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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2016

Eine Leiche verschwindet

Mooresschwärze: Thriller
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Eine Mädchenleiche wird im Moor gefunden - und verschwindet gleich wieder. Ein zweites Mädchen wird unweit des ersten Fundortes gefunden. Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz hilft Kommissar Florian Kessler ...

Eine Mädchenleiche wird im Moor gefunden - und verschwindet gleich wieder. Ein zweites Mädchen wird unweit des ersten Fundortes gefunden. Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz hilft Kommissar Florian Kessler bei der Aufklärung der Morde. Beide Mädchen haben ein rätselhaftes Tattoo auf dem Bauch. Julia stößt auf einen alten Maja-Kult - und begibt sich selbst in Gefahr.

Der Auftakt einer neuen Krimiserie. Ich habe mich schnell in die Handlung einlesen können und der Spannungsbogen war auch recht konstant. Allerdings fand ich auch ein paar Logikfehler. Welcher Polizist nimmt eine Zivilistin mit zu seiner Ermittlung? Sicher, Julia wird als sehr eigensinnig dargestellt und ist auch immer vor Ort wenn etwas passiert, aber für mich klang das alles etwas unglaubwürdig und der Spannung geschuldet.

Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Shepherds Charaktere haben mir sehr gut gefallen, vor allem die junge Hannah, auf der Suche nach Liebe. Auch Kessler/Schwarz sind ein gutes Team, von dem ich gern noch mehr lesen würde. Besonders gut haben mir auch immer die Kapitel aus der Sicht des Täters gefallen. Die vermitteln so ein schaurig-schönes Gruselgefühl, wenn man an seinen Gedanken und Taten teilhaben darf. Toll fand ich auch den Einfall, dass die Leiche vom Anfang einfach so verschwindet. Hierzu gab es dann auch noch die Gedanken des Mörders zur Auflösung.

Das Ende kam mir etwas abrupt, von dem Täter war im ganzen Buch nie etwas zu lesen. Was ja im Grunde auch ok ist und man käme da nie drauf, aber ich mag es einfach gern, wenn der schon mal kurz erwähnt wurde.

Veröffentlicht am 22.10.2016

Geschwister

Das Nest
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„Das Nest“ nennen Bea, Melody, Jack und Leo ihren Anteil aus einem Fonds, den ihr Vater für sie angelegt hat. Allzu sorglos haben alle gelebt und jeder hat das Geld nötig. Umso enttäuschter sind sie, als ...

„Das Nest“ nennen Bea, Melody, Jack und Leo ihren Anteil aus einem Fonds, den ihr Vater für sie angelegt hat. Allzu sorglos haben alle gelebt und jeder hat das Geld nötig. Umso enttäuschter sind sie, als sich herausstellt, dass ihre Mutter den Fonds für eine Zahlung eines der Kinder fast aufgebraucht hat. Diese Erkenntnis bringt die Familien ganz schön in Wallung – und sorgt dafür, dass ihre Leben anders verlaufen als bisher geplant.

Besser? – Schlechter? Wer weiß! In manchen Fällen vielleicht glücklicher. Mag man sich doch manchmal nicht eingestehen, dass man sein Leben bisher eher so dahingelebt hat. Erst wenn etwas Einschneidendes passiert wird man nachdenklich.
Die Geschichte dreht sich um die 4 Geschwister, dennoch steht Leo im Mittelpunkt. Ein Lebemann, dessen Frau sein Vermögen kassiert, nachdem Leo einen Unfall hatte. Fortan nimmt das Leben der Geschwister einen anderen Verlauf.
Sehr anschaulich und gut recherchiert beschreibt die Autorin die Lebenswege der 4, die sich plötzlich ändern müssen. Da ist zum Einen Jack, der seinem Partner verschweigt, dass er hohe Schulden hat. Und Melody, deren Kartenhaus auf einmal einstürzt, weil sie ein Leben führt, das sie sich eigentlich nicht leisten kann. Und dazwischen immer wieder Leo. Der ganz am Boden ist und dennoch nicht aufgibt. Dabei waren die Charaktere alle sehr menschlich beschrieben.
Am anschaulichsten, aber auch am umsympathischten, war Leo. Er schert sich nicht um andere, nur er zählt. In Melody konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Sie will das beste für ihre Kinder und kann sich schlecht damit abfinden, zu scheitern.
Noch ein Wort zum Cover: es hat mich gleich angesprochen und für das Buch eingenommen. Die 4 Vögel repräsentieren in meinen Augen die 4 Plumbs. Von unsichtbar bis schillernd.
Fazit: flüssig zu lesende Familiengeschichte, die sich um Träume dreht, die sich nicht immer verwirklichen lassen.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Ein Dorf im Taunus und seine Vergangenheit

Im Wald
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Die Schrecken der Vergangenheit werfen späte Schatten

Kommissar Oliver Bodenstein und seine Kollegin Pia Sander (ehemals Kirchhoff) ermitteln in einem Fall, der sie weit in die Vergangenheit führt. Ein ...

Die Schrecken der Vergangenheit werfen späte Schatten

Kommissar Oliver Bodenstein und seine Kollegin Pia Sander (ehemals Kirchhoff) ermitteln in einem Fall, der sie weit in die Vergangenheit führt. Ein Mann stirbt in einem brennenden Wohnwagen, eine Frau wird im Hospiz getötet und ein Pfarrer begeht vorgeblich Selbstmord. Bodenstein kennt die Menschen alle und muss in seinem ehemaligen Freundeskreis aus Kindertagen ermitteln. Denn die Spur führt zu einem Verbrechen, das Bodensteins damaligen besten Freund das Leben gekostet hat. Kann Oliver objektiv bleiben?

Zu Beginn zog sich das Buch ein wenig. Bis alle Charaktere (und das sind wirklich viele) vorgestellt und eingeführt worden sind dauert es schon eine ganze Weile. Erst als die Leiche von Artur gefunden wird nimmt das Buch rasant an Fahrt auf und man muss aufpassen, dass man sich in den Weiten der Handlung nicht verliert. Die vielen Namen hätte ich mir wohl besser notiert und aufgezeichnet, denn wer hier mit wem und warum – das ist die Lösung des Falles. Und da muss man schon gut aufpassen, dass man alles mitbekommt. Hier bewundere ich ja die Autorin, die am Ende alle losen Fäden miteinander verknüpft und keine Fragen offen lässt. Da gehört bei diesem Buch schon einiges dazu!



Auch die Protagonisten haben sich weiter entwickelt. Kirchhoff hat geheiratet und heißt nun Sander und Bodenstein hat eine neue Liebe und will sich eine Auszeit gönnen. Sehr gut haben mir dieses Mal auch die Mitarbeiter der beiden gefallen, denen größerer Raum gegeben wurde als in den bisherigen Fällen. Allen voran Tariq, der Klugscheißer, der sich in eine Zeugin verguckt.

Fazit: Auch der neue Fall von Nele Neuhaus ist vielschichtig und interessant aufgebaut. Die Ermittler tappen lange im Dunklen und das hält den Leser bei der Stange.

Veröffentlicht am 12.10.2016

Der Zauber der Jugend

Brüder für immer
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Die Brüder Quentin und Julian leben auf einem kleinen Hof in England. Sie wachsen frei und ungezwungen auf und akzeptieren ihre Familie wie sie ist: der Vater wohnt in London und besucht die Familie ab ...

Die Brüder Quentin und Julian leben auf einem kleinen Hof in England. Sie wachsen frei und ungezwungen auf und akzeptieren ihre Familie wie sie ist: der Vater wohnt in London und besucht die Familie ab und zu mit einer Freundin, die Mutter lebt mit einem befreundeten Maler mit auf dem Hof. Sie bemerken nicht, dass ihre Familie „anders“ ist und dass sie von ihren Mitmenschen eher zurückhaltend, wenn nicht ablehnend behandelt werden.
Das Buch handelt von den 12 schönen Jahren, die die Brüder miteinander genießen können. Denn eines Tages zieht Julian in den Krieg und Quentin verspricht ihm, ein Buch über ihn zu schreiben, wenn er nicht mehr wieder käme.
Dieses Buch hält der Leser jetzt in den Händen. Es ist autobiografisch, erhebt aber keinen Anspruch, genauso gewesen zu sein, wie der Autor am Ende selber betont. Ihm habe der Gedanke gefallen, wie die Menschen damals auf dem kleinen Anwesen Charleston gelebt haben. Dabei beginnt der Autor quasi am Ende und rollt die Handlung dann von vorne auf. Der Umzug nach Charleston, das Haus, das keinen Konventionen entspricht, geschweige denn die Familie. Freunde, die nicht mehr mit den Jungs spielen dürfen als die Eltern davon erfahren, dass einer der Bewohner „in einem Bett mit einem anderen Mann schläft“. Doch die Jungen nehmen das nicht krumm, sind mit sich und ihren Abenteuern beschäftigt. Dem Abenteuer des Kind-Seins, dem Abenteuer der ersten Liebe und der Liebe zueinander, die aus vielen Abschnitten spricht.
Das Buch ist für Jugendlich ab 12. Aber auch ich als Erwachsene konnte mich gut in die Handlung einfühlen. Dazu kommt, dass in der Gruppe Gespräche geführt werden über so Dinge wie: was ist Kommunismus? Was Anarchismus? und gar Faschismus? Diese Gespräche wurden absolut verständlich geschrieben, so dass auch jüngere Leser den etwas schweren Stoff verstehen können.
Fazit. Ein lebendiges Buch, das den Zauber der Jugend transportiert.

Veröffentlicht am 04.10.2016

neues Duo

DNA
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Eine Frau stirbt unter mysteriösen Umständen und ihre kleine Tochter musste den Mord mit ansehen. Kommissar Huldar beginnt zu ermitteln, doch das ist gar nicht einfach, denn der Täter hat zwar Hinweise ...

Eine Frau stirbt unter mysteriösen Umständen und ihre kleine Tochter musste den Mord mit ansehen. Kommissar Huldar beginnt zu ermitteln, doch das ist gar nicht einfach, denn der Täter hat zwar Hinweise hinterlassen, aber schwer verschlüsselt. Als ein zweiter Mord passiert gerät Haldur in Zugzwang, doch der Mörder ist ihm weiterhin einen Schritt voraus. Und dann kennt er die psychologische Betreuerin des Mädchens auch noch von einer gemeinsam verbrachten Nacht, was den Umgang mit ihr nicht einfacher macht. Dann scheint der Täter gefunden – und mit ihm noch eine dritte Leiche. Doch Haldur ist nicht überzeugt, dass der wahre Mörder gefunden ist und sucht weiter. Dabei gerät er selbst in Gefahr.

Ungewöhnliche Mordmethoden, die die Autorin hier entwirft. Aber sehr originell für den versierten Thrillerleser und einfach auch mal etwas anderes. Schon allein deshalb war der Spannungsbogen von Anfang an hoch. Leider flachte er zwischendurch etwas ab und die Autorin verlor sich zu sehr in den Privatleben der Ermittler und in dem von Funker Karl.
Obschon der Prolog einiges verraten hatte kam ich nicht auf den Täter. Zu verschlungen waren die Wege, die Sigurdardottir hier ging und somit den Leser gehörig in die Irre führte.
Haldur blieb mir als Person etwas zu oberflächlich, Freya hingegen mochte ich gleich sehr gern. Wenn auch gewisse Individuen im Buch das anders sahen, was die Handlung gut auflockerte und einen auch teilweise zum Schmunzeln brachte. Etwas ermüdend fand ich aber die ständigen Verhöre der kleinen Tochter, auch wenn die Vorgehensweise sicher der Realität entspricht. Aber hier wiederholte sich in meinen Augen sehr viel und brachte die Handlung somit nur häppchenweise voran.
Fazit: Eigentlich wird ja in Island nicht gemordet, aber wenn, dann richtig!