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Veröffentlicht am 27.05.2019

Wunderbar ländliches Flair und viel Spaß …

Bleib doch, wo ich bin
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Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und auch wenn ich nicht zu den Gewinnern/Gewinnerinnen zählte, musste ich dieses Buch unbedingt haben. Nun hieß es noch ...

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und auch wenn ich nicht zu den Gewinnern/Gewinnerinnen zählte, musste ich dieses Buch unbedingt haben. Nun hieß es noch ein paar Tage warten bis das Taschenbuch erschien. Sofort schlug ich zu und am übernächsten Tag erreichte es mich dann endlich.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es ist liebevoll gestaltet in den Farben Blau und Grün. Im Hintergrund ist eine Weide mit einer Schubkarre und ein paar Pferden zu sehen. Von unten zeigen ein paar beblätterte Äste ins Bild und von oben ein paar Blüten. Der Titel ist in Rot gestaltet und auf dem Wort „DOCH“ steht ein schattiertes Paar, Rücken an Rücken. Meinen persönlichen Geschmack trifft es total und passt meines Erachtens perfekt zu dieser Geschichte.

Auch der Klappentext ist sehr gelungen, wirft einen prima Konflikt auf, der gleichzeitig viel Spaß für den Leser verspricht und verrät trotzdem nicht zu viel.

Der Liebesroman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil ist am 27.März als Taschenbuch im Fischer-Verlag erschienen und spielt in Neuberg:

Kaya lebt in Neuberg, einem Dorf ca. 2 Stunden von Köln entfernt und hat eine kleine Buchhandlung. Um ihrer 13-jährigen Nichte Milena aus der Klemme zu helfen, gibt sie sich bei dem neuem Klassenlehrer als Milenas Mutter aus, nur leider kann sie ihn durch die starke Brille ihrer Schwester nicht richtig erkennen. Als das nächste Dorffest ansteht, wettet sie mit ihrer Freundin um einen Typen, der an der Bar sitzt, nichtsahnend, dass es sich dabei um Milenas Klassenlehrer handelt. Kaya findet ihn sofort sympathisch und sie kommen sich schnell näher, auch wenn Lasse erstmal die Finger von Frauen lassen wollte, nachdem seine Ex ihn betrogen hat. Auch Kaya will vorerst nur Spaß, doch die Liebe geht bekanntermaßen ihre eigenen Wegen. Vor beiden liegt eine wunderschöne Zeit mit vielen Gefühlen, aber auch Missverständnissen und Enttäuschungen und dem inneren Zwiespalt, sich gern auf jemanden fest einlassen zu wollen, sich aber gleichzeitig vor möglichen Verletzungen zu ängstigen und sich davor zu schützen.

Gut 4 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich glücklich schmunzelnd zurücklässt.

Die 26-jährige Kaya ist eine selbstbewusste, junge Frau, die sagt, was sie denkt und sehr offen ist. Sie ist ein starker Charakter, lässt sich von kaum etwas unterkriegen und hat ein Riesenherz. Mir ist Kaya total sympathisch und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen. Auf den ersten Blick ist sie eine absolute Frohnatur, aber trotzdem ein sehr gefühlvoller Mensch, der schon auch schnell verletzlich ist, vor allem wenn sie sich jemandem gegenüber geöffnet hat. Im Laufe des Romans macht Kaya eine sehr gelungene Entwicklung durch und sie ist in allem was sie sagt, macht und denkt nachvollziehbar und wirklich authentisch. Dadurch fiel es mir leicht, mich in sie hineinzuversetzen und insbesondere mit ihr mitzufühlen.

Lasse dagegen wirkt am Anfang etwas spießig und zum Teil ein wenig depressiv, nachdem seine Freundin ihn betrogen hat. Zwar will er sich nicht auf etwas Neues einlassen, aber Kaya ist eben etwas ganz Besonderes. Auch Lasse hat die nötige Tiefe, die ich mir als Leserin wünsche, ist authentisch und macht eine Entwicklung durch, obwohl diese für mich hätte etwas deutlicher ausfallen können. Zum Teil wirkt er auf mich etwas passiv und leider auch ein wenig weinerlich.
Ich begrüße es sehr, dass die Autorin sehr darauf bedacht war, bei der Figurenentwicklung klischeefrei zu arbeiten. Mir persönlich gefällt das gut, doch ist gerade Lasse etwas zu überzeichnet für mich. Er ist Lehrer, er wurde betrogen, er leidet. Natürlich dürfen Männer ihre Verletzungen zeigen, doch leider kommt Lasse manchmal fast zu weich rüber. Das finde ich persönlich etwas schade. Für meinen Geschmack hätte Kaya ein sehr starkes Gegenüber haben können, was vielleicht zu noch mehr Konflikt und noch mehr amüsanten Momenten geführt hätte. Trotzdem mag ich ihn.

Auch alle anderen Figuren sind wirklich gelungen und sympathisch. Milena hat mich ganz besonders abgeholt. Sie ist so schön pubertär, etwas naiv und unüberlegt in ihrer Art.

Die Handlung des Buches hat mir sehr gefallen. Es gibt eine gut entwickelte Spannungskurve, so dass ich als Leserin immer im Buch gehalten wurde und nicht aufhören konnte zu lesen. Auch die Konflikte sind für meinen Geschmack sehr gut erdacht und angelegt. Nichts wirkt konstruiert. Beide Protagonisten haben Hindernisse zu überwinden und müssen kämpfen und leiden. Es fällt ihnen nichts einfach so zu. Ich fand die gesamte Handlung sehr abwechslungsreich und ausgesprochen unterhaltsam.

Es gibt auch ein paar prickelnde Momente, aber lest selbst…

Besonders gefallen hat mir, dass sich die Autorin bewusst fürs Landleben und gegen die Großstadt entschieden hat, obwohl man dort gegebenenfalls mehr erleben könnte, weil es mehr Gefahren birgt. Aber das Landleben: Wer es kennt, der liebt es! Es sind so wundervolle Szenen, die mich haben laut lachen lassen. Allein wenn ich an das Scheunenfest denke und wie Lasse dort aufgetaucht ist, in seinen feinen Sachen und wie er sich dann später festgefahren und schmutzig gemacht hat. Vielleicht war das zum Teil etwas klischeehaft, aber dann waren die Klischees für mich noch nicht abgenutzt. Es ist zwar ein bisschen Schubladendenken, aber so genial. Wirklich großartig!!!

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 24 längere Kapitel, die in der ICH-Form abwechselnd aus Kayas uns Lasses Sicht geschrieben sind. Das gefällt mir sehr, vor allem um sich gut in die Charaktere und deren Gefühlswelt hineinversetzen zu können.

Den Schreibstil Lisa Keils habe ich logischerweise nur auszugsweise in der Leseprobe kennenlernen können, doch er hat mich gleich überzeugt und bleibt über das gesamte Buch auch so bestehen. Dadurch bin ich super in die Geschichte reingekommen. Lisa Keil schreibt locker und flüssig, sehr bildhaft und sehr humorvoll. Ich kann mich nur wiederholen, so einige Male habe ich laut losgelacht. Aber es gibt eben auch sehr gefühlvolle Szenen, die mich genauso beeindruckt haben. Die Dialoge sind sehr umgangssprachlich und das meine ich in keinster Weise negativ. Ich finde sie sehr frisch und unterhaltsam. Die Formulierungen passen meines Erachtens gut zum Genre und der Einzigartigkeit der Figuren.
Besonders gelungen fand ich die atmosphärischen Beschreibungen. Ich hab mich gefühlt, als wäre ich in Neuberg überall dabei, eben auf dem Land.

Mein Fazit nach 330 Seiten im Taschenbuch:

„Bleib doch, wo ich bin“ ist ein Liebesroman, der zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht von negativen Erfahrungen der Vergangenheit prägen zu lassen, sondern neue Beziehungen offen und vertrauensvoll zu beginnen und sich nicht selbst unter Druck zu setzen.

Wer einen unterhaltsamen Liebesroman in einem wunderbar ländlichen Setting mit viel Humor sucht, der auch die Themen „Vertrauen“ und „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren, das Setting und die Handlung sehr realistisch dargestellt sind und ich mich gefühlt habe, als wäre ich dabei. Der Roman ist wirklich unterhaltsam, mit so schön amüsanten Momenten. 1 Sternchen ziehe ich für die Figur Lasse ab. Mir persönlich war er etwas zu überzeichnet, zu weich, zu weinerlich. Da hätte ich mir einen stärkeren Gegenpart zu Kaya gewünscht, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Insgesamt ist es ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann und ich kann es nicht erwarten, die Fortsetzung zu lesen.

Vielen Dank an Lisa Keil für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Spannende (Liebes-)Geschichte im Märchen-Stil für Jugendliche …

Schattenthron
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Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit ...

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit kam ich an diesem Buch nicht vorbei. In einem schwarzen Herzen sind der Titel des Buches (in Gold), der Name der Autorin und zwei weiße Rehe dargestellt. Um das Herz herum sind pinkfarbene, romantische Szenen/Symbole angeordnet, die an Märchen und Liebe erinnern. Ich finde, es hebt sich von anderen Büchern dieses Genres deutlich ab und wird allein dadurch schon interessant. Nachdem ich den Roman dann gelesen hatte, kann ich sagen, das Cover passt wirklich perfekt zu dieser Geschichte.

Der Klappentext hat mir auch sofort zugesagt. Es klingt nach einer spannenden Fantasy-Story verpackt in eine Liebesgeschichte. Der angedeutete Konflikt hat für meinen Geschmack viel Potenzial und in jedem Fall meine Neugier geweckt.

Der Jugendroman „Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ von Angelika Diem erschien am 01.05.2017 im Oettinger34 Verlag und spielt in einem Königreich.

Rahel lebt mit ihren Adoptiveltern in dem kleinen Dorf Weißenrosen, deren Bewohner in ständiger Angst vor Übergriffen der königlichen Soldaten leben. Sie und ihr Geheimnis sind dort wohlbehütet, bis sie sich bei einem Übergriff durch einen ihrer Verehrer selbst verrät. Um ihre geliebten Eltern nicht unnötig in Gefahr zu bringen, flieht sie an den königlichen Hof und nimmt dort Arbeit als Küchenmagd auf. Durch einen Zufall gerät sie dann in die Brautschau für den Prinzen und muss herausfordernde Prüfungen absolvieren, um die Gunst des Prinzen zu gewinnen. Dabei kommt sie einem dunklen Geheimnis des Königs und seiner Familie auf die Spur. Rahel will alles tun, um das Königreich und deren Bewohner zu retten. Vor ihr liegt eine aufregende und gefährliche Zeit, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, ob sie als einfaches Mädchen gut genug für den Prinzen ist.

Gut drei Stunden brauchte ich für dieses Buch, das mich am Ende glücklich zurücklässt, aber auch etwas aufgeregt, denn es gibt einen Cliffhanger und der verspricht schon wieder viel Spannung.

Rahel ist ein junges Mädchen, das in einer Wirtschaft in der Küche arbeitet. Sie ist mutig und selbstbewusst und lässt sich nichts gefallen. Als ihr Geheimnis herauskommt, flieht sie an den königlichen Hof, um ihre Eltern nicht weiter in Gefahr zu bringen. Auch dort lässt sie sich nicht unterkriegen. Zwar gerät sie durch die Brautschau in „mädchenhafte“ Zickereien, aber sie bewahrt insgesamt einen kühlen Kopf und hat immer ihr Ziel vor Augen, von dem sie sich nicht abbringen lässt. Want und Need von Rahel sind nachvollziehbar und auch ihre Motivation. Mir persönlich fehlt der Protagonistin ein wenig Tiefe. Außerdem ist es etwas schade, dass Rahel alles irgendwie immer gleich gelingt. Sie kommt nie so richtig in Schwierigkeiten bzw. wenn doch, wird sie immer gleich gerettet. (SPOILER ANFANG: Als sie im Rahmen der Prüfungen keinen Koffer und keine passende Kleidung hat, hilft ihr ein wildfremdes Mädchen aus der Patsche. SPOILER ENDE) Natürlich erklärt sich später diese Verbindung und auch das Handeln von Rieke, aber ich hätte mir gewünscht, dass Rahel einfach etwas mehr aushalten und kämpfen muss und dass die Hürden etwas höher gelegt worden wären. Auch eine wirkliche Entwicklung macht Rahel meines Erachtens nicht durch. Insgesamt mag ich Rahel aber trotzdem sehr gern und habe sie auch in mein Herz geschlossen. Trotzdem wurde da etwas Potenzial verschenkt.

Gleiches gilt für Leonard. Er ist gerade am Anfang sehr sympathisch gezeichnet und man kann sich gut in ihn hineinversetzen, aber auch ihm fehlt für meinen Geschmack Tiefe. Sein Want ist mir nicht so richtig klar geworden. Erst zum Ende kam etwas Licht ins Dunkel.

Auch viele der Nebenfiguren sind recht sympathisch. Doch ich finde alle Figuren zu wenig dreidimensional. Zum Teil sind sie mit Klischees angehaucht. Mit etwas mehr Individualität hätte das Ergebnis meines Erachtens noch besser ausfallen können.

Die Settings haben mir sehr gut gefallen. Es waren verschiedene Orte ausgewählt und auch gut beschrieben, so dass allein dadurch schon für Abwechslung gesorgt wurde.

Die Handlung des Buches finde ich ebenfalls gelungen. Auch wenn der Roman am Anfang etwas düster war, hat er damit aber eine passende Stimmung erzeugt, so dass man Rahels Situation gut nachempfinden konnte. Am Anfang wird ein sehr gut durchdachter Konflikt aufgeworfen, der sich im Laufe der Geschichte weiter entwickelt und bis zum Schluss für Spannung sorgt. Die Spannungskurve ist an keiner Stelle unterbrochen, jedoch traten manche Situationen für mich zu „zufällig“ oder nicht nachvollziehbar ein. (SPOILER ANFANG: Wieso meldet sich der Prinz am Ende drei Wochen lang nicht mehr bei ihr? SPOILER ENDE). Es sind ein paar tolle Twists dabei. Gerade der Twist kurz vor dem Ende (SPOLER ANFANG: das Geheimnis um die Königin SPOILER ENDE), hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman ist insgesamt sehr spannend und abwechslungsreich. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, hätte für meinen persönlichen Geschmack aber noch mehr Raum einnehmen können.

Ein bisschen ärgerlich fand ich dann das Ende. Also, es hat mir schon gut gefallen, aber so ein Cliffhanger… liebe Frau Diem. Ich konnte mich aber recht schnell wieder beruhigen, denn den zweiten Teil gibt es ja zum Glück schon. (grins)

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 4 längere Leseabschnitte, die in weitere kleinere, nicht nummerierte Abschnitte, unterteilt sind, die in der ICH-Form aus Rahels Sicht geschrieben sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildreich. Die Dialoge hätten für mich noch etwas lebendiger sein können und vor allem mehr. Gerade die königliche Sprache, auch wenn sie zu diesem Buch passt, hat den Lesefluss zum Teil etwas unterbrochen und passt nicht unbedingt zu der Artikulation der anderen Figuren. Das hätte meines Erachtens noch etwas besser aufeinander abgestimmt werden können. Auch die Gefühlsebene ist für meinen Geschmack noch ausbaufähig, d.h. mir wurden als Leserin noch nicht genug Gefühle und Eindrücke transportiert und ich hätte Rahel gern noch etwas mehr leiden sehen.

Besonders gelungen fand ich die Szene am Lagerfeuer mit Rahel und Leonard. Das war wirklich romantisch und hat mich die beiden besser kennenlernen lassen. Genau in dieser Situation haben beide etwas Tiefe bekommen.

Mein Fazit nach 333 Seiten:

„Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ zeigt, wie wichtig es ist, für sein Glück und die Liebe zu kämpfen und sich nicht durch eigene Zweifel oder das Gerede anderer verunsichern zu lassen. Liebe ist ein hohes Gut und versetzt bekanntermaßen Berge.

Wer einen spannenden Jugendroman eingebettet in eine Liebesgeschichte mit Fantasy-Elementen sucht, der auch das Thema „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält das Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil es eine spannende Geschichte mit einer wirklich starken und mutigen Protagonistin ist, die einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Ein Sternchen ziehe ich ab, für die fehlende Tiefe der Figuren, insbesondere der Protagonistin und für das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial der Darstellung der emotionalen Ebene.

Insgesamt ist es aber ein gelungener Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Angelika Diem für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Aufwühlender Jugendroman…

Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann
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Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, ...

Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, denn es hebt sich von anderen Jugendromanen ab. Drei cool gekleidete Mädels gucken lässig von oben herab auf den Leser/die Leserin. Im Hintergrund ist der Teil eines gebrochenen Herzens zu erkennen, was ein wenig an ein Graffiti erinnert. Auch die Farbgestaltung in Schwarz, Rot, Beige ist nicht unbedingt typisch in diesem Genre. Kein bisschen Kitsch und genau das machte mich neugierig.

Der Klappentext deutet dann auch eine besondere Jugendgeschichte an, auch wenn schon viel verraten wird, doch er macht neugierig und ich wollte unbedingt mehr über Mo und ihr Leben erfahren.

Nach ein paar Tagen war das Buch dann bei mir und ich legte auch direkt los.

Der Jugendroman „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ von Alex Wheatle ist am 06.03.2019 im Kunstmann-Verlag erschienen und spielt in South Crongton in England:

Maureen (Mo) lebt allein mit ihrer Mutter in einem sozialen Brennpunkt der Stadt. Zwischen den beiden ist es ziemlich schwierig, denn Mo’s Mutter ist nur mit sich selbst beschäftigt. Anstatt ihrer Tochter Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken und sie zu beschützen, kümmert sie sich jedoch nur um ihren neuen Freund und ertränkt ihre Probleme in Alkohol. Mo ist also zum größten Teil auf sich allein gestellt, wenn sie nicht ihre Freundinnen, Nachbarn und Sam hätte. Sam, ihre erste große Liebe und alles könnte schön sein. Doch dann eskaliert die Situation mit Lloyd, der sich dieses Mal nicht nur an Mo vergreift. Vor Mo liegt nun eine schwierige Zeit intensiver Gefühle, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, die eigene Wut auszuleben und Rache zu üben oder aber sich selbst nicht durch die Wut zerstören zu lassen.

Gut 4,5 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich doch recht aufgewühlt zurücklässt.

Die 15-jährige Protagonistin Mo ist selbstbewusst und sehr mutig. Sie ist schon recht reif für ihr Alter und auf sich allein gestellt, denn ihre Mutter ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Mo kämpft um eine „normale“ Mutter-Tochter-Beziehung, doch ihre Mutter erkennt das nicht. Vielmehr geht es ihr darum, ihren neuen Partner halten zu können, auch wenn der alles andere als gut für Mo ist. Eine echt verfahrene Situation und für die Protagonistin aus meiner Sicht ziemlich ausweglos. Halt sucht sie bei ihren Freundinnen, die auch in dem sozialen Brennpunkt wohnen und von denen jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Trotzdem halten sie zusammen und sind füreinander da. Mich hat Mo’s Schicksal sehr aufgewühlt, denn es hätte ein Bericht aus einer Akte im Jugendamt sein können. Die Protagonistin ist mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten sehr authentisch dargestellt worden und ihr Handeln ist für mich immer nachvollziehbar. Die Verzweiflung und Enttäuschung gerade ihrer Mutter gegenüber konnte ich direkt fühlen.

Auch die anderen Figuren sind sehr gelungen, obwohl ich mir für Sam etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Außerdem hätte ich Mo und Sam gern noch etwas mehr zusammen erlebt, damit auch diese Gefühle noch besser transportiert werden. Warum Sam sich im letzten Sommer dann von Mo getrennt hat, konnte ich verstehen. Auch wenn das Motiv meines Erachtens nicht stark genug ist, darf man nicht vergessen, dass es hier um 15-jährige Jugendliche geht. Trotzdem gibt es keinerlei Zweifel an Sams Gefühlen für Mo.

Die Handlung des Buches hat mir auch sehr gefallen. Die Spannungskurve ist gut entwickelt worden, so dass der Leser / die Leserin im Buch gehalten wird. Man begleitet Mo die gesamte Zeit, leidet mit ihr und hofft, gerade kurz vor dem Ende, dass sie vernünftig wird. Wird sie dann auch für ein paar Sekunden, doch dann gipfelt es in einer totalen Katastrophe. Wow! Damit habe ich echt nicht gerechnet und es hat mich innehalten lassen. Wie soll ein Mensch sowas je verarbeiten. Heftig!

Besonders gefallen hat mir dann Mo’s Entscheidung am Ende des Buches und auch die hat mich sehr berührt und zeugt von einer gewissen Reife. Mo wurde sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst und das wird gerade für jugendliche Leser/Leserinnen sehr schön visualisiert.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 29 längere Kapitel, die in der ICH-Form aus Mo’s Sicht geschrieben sind. Das hat mir sehr gefallen, vor allem um sich gut in Mo und ihre Gefühlswelt hineinversetzen zu können.

Bisher habe ich noch kein Buch von Alex Wheatle gelesen, so dass ich sehr gespannt auf seinen Schreibstil war. Die Leseprobe hatte mir gefallen, doch ich muss ehrlicherweise gestehen, dass die nicht unbedingt erkennen lässt, wohin sich der Schreibstil entwickelt. Ich hatte doch einige Probleme in das Buch zu kommen, weil ich das Geschriebene nicht als flüssig empfand. Der Ghetto-Slang hat mich zum Teil rausgerissen, auch wenn er wirklich zu dieser Geschichte passt. Meines Erachtens ist er aber nicht mehr in jeder Formulierung zeitgemäß und zum Teil widersprüchlich (SPOILER ANFANG: Wenn ein Mädchen, während ihre Mutter mit ihr spricht, denkt: „Halt die Fresse.“, dann ist das hart. Meines Erachtens steht dem aber entgegen und ich finde es auch nicht richtig gelungen, wenn sie zu spät zur Schule kommt, an den Lehrer zu denken mit: „Der … zieht mir die Ohren lang.“ SPOILER ENDE) Meine 14-jährige Tochter verzog bei manchen Ausdrücken peinlich berührt ihr Gesicht, doch für diese Altersgruppe sollte das Buch ja eigentlich ansprechend sein.

Mich persönlich hätte die Geschichte ohne Ghetto-Slang noch mehr berührt.

Besonders gelungen fand ich die emotionalen Beschreibungen, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Mo und ihrer Mutter.

Mein Fazit nach 263 Seiten im Taschenbuch:

„Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ ist ein aufwühlender Jugendroman, der sehr emotional zeigt, wie wichtig Liebe, Zuneigung, Geborgenheit und auch Schutz durch das Elternhaus sind und wohin es ein Kind oder Jugendlichen führen kann, wenn er all diese Dinge nicht erfährt.

Wer einen spannenden Jugendroman sucht, der auch schwierige Themen wie Vernachlässigung durch das Elternhaus, Leben im sozialen Brennpunkt, Abhängigkeiten der Eltern, häusliche Gewalt und Drogen thematisiert, dürfte mit diesem Buch gut beraten sein, jedoch trifft der Schreibstil nicht unbedingt jeden Geschmack, auch wenn er insgesamt gut zur Geschichte passt.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren und die Handlungen so realistisch dargestellt sind und mich wirklich berührt haben. In der heutigen Zeit fällt es mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass es genauso auch in Wirklichkeit passiert ist. 1 Sternchen ziehe ich für den Schreibstil ab, der mich doch einige Male aus dem Lesefluss gerissen hat.

Insgesamt ist es aber ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Alex Wheatle für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Tiefe Gefühle und keine oberflächliche Liebesgeschichte…

After love
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Endlich darf ich nun auch Teil 3 der AFTER - Reihe mein Eigen nennen und ich bin wirklich gespannt, wie es zwischen Tessa und Hardin weitergeht.

Das Cover gefällt mir wieder sehr, ist aber mittlerweile ...

Endlich darf ich nun auch Teil 3 der AFTER - Reihe mein Eigen nennen und ich bin wirklich gespannt, wie es zwischen Tessa und Hardin weitergeht.

Das Cover gefällt mir wieder sehr, ist aber mittlerweile keine Überraschung mehr. Wie die Vorgänger ist es in schwarzmatt gehalten, Schrift und Blumenranke sind wieder in Glanzschwarz und der Schriftzug „love“ in neonorange gestaltet. Natürlich darf auch dieser Band nicht in meinem Bücherregal fehlen, denn ich persönlich finde die Cover dieser Reihe wirklich mehr als gelungen.

Der Klappentext spricht mich ebenfalls sehr an und macht mich neugierig, ohne zu viel zu verraten. Die Geheimnisse in Tessas Familie möchte ich natürlich erfahren und auch, wie es nun mit Hardin weitergeht.

Der New Adult - Roman „AFTER love“ von Anna Todd ist am 15.06.2015 im Heyne-Verlag erschienen und beginnt zumindest wieder dort, wo der letzte Band aufgehört hat, an der Washington Central University bzw. in der gemeinsamen Wohnung der beiden Protagonisten:

Nachdem Tessa unerwartet ihren Vater trifft, nehmen Hardin und sie ihn mit nach Hause zu sich in ihre Wohnung. Hardin ist zwar nicht sehr begeistert, tut es aber Tessa zuliebe. Während die beiden sich annähern, erfährt Hardin zufällig (durch Zed), dass Tessa nach Seattle gehen wird. Er flippt vollkommen aus und fühlt sich hintergangen. Während eines Familienausflugs von Hardins Familie kommen sich die beiden aber wieder näher, bis Tessa herausfindet, dass Hardin versucht, ihr Seattle zu verbauen. Tessa ist total enttäuscht und lässt sich diesmal nicht von ihrem Plan abbringen. Nach einer „schockierenden“ Abschlussparty, zieht Tessa dann tatsächlich um. Es folgt eine schwere Zeit, intensiver Gefühle, Eifersucht und Misstrauen, die geprägt ist, von Tessas innerem Konflikt, ob sie sich wirklich richtig entschieden hat oder ob sie hätte bei Hardin und ihrem Vater bleiben sollen.

Eine gute Woche brauchte ich für dieses Buch, das mich einerseits überrascht hat, andererseits aber auch ein wenig enttäuscht.

Die beiden Hauptcharaktere mag ich nach wie vor. Tessa steht immer noch in einer gewissen Abhängigkeit zu Hardin, aber endlich beginnt sie sich zu befreien und für ihre Träume und Wünsche einzustehen. Darüber habe ich mich wirklich gefreut. Sie wirkt um einiges selbstbewusster und lässt nicht mehr alles mit sich machen bzw. macht deutlich, was sie will und was nicht. Ich habe im dritten Band der AFTER-Reihe auch keine Widersprüche in der Figur Tessa gefunden und so konnte ich sie als dreidimensional wahrnehmen.

Auch Hardin erkennt, dass es so nicht mehr weitergehen kann und er tut alles, um seine Dämonen zu bekämpfen und um Tessa nicht zu verlieren. Natürlich sind seine Aggressionen nicht ganz verschwunden, aber es wird aus meiner Sicht besser. Außerdem dreht sich auch nicht mehr alles nur um ihn, sondern er erkennt, dass es in einer Beziehung immer auch um den anderen geht und um dessen Wünsche und Bedürfnisse, nur gelingt es ihm noch nicht immer, seine Erkenntnis auch umzusetzen. An Hardin hat mich in diesem Band ein bisschen gestört, dass er ziemlich oft an sich selbst zweifelt und sein sonst übersteigertes Selbstbewusstsein plötzlich verschwunden zu sein schien.

Beide Protagonisten machen diesmal deutliche Entwicklungen durch, jedoch gerade bei Hardin sind mir diese persönlich zu drastisch und für den betrachteten Zeitraum zu schnell, bedenkt man Hardins Geschichte. Derartige Muster werden nicht in ein paar Tagen oder wenigen Wochen aufgebrochen.

Die Handlung des Buches gefällt mir diesmal noch besser als im zweiten Band und ich erkenne eine ansteigende Spannungskurve, d.h. es ist nicht mehr so ein monotones Hin und Her. Die gesamte Geschichte ist diesmal abwechslungsreicher und ich meine auch Subplots erkannt zu haben.

Es ist insgesamt sehr unterhaltsam, Tessa und Hardin auf ihrem Weg zu begleiten, mit allen Höhen und Tiefen. Auch die Backstory zu Tessa ist wirklich interessant, was vielleicht auch ein Stück weit erklärt, warum sie bei Hardin gelandet ist. Den gesamten Roman empfinde ich von der Stimmung etwas heller und positiver als die Vorgänger und ich freue mich auch über die Entwicklung der Beziehung zwischen Tessa und Hardin.

Prickelnde Momente kommen natürlich auch nicht zu kurz.

Doch aus meiner Sicht gibt es einen ziemlich großen Kritikpunkt. Ich empfand alle neuen Bekanntschaften wirklich sehr konstruiert. Mir ist schon klar geworden, was Anna Todd mit den Figuren erreichen will, doch es ist einfach zu platt. (SPOILER Anfang - Hardin läuft durch die Straßen und ihm läuft ein Mädchen hinterher, die ihn dann anspricht und genau so ist wie Tessa, nur mit einer großen Klappe - die erklärt ihm dann, wie er mit Tessa umgehen soll - und zufällig ist dieses Mädchen mit jemandem zusammen, der genauso ist wie Hardin und die Person erklärt Hardin auch nochmal, wie er mit Tessa umgehen soll - Ende SPOILER) Da bin ich raus und fühle mich auch ein bisschen veralbert.

Trotzdem gefällt mir die Handlung insgesamt gut und es ist eine enorme Steigerung zu den beiden ersten Bänden festzustellen.

Am Ende gibt es auch wieder einen schönen Cliffhanger. Der hat mich dieses Mal nicht so überrascht, denn aus meiner Sicht gab es dazu bereits im ersten Band einen Hinweis.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 143 Kapitel, von denen nicht mehr alle so kurz sind wie bisher, dennoch bin ich durchs Buch geflogen. Es wird sowohl aus Tessas, als auch aus Hardins Sicht in der ICH - Form geschrieben. Der Schreibstil gefällt mir gut, ist locker und flüssig und hat sich meines Erachtens weiterentwickelt. Zum Teil ist es sehr umgangssprachlich, z.T. mit ordinären Ausdrücken, aber das gehört ein Stück weit in dieses Genre und in diesem Fall auch zu der Figur Hardin.

Besonders gelungen fand ich auch in diesem dritten Band die Darstellung der emotionalen Ebene. Anna Todd gelingt es ungemein gut, sich den Leser/die Leserin in die Figuren hineindenken zu lassen und zu fühlen, was sie fühlen.

Mein Fazit nach 938 Seiten:

„AFTER love“ zeigt, wie schwierig es sein kann, den eigenen Weg zu finden und dann auch zu beschreiten, vor allem wenn zum eigenen Leben Personen gehören, die man liebt, die aber ein anderes Ziel vor Augen haben als man selbst. Es gilt Kompromisse zu finden, die jedoch auch immer Potenzial für Vorwürfe bieten, weil sich am Ende doch einer zurückgesetzt oder schlechter behandelt fühlt. Sich in diesem Hin und Her nicht zu verlieren, die Liebe zu erhalten und das Vertrauen wachsen zu lassen, ist eine große Herausforderung. Aber machbar!

Wer einen gefühlvollen New Adult - Roman sucht, der nicht nur oberflächlich vor sich hinplätschert, sondern zeigt, wie viele Missverständnisse und Probleme es auch in einer Beziehung und der ersten Verliebtheit geben kann und was es heißt, dem anderen seinen nötigen Freiraum zu lassen, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil sowohl die Figuren, als auch die Handlung authentisch sind. Es wird nichts verschönt und nur durch die rosarote Brille gezeigt. Vielmehr wird sehr realistisch dargestellt, mit welchen Schwierigkeiten man in einer Beziehung zu kämpfen hat und dass es ein ständiges Auf und Ab ist. Aber auch die Liebesgeschichte zwischen Tessa und Hardin ist z.T. wirklich aufwühlend. Ein Sternchen ziehe ich für meinen Kritikpunkt ab, also die zu konstruierten Begegnungen und Bekanntschaften und dass es dadurch zu offensichtlich ist, dass Hardin in einen Spiegel schauen soll.

Insgesamt ist es dennoch ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Und so warte ich auf den vierten Band und bin gespannt, wie es weitergeht.

Vielen Dank an Anna Todd für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Aufrüttelnder und berührender New Adult-Roman…

Someone New
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Auf Instagram bin ich das erste Mal auf das Buch „Someone New“ aufmerksam geworden. Das Cover war es, was mich sofort angesprochen und gleich in seinen Bann gezogen hat. Und allein aus diesem Grund finde ...

Auf Instagram bin ich das erste Mal auf das Buch „Someone New“ aufmerksam geworden. Das Cover war es, was mich sofort angesprochen und gleich in seinen Bann gezogen hat. Und allein aus diesem Grund finde ich es kaufenswert. Rosa und Hellblau wirbeln auf weißem Hintergrund zu einer abstrakten Figur oder so etwas wie einem Schleier/ Nebel / oder einer Flamme auf und das Wort „NEW“ scheint daraus aufzusteigen. Genau das hat meine Neugier geweckt, denn ich hatte anfänglich keine Idee, worauf das Cover abzielt. Wie gut es aber tatsächlich zur Geschichte passt, wurde mir erst im Laufe der Geschichte klar. Wirklich perfekt!

Irgendwie verlor ich das Buch dann aber nochmal aus den Augen, bis ich auf Instagram eine erste Rezension las, die nichts verriet, nur einen super Twist andeutete. Nun wollte ich mehr…

Also nahm ich mir als nächstes den Klappentext vor und der klang interessant, ohne zu viel zu verraten. Es hörte sich nach einem richtig guten New-Adult-Roman an. Genau mein Geschmack.

Das Buch „Someone New“ von Laura Kneidl zog also bei mir ein. Es erschien am 28.01.2019 im LYX-Verlag und spielt in Mayfield in den USA:

Michaella, kurz Micah beginnt in Kürze ihr erstes Semester am College. Auf einer Party zwei Monate vorher lernt sie Julian kennen, der dort kellnert. Er ist ihr auf Anhieb sympathisch und sie hat das Gefühl, er versteht sie. Doch Micahs Mutter erwischt die beiden in einer durch Micah verursachten, missverständlichen Situation und so verliert er wegen ihr seinen Job. Sofort verschwindet Julian und lässt Micah mit einem schlechten Gewissen zurück. Als sie dann ihre eigene Wohnung bezieht, kann sie kaum glauben, dass Julian ihr neuer Nachbar ist und sie will gutmachen, was sie damals verbockt hat. Julian scheint aber kein Interesse daran zu haben und verhält sich sehr distanziert. Er versucht jeglichen Kontakt zu unterbinden. Micah gibt aber nicht auf und so lässt sie Julian keine andere Möglichkeit, als sich doch besser kennenzulernen. Das erweist sich schwieriger als gedacht, denn Julian scheint ein Geheimnis zu haben und hält alle auf Abstand. Micah kann das nicht akzeptieren und kämpft weiter um seine Aufmerksamkeit und sein Vertrauen, ohne zu ahnen, was da wirklich auf sie zukommt. Eine emotional aufwühlende Zeit liegt vor Micah, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, es allen immer recht machen zu wollen oder aber den eigenen Weg zu gehen, um die eigene Identität zu finden, auch wenn dadurch ggf. Freundschaften oder familiäre Verbundenheit auf der Strecke bleiben.

Gut 11 Tage (an den Abenden) habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich insgesamt etwas unzufrieden zurücklässt.

Die beiden Hauptcharaktere sind ziemlich gegensätzlich. Die selbstbewusste, wohlsituierte Micah und der ruhige, distanzierte Julian, der ein Geheimnis zu haben scheint. Beide Protagonisten mochte ich gern, jedoch gibt es aus meiner Sicht ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben.

Micah soll eine selbstbewusste junge Frau sein, die sehr verständnisvoll und sehr tolerant mit den verschiedensten Themen und Situationen umgeht. Ihre beste Freundin beispielsweise hat sehr jung ein Kind bekommen und holt jetzt ihren Highschool-Abschluss nach. Micah glaubt aber an sie und redet ihr immer zu, wenn Zweifel aufkommen. Auch ihren Bruder möchte sie unterstützen, den die Eltern wegen seiner Homosexualität rausgeworfen haben. Nur sich selbst vergisst sie zwischen den vielen zu bewältigenden Problemen. Es scheint, als ginge es immer um alle anderen. Und für meinen persönlichen Geschmack passt das nicht in jedem Fall zu einer selbstbewussten jungen Frau. Natürlich sollte sie ihren Lieben beistehen und für das Richtige kämpfen, aber doch nicht um jeden Preis. Oder? (SPOILER ANFANG: Entscheide ich mich gegen eine Elite-Uni, um an meinem Wohnort zu bleiben und meinen Bruder zu unterstützen, der abgehauen ist und sich seitdem nicht mehr bei mir gemeldet hat? Studiere ich etwas, was meine Eltern wollen, nur um die Aufmerksamkeit der Eltern auf mich zu lenken, damit sie die Enttäuschung über ihren Sohn vergessen? Es ist sicherlich Geschmackssache, aber mich hat das nicht so richtig abgeholt und ich finde, es ist ein kleiner Widerspruch in der Figur.) Auch das Micah sehr anhänglich ist und Julian schon fast auflauert finde ich persönlich eher befremdlich. Ansonsten mag ich Micah aber, sie ist sehr offen, ehrlich und vor allem herzlich und hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Und genauso stelle ich mir eine selbstbewusste Protagonistin vor.

Julian ist mir sehr sympathisch. Er ist ein Ruhepol und man spürt schnell, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Bei den schlechten Erfahrungen, die er bis dahin gemacht hat, ist auch nachvollziehbar, warum er sein Geheimnis so lange für sich behält. Ihn finde ich sehr authentisch und liebenswert.

Beide Protagonisten machen eine beobachtbare Entwicklung durch, so dass auch Micah zum Ende hin tiefgründiger und mir immer sympathischer wurde. Spätestens als sie Julian in einer entscheidenden Situation den nötigen Halt gibt, hat sie mich dann überzeugt.

Ein Kritikpunkt, den ich unbedingt anbringen möchte sind die Eltern im Roman. Natürlich geht es bei New-New-Adult Romanen auch darum, sich abzunabeln und auf eigenen Beinen zu stehen, aber alle Eltern waren durchweg schlecht. Sie akzeptierten die Einstellungen, Entscheidungen oder die sexuelle Gesinnung ihrer Kinder nicht oder sie nörgelten oberflächlich an ihnen herum, weil die Tochter beispielsweise auf ihre Figur achten soll. Zum einen finde ich es dadurch manchmal schon fast wieder klischeehaft, zum anderen hätte ich mir aber irgendwo auch verständnisvolle, positive Eltern gewünscht. So könnte beim Leser / bei der Leserin der Eindruck entstehen, Eltern seien nur auf sich und ihren Ruf bedacht und nicht wirklich am Wohl ihres Kindes interessiert.

Alle anderen Nebenfiguren fand ich sympathisch und unterhaltsam, obwohl ich mir für den ein oder anderen mehr Tiefe gewünscht hätte. Mittlerweile habe ich aber gesehen, dass es Fortsetzungen mit den Nebencharakteren geben wird, auf die ich mich schon sehr freue.

Die Handlung des Buches gefällt mir insgesamt gut, jedoch dauerte es mir persönlich zu lange bis es richtig „losging“. Gerade das erste Drittel empfand ich als sehr langatmig. Dadurch fiel es mir auch schwer am Ball zu bleiben, so dass ich das Buch dann doch schneller mal zur Seite gelegt habe als andere. Die Spannungskurve hätte nach meinem Geschmack früher und steiler ansteigen können.

Ganz besonders war ich nun auf den angekündigten Super-Twist gespannt, der mich dann doch ein bisschen enttäuscht hat (Irgendwie hatte ich mit was anderem gerechnet). Ich glaube aber, das hängt mit der eigenen Einstellung zusammen. Wenn man mit dieser Thematik schon mal in Berührung gekommen ist, dann überrascht es nicht so sehr. Für mich waren, wie ich schon vorhin erwähnt habe, nur die Reaktionen der Eltern unverständlich und haben mich auch sehr bewegt und aufgewühlt. Aus diesem Grund sein Kind zu verstoßen und den Kontakt völlig abzubrechen ist für mich unvorstellbar, auch wenn ich weiß, dass es auch heutzutage noch derartige Konstellationen gibt.

Trotzdem ist es eine wunderschöne, herzerwärmende Liebesgeschichte mit einem wichtigen Thema.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 35 längere Kapitel, die in der ICH-Form aus Micahs Sicht geschrieben sind. Auch wenn ich es sonst gern mag, wenn die Hauptprotagonisten abwechselnd erzählen, hat es mir hier so besser gefallen. Dadurch, dass man nichts aus Julians Blickwinkel betrachtet, wird die Spannung länger aufrecht erhalten.

Bisher habe ich noch kein Buch von Laura Kneidl gelesen. Das wird sich aber ändern, denn ihr Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut: locker und flüssig, sehr unterhaltsam, aber auch sehr emotional. Die Dialoge sind jungendlich und umgangssprachlich und passen perfekt in dieses Genre.

Besonders gelungen fand ich den Umgang mit der gewählten Thematik und die Darstellung der verschiedenen emotionalen Ebenen der Betroffen.

Mein Fazit nach 550 Seiten:

Someone New zeigt sehr emotional den Weg der eigenen Identitätsfindung und wie schmerzhaft dieser sein kann. Micah begleitet verschiedene Freunde und auch ihren Bruder durch diesen Prozess, bis sie am Ende selbst vor schwierigen Entscheidungen steht, die zum Teil endgültig sind und die wehtun, auch wenn sie genau das nicht wollte.

Wer einen gefühlvollen Liebesroman sucht, in dem auch ernste Themen, wie z.B. Verrat und Vertrauensbruch durch die Eltern, eine große Rolle spielen, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein. Jedoch sollte man sich darauf einstellen, dass manche Situationen/Meinungen/Ansichten aus meiner Sicht heftig und zum Teil erniedrigend sind. Gerade in der heutigen Zeit wünsche ich mir Charaktere, die offen mit Diversität umgehen, v.a. Eltern, die ihre Kinder akzeptieren, wie sie sind.

Von mir erhält dieses Buch trotz meiner Kritikpunkte eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil das Thema bzw. der Umgang damit interessant, lesenswert und ein Stück weit neuartig ist. Auch die Liebesgeschichte zwischen Micah und Julian ist besonders und vor allem am Ende sehr berührend. Außerdem muss unbedingt der wundervolle Schreibstil von Laura Kneidl genannt werden, der einiges wieder rausgeholt hat. Ein Sternchen ziehe ich insgesamt für meine Kritikpunkte ab, also die aus meiner Sicht zu schwach ansteigende Spannungskurve, die kleinen Widersprüche in der Figur Micah und die negative Darstellung aller Eltern.

Insgesamt ist es aber ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Laura Kneidl für diese Geschichte.