge sammelt, läuft es für Marlene in der Liebe nicht so rund. Sie verliebt sich zwar öfter, aber nur selten entsteht etwas langfristiges....

Meinung:
Ein sehr schönes Cover lädt dazu ein, den Roman in die Hand zu nehmen und genauer zu betrachten. Es ist leicht verschwommen und nostalgisch dargestellt, sodass man als Betrachter schnell die Illusion erhalten kann, dass die Person auf vor dem Brandenburger Tor tatsächlich Marlene Dietrich ist, die sich stark von dem Gesamtbild abhebt.Durch ihre dunkle Hose wird sie zum Blickfang und überstrahlt den Hintergrund. Die gewählten Farben harmonieren bestens miteinander, sie bilden eine Einheit und lassen das Buch für mich auf den ersten Blick interessant wirken.

Eingeteilt wurde der Roman in sieben Szenen, die dann jeweils noch in mehrer Kapitel unterteilt wurden. Anschließend gibt es noch ein Nachwort, in dem der Autor auf die Entstehung des Werkes hinweist, aber auch weitere Informationen zum Leben der Marlene Dietrich gibt. Dort erfährt man noch einige Fakten zu ihrem Leben nach 1964. Zum Schluss gibt es noch eine Biographie, wo einige Werke aufgelistet sind, mit denen sich Christopher W. Gortner während seiner Recherche befasst hat.

Die Handlung des Romans beginnt 1914 und erstreckt sich mit kleinen Zeitsprüngen bis ins Jahr 1946. Man lernt Marlene als Schulmädchen kennen, begleitet sie während ihrer Jugend und kann ihre Entwicklung zu einer selbstbewussten Frau direkt mitverfolgen. Am Anfang einer jeden neuen Szene wird angegeben, in welchen Jahren die folgende Handlung stattfindet, ab und an gibt es auch in den Kapiteln einen Vermerk auf die Jahreszahl.

Sehr überraschend war für mich die Erzählperspektive. Es wurde ein Ich-Erzähler gewählt, d.h. alle Ereignisse wurden aus Marlenes Sicht geschildert. Es ist einige Zeit her, dass ich ein Buch mit Ich-Erzähler gelesen habe und es hat mir mal wieder richtig gut gefallen. Marlene war für mich zu weiten Teilen eine recht angenehme Protagonistin, die das Herz definitiv auf dem rechten Fleck hat.
Weiterhin fand ich ihre Wahrnehmung zu verschiedenen Ereignissen und in ihre Gedankenwelt spannend.

Die Schreibweise hat mir zu weiten Teilen gefallen, war aber nicht perfekt. Sie war zwar einfach und gut verständlich, sodass ich den Roman meistens richtig gerne gelesen habe. Mich hat es mit der Zeit gestört, dass so gut wie jede von Marlenes sexuellen Beziehungen thematisiert wurde und an diesen Stellen dann auch oft eine vulgäre Sprache genutzt wurde, die für mich absolut nicht zu dem restlichen Schreibstil und dem Roman passt. Es hätte auch anders genannt werden können, dass Marlene Dietrich viele Beziehungen zu Personen unterschiedlichen Geschlechts hatte und es war nicht nötig, diese dann immer genaustens zu beschreiben. Das hat mir den Charme des Buches verleidet und ist mein einziger Kritikpunkt des Romans.

Als Ich-Erzählerin steht natürlich Marlene Dietrich klar im Mittelpunkt des ganzen Geschehens. Man verfolgt ihr Leben über eine lange Periode und hat genügend Zeit, um sich eine Meinung zu bilden und einzuschätzen, ob man mit der Protagonistin sympathisiert. Mir fiel das nicht schwer, ich fand sie schon als kleines Kind reizend und an vielen Stellen ihres Lebens habe ich sie für ihre Entschlossenheit und auch ihren Mut bewundert. Sie erschien mir oft als reizende Frau, die ich nur zu gerne auf der Bühne live gesehen hätte. An einigen Stellen musste ich über einige Entscheidungen den Kopf schütteln, doch gestört hat das nicht. Im Gegenteil, ich fand es richtig gut, dass mir nicht alles an ihr gefallen hat und so wurde Marlene für mich menschlicher und fassbarer.
Äußerst gelungen und interessant war die Einbindung von verschiedenen berühmten Persönlichkeiten der Zeit. Ich war immer wieder überrascht, wenn jemand neues aufgetreten ist und jeder noch so kurze oder lange Auftritt hat dem Roman Lebendigkeit eingehaucht.

Fazit:
Ein eigentlich wirklich gelungener Roman, wenn nicht die Schreibweise wäre, die mich nicht ganz überzeugen konnte, weshalb ich in meiner Bewertung einen Stern abziehe. Ansonsten hat für mich alles gepasst. Angefangen von der Erzählperspektive, hin zu den Charakteren und den Settings, die vielfältig und reizend dargestellt werden. Es wird definitiv ein guter Einblick in Marlene Dietrichs Leben gegeben und ich denke, dem Autor ist es gut gelungen, Marlenes Charakter ziemlich identisch wiederzugeben.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Café Engel - Eine neue Zeit

Café Engel
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Handlung:
Wiesbaden 1945
Hilde und ihre Mutter Else fürchten bei jedem Bombenangriff nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihr geliebtes Café Engel. Doch wie durch ein Wunder steht das Gebäude nach dem ...

Handlung:
Wiesbaden 1945
Hilde und ihre Mutter Else fürchten bei jedem Bombenangriff nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihr geliebtes Café Engel. Doch wie durch ein Wunder steht das Gebäude nach dem Kriegsende noch vollständig und zusammen versuchen die beiden Damen, den Betrieb wieder ins Laufen zu bringen, sie sind sich der Tatsache bewusst, was für ein schwieriges Unterfangen das wird. Die Lebensmittel werden nur knapp zugeteilt und alles ist verdammt teuer, nur mithilfe des Schwarzmarktes kann das Café ansatzweise betrieben werden. Ziel ist es, das Café wieder zu einem beliebten Treffpunkt unter Künstlern zu machen und an den alten Ruhm anzuknüpfen.
Nicht nur diese Aufgabe fordert Hilde alle Kräfte alle Kräfte ab, eines Tages steht eine unbekannte Cousine vor der Tür und wird voller Freude von dem Vater aufgenommen. Doch Hilde ist sich nicht ganz sicher und betrachtet Luisa mit Misstrauen, es entstehen immer wieder Streitigkeiten und eine friedvolles Zusammenleben ist schwer möglich.

Meinung:
Das Cover hat mich auf den ersten Blick direkt an eine alte Postkarte erinnert, die aus Nostalgie immer aufgehoben wurde und der man ihr Alter ansieht. Es sieht verwaschen aus und bei näherer Betrachtung scheint es, als würde man die Szene wie durch einen Filter sehen. Stark auffallend ist natürlich die Dame, welche in einem strahlend roten Kleid mit aufrechter, stolzer Haltung auf der Straße läuft. Passend sind auf der linken Seite die Tische, Stühle und Markissen, welche direkt auf ein Café hindeuten und somit eine Hommage an das Café Engel bilden. Gesamt ist das Cover sehr stimmig, die Farben, als auch die Schriftarten und die gesamte Straße mit allen Details passen sehr gut zusammen und haben mich direkt angesprochen.

Bisher habe ich noch kein Werk der Autorin gelesen, dieser Roman klang für mich von der ersten Sekunde an spannend und ich habe mich riesig gefreut, mit dem Lesen zu beginnen. Ich wusste nicht recht, was mich erwarten wird, besonders gespannt war ich auf die Darstellung der Cousinen Luisa und Hilde. Sie wirkten anhand des Klappentextes einerseits sympathisch, sodass ich auf ihre Charaktere gespannt war, andererseits war auch ein Streit und Unstimmigkeiten angedeutet, die wie ein Versprechen auf Action klangen. Was in diesem Zusammenhang und niedergeschrieben irgendwie komisch klingt, bedenkt man, dass der Krieg gerade erst geendet hat.

Die Schreibweise war durchweg locker gehalten, besonders Hilde und ihre Freunde hatten eine wunderbar erfrischende Sprachweise und haben nur selten mal ein Blatt vor den Mund genommen. Viele Beschreibungen, vor allem die von den zerstörten Gebäuden, aber auch von Kriegserlebnissen wurden detailreich und bildlich beschrieben.
Unterteilt wurde der Roman in viele Kapitel, in denen verschiedene Charaktere zu Wort kommen. Lediglich die Abschnitte von Julia fand ich nicht so passend zu der restlichen Geschichte. Sie wirkten etwas fehl am Platz, auch wenn es so eine Entwicklung ihres Charakters sichtbar wurde. Ansonsten fand ich den Sichtwechsel spannend und gut beschrieben, ich hatte keine Probleme damit und die Spannung wurde natürlich gekonnt erhöht.

Es gibt zahlreiche Handlungsorte, welche fast alle von den Folgen den Krieges betroffen sind und sich nicht in ihrem besten Zustand befinden. Ein zentraler Ort ist natürlich das Café Engel, in welchem wir als Leser vor allem Hilde und ihre Mutter Else, sowie einige Nebencharaktere antreffen. Dort fühlen sich die Damen sichtbar am wohlsten, tun alles, um es zu erhalten und gehen dort am besten auf. Die Beschreibung des Café selbst fand ich richtig gut, es erschien sofort ein Bild vor meinen Augen. Lediglich die Verbindung von dem Café und dem Wohnhaus der Familie und von den Untermietern fand ich etwas schwierig.
Traumhaft war natürlich die französische Landschaft beschrieben, die nicht so stark vom Krieg gezeichnet war. Die dörfliche Gegend war idyllisch und mit viel Liebe beschrieben, fast hätte ich mir mehr Kapitel von dort gewünscht. Sie waren auf jeden Fall ein starker Kontrast zu dem zerbombten Wiesbaden und zeigten die Folgen des Krieges.

Im Grunde war jedoch Charakter stark gezeichnet, doch nicht immer war ich mit jedem zufrieden. Besonders Hilde und Luisa hatten ihre guten, aber auch schwachen Seiten, die mich mit der Zeit etwas gestört haben.
Bei Hilde hat mir ein wenig Menschlichkeit und Verständnis gefehlt. Sie wirkte lange Zeit wie ein Roboter, der einfach nur funktioniert. Erst im letzten Drittel ändert sich das, doch der Wandel geht etwas zu schnell und sie zeigt zu schnell zu viele Gefühle. Auch ihr anfängliches Verhalten gegenüber Luisa war zu arg und hat mit der Zeit gestört. Im Grunde jedoch war sie ein angenehmer Charakter, der seinen Zielen nachgeht und nicht auf alles blauäugig reingefallen ist. Sie hat das Beste aus der Situation gemacht und ihr ganzes Herzblut in das Café gesteckt.
Luisa war meist zu unschuldig und naiv gezeichnet, was natürlich an ihrer bisherigen Lebensgeschichte liegen mag. Aber sie hat im Grunde auch lange Zeit nicht viel getan, um stärker und unabhängiger zu werden. Erst gegen Ende des Romans hat Luisa ihren Mund aufgemacht und gesagt, was sie will.
Fast würde ich meinen, dass andere Charaktere, die eher nebenbei auftreten, stärker gezeichnet waren und mich mit ihrer Art mehr bestechen konnten, als Luisa und Hilde. Ich denke, dass die beiden Cousinen durch den Krieg und bei Luisa außerdem durch verschiedene andere Umstände, ihre Jugend schnell hinter sich lassen mussten und erst schneller erwachsen wurden.

Fazit:
Ein interessanter erster Teil, der mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat, jedoch habe ich auch einige Kleinigkeiten zu bemängeln, allen voran die Darstellung von Hilde und Luisa. Ihre Charaktere waren manchmal etwas schwierig dargestellt und nicht jede Handlung hat mir gefallen. Doch gleichzeitig waren sie durch manche Fehler auch lebendiger und authentischer.
Besonders toll hat mir die bildhafte Sprache und die Beschreibung der aktuellen Situation in Deutschland mit zerbombten Häusern, Nahrungsknappheit und den Hoffen und Bangen um die Familie.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Das Modehaus - Töchter der Freiheit

Das Modehaus - Töchter der Freiheit
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Handlung:
Frankfurt 1914
Fanny lebt in den goldenen Zwanzigern und hat große Pläne. Ihre Leidenschaft für Mode wurde ihr in die Wiege gelegt, hat doch die Mutter selbst einen Miederladen. Doch Fanny will ...

Handlung:
Frankfurt 1914
Fanny lebt in den goldenen Zwanzigern und hat große Pläne. Ihre Leidenschaft für Mode wurde ihr in die Wiege gelegt, hat doch die Mutter selbst einen Miederladen. Doch Fanny will Kleiderträume erschaffen, die der Frau Freiheit geben und sie weg von dem Korsett bringen. Klammheimlich verschwindet Fanny nach Paris, um sich dort ein Standbein als Modeschöpferin aufzubauen.

Frankfurt 1946
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Lisbeth kämpft nicht nur um das Überleben von sich und ihrer Familie, sondern will auch das Modehaus ihrer Eltern wieder aufbauen. Dazu findet Lisbeth besondere Ideen, wird erfinderisch und überwindet Höhen und Tiefen, trifft einen besonderen Menschen und am Ende wird ihre Welt auf den Kopf gestellt...

Frankfurt 1971
Rieke führt ein zufriedenes Leben als Ehefrau, Mutter und Hausfrau. Ihr Bruder Martin leitet währendessen das Familienunternehmen, an dem auch Rieke sehr hängt. Bis Martin eine folgenschwere Entscheidung trifft und die Karten für Rieke neu gemischt werden. Sie steht vor der Entscheidung: die Liebe oder eine Karriere...

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut, es spiegelt den Inhalt und die Themen des Romans ein Stück weit wieder. Im Vordergrund des Romans stehen drei starke Frauen mit einem Ziel, die gut durch die Dame auf dem Bild dargestellt werden. Anhand ihrer auffallenden Kleidung sticht sie stark ins Auge und zeigt ein Thema des Romans auf. Insgesamt finde ich die Farben stimmig und passend, es ist ein schönes Gesamtbild und gefällt mir.

Es gibt drei Zeitstränge, in einem immer gleichen Wechsel reist man mit Fanny, Lisbeth und Rieke durch die Zeit, lernt sie kennen und lüftet mit ihnen Geheimnisse. Zu Beginn eines jeden neuen Kapitels steht der Name und eine Jahreszahl, wodurch es immer eine klare Abgrenzung zwischen den Zeiten gab.

Es gibt einen interessanten Einstieg in den Roman, welcher erst ganz am Ende der Buches Sinn macht. Hier werden schon Geheimnisse angedeutet, die mit der Zeit gelüftet werden. Danach gibt es einen direkten Einstieg in die Handlung, welche stets spannend und angenehm geschildert wurde. Die Autorin Julia Kröhn nutzt eine leichte, gut und einfach verständliche Sprache, die den Roman zu einem Lesevergnügen werden lässt.
Nicht nur die Mode, das Modehaus König, sondern auch ein roter Schal zieht sich wie ein Faden durch den Roman und tauchen immer wieder auf. Das war ein Detail, das mir wirklich gut gefallen, es hat die Geschichte an sich rund gemacht.

Als Setting dient durchweg Frankfurt, allerdings zu verschiedenen Zeiten und somit auch zu verschiedenen Zuständen. Besonders bei Lisbeths Erzählungen wurde die Stadt ausführlich beschrieben und eindrucksvoll gezeigt, wie die Stadt nach dem Krieg aussah und wie das alltägliche Leben ablief.

Im besonderen Mittelpunkt stehen die drei Damen und sie wurden wirklich genau und stark dargestellt. Lange Zeit habe ich besonders mit Fanny sympathisiert, ihre Erlebnisse und auch die Zeit der goldenen Zwanziger hatte für mich einen besonderen Reiz. Doch irgendwann ließ das leider für mich nach, Fanny wurde für mich zu unsicher und unentschlossen, sie hat sich häufig treiben lassen und ihr Leben nicht richtig in die Hand genommen. Genau das hat mich auch bei Rieke gestört, mit ihr wurde ich gar nicht richtig warm. Ihr Leben war zu sehr von anderen und auch von gesellschaftlichen Normen bestimmt, teilweise hatte ich das Gefühl, dass sie jeder in eine andere Richtung schieben wollte und sie dadurch ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse vergessen hat.
Lisbeth war eigentlich durchweg die Stärkste und ich konnte sie nur durchweg für ihre Tatkraft, ihren Erfindungsreichtum und ihr Durchhaltevermögen bewundern. Als Charakter war sie etwas schwierig, sie war ein ernster und strenger Mensch, mit dem ich mich schwer getan habe. Sie hatte gefühlt nur sehr wenig Herzlichkeit und dadurch fiel es mir schwer, eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Fazit:
Eine wirklich interessante Handlung mit Frauen, die auf den ersten Blick sympathisch wirken und tolle Charakter sind, aber auf Dauer eher schwierig werden und ihren ersten positiven Eindruck verlieren. Ansonsten finde ich, dass es geschickt gelöst wurde, wie sich die Geheimnisse und alle Probleme aufgelöst haben und alles rund wurde. Besonders gut gefallen hat es mir, wie immer der Zahn der Zeit getroffen wurde und die verschiedenen Jahrzehnte einfach und gut dargestellt wurden.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Der Welten-Express

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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Handlung:
Seit zwei Jahren ist Jonte verschwunden. In der Silvesternacht gegangen und nie wieder gekommen. Flinn vermisst ihren älteren Bruder höllisch, war er doch der einzige, der sie verstanden hat. ...

Handlung:
Seit zwei Jahren ist Jonte verschwunden. In der Silvesternacht gegangen und nie wieder gekommen. Flinn vermisst ihren älteren Bruder höllisch, war er doch der einzige, der sie verstanden hat. Seitdem wandert Flinn immer wieder auf den Bahnsteig, an dem Jonte viel Zeit verbracht hat. Sie ist sich sicher, dass dort etwas besonderes passiert sein muss.
Bis sie eines nachts auf dem Bahnsteig selbst überrascht wird. Auf dem normalerweise stillgelegten Bahnhof fährt rin gewaltiger, atemberaubender lila Zug fährt ein. Er hält an, Flinn nutzt den Moment und springt auf. Sie ist im Welten-Express. Ein fahrendes Internat, wo die Schüler magische Dinge lernen. Flinn wäre gerne Teil dieser Gemeinschaft, doch ihr liegen Steine im Weg, die es nur schwer möglich machen, im Welten-Express zu leben.
Vieles scheint unmöglich doch Flinn ist sich sicher, dass sie den Ort gefunden hat, an dem sich auch Jonte mal aufgehalten hat. Doch wo ist er jetzt?

Meinung:
Das Hardcover ist kinderfreundlich und liebevoll gestaltet. Die Hauptprotagonisten des Buches sind darauf abgebildet, allen voran Flinn, die hautprpotagonistin des Buches. Die Farben sind recht dunkel, es gibt einige helle Details, die dem Cover einen freundlichen Charakter geben.

Der Einstieg in den Roman fiel mir schwer. Ich hatte mit einer anderen anderen Einstiegs-und Gesamtsituation gerechnet, der Klapptext verspricht eine etwas andere Geschichte, die den Leser auf eine andere Situation hinführt. Das war etwas irreführend und hat mir sicherlich auch den Einstieg erschwert.

Die Schreibweise war angenehm, manchmal hätte ich mir mehr Alltagssprache gewünscht, die die Handlung auflockern und auch gut zu den handelnden Personen passen würde. So kamen manche Situationen etwas verklemmt und nicht natürlich rüber, was auch durch die Schüchternheit zueinander verstärkt wird. Da kommen wir auch zu meinem größten Problem. Ich verstehe, dass es zwischen Jugendlichen viel ungesagtes gibt und die ersten Annäherungen zueinander nicht immer leicht sind. Hier waren mir die v. a. Flinn und ihre Freunde zu verkrampft und schüchtern miteinander, sodass selbst die banalsten Dinge unsicher vorgebracht wurden, dadurch falsch verstanden wurden und am Ende ein Kobfliktpotenzial entstehen ließen.

Es gibt nur wenige Handlungsorte, allen voran der Welten-Express und Weidenborstel, die Heimat von Flinn. Es gibt dann noch zwei, drei weitere Örtlichkeiten, wo jedoch immer nur eine Szene spielt. Ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auf dem Titelgebenden Zug, welcher ausführlich und detailliert, zu verschiedensten Tageszeiten beschrieben wird. Weidenborstel ist das komplette Gegenteil von dem magischen Zug, dort leben die Menschen einfach und mit nur wenig Schnick-Schnack, mit nur wenigen technischen Geräten und dadurch wird die Stärke der Magie des Zuges noch größer.

Als Hauptprotagonisten gibt es Flinn, ein 13 jähriges Mädchen, das schüchtern unnd unbeliebt ist, ihrem Bruder nachtrauert und dadurch schon früh reifer geworden ist. Sie besucht nur ungern die Schule und auch zuhause kann sich Flinn nicht entspannen, sondern übernimmt viele Dinge im Haushalt. Eigentlich könnte sie ein toller Charakter sein, wäre da nicht ihre ständige Unsicherheit und ihr Talent, immer andere Menschen zu verschrecken. Das hat mich regelmäßig geärgert und manchmal hätte ich ihr gerne einen Schubs gegeben, damit sie nicht immer so viel nachdenkt, sondern ihre Taten auch ausführt.
Als Weggefährten bekommt sie drei Kumpanen zur Seite gestellt, zwei Schüler des fahrenden Internats und den Kohlejungen. Sie stehen Flinn in allen Geschehnissen bei und vertrauen ihr blind, ohne manche Dinge zu hinterfragen. Trotzdem fand ich ihre Auftritte an einigen Stellen amüsant und sie haben Schwung in die Handlung gebracht. Lediglich die Beschreibung von Fedors aussehen kombiniert mit seinem Charakter fand ich schwierig. Es schienen einige Jahre dazwischen zu liegen und teilweise wirkte er fast erwachsen. Bei solchen Momenten habe ich mich dann immer gefragt, weshalb er Flinn so stark unterstützt.

Der magische Aspekt war häufig toll eingearbeitet, verständlich und irgendwie auch vorstellbar. Doch dann gab es wieder Begriffe, allen voran magiotechnologisch, bei denen zwar irgendwie klar war, was gemeint ist, bei denen ich mir aber eine Erklärung gewünscht hätte. Gerade wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt, hätte es eine Definition geben müssen, damit auch die jüngeren Leser den ganzen Inhalt des Buches verstehen.
Wobei ich finde, dass die Grenzen zwischen Kinderbuch und Jugendbuch öfter mal verschwimmen und ich nicht explizit sagen kann, welchem Genre ich das Buch zuordnen würde.

Fazit:
Schon seit der Erscheinung des Buches wurde es stark gehypt und gerade deshalb war ich sehr gespannt, es endlich selbst zu lesen. Vielleicht konnten gerade deshalb meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Außerdem finde ich den Klapptext nicht passend. Trotzdem war es eine schöne Geschichte, besonders die Beschreibungen des Express waren wundervoll. Ich habe einige Kritikpunkte, jedoch haben mir auch viele weitere Aspekte gefallen und ich werde den zweiten Teil auf jeden Fall lesen. Es gibt einfach noch zu viele offene Fragen, die mir auf der Seele liegen.