Cover-Bild Wir sehen uns unter den Linden
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 528
  • Ersterscheinung: 01.04.2019
  • ISBN: 9783426522356
Charlotte Roth

Wir sehen uns unter den Linden

Roman

Ein aufwühlender Roman über den Mauerbau, das Leben in der jungen DDR und über zerrissene Familien und Freundschaften von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth
Berlin nach dem 2. Weltkrieg.
Von ihrem geliebten Vater Volker, einem Lehrer, hat Susanne gelernt, an den Sozialismus zu glauben. Ohne je das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, hat er gegen das Naziregime gekämpft – und wurde vor den Augen seiner sechzehnjährigen Tochter kurz vor Kriegsende erschossen. Nie hat Susanne dieses Erlebnis vergessen, das sie für ihr Leben geprägt hat. Um das Vermächtnis des Vaters zu erfüllen, widmet sich Susanne von ganzem Herzen dem Aufbau eines besseren Deutschland.
Erst als sie den lebenslustigen Koch Kelmi kennen- und liebenlernt, beginnt sie allmählich zu begreifen, was um sie herum passiert. Zu tief jedoch ist der Glaube an den Sozialismus im Osten Deutschlands in ihr verwurzelt, zu stark das Band, das sie mit dem toten Vater verbindet.
Dann kommt der 13. August, und plötzlich verstellt die Mauer Susanne jegliche Möglichkeit einer Alternative …
»Eine berührende Liebesgeschichte und eine erschütternde Familientragödie, spannend geschrieben.« Mechtild Borrmann, Autorin des SPIEGEL-Bestsellers Trümmerkind

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2019

guter zeitgenössischer Roman

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Wir sehen uns unter den Linden ist das erste Buch, das ich von Charlotte Roth gelesen habe. Die Thematik und das Buchcover finde ich in Verbindung sehr ansprechend.

Ich lese gerne Bücher, in denen es ...


Wir sehen uns unter den Linden ist das erste Buch, das ich von Charlotte Roth gelesen habe. Die Thematik und das Buchcover finde ich in Verbindung sehr ansprechend.

Ich lese gerne Bücher, in denen es um die jüngere deutsche Geschichte des 20.Jahrhunderts geht und war sehr gespannt auf dieses Buch.

Das Buch ist insgesamt in Achte Teile gegliedert, jeder Teil steht für ein anderes Jahr und beginnt mit Texten von Wolf Biermann oder Inge Müller.

Beispiele:

Dritter Teil

November 1933

"Und dann fiel auf einmal der Himmel um.

Ich lachte und war blind."

Inge Müller

(Seite 167)



oder



Vierter Teil

Januar 1953

"Und was wird aus unseren Freunden,

Und was noch aus dir, aus mir?

Ich möchte am liebsten weg sein

Und bleibe am liebsten hier."

Wolf Biermann, Als wir ans Ufer kamen

(Seite 215)



Diese Texte läuten immer einen neuen Teil ein, entweder vor dem/ während des 2.Weltkriegs oder aber in den Jahren nach dem Krieg in der jungen DDR.

Die Texte drücken sehr gut die Situation der Menschen zu der Zeit aus.

In der Geschichte werden auch sehr gut die grausamen Taten der Nazis während deren Schreckensherrschaft aufgegriffen; Judenverfolgung, Verrat und Euthanasie an Menschen mit Behinderungen. Dies alles ist sehr erschreckend und bewegend geschildert, und zeigt gleichzeitig auch die Blauäugigkeit der Menschen anhand der Figur der "Hille".

Man kann dieses Buch nicht mal eben nebenbei lesen, es macht was mit einem, es regt zum nachdenken an.

Der Schreibstil ist super und verständlich und trotzdem hat mir irgendwas, das ich gar nicht benennen kann, gefehlt, was es zwar trotzdem zu einem wirklich guten Buch macht, aber zu einem sehr guten Buch fehlt halt etwas.

Trotz alle dem sollte jeder dieser Buch lesen, den diese Thematik interessiert.

Veröffentlicht am 21.04.2019

Wir sehen uns unter den Linden

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Handlung:
Berlin, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Susanne, gerade mal 16 Jahre alt, kommt nach einem normalen Schultag nach Hause und ihre ganze Welt gerät ins Schwanken.Vor ihren Augen wird ...

Handlung:
Berlin, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Susanne, gerade mal 16 Jahre alt, kommt nach einem normalen Schultag nach Hause und ihre ganze Welt gerät ins Schwanken.Vor ihren Augen wird ihr Vater erschossen, weil er gegen das Naziregime war. In diesem Moment beschloss Sanne, alles mögliche zu tun, dass die Welt ein besserer Ort wird. Nach Kriegsende widmet sich Sanne dem Aufbau eines neuen Deutschland mit voller Kraft und kämpft für ihre Überzeugungen. Dabei vergisst sie manchmal die Freuden des Lebens, welche ihr erst durch den stets gut gelaunten Kelmi aufgezeigt werden. An seiner Seite verlebt Sanne interessante Stunden und beginnt, einiges in ihrem Leben zu überdenken. Irgendwann verschärft sich auch die politische Situation in Berlin und schließlich kommt der 13. August 1961...

Meinung:
Das Cover finde ich recht hübsch gestaltet, es sieht ziemlich schlicht aus und wirkt ernsthaft, was hervorragend zu dem Inhalt passt. Alle Farben harmonieren gut miteinander, besonders schön finde ich das strahlende Rot, welches Schwung in das Cover bringt. Trotzdem fehlt mir noch ein kleines Detail, was mich in einer Buchhandlung dazu zwingen würde, genau dieses Buch in die Hand zu nehmen. Was genau dabei fehlt, kann ich leider nicht benennen.

Von der Autorin habe ich bisher noch kein Buch gelesen gehabt, jedoch waren mir andere Titel ihrer Bücher geläufig und zu ein-zwei der Werke hatte ich mir auch schon mal ein paar Meinungen durchgelesen. Auf jeden Fall war ich sehr gespannt, welche Geschichte sie hier erzählen wird und bin voller Energie in die Handlung gestartet.
Allein der erste Abschnitt des Romans wurde so gefühlvoll geschrieben, dass man als Leser mit Sanne mitgelitten hat und auf den großen Paukenschlag gewartet hat. Und genau das hat sich über die gesamte Handlung erstreckt. An vielen Stellen wurde alles so stimmungsvoll wiedergegeben, dass man selbst als Außenstehender mitgerissen wurde und sich gefreut, aber auch mitgelitten hat.

Der neue Roman von Charlotte Roth wurde in acht Teile gegliedert, die sich über einen Zeitraum von 33 Jahren erstrecken. Anfangs ist man ein heimlicher Beobachter bei dem Kennenlernen von Sannes Eltern, dann begleitet man das Kind Sanne zusammen mit ihren Eltern bei schönen, aber auch traurigen Momenten. Und zu guter Letzt verbringt der Leser mit der erwachsenen Sanne Zeit, die genaue Ziele hat und durch einen Koch aus dem Westen ihr Weltbild in Frage stellt.
Ich fand die Erzählzeit über einen so langen Zeitraum richtig gut, man hat verschiedene Stadien von Deutschland miterlebt und genau das gilt auch für die Protagonisten. Einige begleiten uns als Leser durch den ganzen Roman und so kann man deutlich sehen, ob und in welcher Form eine Entwicklung vorhanden ist. Natürlich ist diese Veränderung bei Sanne am deutlichsten zu sehen, sie wird von einem ruhigen, aufgeschlossenen Kind zu einer Erwachsenen, die zwar Ziele hat, mit der Zeit aber beginnt, diese kritisch zu hinterfragen.

Bei dem Schreibstil bin ich etwas zwiegespalten. Meistens fand ich ihn richtig gut und flüssig lesbar, hatte absolut nichts daran auszusetzen. Und dann kamen wieder einige Abschnitte, die mir zu kastig beschrieben wurden und welche ich mehrmals lesen musste, um alle Details aufnehmen zu können. Dies kam meistens dann vor, wenn innerhalb von wenigen Sätzen viele historische Details eingebracht wurden. Am Ende hat mich das dann nicht mehr so gestört, ich hatte mich daran gewöhnt und dadurch wurde der Text nochmals anspruchsvoller.

In die Handlung eingebunden wurde eine unglaubliche Fülle an Fakten und Details, welche sehr umfangreich ist. In fast jedem Kapitel wurden historische Zusammenhänge eingebunden, die gut erklärt wurden und viel Wissen an den Leser gegeben haben. Manchmal habe ich mir fast gewünscht, mal ein ruhiges Kapitel zu haben, wo man nicht voller Konzentration lesen muss, um das Genannte vollkommen aufzunehmen. Doch gleichzeitig liegt darin der Reiz des Buches. Auf den 528 Seiten wurden so viele Details genannt, die alle Hand und Fuß haben und plausibel erklärt wurden. Beim Lesen hatte ich richtig das Gefühl, mein Wissen zu erweitern und es wurden Dinge angesprochen, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Dafür, dieses Wissen so exakt in den Roman einzubringen und an den Leser zu vermitteln, hat die Autorin meinen größten Respekt!

Zuletzt möchte ich nur noch zu den Protagonisten ein paar Zeilen schreiben. Lange Zeit fand ich Sanne, ihre Familie mit Mutter, Vater und Tante unglaublich sympathisch und habe begonnnen, sie zu mögen. Doch je älter Sanne wurde, desto kritischer habe ich sie betrachtet und desto größer wurden meine Probleme mit ihr. Sie hat für mich zu wenig die Stimme erhoben und zu viel mit sich machen lassen, was ihr im Grunde gar nicht gefallen hat. Sei es eine Rede zu halten oder mit den Genossen zusammenzusitzen. Sanne hat vieles hingenommen und erst danach gedacht, warum sie das gemacht hat. Dadurch erhielt ihr Charakter etwas willenloses und abwesendes. Sie hat sich von einem reizenden kleinen Mädchen zu einer komplizierten, leisen Frau entwickelt, die mit zunehmender Handlung ihre Sympathie verloren hat.
Weiterhin steht Kelmi ziemlich im Mittelpunkt und mit ihm wurde ich absolut nicht warm. Während ich seinen ersten Auftritt noch okay fand, wurde er mir schnell unsympathisch und zu aufdringlich. Ich mochte seinen Charakter und sein Auftreten nicht, es war zu gewollt und penetrant. Irgendwann hatte ich mich zwar mit ihm arrangiert, Kelmi wurde aber nie zu einem Charakter, den ich mochte.
Im starken Gegensatz standen die Nebencharaktere. Sie waren abwechslungsreich, lebendig und meine absoluten Favoriten. Ich fand ihre Auftritte gut und sie waren besser durchdacht, als Sanne oder Kelmi. Ganz besonders hat es mir Hille angetan, sie war ein unglaublich starker Charakter, der viel durchgemacht hat und nur selten den Kopf hängen lassen hat.

Fazit:
Anhand der Fülle von Informationen habe ich viel Zeit mit dem Buch verbracht, musste es immer mal wieder weglegen, um mir das Gelesene einzuprägen oder darüber nachzudenken. Besonders durch die historischen Details hat der Roman bei mir viele Pluspunkte gesammelt und zusammenfassend hat mir die Handlung auch richtig gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist die Darstellung von Sanne und Kelmi, die mir als Hauptprotagonisten nicht angenehm waren, mehr Lebendigkeit gebraucht hätten.

Veröffentlicht am 20.12.2019

Spannendes Thema, gut recherchiert, nicht nach meinem Geschmack umgesetzt

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Der Einstieg in dieses Buch war perfekt. Im Frühling 1945 begleiten wir Suse von der Schule nach Hause, wo sie zu ihrem Entsetzen nicht nur ihre Eltern, sondern auch die Gestapo vorfindet und eine Katastrophe ...

Der Einstieg in dieses Buch war perfekt. Im Frühling 1945 begleiten wir Suse von der Schule nach Hause, wo sie zu ihrem Entsetzen nicht nur ihre Eltern, sondern auch die Gestapo vorfindet und eine Katastrophe passiert. Ich habe auf diesen Seiten mit Suse gezittert, war gerührt von ihren Erinnerungen an eine behütete Kindheit, ein liebevolles Elternhaus. Es war also alles da – Spannung, eine Protagonistin, mit der man mitfühlte, geschichtlicher Hintergrund. Nach dem gelungen-dramatischen Einstieg reisen wir ins Jahr 1928 und eine ganz andere Welt – das Berlin der Weimarer Republik, das vielfältige Kunstleben und die Liebesgeschichte von Suses Eltern. Auch hier ist der historische Hintergrund hervorragend geschildert, überhaupt ist die historische Recherche im ganzen Buch bemerkenswert. Eine Zeittafel und ein Glossar am Ende des Buches bieten weitere nützliche Informationen. Es ist immer eine Freude, wenn historische Romane so sorgfältig konzipiert sind.

Charlotte Roth gelingt es auch gut, die historischen Ereignisse mit den persönlichen Schicksalen ihrer Charaktere zu verbinden. Schon im 1928-Kapitel erkennt der aufmerksame Leser abgesehen von dem offensichtlichen Thema des sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergrundes von Suses Eltern (leider verpufft dieses Thema nach seiner ausführlichen Einführung rasch und wird nicht genutzt) noch weitere Themen, die auf tragische Entwicklungen hindeuten. Im Laufe des Buches arbeitet die Autorin mit den Zeitsprüngen, ohne die fast kein historischer Roman mehr auszukommen scheint. Während der Haupterzählstrang die mittlerweile erwachsene Suse zwischen 1952 und 1961 begleitet, gibt es immer wieder Kapitel, die in die Nazizeit zurückblicken und uns so die Hintergrundgeschichte Stück für Stück nahebringt. Das funktioniert gut und ist interessant. Im Hauptstrang gibt es ebenfalls einige Zeitsprünge, zwischendurch werden immer mal zwei, drei Jahre übersprungen. Leider gehen dadurch auch einige Fragen und Themen unter. Eine Person, die uns zu Beginn des Buches sehr ausführlich geschildert und uns somit als einer der Hauptcharaktere nahegebracht wird, versinkt schon bald zur Randnote, deren Tod dann schließlich nur noch in einem Nebensatz erwähnt wird. Das fand ich unerfreulich. Auch andere Entwicklungen erhalten nicht die notwendige Aufmerksamkeit, während es dagegen zahlreiche langatmige Passagen gibt, die wesentlich kürzer gehalten (oder ausgelassen) hätten werden können. So fehlte mir beim Lesen die Ausgewogenheit.

Es war interessant, einen Roman zu lesen, der den Hauptfokus auf die frühen Jahre des Lebens in der DDR richtet. Dazu gibt es nicht viele Bücher und ich habe mich gefreut, hierzu mehr zu erfahren. Gelernt habe ich auch eine ganze Menge – ich kann nur noch einmal die historische Recherche und Einbindung loben, wenn auch vieles zu oft wiederholt wird. Allerdings war der „DDR-Strang“ leider für meinen Geschmack insgesamt nicht gelungen. Das liegt zum einen daran, daß Suse, mit der man am Anfang so noch mitfühlt, sich zu einer unsympathischen Protagonistin entwickelt, an der ich wenig Anteil nehmen konnte und über die ich nicht gerne las. Sie ist von der DDR absolut überzeugt, was ein wenig durch ihre Erfahrungen in der Nazizeit erklärt wird. (Warum ein Familienfreund so überzeugter Genosse wird und zudem noch problemlos bis in die höchsten Partei- und Stasilevel aufsteigt, wird leider nicht hinreichend erklärt, was ich sehr schade fand). Sie ist dabei schon fast fanatisch, sogar ein einfacher Ausflug von Ost- nach West-Berlin kommt für sie nicht in Frage und bei jeder Gelegenheit betet sie DDR-Parolen herunter. Die dunklen Seiten des Regimes blendet sie aus – es fällt ihr zwar auf, wie menschenverachtend die DDR agiert, aber es findet keine innere Entwicklung bei ihr statt (anders als der Klappentext es darstellt). Sie verliebt sich dann ausgerechnet in einen West-Berliner, Kelmi, und das war für mich die zweite Schwäche dieses Strangs. Von Anfang an ist nicht verständlich, was die beiden aneinander finden. Suse behandelt Kelmi wie den letzten Dreck, während er ihr wochenlang hinterherrennt, ohne daß wir Leser verstehen, warum er das tut, was sie für ihn so anziehend macht. Es wird uns als Fakt präsentiert, daß die beiden einander lieben, ohne daß es uns auch nur einmal glaubhaft dargestellt wird. In den neun Jahren der „DDR-Handlung“ streiten sie sich immer und immer wieder über die ewiggleichen Themen – Suse hat ihre festgefahrenen Meinungen über den Westen, Kelmi kann mit dem Osten nichts anfangen. Neun Jahre lang die immer gleichen Auseinandersetzungen, bei denen Suse alle Argumente wegwischt und ihre Parolen runterbetet. Das war beim Lesen langatmig und enervierend, auch wurde immer weniger klar, warum diese beiden eigentlich zusammenbleiben, denn außer zu streiten tun sie nicht wirklich viel.
Insofern war der Hauptteil der Geschichte für mich unglaubwürdig, sich wiederholend (auch das „Wir sehen uns unter den Linden“-Motiv wird als Satz im Buch überbenutzt) und hielt sich zudem bei Nebensächlichkeiten detailverliebt auf. Ich hatte zwischendurch keine große Lust, weiterzulesen.

Die Rückblicke waren vielfältiger und interessanter, manchmal aber so distanziert berichtet, daß man zu den Emotionen der Charaktere kaum Zugang bekommt. Das Ende ist originell und unerwartet, aber auch ziemlich distanziert. So war „Wir sehen uns unter den Linden“ einerseits zwar ein Buch mit ausgesprochen interessanter Thematik und beeindruckender historischer Recherche, das einige wundervoll geschriebene Abschnitte enthielt, die mich fesselten und emotional berührten. Leider aber war der Hauptteil für mich nicht überzeugend, die Gewichtung der Erzählweise nicht nach meinem Geschmack, die Nähe zu den meisten Charakteren, insbesondere der Protagonistin Suse, nicht vorhanden.

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Veröffentlicht am 17.10.2019

Gesellschaftspotrait einer ganzen Generation

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Susannes Vater war ihr immer ein Vorbild - er lehrte sie, dass der Sozialismus Halt und Stärke gibt und sie nicht in den Grundfesten erschüttert. Doch diese Einstellung hat ihn das Leben gekostet, denn ...

Susannes Vater war ihr immer ein Vorbild - er lehrte sie, dass der Sozialismus Halt und Stärke gibt und sie nicht in den Grundfesten erschüttert. Doch diese Einstellung hat ihn das Leben gekostet, denn er wurde kurz vor Kriegsende von den Nazis gnadenlos vor Susannes Augen erschossen. Dieses Erlebnis hat sie für immer geprägt und sie hat sich geschworen, seine Ideale aufrecht zu erhalten.
Doch als in Susannes Leben die Liebe Einzug hält, fängt ihr Weltbild an zu wanken und sie sieht, was der Sozialismus wirklich bedeutet. Das Leben an Kelmis Seite könnte so schön werden, wäre da nicht der 13. August, der mit dem Bau der Mauer ihr all die Möglichkeiten auf eine Alternative nimmt...

Mit "Wir sehen uns unter den Linden" zeichnet Charlotte Roth das Gesellschaftsportrait einer ganzen Generation und lässt für die nachfolgenden Jahrgänge die Geschichte Deutschlands lebendig werden, als nicht nur eine Mauer Deutschland teilte, sondern auch diese Mauer in den Köpfen und Herzen der Menschen zu finden war. Doch mit ihrer Romanze führt auch Roth dem Leser vor Augen, dass Liebe alle Mauern überwinden kann.
Die Erzählung lebt von der Figur Susanne, die durch die sozialistische Einstellung ihrer Eltern als Kind geprägt wurde. Gefestigt durch diesen Glauben soll sie durchs Leben gehen. Doch eben genau diese Einstellung fängt an zu wanken, als sie den West-Berliner Kelmi kennen und lieben lernt. Denn seine Weltanschauung unterscheidet sich doch sehr von den Idealen, die Susanne aufrecht erhält.
Charlotte Roth ermöglicht dem Leser den Einblick in Susannes Gefühls- & Gedankenwelt und so kann ich mit erleben, wie sich Susanne bald nicht mehr in ihrem eigenen Leben zurecht findet. Sie sitzt zwischen den Stühlen, weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, weiß nicht, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist und hadert mit ihr über das Schicksal. Irgendwie bleibt mir Susanne trotz all der Einblicke aber fremd - ich finde nicht wirklich Zugang zu ihr , kann mich nicht mit ihr identifizieren. Das liegt vielleicht auch daran, dass Susanne in meine Augen noch nicht wirklich "frei" ist. Sie wirkt auf mich manchmal richtig unnahbar, steif und verbohrt und daher vermittelt sie mir eher das Gefühl, einem störrischen Kind gegenüber zu stehen als einer jungen Frau, die gerade die große Liebe ihres Lebens getroffen hat.
Der historische Hintergrund ist von der Autorin wieder hervorragend recherchiert und für den Leser in tolle Bilder umgesetzt, aber diesmal gelingt es Roth nicht, das Buch zu einem echten Renner werden zu lassen. Mir sind es zu viele Informationen, die ich hier erhalte und das wirkt manchmal eher sachlich und kühl, anstatt mitreißend und voller Gefühl, wie ich es in den vielen Büchern, die ich bisher von der Schreibenden gelesen habe, gewohnt bin.
Der Roman hat seine guten Seiten, weiß mich an vielen Stellen zu begeistern, doch im Großen und Ganzen bleibt die Erzählung weit hinter den Erwartungen zurück. Charlotte Roth punktet hier noch einmal mit einer Überraschung zum Ende hin ,aber das reißt die mittelprächtige Gesamtwirkung leider nicht mehr herum.
Ich freue mich einfach auf das nächste Buch der Autorin :)

Veröffentlicht am 03.06.2019

Die Liebe überwindet Grenzen

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Im Großen und Ganzen geht es um die Familie Engel. Anhand von ihr werden verschiedene Themen rund um den Nationalismus (Kommunistenverfolgung, Verrat, Euthanasie) und die DDR (Einbußen der Bevölkerung, ...

Im Großen und Ganzen geht es um die Familie Engel. Anhand von ihr werden verschiedene Themen rund um den Nationalismus (Kommunistenverfolgung, Verrat, Euthanasie) und die DDR (Einbußen der Bevölkerung, Bespitzelung, Einschränkung) aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht Susanne Engel, die kurz vor dem zweiten Weltkrieg in Berlin, als Tochter eines Kommunisten und einer Schauspielerin geboren wurde.
Die Thematik dieses Romans fand ich klasse, auch die geschichtliche Umsetzung hat mir sehr gefallen. Sehr schön fand ich, dass ich viel über das Leben in der jungen DDR gelernt habe. Was mir allerdings überhaupt nicht zugesagt hat, ist der Schreibstil. Mit ihm kam ich die gesamten 500 Seiten nicht klar und somit habe ich fürs Lesen knapp zwei Wochen gebraucht, statt wie normalerweise drei Tage. Der Satzbau war für meinen Geschmack etwas verdreht. Einige Sätze musste ich mehrmals lesen, um zu verstehen, was die Autorin sagen möchte. Manchmal waren auch, gar philosophische, Sätze dabei, die überhaupt nicht zur Handlung gepasst haben. Desweiteren gab es immer wieder Zeitsprünge in der Handlung, die zwar gekennzeichnet waren, aber dennoch brauchte ich ein paar Sätze, um mich wieder zurechtzufinden.
Mit den Charakteren dieses Romans konnte ich leider nicht warm werden. Vor allem Susanne, die zunächst als Kind in Erscheinung tritt und hier zwar noch sympathisch ist, in Zeiten der frühen DDR bis zum Mauerbau wird sie allerdings unsympathisch, da sie an einer sehr naiven und auch sturen Ansicht zur DDR steht. Für sie gibt es nichts Besseres und der Sozialismus ist das einzig Wahre. Es scheint, als würde sie alles andere ihm unterordnen. Eugen, ein Freund von Susannes Mutter ist ein zweiseitiger Charakter zu Zeiten des Nationalismus steht er auf der einen und zu DDR-Zeiten plötzlich auf der anderen Seite – das war etwas merkwürdig und zeugt von einem schwachen Charakter. Susannes Eltern sind zunächst die Hauptcharaktere, später nur noch Randpersonen und so ist auch ihr Charakter – relativ leer. Am sympathischsten war wohl noch Kelmi, der Westler Koch. Aber auch hier fehlte etwas die Tiefe.
Der Titel gefällt mir sehr gut, da er die Geschichte wunderbar widerspiegelt. Denn unter den Linden werden sich mehrere Paare über die Jahre und gar über die deutsche Geschichte hinweg treffen. Der Klappentext hingegen ist etwas irreführend, da er eine andere Handlungszeit suggeriert.
Dieser Roman zieht ein bisschen einen Vergleich zwischen dem Nationalismus und der DDR. Die Machart und Redeart waren in beiden Fällen sehr ähnlich, auch wenn die Hintergründe unterschiedlich waren. Eine interessante Herangehensweise, die ich bisher noch nicht gelesen habe.

Da ich das Thema und die Umsetzung gut fand, ich mit dem Schreibstil und den Charakteren aber nicht zurechtkam vergebe ich drei von fünf Sternen.