Skurril, witzig und überspitzt... Aber absolut lesenswert!
ScharnowBela B. Felsenheimer legt also mit „Scharnow“ seinen ersten Seiten füllenden Roman vor. Ein Roman, von dem man wohl einigen Wortwitz und Raffinesse erwarten konnte, wenn man denn die Songtexte Bela B.‘s ...
Bela B. Felsenheimer legt also mit „Scharnow“ seinen ersten Seiten füllenden Roman vor. Ein Roman, von dem man wohl einigen Wortwitz und Raffinesse erwarten konnte, wenn man denn die Songtexte Bela B.‘s ein wenig kennt. Doch das, was man tatsächlich vorgelegt bekommt, übertrifft jegliche Vorstellungskraft. Die Sprache ist zunächst einmal recht ungeschönt und erdig, also kräftig und teils durchsetzt mit Ekel anregenden Metaphern oder Inhalten. Häufig laufen die Gedanken und Handlungen der Protagonisten in Spitzen zu und man muss (wie ich finde) doch ein wenig hartgesotten sein, um manche Szenen nach dem Lesen auch wieder aus dem Kopf zu bekommen. Bela B. schlägt hier meines Erachtens sprachlich in voller Länge zu – und kann sich auch einige Seitenhiebe gegen die allgemeine Leserschar nicht ganz verkneifen. ;)
Die Charaktere sind allesamt außergewöhnlich, skurril oder zumindest ein wenig neben der Spur. Normales lässt sich in „Scharnow“ eigentlich kaum finden – oder lediglich als Sprungbrett ins nächste erdachte Chaos. Es ergeben sich aber genau durch die ungewöhnlichen Charaktereigenschaften zum Teil absurde bis urkomische Szenen und Situationen, bei denen man um ein Schmunzeln manches Mal nicht herum kommt. Leider wirken die Szenen wegen der enormen Übersteigerung nicht immer besonders authentisch oder stringent, vielleicht ist aber gerade das auch so gewollt. Durch diverse Handlungsbrüche und Szenenwechsel wird ein zunehmend absurd wirkendes Gesamtkonstrukt erschaffen und Bela B. Felsenheimer tobt sich als Autor auf ganzer Linie aus. Mein Gedanke beim Lesen war oft: Wie kommt man nur auf solch abstruse Einfälle?! Dennoch liest sich das Buch sehr flüssig und es baut auch eine gewisse Spannung auf. Man muss jedoch meiner Meinung nach eine gesunde Portion Humor bereithalten, um Gefallen an dem Buch zu finden. Ich fand es inhaltlich überraschend, manchmal allzu übertrieben und zynisch – aber auf jeden Fall lesenswert (es sei denn man mag kein „Kopfkino“).. Von mir gibt es deshalb eine Lese-Empfehlung und 5 Sterne für den vielleicht seltsamsten Roman des Jahres.