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Veröffentlicht am 11.02.2020

Violets Geschichte

Violet
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Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen:

Wir schreiben das Jahr 1932. Violet Speedwell ist quasi eine“ überflüssige“ alte Jungfer, eine Frau, die in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges ihre ...

Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen:

Wir schreiben das Jahr 1932. Violet Speedwell ist quasi eine“ überflüssige“ alte Jungfer, eine Frau, die in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges ihre Liebsten und ihren Liebsten verlor. Frauen wie Violet sind im Nachkriegsengland gefürchtet, und man bemitleidet sie auch. Violet will nicht bis ans Ende ihrer Tage bei ihrer alten, verbitterten Mutter wohnen. Also macht sie sich auf nach Winchester. Ihre Arbeit ist nichts Besonderes, aber Erfüllung findet sie im Stickerinnenkreis von Winchester – die Frauen fertigen Kissen für die Kathedrale an. Violet schöpft neuen Lebensmut, doch der zweite Weltkrieg wirft seine Schatten voraus…

Ich habe den Roman „Violet“ von Tracy Chevalier sehr gerne gelesen, da mich das Schicksal der Protagonistin berührt hat. Die Autorin verzichtet auf großes Getöse, sie entwirft eine Geschichte der leisen Töne. Es ist auch eine Erzählung von Emanzipation und Freundschaft. Es mag Längen in der Geschichte geben, aber mich hat das nicht gestört.

In unserer schnelllebigen Zeit ist „Violet“ genau das Richtige, um innezuhalten.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Raffinierte Wendungen

Der Abgrund in dir
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"Der Abgrund in Dir“ ist ein toller Roman. Ein auktorialer Erzähler führt uns durch das Geschehen, und als Leser folgen wir der Protagonistin Rachel Childs, die vordergründig das perfekte Leben führt. ...

"Der Abgrund in Dir“ ist ein toller Roman. Ein auktorialer Erzähler führt uns durch das Geschehen, und als Leser folgen wir der Protagonistin Rachel Childs, die vordergründig das perfekte Leben führt. Der Ehemann ein Beau, die Ehe frei von finanziellen Sorgen. Weshalb also tötet Rachel ihren Geliebten? Wieso erschießt sie ihren Mann?
Wir erfahren, dass Rachel eigentlich ein gebranntes Kind ist - aufgewachsen ist sie mit einer dominanten und herrschsüchtigen Mutter, über ihren biologischen Vater erfuhr sie nie etwas, die Mutter hütete den Namen von Rachels Erzeuger wie ein Staatsgeheimnis. Kein Wunder, dass Rachel als Erwachsene unter zahlreichen Störungen und Neurosen leidet…und als sie glaubt, dass sich ihr Leben endlich zum Guten gewendet hat, kommt sie einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur …

Ich bin ein großer Fan von Dennis Lehane. Ich liebe die Verfilmungen seiner Werke, „Shutter Island“ mit Leonardo di Caprio ist einer meiner Lieblingsfilme, wobei ich sagen muss, dass die literarische Vorlage noch besser ist als die Adaptation für den Bildschirm.
Auch das neueste Werk Lehanes beweist, dass der Autor ein Meister des raffinierten plots und der unvorhergesehenen Wendungen ist. Die Protagonistin Rachel ist eine facettenreiche Figur, mit der ich richtig mitgelitten habe. Man kann natürlich argumentieren, dass das, was ihr passiert, absurd ist, aber ist nicht Lehane in Teilen nah dran an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen (natürlich überspitzt) ? Wie heisst es doch so schön – only life can be stranger than fiction.
„Der Abgrund in dir“ ist ein klasse Thriller, der mich bestens unterhalten hat. Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht viel verraten, um potentiellen Lesern nicht das Vergnügen zu verderben. Nur soviel: Mich hat neben dem plot auch die handwerkliche Umsetzung überzeugt. Denis Lehane versteht es, den Leser zu fesseln. Sukzessive wird eine schier unglaubliche story enthüllt.
Als Lehane – Fan kann ich gar nicht anders, als das Buch zur Lektüre zu empfehlen.
Der klug geplottete Thriller erhält von mir die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 29.10.2019

Die Morde von Whitechapel

Hurenmord - Die Rose von Whitechapel
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„Hurenmord “ ist ein historischer Roman, der im Kern eine Interpretation der Whitechapel – Morde von 1888 ist.
Die bestialischen Morde an Prostituierten, die eigentlich nie aufgeklärt wurden, regen bis ...

„Hurenmord “ ist ein historischer Roman, der im Kern eine Interpretation der Whitechapel – Morde von 1888 ist.
Die bestialischen Morde an Prostituierten, die eigentlich nie aufgeklärt wurden, regen bis heute die Phantasie von Geschichtenerzählern an. Daher ist es kaum verwunderlich, dass „Jack the Ripper“ Gegenstand fiktionaler (filmischer und literarischer) Adaptionen wurde (man denke etwa an den Film ‚From Hell‘).
Der Stoff rund um den Frauenmörder ist bereits unzählige Male verarbeitet worden.
Tabea Koenig legt mit „Hurenmord“ ihre Theorie vor.
Der Roman ist der zweite Teil einer Reihe, man kann ihn jedoch prima als stand alone lesen.

Worum geht’s?
- Eine ehemalige Prostituierte leitet ein Frauenhaus im viktorianischen London. Die Witwe wird aus ihrer Trauer gerissen, als ihre Schützlinge grausam ermordet werden.
Auch die Londoner Polizei steht unter Druck, die Öffentlichkeit will Resultate sehen: Wer ist Jack the Ripper?

Der Roman ist unglaublich spannend, ich habe mich während der Lektüre nie gelangweilt. „Hurenmord“ ist ein gelungener Mix, die Figuren sind sympathisch und „rund“. Als Leser bekommt man Einblick in das Privatleben der Charaktere, und auch die Ermittlungsarbeit der Polizei wird geschildert. Viele kleine Details machen das viktorianische London wieder lebendig, auch wenn man vielleicht sagen könnte, dass das Frauenhaus „Renfield Eden“ ein ahistorisches Konstrukt ist. Es gab aber um 1880 Armenhäuser und Suppenküchen. Am besten gefiel mir die Sozialkritik im Roman: Tabea Koenig zeigt, dass Frauen und Kinder das schwächste Glied der Gesellschaft waren. Auch „ehrbare“ Frauen konnten schnell ins soziale Abseits gelangen. Fabrikarbeiter, Tagelöhner, Streichholzverkäufer und Prostituierte – sie alle gehörten zum Immigrantenviertel Whitechapel.
Wohnraum war knapp – es gab sogar „Stehschläfer“ (Vgl. „Bettgänger“), dies wusste ich vor der Lektüre von „Hurenmord“ gar nicht.
Obwohl ich den ersten Teil der Reihe nicht kenne, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten, ich habe aber direkt Lust bekommen, auch den Reihenauftakt zu lesen, weil mich „Hurenmord“ so gefesselt hat. Manche Formulierungen haben mir jedoch nicht gefallen, weniger Pathos hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht. Auch habe ich mich während der Lektüre gefragt, ob man im viktorianischen London schon ein Bewusstsein für die Schädlichkeit mancher Handlungen hatte.
Eine Liebesgeschichte wird mit einer Krimihandlung verwoben, als Leser leidet man förmlich mit den Figuren. Anders als andere Autoren romantisiert die Autorin die Armut der Frauen (ergo die Prostitution) nie. Die Protagonistinnen sind keine Objekte; insofern ist der Titel „Hurenmord“ irreführend. Man sollte sich nicht vom Titel abschrecken lassen, der Roman ist kein sensationslüsterner Histo – Trash. Ich mag den Untertitel lieber! Besonders gefreut habe ich mich übrigens über das Nachwort, das absolut lesenswert und sehr informativ ist.


Fazit:
„Hurenmord – die Rose von Schottland“ ist ein richtig schöner Schmöker, der spannende Lesestunden garantiert und auch was für’s Herz bietet. Man muss jedoch bereit sein, sich auf das Genre einzulassen. Auf eine interessante Exposition folgt ein Hauptteil, der es in sich hat, die Spannung lässt bis zum spektakulären Showdown nicht nach.
Die Erzählung hat mich richtig gut unterhalten, ich hatte vor der Lektüre gar nicht damit gerechnet, ich hatte einfach nur Lust auf eine story vor viktorianischem Hintergrund.
Trotz aller Kritikpunkte vergebe ich daher die volle Punktzahl für diesen tollen Roman. Band eins und Band drei stehen schon auf meiner Wunschliste!



Veröffentlicht am 23.10.2019

Krimihighlight

Hotel Cartagena
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„Hotel Cartagena“ ist der neunte Band aus der Krimireihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Kolumbien vs. Norddeutschland, es gibt zwei Handlungsstränge, und doch findet der Showdown wieder im guten ...

„Hotel Cartagena“ ist der neunte Band aus der Krimireihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Kolumbien vs. Norddeutschland, es gibt zwei Handlungsstränge, und doch findet der Showdown wieder im guten alten Hamburg statt. Buchholz‘ Romane sind sowieso eine Liebeserklärung an die Hansestadt.
Henning Garbarek ist ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der in den achtziger Jahren sein Glück in Kolumbien sucht. Narcos, Breaking Bad, Miami Vice, Stirb langsam, La Casa de Papel (ich frage mich, ob die jüngeren Leser die Anspielungen auf popkulturelle Phänomene der Eighties im Roman überhaupt verstehen?). Es kommt, wie es kommen muss, der Hamburger mischt im aufkommenden Drogengeschäft mit und stellt für die Kolumbianer die „Brücke“ nach Europa her. Doch dies geht nicht lange gut.
Jahre später sinnt Garbarek auf Rache, und es trifft ausgerechnet Riley und Co, als ihr Ersatzvater und Mentor „Faller“ seinen 65. Geburtstag in einem Nobelhotel feiert.
Buchholz‘ Krimireihe ist „richtige“ Literatur für mich, denn ich „reibe“ mich am Inhalt, ich ärgere und ich freue mich über das Geschriebene. Die kurzen, knappen Kapitel finde ich spitze, ebenso die Sprache, die lakonisch und fast schnodderig ist. Manchmal muss ich auch an angloamerikanische Literaten (Frauen eingeschlossen) denken, denn wie Buchholz schreibt in Deutschland niemand. Stream of Consciousness, innere Monologe – das kann die Autorin gut, das Gedankenkarussell von Chastity Riley hat mich wieder mit dem Krimi versöhnt (ich glaube aber nicht, dass Reihenneulinge verstehen werden, dass Carla vergewaltigt wurde).
Den Anfang von „Hotel Cartagena“ fand ich recht zäh, und Buchholz muss aufpassen, dass ihre Figuren nicht zu Karikaturen und Comicfiguren werden, weil sie alle so saucool sind, wie es im wahren Leben wenige Leute sind. Viele männliche Figuren sind der Staatsanwältin mit Bindungsphobie regelrecht verfallen, weniger wäre da mehr, es hat fast schon etwas von Bella Swan in „Twilight“. Auch habe ich mich zunächst über etwas geärgert, das zunächst wie Salonkommunismus wirkt: Da werden Frauen geliebt, die „die Faust recken“, die gut situierte Riley ärgert sich über den „Kapitalismus“.
Im Verlauf des Romans wird aber eine profunde Sozialkritik mit Hand und Fuß entwickelt. Damit kann ich leben, und ich finde es wichtig, dass Literatur nicht nur schöngeistig ist. Nach einer etwas zähen Exposition nimmt die Erzählung dann richtig Fahrt auf, es kommt zum großen Showdown, die Bilder und Metaphern sind großartig, „zwei (…)Erzengel“ bewachen während einer Geiselnahme die halluzinierende (Blutvergiftung!) Chastity, die sich auch in dieser Ausnahmesituation nicht unbedingt keusch verhält. Damit komme ich zu einem weiteren Kritikpunkt. Natürlich sind Polizisten geschult in Sachen Extremfälle, aber dass quasi niemand während der Geiselnahme in Panik geriet, auch Rocco & Carla & Klatsche nicht, fand ich unglaubwürdig. Das Ende des Romans war aber wieder großes Kino: Riley auf den Spuren ihrer Vorfahren in Schottland.

Fazit:
Diversität ist in der Krimireihe rund um die Halbamerikanerin Riley kein bloßes Schlagwort. Multikulturalismus ist etwas Selbstverständliches, so selbstverständlich, dass er nicht an die große Glocke gehängt wird und daher nie forciert wirkt. Stil und Sprache – große Kunst. Es ist nicht einfach, in wenigen Worten Dinge auf den Punkt zu bringen. Obwohl ich mich zu Beginn der Lektüre zum Weiterlesen zwingen musste, konnte ich den Krimi bald nicht mehr beiseitelegen. Trotz aller Kritikpunkte vergebe ich für „Hotel Cartagena“ daher die volle Punktzahl, und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall!

Veröffentlicht am 09.06.2019

Uhtred kämpft gegen die Wolfskrieger

Wolfskrieg
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Das Hörbuch „Wolfskrieg“ hat mich sehr gut unterhalten!
Die Stimme des Sprechers gefiel mir gut, und auch die Intonation fand ich angenehm. Ich muss jedoch zugeben, dass ich männliche Stimmen weiblichen ...


Das Hörbuch „Wolfskrieg“ hat mich sehr gut unterhalten!
Die Stimme des Sprechers gefiel mir gut, und auch die Intonation fand ich angenehm. Ich muss jedoch zugeben, dass ich männliche Stimmen weiblichen vorziehe, wenn es um Audiobooks geht. „Wolfskrieg“ ist der elfte Band aus der Reihe rund um Uhtred. Der Protagonist ist mittlerweile sechzig Jahre alt und er hat sein großes Ziel erreicht – er hat den Stammsitz seiner Familie zurückerobert, die Bebbanburg.
Dennoch kann sich der Krieger nicht zur Ruhe setzen, denn politische Unruhen und Aufstände sorgen für Konflikte im heutigen England bzw. Großbritannien.
In der Uhtred – Reihe geht es eigentlich um nation building. Diesen Begriff füllt der Autor Bernard Cornwell mit Leben. Es gibt Kämpfe und Intrigen, Schlachten und Ränkespiele.
Und auch die Wikinger mischen wieder kräftig mit – Sköll Grimmarson wird zum Gegenspieler des Kriegsherrn aus Northumbria, und Uhtred bleibt nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen und gegen die „Wolfskrieger“ zu Felde zu ziehen…
Sorgfältig recherchierte historische Romane sind oft trocken und blutleer, erinnern nicht selten an Sachbücher. Nicht so hier! Cornwell gelingt es, einen historischen Stoff packend zu „übersetzen“. Dabei gibt es im elften Band ein Wiedersehen mit Figuren, die ich seit der Lektüre von Band eins schätze oder hasse. Und auch religiöse Konflikte spielen wieder eine Rolle. Das Christentum kommt eher nicht so gut weg, dies hat mir schon an Band eins – „Das letzte Königreich“ nicht so gut gefallen, aber als mündige Leserin mache ich mir dazu meine eigenen Gedanken und ich sehe ein, dass Uhtreds anfängliche Zerissenheit zwischen den nordischen Göttern und dem noch jungen Christentum ein Grundpfeiler der Geschichte ist.
Der Held ist dem Christentum wohl oder übel verpflichtet (weshalb, werdet ihr bei der Lektüre oder beim Zuhören erfahren!).
In unserer heutigen säkularen westlichen Welt scheint Religion nicht mehr wichtig zu sein. Die Reihe rund um Uhtred zeigt auf, dass es keine Herrschaft ohne Religion gab, was ich spannend finde. In „Wolfskrieg“ kommt auch wieder eine mystische Figur hinzu, dieses Erzählelement kenne ich aus vorherigen Bänden (ich denke an Skade), und ich finde, dass der Autor einen gelungenen Mix aus Fakten, Fiktion und Mystischem präsentiert. Natürlich spielen auch Schlachten wieder eine große Rolle, Cornwell liebt es, kriegerische Auseinandersetzungen in epischer Breite zu präsentieren, was mich persönlich aber nicht stört.
Cornwells Figuren sind keine Übermenschen, die unverwundbar sind. Misserfolge und Verluste machen die Charaktere „rund“ und glaubwürdig.

Fazit:
„Wolfskrieg“ bietet packende und spannende Unterhaltung. Dem Autor ist ein Kunststück gelungen. Dreh – und Angelpunkt der Reihe ist die Rückeroberung der Bebbanburg, und trotzdem ist mit Band elf nicht „die Luft raus“. Ich freue mich jedenfalls schon auf Band 12 und auch auf die vierte Staffel der Serien - Adaption „The Last Kingdom“ (Netflix).