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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2019

Insgesamt nicht ganz rund

Draussen
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Cayenne und ihr Bruder Joshua leben zusammen mit ihrem Ersatzvater im Wald. Er drillt sie, führt mit ihnen Kampf- und Überlebenstrainings durch und hält sie fern von der Gesellschaft, damit "sie" die drei ...

Cayenne und ihr Bruder Joshua leben zusammen mit ihrem Ersatzvater im Wald. Er drillt sie, führt mit ihnen Kampf- und Überlebenstrainings durch und hält sie fern von der Gesellschaft, damit "sie" die drei nicht finden.
Cayenne ist 17 und sehnt sich nach einem ganz normalen Teenagerleben. Stephans Erklärungen für ihren versteckten Lebensstil reichen für sie als Begründung nicht mehr aus. Bis sie angegriffen wird und nur knapp dem Tod entgeht. Es beginnt eine verheerende Flucht.

"Draussen" ist das erste Buch, das ich vom Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr gelesen habe. Ihre bekannte Kluftinger-Reihe kenne ich nicht und kann daher keine Vergleiche ziehen.
Der Schreibstil ist oftmals etwas holprig, Wörter passen nicht gut zusammen, Dialoge wirken nicht authentisch und sperrig. Die Erzählpassagen, die Stephan und die Kinder betreffen, lassen sich hierbei noch am flüssigsten lesen. Die eingeschobenen Tagebucheinträge eines Fremdenlegionärs sind, was den Sprachstil und die Verarbeitung von Stereotypen und Klischees angeht, nicht gut zu lesen.

Obwohl Klüpfel und Kobr spannende und actionreiche Szenen in ihrem Thriller eingebaut haben, fehlt eine Grundspannung. Das kann an der inhaltlichen Fülle liegen, die zunächst überschaubar ist und bei der ich mich schlussendlich frage, inwieweit das notwendig oder aber doch als seitenfüllende Konstruktion diente. So finden die Prepper-Szene, Politikszenarien, Stromversorgung, die Fremdenlegion und die Flucht im Wald Platz. Während Stephan, Cayenne und Joshua durch ihre Präsenz in den Erzählpassagen eine Tiefe erreichen, bleiben sämtliche Nebencharaktere flach und eher unscheinbar.

Insgesamt kann ich sagen, dass der Plot kein neues Schema ist, in den Erzählpassagen gut umgesetzt, jedoch mit viel zu viel unnötigem Wissen und Nebenhandlungen unterfüttert wurden, die nicht zu einem neuen Twist oder mehr Spannung geführt haben, sondern lediglich zu einer Überladung. Dadurch konnte der eigentliche Inhalt und der angedachte Spannungsbogen seine Tiefe nicht entfalten.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Gedanken und Konflikte auf Reisen mit MS

Und morgen die Welt
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Samira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin ...

Samira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin und Autorin auf die Reise - raus in die Welt.

Das Buch beginnt am Abreisetag. Samira Mousa erzält nicht, wie es zu der Diagnose gekommen ist, was MS eigentlich für eine Krankheit ist und wie sie bei ihr ausgeprägt ist. Alle eher spärlichen Informationen, die die Leserinnen bekommen, befinden sich gestreut in den Kapiteln. Wer Wissen über MS und den Krankheitsverlauf hat, kann sich dann einige Dinge zusammenreimen.

Wer sich bei "Und morgen die Welt" auf einen spannenden Reisebericht, vielleicht mit Fotos und malerischen Beschreibungen gefreut hat, wird eventuell enttäuscht. Das Buch beinhaltet kein einziges Foto und auch die einzelnen Beschreibungen (unter anderem war Samira in Cartagena, Oaxaca, Medellin und Nusa Pendia) bleiben eher schlicht und außen vor.
Vielmehr handelt es sich um die Reise des Inneren, auf die Samira sich macht. Sie teilt, welche Aufgaben und Arbeiten sie als Bloggerin in welcher Stadt hat, mit wem sie sich dort trifft oder wen sie dort kennt.
Sie teilt mit den Leser
innen ihre Gedanken und Gefühle über das Erlebte - sowohl in positiver als auch in negativer Form. Dazu gehören die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen, die hier vor allem durch die MS verursacht werden, die zwischenmenschlichen, kulturellen Konflikte und auch, wie sich die Beziehung zu Freund Mats verändert.

Auch wenn Samira Mousa sehr viele Gedanken in Bezug auf sich selbst, ihre Krankheit und ihre Zukunft in den einzelnen Reiseetappen teilt, hatte ich leider zu keinem Zeitpunkt ein intensives Gefühl des (Mit-)Erlebens. Das mag an Mousas Schreibstil liegen, der eher beschreibend und schildernd ist, Dialoge genauso schildernd äußert wie Aktivitäten und kein besonders literarischer oder erzählerischer, ästhetischer Stil ist. Wenn man bedenkt, dass Samira ihre Reiseerfahrungen und Gedanken mit MS teilt, ist der Inhalt sicher wichtiger als der Stil. Dennoch war mir das Bucht oftmals zu nüchtern und abgeklärt geschrieben, irgendwie wirkte vieles abgehakt und wenig emotional.

Obwohl der Stil und die Verknüpfung der Reiseorte mit Erlebtem nicht ganz so waren, wie ich es erwartet und gehofft habe, habe ich Samira Mousas Geschichte über diesen Reiseabschnitt, die sich eher als Lebensbericht entpuppt hat, gern lesen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Spannend wird's erst zum Schluss

So schöne Lügen
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Louise ist 29 und hat drei mittelmäßige Jobs, damit sie sich das wenig luxuriöse Leben in New York leisten kann. Aus dem Traum, eine berühmte Schriftstellerin zu werden, ist noch keine Realität geworden. ...

Louise ist 29 und hat drei mittelmäßige Jobs, damit sie sich das wenig luxuriöse Leben in New York leisten kann. Aus dem Traum, eine berühmte Schriftstellerin zu werden, ist noch keine Realität geworden. Und da man in NewYork nur bis zum 30. Lebensjahr jemand werden kann, tickt die Uhr gefährlich.
Anders läuft es bei der 23-jährigen Lavinia, die reiche Eltern hat und sich leisten kann, wonach ihr ist. Dazu gehören Alkohol, Drogen, exklusive Partys und Designerklamotten. Louise lernt Lavinia durch ihren Nachhilfejob kennen und wird durch sie in das Luxusleben eingeführt. Ein Leben, das sie sich niemals leisten könnte, jedoch traumhaft findet und sich so sehr gewünscht hat.
Doch schnell stellt sich heraus, dass die Freundschaft toxisch ist, es viel Arbeit bedeutet, nicht in Lavinias Ansehen zu sinken und dieser Glamour an Lavinias Seite seinen Preis hat.

Dass Louise diesen Preis auf sehr makabere Weise zahlen muss, lässt der Erzähler den Leser schon zu Beginn wissen. Der Roman ist ständig durch die Voraussagen und Andeutungen des Erzählers gespickt. Bei der Lektüre ist also von vornherein klar, dass Lavinia stirbt. Die Frage ist nur, wie, wann, und was danach mit Louise passiert.
Leider hat mir das absolut das Spannungsgefühl genommen, ich war gerade im mittleren Drittel eher gelangweilt von immergleichen Darstellungen der Partys, Alhokohlexzesse und den nichtssagenden Dialogen. Obwohl die Figuren zunächst klar gezeichnet erscheinen, verlieren sie sich ebenfalls in einer schwammigen Mischung und ihre Schärfen verblassen. Der Schreibstil war eher abgehackt und eintönig, was den Lesefluss nicht zusätlich beschwingt hat.

Erst die letzten Kapitel haben mich dann wieder mit stärkerem Interesse lesen lassen.
Ich habe mit einem früher einsetzenden Spannungsbogen gerechnet, mehr psychologischem Input und fesselnden Momenten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Figuren
Veröffentlicht am 31.03.2019

Eine Lüge jagt die nächste

Kaschmirgefühl
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Joe ruft bei einer Sexhotline an, obwohl er keinen Sex will. Yvonne ist Kunden wie ihn gewöhnt. Doch er heißt gar nicht Joe, sondern Gottlieb, und Yvonne heißt eigentlich Marie. Die anfänglich benutzten ...

Joe ruft bei einer Sexhotline an, obwohl er keinen Sex will. Yvonne ist Kunden wie ihn gewöhnt. Doch er heißt gar nicht Joe, sondern Gottlieb, und Yvonne heißt eigentlich Marie. Die anfänglich benutzten Namen sind nur der Anfang vieler weiterer Lügen, die sich die beiden auftischen.
Während des Lesens habe ich die eine klar als Lüge enttarnt, die andere Aussage erstmal hingenommen und darauf gewartet, wie sich ihre Geschichten entwickeln.
Für mich war die Auflösung nicht sehr überraschend, der Verlauf der Gespräche zuvor wurde jedoch in ein anderes Licht gerückt, und konnte mich mit dem einen oder anderen Schmunzeln entlassen.

Bernhard Aichners Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, voller Eloquenz und Witz. Die Dialoge lassen sich schnell lesen, der Schalgabtausch ist herrlich unterhaltsam.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Ewiges Hin und Her

Du bist alles
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Kara hält sich mit mehreren Jobs finanziell über Wasser und will so ihren Dad unterstützen. Neben der Arbeit passt das College gerade so in ihren Zeitplan - für Beziehungen hatte sie bisher keinen Kopf. ...

Kara hält sich mit mehreren Jobs finanziell über Wasser und will so ihren Dad unterstützen. Neben der Arbeit passt das College gerade so in ihren Zeitplan - für Beziehungen hatte sie bisher keinen Kopf. Bis sie Cameron trifft und sie durch Verkettung verschiedener Faktoren zueinander finden. Doch beide tragen ein Päckchen ihrer Vergangenheit mit sich herum, das sei eine hohe Schutzmauer aufziehen lässt.

Das erste Drittel des Buches hat mir gut gefallen, da die Figuren anschaulich ausgearbeitet sind, die Dialoge erfrischend, flirty und oftmals sehr hitzköpfig waren. Irgendwann kommt jedoch nicht viel Neues hinzu. Die Dialoge ähneln sich, es ist ein ewiges Hin und Her zwischen Annäherung und Zuneigung und Abwehr und Wegstoßen.
Obwohl mir die Lebensumstände, Einstellungen und Gedanken von Kara und Cameron anfangs sehr gut gefallen haben, ließ meine Begeisterungsfähigkeit recht schnell nach.
Dennoch habe ich das Buch zu Ende gelesen - einige Passagen jedoch überflogen -, weil Isabelle Ronin einen sehr flüssigen und angenehmen Schreibstil hat, der die Geschichte schnell lesen lässt.

Wem Liebesgeschichten gefallen, die mehr als nur eine Krise und Versöhnung haben, wird sicher auch an "Du bist alles" seine Lesefreude haben!