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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2019

Eine junge Zarin und der historische Weg Russlands in den folgenden 15 Jahren

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Nach einem Putsch ruft sich die junge Katharina selbst zur Zarin aus. Sie will dafür sorgen, dass sich Russland zu einem modernen, kulturell und wissenschaftlich führenden Staatsgebilde entwickelt. Sie ...

Nach einem Putsch ruft sich die junge Katharina selbst zur Zarin aus. Sie will dafür sorgen, dass sich Russland zu einem modernen, kulturell und wissenschaftlich führenden Staatsgebilde entwickelt. Sie steht Europa eher positiv gegenüber und will mit seinen Machthabern 'offen' in Kontakt treten. Diese sind jedoch misstrauisch und durchaus beunruhigt über die junge Herrscherin. Und so beschließt Preußenkönig Friedrich der Große, einen 'Kundschafter' in Form des jungen Philosophen Stephan an den russischen Hof zu schicken, um sich so hinsichtlich der politischen Entwicklungen und der sonstigen Machtkonstellationen auf dem Laufenden zu halten. Denn trotz Katharinas Zurschaustellung einer Öffnung gen Westen, bleibt doch alles sehr abgeschottet und geheim und dies ganz bewusst. Der Unmut, der sich bei der russischen Bevölkerung mit den Jahren einstellt, führt zur Planung einer Rebellion, mit dem Ziel Katharina zu stürzen. Und Stephan, von dem Zauber der Stadt Petersburg berührt, gerät mitten hinein in diese machtpolitischen Intrigen, gefangen in der Beziehung zu einer der Rebellinnen, die eine enge Vertraute der Zarin ist und seiner durchaus vorhandenen Achtung und Ehrerbietung Katharina gegenüber.
Den Hauptaugenmerk dieses Buches würde ich auf die historisch politisch sehr präzise und ausführliche Beschreibung der Geschichte Russlands in der Zeit von 1762-1775 richten, aufgelockert und unterhaltsam gestaltet durch die Menschen, die hier versuchen, ihre Vorstellungen von ihrem Russland zu gestalten und dabei durchaus ihre menschlichen Belange und Gefühle nicht außen vor lassen. Aber dies ist dann auch die schwächere Seite dieses Romans. Es fehlen die großen Emotionen, die so wirklich auch beim Leser ankommen. Und so würde ich sagen, dies ist ein tolles Buch, wenn man sich auf nicht zu trockene Weise der Geschichte Russlands zu dieser Zeit nähern will. Sollte man vorwiegend von Emotion und Leidenschaft, gemischt mit der russischen Mentalität, angezogen werden, dann ist man wahrscheinlich doch eher etwas enttäuscht.
Für mich war es genau richtig. Dieses Russland wird mir in Erinnerung bleiben und die Hilfestellung durch die Karten und eine Aufstellung der handelnden Personen war sehr gut gewählt und passend.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Ein aufgebrachtes ruheloses und sehr anstrengendes Leben, bis dahin

Das wilde Leben der Cheri Matzner
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Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen ...

Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen Kinder mehr haben kann. Solomons geliebte Frau stürzt in eine tiefe Depression und er weiß sich nicht anders zu helfen, wie die sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen und die Adoption eines Babys zu bewerkstelligen. Cici ist überglücklich über dieses 'ihr geschenkte' Kind und sie überschüttet die kleine Cheri mit ihrer Liebe. Cheri zeigt schon früh ein ruheloses, sich gegen alles auflehnendes Wesen. Sie hat manchmal das Gefühl, das ihre Familie nicht wirklich ihr Zuhause ist. Als sie dann relativ spät erfährt, das sie adoptiert wurde, trifft sie das sehr und macht ihr Leben als junges Mädchen und später als Erwachsene für sie selbst nicht leichter. Es ist unstet und von Brüchen durchzogen. Und es ist ihr auch nicht möglich in einer eigenen Familie eine innere Heimat zu finden.
Die Geschichte selbst ist unruhig und hektisch und drückt so Cheris pure Rebellion gegen irgendwie die ganze Welt aus. Dem gegenüber steht der tolle, eher ruhige Schreibstil der Autorin, der der Ruhelosigkeit entgegensteht, aber nicht in einem negativen Sinne. Ich finde, die Wahl des Erzählstils hält die Geschichte auf diese Weise richtig gut zusammen und macht den Roman letztendlich zu einem schlüssigen Werk mit einem Ende, mit dem ich sehr zufrieden bin, wenn mir auch beim Nachsinnieren über Cheris Geschichte kurz der Gedanke kam, wie ihr Leben wohl weiter geht. So ganz zu Ende erzählt scheint es mir noch nicht zu sein.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Stadt trifft Land und das macht fast allen Spaß, nach einer Weile

Bell und Harry
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Die Londoner Familie Bateman zieht es aufs Land. Gerade der stressgeplagte Vater, ein vielbeschäftigter Journalist, hofft dort, in einem im schönen Yorkshire angemieteten Bauernhaus, ein bisschen zur ...

Die Londoner Familie Bateman zieht es aufs Land. Gerade der stressgeplagte Vater, ein vielbeschäftigter Journalist, hofft dort, in einem im schönen Yorkshire angemieteten Bauernhaus, ein bisschen zur Ruhe zur kommen. Ihre Vermieter, die Teesdales, mit ihrem Jüngsten Bell, sind eigentlich sehr verträglich, ebenso wie die freundlichen, aber bzgl. Landwirtschaft völlig ahnungslosen Batemans, deren Nachzögling Harry nebst Bruder und Freund ebenfalls mit von der Partie ist. Nach einigen Mähtechnischen Problemen, die fast zur Abreise der Städter geführt hätten, kommen sich die beiden Familien, gerade durch die Freundschaft von Bell und Harry näher. Deren kleine Abenteuer, die den vereinten Einsatz von 'Stadt und Land' und einiger Dorfbewohner dazu erforderlich macht, um dann letztendlich gut auszugehen, macht aus den Menschen, die schon irgendwie aus verschiedenen Welten kommen, richtige Freunde und die Batemans werden jeden Sommer und so manchen Winter herzlich in die Dorfgemeinschaft mit all ihren schrägen Gestalten aufgenommen.
Der Roman ist episodenhaft aufgebaut, in einer fortlaufenden zeitlichen Abfolge bis ins Erwachsenenalter der beiden Jungs Bell und Harry hinein. Hier geht es nicht um Action und großes Drama, einige kleinere sind schon dabei, sondern um fast durchgehend freundlich und relativ entspannt gehaltene Lebenssequenzen, fernab des Stresses und des 'Mehr Schein wie Seins' der Großstadt. Hier verläuft alles noch echt, es geht um glückliche Lebensexistenzen mitten in der Natur, um die Produktion von Essen, direkt und indirekt, und das Leben mit Mensch und Tier. Es ist einfach nur entspannend, sich mit diesem Buch in eine Ecke zu setzen und neben der Lesefreude selbst, auch ein bisschen die Friedlichkeit dieser beruhigenden Landgemeinschaft mitzunehmen. Und ein inneres und vielleicht manchmal auch direktes Lächeln im Gesicht ist garantiert auch mit dabei.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Ein Postbote dreht ein bisschen am Schicksal, auf gute Art

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Girifalco ist ein kleines Dorf in Kalabrien, in Italiens Süden. Hier verläuft das Leben ruhig und weitgehend harmonisch. Aber natürlich haben auch die Menschen, die hier leben, ihr Päckchen zu tragen und ...

Girifalco ist ein kleines Dorf in Kalabrien, in Italiens Süden. Hier verläuft das Leben ruhig und weitgehend harmonisch. Aber natürlich haben auch die Menschen, die hier leben, ihr Päckchen zu tragen und gerade die schicksalhaften Dinge, die ihre Seele zuweilen tief niederdrückt, machen diese meist eher im Stillen mit sich selbst aus, auch oder vielleicht auch gerade, weil hier jeder jeden kennt.
Und mitten unter ihnen der Postbote dieser kleinen Gemeinde. Leise und ruhig stellt er Tag für Tag die an sie adressierten Briefe zu, immer zuverlässig und stets freundlich. Doch dieser nette Mann weiß mehr über sie, als sie sich denken können, denn er kennt den Inhalt der Briefe, die sie erhalten. Und das deshalb, weil er viele der Briefe vorher öffnet, den Inhalt auf eine bestimmte Weise archiviert, und sie erst dann, in einigen Fällen manchmal auch ein bisschen umgeschrieben, milder und schonender, weiter gibt. Dabei ist es stets das Wohl der Dorfbewohner, das ihn zu seinem Tun anhält. Und darüber hinaus vielleicht auch einfach das Bedürfnis, auf diese Weise am Leben teilzunehmen, denn von einem eigenen wirklich lebendigen Leben hat er sich weitgehend zurückgezogen, seitdem ihm seine große Liebe versagt geblieben ist.
Die Langsamkeit, mit der wir Leser diesen mit einer oftmals philosophischen Betrachtungsweise durch sein Dorf wandelten Postboten begleiten dürfen, getragen von der sanften Fluss der Sprache des Autors, das ist einfach schön und lässt, trotz kleiner durchaus vorhandener Turbulenzen, einen selbst, zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen mit spazieren. Der einzige Wermutstropfen liegt im eigenen Bewusstsein, das dieser eigenartige Mensch dabei wohl an einem eigenen Leben vorbeilebt, ein bisschen so als ob ihm der Mut dafür fehlen würde. Und das ist natürlich ein bisschen traurig.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Tante Poldi in höchsten klerikalen Kreisen

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Tante Poldis vierter Fall ist ganz nah dran an ihrem Geburtstag, denn dieses einschneidende Ereignis wird alles verändern. Ein alter Wegbegleiter hat es vorausgesagt und in der Regel treten dessen Ankündigungen ...

Tante Poldis vierter Fall ist ganz nah dran an ihrem Geburtstag, denn dieses einschneidende Ereignis wird alles verändern. Ein alter Wegbegleiter hat es vorausgesagt und in der Regel treten dessen Ankündigungen auch ein. Deshalb muss die Poldi bei der Lösung ihres mit den höchsten klerikalen Kreisen in Verbindung stehenden Falls einen ordentlichen Zahn zulegen, denn es geht diesmal auch um ihre allerengsten Lieben, verwandtschaftstechnisch und bzgl. ihrer ganz großen sizilianisch vulkanischen Liebe. Ein köstliches Vergnügen für alle Freunde von schrägem Humor auf italienisch bayrische Art. Tante Poldi Freunde, lasst uns einfach mitfeiern, wenn uns unsere Freundin zeigt, wie man das Leben nimmt, selbst wenn der nervige Gevatter Tod einem dabei gehörig auf die Nerven geht. Und eingeladen sind natürlich auch alle Neuzugänge, hereinspaziert. Denn Freunde kann man nie genug haben.

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