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Veröffentlicht am 28.02.2020

Ein anstrengendes Leseerlebnis

Milchmann
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„Wie also konnte man Opfer von etwas sein, das es gar nicht gab? Mit achtzehn wusste ich noch nicht, was unerwünschte Annäherung war. Ich hatte ein Gefühl, eine Intuition, eine unwillkürliche Abneigung ...

„Wie also konnte man Opfer von etwas sein, das es gar nicht gab? Mit achtzehn wusste ich noch nicht, was unerwünschte Annäherung war. Ich hatte ein Gefühl, eine Intuition, eine unwillkürliche Abneigung gegen manche Situationen und Menschen, aber mir war nicht klar, dass Intuition und Abneigung zählten, dass es mein gutes Recht war, nicht jeden Dahergelaufenen zu mögen, dass es mein gutes Recht war, nicht auf ihn einzugehen, wenn er sich mir näherte.“ (Pos. 114)

Man-Booker-Prize-Gewinner. Orwell-Prize-Gewinner. National-Book-Critics-Circle-Award-Gewinner. Eine namenlose junge Frau, die von einem wesentlich älteren, titelgebenden „Milchmann“ gestalkt wird und mit niemandem darüber sprechen kann. Eine namenlose Stadt, in der sich Staatsverweigerer und Staatsbefürworter bis aufs Blut bekämpfen. Eine Gesellschaft, in der es gefährlich ist, der falschen Religion anzugehören, in irgendeiner Weise aufzufallen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine Gesellschaft, in der Frauen sich unterzuordnen haben. All das spricht zunächst für das Buch und machte mich überaus neugierig.
Die repressive, starre und nichts Unkonformes duldende Atmosphäre des Romans wird extrem gut transportiert, die Vorsicht, mit der insbesondere Frauen sich auf diesem glatten Gesellschaftsparkett bewegen müssen, die pausenlose Gefährdung, in der sie sich befinden:

„Hier wurden Mädchen nicht geduldet, die sich Männern nicht unterordneten, die männliche Überlegenheit nicht anerkannten, eventuell sogar beinahe so weit gingen, Männern Widerworte zu geben; das waren im Grunde die Missratenen, eine unverschämte und ekelhaft selbstsichere Gattung.“ (Pos. 143)

Es gibt viele ungemein starke, erschütternde, bewegende Sätze – und doch konnte mich der Roman trotz allem nicht wirklich packen, und das aus folgenden Gründen:

1.) Alle Figuren sind namenlos und werden nur mit Appellativen benannt: neben der achtzehnjährigen Ich-Erzählerin, gibt es „Milchmann“, „Vielleicht-Freund“, „kleine Schwestern“, „Schwager Drei“ usw. Das mag ihnen eine Art Allgemeingültigkeit verleihen, machte sie für mich aber gleichzeitig weniger greifbar, ich konnte mir keine konkrete Person darunter vorstellen.
2.) Die Erzählung schweift immer wieder ab, verliert sich in (möglicherweise bedeutsamen?) Nebensächlichkeiten, wodurch der Handlungsablauf immer wieder unterbrochen wird.
3.) Und schließlich ist da noch die Sprache. Einige Sätze, wie die oben zitierten, fand ich großartig, doch allzu oft verlor sich die Erzählerin in verschachtelten Bandwurmsätzen zu nicht wirklich relevanten Sachverhalten. Ich ertappte mich dabei, wie ich so manches Mal ein Stöhnen unterdrücken musste – und manches Mal unterdrückte ich es auch nicht.
Kleine Kostprobe? Bitte sehr (es geht um die Fragen von „Kleine Schwestern“ zur Menstruation):

„‚Mammy‘, hatten sie da gesagt, ‚angenommen, man ist eine Frau und treibt extrem viel Sport, sodass diese Sache mit der Menstruation in einem drin aufhört, weil man so viel Sport treibt‘, Kleine Schwestern hatten das Thema Menstruation vor Kurzem in einem Buch entdeckt, noch nicht durch eigene Erfahrung, ‚und angenommen, man hört dann auf, so extrem viel Sport zu treiben, und die Menstruation kommt wieder, heißt das dann, dass man hinten dran noch mal Extra-Menstruationen bekommt, damit die Lücke ausgeglichen wird, in der man sie eigentlich hätte haben sollen, aber wo der viele Sport die Produktion des follikelstimulierenden Hormons verhindert hat und das auch das luteinisierende Hormon das Östrogen nicht mehr dazu veranlassen konnte, die Gebärmutterschleimhaut zur Vorbereitung auf ein zu befruchtendes Ei aufzubauen, wobei der daraus resultierende Hormonmangel die Ausstoßung des zu befruchtenden Eis verhindert hat und es – falls doch ein Eisprung, aber keine Befruchtung stattgefunden hätte – nicht mehr zur Degeneration des Gelbkörpers und zur Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut gekommen ist, oder, Mammy, würde die Menstruation trotzdem zum biologisch vorprogrammierten Zeitpunkt aufhören, ganz egal, wie viele Monate und Jahre des extremen Sporttreibens man seine Menstruation nicht bekommen hat?‘“ (Pos. 1342)

(Für die Statistik-Interessierten unter uns: 188 Wörter, 24 Kommas, 2 Gedankenstriche. Uff.)

All das zusammengenommen hat mich persönlich, sorry!, extrem genervt, mir die Lektüre erschwert und oftmals auch verleidet. Insofern tue ich mich mit einer ausdrücklichen Leseempfehlung sehr schwer. „Milchmann“ gehört für mich zu den Büchern, die man unabhängig von allen Rezensionen und Meinungen selbst gelesen haben muss. Ich bin überzeugt, dass viele Leser*innen von dem Buch begeistert wären, eben weil es so ‚anders‘ ist, ich selbst gehöre leider nicht dazu.

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Veröffentlicht am 20.05.2019

Irgendwo zwischen deprimierend und langweilig

Fünf Tage in Paris
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Endlich ausgelesen: „Fünf Tage in Paris“ von Tatiana de Rosnay.
Anlässlich des 70. Geburtstags von Vater Paul trifft sich Familie Malegarde in Paris. Sohn Linden, ein erfolgreicher Fotograf, reist aus ...

Endlich ausgelesen: „Fünf Tage in Paris“ von Tatiana de Rosnay.
Anlässlich des 70. Geburtstags von Vater Paul trifft sich Familie Malegarde in Paris. Sohn Linden, ein erfolgreicher Fotograf, reist aus San Francisco an, Tochter Tilia, eine erfolglose Malerin, aus London. Was als harmonisches Familientreffen geplant ist, entpuppt sich zunehmend als Desaster: Paul erleidet einen Schlaganfall, Mutter Lauren erkrankt an einer Lungenentzündung, und alle vier haben jeweils ihre eigene seelische Bürde, die sie immer mehr niederdrückt. Linden, der Sohn, hat den Tod seiner Tante noch immer nicht überwunden, überdies traut er sich nicht, seinem Vater zu gestehen, dass er homosexuell ist. Tilia, die Tochter, ist mit einem Alkoholiker verheiratet – und zwar mit einem der unangenehmen, weil ausfallend werdenden Sorte – und leidet noch immer an den seelischen und körperlichen Folgen eines Autounfalls. Vater Paul ist ein weltweit anerkannter Baumexperte und hat zeitlebens mehr Leidenschaft für seine Bäume als für seine Familie aufgebracht. Und auch er laboriert an einem Trauma aus seiner Kindheit. Dazwischen steckt irgendwie Lauren, die amerikanische Mutter, die nach fast vierzig Jahren immer noch nicht so recht in Frankreich Fuß gefasst hat. Überdies tritt die Seine in dramatischem Ausmaß über die Ufer, Paris befindet sich im Ausnahmezustand. Und es regnet und regnet und regnet immerfort …
Aus diesen Zutaten hätte man einen sehr guten Roman zusammenbrauen können, und genau das habe ich erwartet. Was habe ich mich auf diesen Roman gefreut – und was habe ich mich durch dieses Buch gequält! Die Atmosphäre oszilliert zwischen trübsinnig und langweilig, die Figuren blieben für mich bis zum Schluss so blass, dass ich zu keiner eine wirkliche Verbindung aufbauen konnte, und die Sprache hat mich bisweilen entsetzlich genervt – all dies machte die Lektüre für mich zu einem äußerst deprimierenden Leseerlebnis.
Die meisten Dialoge sind in indirekter Rede wiedergegeben; dadurch werden die blutleeren Figuren noch blasser, noch weniger ‚menschlich‘ und greifbar. Zwischendurch verfällt der (überwiegend) auktoriale Erzähler passagenweise in sehr kurze Sätze. Das tut der Geschichte nicht gut. Denn es erzeugt keine Dynamik. Im Gegenteil. Es verursacht ein sprachliches Stakkato. Das unterbricht den Lesefluss. Der eh schon so zäh ist wie der Schlamm der Seine. Dazwischen sind einige (tragische) Kindheitserinnerungen des Vaters eingestreut und – David Bowie. Dessen Musik schätzt Vater Paul nämlich sehr, zum Erstaunen seiner Familie. Und so sehr ich David Bowie ebenfalls schätze, waren die Verweise auf seine Musik für mich nicht wirklich nachvollziehbar.
Ich räume gerne ein, dass es möglicherweise an mir lag und nicht an dem Roman, dass mich die Geschichte nicht wirklich packen konnte; dass meine Erwartungshaltung zu hoch war, dass sich meinem beschränkten Geist die Dramatik und Symbolik nicht wirklich erschlossen haben. Vielleicht lag es auch daran, dass es, während ich das Buch las, auch immerfort regnete und regnete und regnete … dennoch: ich fand’s enttäuschend.

Veröffentlicht am 09.09.2021

Eine faszinierende Grundidee, eine sehr mäßige Umsetzung

Die verschwundenen Studentinnen
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Die Psychotherapeutin Mariana hat den Tod ihres Mannes noch nicht verwunden, als ihr schon neue Sorgen ins Haus stehen: Eine Kommilitonin ihrer Nichte Zoe ist ermordet worden, möglicherweise schwebt auch ...

Die Psychotherapeutin Mariana hat den Tod ihres Mannes noch nicht verwunden, als ihr schon neue Sorgen ins Haus stehen: Eine Kommilitonin ihrer Nichte Zoe ist ermordet worden, möglicherweise schwebt auch Zoe in Gefahr. Mariana eilt nach Cambridge, um ihr beizustehen – und nach dem Mörder zu suchen. Denn es soll nicht bei diesem einen Todesfall bleiben. Bald schon weckt der rätselhafte Literaturprofessor Edward Fosca Marianas Interesse, oder vielmehr: ihr Misstrauen. Denn alle toten Studentinnen waren in seinem Seminar, standen ihm, wie man sagt, recht nahe. Sollte er einen antiken Kult wiederbelebt haben, der Menschenopfer fordert? Mariana setzt alles daran, die Morde aufzuklären, um Zoe zu beschützen. Und bringt sich dabei selbst in höchste Gefahr.

Ach, er klang so vielversprechend, dieser Roman: ein atmosphärischer Schauplatz, ein enigmatischer Kult, eine gebrochene Hauptfigur, die eine Mission verfolgt. Und tatsächlich hat das seine Momente, vor allem bei den literarischen Anspielungen, die ich mit großem Genuss gelesen habe. Doch leider, leider erschöpft sich die Qualität dieses „Psychothrillers“ – der bedauerlicherweise weder in Sachen „Psycho“ noch in Sachen „Thriller“ seine Genrebezeichnung verdient – darin. Die Sprache ist eher schlicht, an vielen Stellen geradezu unbeholfen und wird dem akademischen Ambiente nicht ansatzweise gerecht. Besonders lästig war in diesem Kontext der inflationäre Gebrauch von Parenthesen; hier hätte ein etwas intensiveres Lektorat dem Text sicherlich gutgetan. Doch auch die Story und ihre Protagonistin wollten mich nicht überzeugen: Die Geschichte verliert sich, insbesondere am Anfang, in allzu vielen Details (Marianas Kindheits- und Jugendgeschichte), die man sehr gut hätte straffen können, um nicht zu sagen: müssen. Und auch Mariana selbst ist, ich kann es nicht einfach sagen, eine entsetzliche Nervensäge. Weder sind ihre Verdächtigungen, Thesen und Schlussfolgerungen nachvollziehbar, noch vermag sie als Psychologin zu überzeugen, im Gegenteil. Alles in allem war es für mich eine enttäuschende Lektüre. Deshalb: leider keine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Konnte mich leider weder inhaltlich noch sprachlich überzeugen

Sturmvögel
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Es ist ein entbehrungs- und herausforderungsreiches, aber auch ereignisreiches Leben, auf das die sechsundachtzigjährige Emmy zurückblicken kann. Geboren und aufgewachsen auf Amrum, ist ihre Kindheit nicht ...

Es ist ein entbehrungs- und herausforderungsreiches, aber auch ereignisreiches Leben, auf das die sechsundachtzigjährige Emmy zurückblicken kann. Geboren und aufgewachsen auf Amrum, ist ihre Kindheit nicht nur von den Gezeiten geprägt, sondern auch von der wiederkehrenden Not und der gestrengen Großmutter Alma. In den Zwanzigerjahren verschlägt es sie ins pulsierende Berlin, wo sie sich als Dienstmädchen verdingt und den vornehmen Hauke kennenlernt. Ihre Ehe ist nicht ganz so, wie Emmy sich eine lebenslange Liebe vorstellt, doch der Zweite Weltkrieg, die drei gemeinsamen Kinder und das Schicksal selbst lassen eine Trennung nicht zu – auch nicht, als Emmy ihrer wahren großen Liebe begegnet.
Als jetzt, im Jahr 1994, ihre erwachsenen Kinder im Keller auf rätselhafte Akten stoßen, die vermuten lassen, dass Emmy weitaus vermögender ist, als ihr bescheidenes Rentnerinnendasein preisgibt, muss Emmy sich noch einmal Herausforderungen stellen – und das tut sie, die Willensstarke und Unbeirrbare, anders, als ihre es sich in ihren kühnsten Träumen ausmalen …

„Sturmvögel“ verfügt im Grunde über viele gute Zutaten für eine fesselnde Lektüre: eine starke, freigeistige weibliche Hauptfigur, familiäre Verwicklungen, zwei verschiedene Zeitebenen und einen vielschichtigen historischen Hintergrund. Das und die Tatsache, dass die Verfasserin Manuela Golz sich – wie wundervoll! – vom Leben ihrer eigenen Großmutter hat inspirieren lassen, machen es mir umso schwerer zu sagen, dass der Roman leider nicht meine Erwartungen erfüllen konnte. Ich war fest gewillt, ihn zu mögen – doch der Funke wollte einfach nicht überspringen. Und das lag hauptsächlich an der sprachlichen und inhaltlichen Aufbereitung dieser an sich vielversprechenden Grundidee:

Auf der Vergangenheitsebene passiert verhältnismäßig viel auf verhältnismäßig wenig Seiten, was nicht nur zu Lasten des Ort- und Zeitkolorits, sondern auch der Handlungs- und Figurenzeichnung geht. Dadurch bleibt die Handlung bedauerlicherweise allzu oberflächlich, die Figuren wirken blass, eindimensional und wenig greifbar. Vielleicht hätte man der Geschichte einfach mehr Raum geben müssen, um sich hinreichend entfalten zu können. Auch sprachlich vermochte „Sturmvögel“ mich nicht ganz zu überzeugen, da hätte ich mir ein etwas umfassenderes Lektorat gewünscht. Der Erzählstil ist oftmals flapsig und unterkomplex, die Sprache stilistisch uninspiriert, die Aussagen bisweilen schaurig banal.

Deshalb kann ich persönlich leider keine Empfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Weder sprachlich noch inhaltlich wirklich überzeugend. Leider.

Die Wälder
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Die Ärztin Nina erfährt, dass Tim, ihr Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist. Zuvor hat Tim unzählige Male versucht, sie zu erreichen. Nina soll Tims Schwester finden, die vor vielen Jahren ...

Die Ärztin Nina erfährt, dass Tim, ihr Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist. Zuvor hat Tim unzählige Male versucht, sie zu erreichen. Nina soll Tims Schwester finden, die vor vielen Jahren spurlos verschwunden ist. Nina nimmt diese Aufgabe auf sich – doch dazu muss sie sich den Ängsten ihrer Vergangenheit stellen. Denn der Weg in ihre alte Heimatstadt führt durch die Wälder, in denen Tims Schwester einst verschwand …

(++Achtung, (kleiner) Spoiler ++)

„Die Wälder“ verfügt im Grunde genommen über alle Zutaten, die man für einen Thriller braucht. Ein rätselhafter Vermisstenfall, ein Kindheitstrauma, eine bedrohliche Kulisse, verschiedene Handlungsebenen, verlorene und wiedergefundene Freundschaften, ein bisschen Coming-of-Age und eine Protagonistin, die sich alldem stellen will bzw. muss. Doch die Zutaten allein machen noch keinen Festschmaus – wie in diesem Roman, leider. Die Geschichte ist konstruiert, der vermeintlich erschütternde Vorfall aus der Vergangenheit bei näherer Betrachtung irgendwie gar nicht so erschütternd, die Auflösung entsetzlich banal, und der Zusammenhang zwischen den beiden Handlungsebenen erschließt sich versierten Thriller- bzw. Krimileser*innen auch ziemlich rasch. Dazu kommen Wendungen und Handlungselemente, die teils unfreiwillig komisch („Tims Geist“? Echt jetzt?!) und teils für den Fortlauf der Handlung völlig irrelevant sind (Das verborgene Camp). Und auch in sprachlicher Hinsicht vermag „Die Wälder“ leider nicht zu überzeugen, weder syntaktisch noch rhetorisch. Da sind beispielsweise die streckenweise ellenlangen, verschachtelten und holprigen Sätze und so manche verunglückte Metapher, z. B.:

„Winnie, die, wie jeder wusste, die Schlauste von ihnen war, versuchte wie immer, Peter dazu zu bringen, um die Autogrammkarte zu spielen, auf die er so stolz war, aber Peter war natürlich nicht blöd genug, seinen wertvollsten Besitz einzusetzen. […] Dann verteilten sie sich auf die verschiedenen Zimmer des kleinen Häuschens am Waldrand und spielten mit den Walkie-Talkies, die Kantes Onkel ihnen geschenkt hatte, nachdem sie sich bitterliche darüber beschwert hatten, dass ihre Eltern sich weigerten, ihnen eigene Handys zu kaufen.“ (S. 67).

„Die Tulpen im Vorgarten hatten ihre roten und gelben Köpfe bereits weit geöffnet und tranken die Morgensonne in großen Schlucken.“ (S. 89)

Bei den Vergleichen sieht es leider auch nicht besser aus, sie sind leider wenig originell: Da gibt es Gedanken, „die herumflatterten wie Tauben“ (S. 337), und ein Hund, der einer Spur „mit der Präzision eines Uhrwerks“ (S. 351) folgt, und einen Raum, der „surrte wie von einem riesigen Bienenschwarm bevölkert“ (S. 409).

Ich habe bei Thrillern und Krimis keinen allzu hohen Anspruch an sprachliche Feinheiten – in diesem Genre stehen für mich die Handlung und die Spannung im Vordergrund –, doch für meinen Geschmack war in diesem Buch weder das eine noch das andere gegeben. Und so kann ich leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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