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Veröffentlicht am 30.07.2022

Wenn die Lebensreise endet

Die sieben Schalen des Zorns
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Das Buch hat ein schlichtes, aber absolut passendes Cover. Mir gefällt es sehr.

Kurz nachdem ich das Buch bekommen hatte, gab es in meiner Familie einen Todesfall, weshalb ich teilweise nur langsam in ...

Das Buch hat ein schlichtes, aber absolut passendes Cover. Mir gefällt es sehr.

Kurz nachdem ich das Buch bekommen hatte, gab es in meiner Familie einen Todesfall, weshalb ich teilweise nur langsam in dem Buch voran gekommen bin. Das lag allerdings einzig und allein an den Themen: Leben, Sterbehilfe, Tod.

In dem bewegenden Roman gibt es vier Protagonisten. Da ist der fünfzigjährige Allgemeinmediziner Dr. Max Keller, die demente und schwer kranke Tante Maria und ihre Tochter Agnes sowie den Staatsanwalt Jonas.
Während Max mir durchaus sympatisch erscheint, eckt die sehr von Hass erfüllte Agnes bei mir eher an.

Die Geschichte wird in zwei Strängen erzählt, zum einen befinden wir uns in der Gegenwart um das Jahr 2021 und zum anderen in der Vergangenheit der handelnden Personen. Ich finde es als Orientierungshilfe ausgesprochen angenehm, dass der jeweilige Ort und die Zeit vor den Kapiteln angegeben werden.

Das Buch ist relativ sachlich geschrieben, was daran liegen mag, dass der Autor nicht nur Schriftsteller sondern auch Rechtsanwalt ist. So findet auch ein längerer Abschnitt im Gericht statt.
Trotz dieser Sachlichkeit entwickelt sich aber ein Sog, der mich schnell in das Geschehen hinein gezogen hat.

Markus Thiele spricht das schwierige, komlexe und aktuelle Thema des selbstbestimmten Sterbens absolut gelungen an. Er hinterfragt die in Deutschland derzeit geltenden Gesetze und bringt den Leser bzw. die Leserin dazu, sich eine eigene Meinung bilden zu können.

Mich haben die "Sieben Schalen des Zorns" zum einen spannend unterhalten, zum anderen aber auch sehr nachdenklich gemacht.

Gerne empfehle ich mit allen fünf Sternen dieses Buch jedem Menschen, der sich Gedanken um sein eigenes Ableben macht.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Wenn über Wesentliches nicht geredet wird

Was ich nie gesagt habe
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Ich war sehr überrascht, dass es ein weiteres Buch von Susanne Abel über die Kölner Familie Monderath gibt. Wenn es auch durchaus logisch ist, denn wurde in "Stay away from Gretchen" Greta und damit die ...

Ich war sehr überrascht, dass es ein weiteres Buch von Susanne Abel über die Kölner Familie Monderath gibt. Wenn es auch durchaus logisch ist, denn wurde in "Stay away from Gretchen" Greta und damit die Mutter von Tom vorgestellt, geht es nun um seinen Vater Konrad, genannt Conny.
So war ich wirklich gespannt auf "Was ich nie gesagt habe", denn Gretas Geschichte war für mich ein Lesehighlight in 2021.

Das Cover knüpft eine starke Verbindung zwischen den beiden Werken und auch der Untertitel "Gretchens Schicksals Familie" weist darauf hin.

Die Autorin schreibt auch hier in zwei Handlungssträngen, der eine beginnt mit Tom im Jahr 2016 und der andere befasst sich mit der Geschichte von Conny ab Mai 1933. Sie nehmen beide ungefähr den gleichen Umfang ein und ich finde diese Vorgehensweise hier absolut perfekt. In beide Stränge werden historische Ereignisse eingeflochten, was gelungen und gutrecherchiert wirkt.
In der Erzählung um Conny sind das beispielsweise die Reproduktionsmedizin und die Lebensborn-Heime des nationalsozialistischen Systems. In der näheren Gegenwart unter anderem der Absturz einer Boing 747 auf der Pazifikinsel Guam oder der Unfall von Lady Di.

Der Schreibstil von Susanne Abel ist ruhig, die Personen wirken lebendig und man sie sich bildlich vorstellen. War mir im ersten Buch Tom eher als eingebildeter Schnösel herüber gekommen, hat er sich zu seinem Vorteil verändert und nun weiß ich auch, warum die Figur der Jenny erschaffen wurde, die mir eim ersten Teil fast ein wenig überflüssig vorkam.

Die Geschichte von Toms Vater hat mich beeindruckt, die um Tom selbst war auf jeden Fall interessant. Sein Halbbruder Henk van Dongen ist ein netter Charakter, der der Handlung auch ein wenig Humor verpasst.

Man kann das Buch auch ohne Kenntnisse des ersten lesen, wird aber sicher dann neugierig auf Gretchens Erlebnisse werden. Und wenn ich so darüber nachdenke, werde ich wohl auch noch mal ihre Geschichte lesen, weil dann einiges sicher noch runder wird.

Ich vergebe 5 Sterne und empfehle diesen Roman allen, die gerne gut geschriebene, akribisch recherchierte Bücher mögen, die eine fiktive Handlung in historische Gegebenheiten einbinden.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Eierlikör - das trinken jetzt alle

Findelmädchen
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Das Cover verrät einiges vom Inhalt des Buches. Die Geschichte spielt in Köln und erzählt von zwei Mädchen.
So ist es dann auch. Das eine Mädchen ist Helga, die zusammen mit ihrem Bruder Jürgen, endlich ...

Das Cover verrät einiges vom Inhalt des Buches. Die Geschichte spielt in Köln und erzählt von zwei Mädchen.
So ist es dann auch. Das eine Mädchen ist Helga, die zusammen mit ihrem Bruder Jürgen, endlich wieder bei dem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater in Köln leben kann. Das kleine Mädchen ist Bärbel, ein Besatzerkind. Helga lernt Bärbel während eines Praktikums in einem Waisenhaus kennen.

Das Buch beginnt im Dezember 1954 in Frankreich. Lilly Bernstein schreibt so lebendig und packend, dass ich sofort ins Geschehen hinein gezogen worden bin. Ehrlich gesagt fiel es mir richtig schwer, das Lesen für die normalen Dinge des Alltags weg zu legen.

Die handelnden Personen werden sorgfältig und präzise beschrieben, so habe ich sie direkt vor mir gesehen. Besonders mochte ich die ehrliche Helga, die so sympatisch ist. Abstoßend dagegen war Tante Meta, mit ihrem schroffen Charakter.

Auch die Nachkriegszeit, das Leben als "Besatzerkind", die frauenfeindliche Lage und der Beginn des Wirtschaftswunder wurden gekonnt beschrieben. Hier hat die Autorin gut recherchiert und wohl auch aus Erzählungen ihrer Mutter schöpfen können.

In die gegenwärtige Geschichte von Helga und ihrem Bruder fließen auch immer mal wieder Tagebucheinträge von deren Mutter ein, die verschwunden ist. Das gibt dem Roman viel Spannung. Zudem warten auf die Leserschaft einige Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen. So ist das Buch absolut kurzweilig und unterhaltend.

Sehr gern vergebe ich alle fünf Sterne und empfehle das Buch jedem, der emotionale und gut eruierte Unterhaltung schätzt.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Fusia und ihre Dreizehn

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz ...

Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz "Nach einer wahren Geschichte". So etwas macht mich immer neugierig. Und als ich die Beschreibung zum Buch gelesen hatte, war ich noch sehr viel neugieriger.

Sharon Cameron beschreibt die wahre Geschichte der Stefania Podgórska. Sie ist um 1923 geboren, ihr Vater starb früh nach einer Krankheit. Ihre Mutter, eine Hebamme, versuchte auf einem Bauernhof die acht Kinder aufzuziehen. Früh kommt Stefania, die Fusia genannt wird, nach Przemysl um dort bei der jüdischen Familie Diamant zu arbeiten und zu wohnen. Im September 1939 beginnt der zweite Weltkrieg und die Deutschen marschieren in Polen ein... das Ende der jungen Liebe zwischen Izio Diamant und Fusia. Und der Beginn einer furchtbaren Zeit...

Die Begebenheiten der Jahre zwischen 1936 und Juli 1944 wird aus der Ich - Perspektive der Protagonistin erzählt. Dadurch wird das Buch sehr persönlich, auch weil der Sprachstil eher einfach ist. So wie eben ein junges Mädchen, eine junge Frau ihre Geschichte berichten würde. Und genau das hat mich unglaublich berührt und in das Geschehen extrem hinein gezogen. Es war auch der Grund, weshalb ich manches Mal nicht so schnell weiter lesen konnte, weil mir die Ereignisse sehr nah gingen.

"Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" hat mich ausgesprochen gefesselt. Eigentlich sind es sogar zwei Mädchen, denn auch Fusias kleine Schwester Helena wird gerät im wahrsten Sinne zwischen die Fronten. Den abscheulichen Grausamkeiten, den Schrecken des Krieges und der bösen Fratze des Antisemitismus stehen extremer Mut, große Menschlichkeit und unglaubliche Leidenschaft gegenüber. Gegen die aussichtslose Situation kämpft die junge Frau ohne zu resignieren. Da ist ihre innere Kraft und ihr starker Glaube nur zu bewundern.

Das Buch wird mit einem ausführlichen Nachwort und Fotos der beteiligten Personen komplettiert. Das bringt zum einen eine weitere Nähe und zeigt zudem, wie intensiv die Autorin recherchiert hat.
Es gibt auch einen Film aus dem Jahr 1996. Kellie Martin verkörpert in "Hidden in Silence" die Fusia.

Auch wenn es eine Vielzahl von Büchern zum Thema Zweiter Weltkrieg gibt, ist dieses hier besonders und absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 16.04.2019

Nah und fern

Zeilen ans Meer
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Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe ...

Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe fand ich interessant. Da gibt es die Anmerkung "Doch kann man sich in einen Menschen verlieben, den man noch nie gesehen oder gesprochen hat? "
Und ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass man das kann! So war ich natürlich absolut gespannt auf das Buch.

Und ich wurde in keiner Weise enttäuscht.
Sarah Fischer schreibt in einem bildlichen und sehr fesselnden Stil, der es mir arg schwer gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Ich mag das Gefühlvolle, das hier auch nicht in den Kitsch abdriftet.
Die Idee, ein Buch aus Briefen zusammenzustellen, ist nicht neu, bei "Zeilen ans Meer" aber wirklich gut umgesetzt.

Die Hauptperson Lena hat mir nicht nur deshalb gefallen, weil meine Tochter den selben Namen trägt. Sie wird hier als sympatische Frau und wundervolle Mutter gezeichnet.
Der Protagonist Sam ist warmherzig , mitfühlend und hat einen Hang zum Poetischen. Gerne habe ich mit den beiden gefiebert.

Ich kann diesem Buch gerne alle 5 Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für den nächsten Sommerurlaub geben.

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