Cover-Bild Das wilde Leben der Cheri Matzner
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 24.04.2019
  • ISBN: 9783257070552
Tracy Barone

Das wilde Leben der Cheri Matzner

Stefanie Schäfer (Übersetzer)

Der Radiologe Solomon Matzner und seine Frau freuen sich auf ihr Kind. Da erleidet Cici eine Fehlgeburt, und Sol weiß sich nicht anders zu helfen, als schnellstens ein Ersatzkind zu adoptieren: Cheri. Ein rebellisches Mädchen, das auch später als Frau nicht ansatzweise dazu bereit ist, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Ein Buch über die Familie, an der man sich die Zähne ausbeißt und ohne die man trotzdem nicht sein kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2019

nichts wird beschönigt

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Meine Meinung zum Buch:
Ich hatte mir unter „wildem Leben“ etwas anderes vorgestellt, denn Cheri führt zwar ein aufregendes, manchmal auch rebellisches und dann wieder schicksalhaftes Leben, aber als wild ...

Meine Meinung zum Buch:
Ich hatte mir unter „wildem Leben“ etwas anderes vorgestellt, denn Cheri führt zwar ein aufregendes, manchmal auch rebellisches und dann wieder schicksalhaftes Leben, aber als wild hätte ich es nicht bezeichnet. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Geschichte in lockerem Stil erzählt wird und man so nebenbei recht viel über Cheri, aber auch über ihre Adoptiveltern und ihren Ehemann erfährt. Auch wenn im Familienleben von Cheris Adoptiveltern einiges schief läuft, so hat sie dennoch nie den Kontakt zu ihnen komplett abgebrochen. Die Beziehung zwischen Cheris Ehemann Michael und ihr läuft auch nicht mehr gut bis zu dem Zeitpunkt, als Michael von seiner tragischen Diagnose erfährt und weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Dadurch ergeben sich wieder neue Wertigkeiten, sowohl beruflich als auch privat und auch das Thema Kinderwunsch wird nochmals neu betrachtet.
Mir hat am Buch sehr gefallen, dass auch brisante Themen wie Affären, Alkohol- und Tablettenabhängigkeit, Adoption usw. angesprochen werden und dass nichts beschönigt wird. Die Themen werden von ihren positiven wie negativen Seiten betrachtet.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Ein aufgebrachtes ruheloses und sehr anstrengendes Leben, bis dahin

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Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen ...

Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen Kinder mehr haben kann. Solomons geliebte Frau stürzt in eine tiefe Depression und er weiß sich nicht anders zu helfen, wie die sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen und die Adoption eines Babys zu bewerkstelligen. Cici ist überglücklich über dieses 'ihr geschenkte' Kind und sie überschüttet die kleine Cheri mit ihrer Liebe. Cheri zeigt schon früh ein ruheloses, sich gegen alles auflehnendes Wesen. Sie hat manchmal das Gefühl, das ihre Familie nicht wirklich ihr Zuhause ist. Als sie dann relativ spät erfährt, das sie adoptiert wurde, trifft sie das sehr und macht ihr Leben als junges Mädchen und später als Erwachsene für sie selbst nicht leichter. Es ist unstet und von Brüchen durchzogen. Und es ist ihr auch nicht möglich in einer eigenen Familie eine innere Heimat zu finden.
Die Geschichte selbst ist unruhig und hektisch und drückt so Cheris pure Rebellion gegen irgendwie die ganze Welt aus. Dem gegenüber steht der tolle, eher ruhige Schreibstil der Autorin, der der Ruhelosigkeit entgegensteht, aber nicht in einem negativen Sinne. Ich finde, die Wahl des Erzählstils hält die Geschichte auf diese Weise richtig gut zusammen und macht den Roman letztendlich zu einem schlüssigen Werk mit einem Ende, mit dem ich sehr zufrieden bin, wenn mir auch beim Nachsinnieren über Cheris Geschichte kurz der Gedanke kam, wie ihr Leben wohl weiter geht. So ganz zu Ende erzählt scheint es mir noch nicht zu sein.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Eher tragisch als komisch

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Solomon Matzner liebt seine italienische Frau Cici mit ganzem Herzen und beide freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch nach einer Fehlgeburt kapselt Cici sich ab und verkriecht sich in einer eigenen ...

Solomon Matzner liebt seine italienische Frau Cici mit ganzem Herzen und beide freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch nach einer Fehlgeburt kapselt Cici sich ab und verkriecht sich in einer eigenen Welt. Solomon adoptiert ein Kind um Cici wieder Freude am Leben zu schenken. Cici liebt ihre Tochter Cheri abgöttisch und sie konzentriert sich fast ausschließlich auf ihr Kind.
Mir hat der Anfang des Buches sehr gut gefallen. Das Mädchen Miriam geht in eine Klinik, bekommt ihr Kind und lässt es dort zurück. Billy Beal leistet in der Klinik Sozialstunden ab und ist sogleich fasziniert von Miriam und von dem Baby, das zunächst als Pflegekind in Billys Familie kommt und bald danach von Solomon adoptiert wird.
Ich habe lange darauf gewartet, dass Billy und auch Miriam noch einmal auftauchen, doch stattdessen konzentrierte sich das Geschehen sehr stark auf Cici. Dieser Teil des Romans zieht sich für meinen Geschmack wie ein Kaugummi in die Länge und es geschieht irgendwie nichts.
Irgendwann nimmt die Geschichte dann an Fahrt auf, als es um Cheris Leben geht. Sie weiß nicht wirklich etwas über ihre Vergangenheit und sie ist mit ihrem Leben nicht so wirklich zufrieden. Nach dem ersten Drittel ist es der Autorin Tracy Barone endgültig gelungen, mich zu begeistern für ihren Schreibstil und die etwas ungewöhnliche Art, Cheris Geschichte zu erzählen.
Sehr gut gefällt mir das Vorgehen von Cheris Psychologin, Dr. Marlene Vega, die sehr einfühlsam und empathisch Cheri dazu bringt, sich mit ihrem Leben und ihrer Familie auseinanderzusetzen.
Traurig macht mich das Verhältnis zwischen Cheri und ihrem Vater Solomon, von dem sie sich nie angenommen und geliebt fühlte. Das Wissen, dass der Leser über Solomons Leben und die Gründe für sein Verhalten erlangt hat, fehlt Cheri natürlich.
Cheri hat ein sehr bewegtes und bewegendes Leben geführt, das erst nach und nach fühlbar und greifbar wird und mich hin- und hergerissen zurücklässt.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Vom Schicksal vorbestimmtes Leben?

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Hundert Prozent „Happy Family“, so der Titel der englischen Originalausgabe, ist vermutlich nicht zu erreichen. Manchmal spielt einem das Schicksal übel mit, dann wieder bekommt man ein besseres Lebenslos ...

Hundert Prozent „Happy Family“, so der Titel der englischen Originalausgabe, ist vermutlich nicht zu erreichen. Manchmal spielt einem das Schicksal übel mit, dann wieder bekommt man ein besseres Lebenslos zugeteilt. Das turbulente, aber nicht unbedingt wilde Leben der Cheri Matzner spiegelt genau diese Grundthematik wider.

Der vierteilige Roman beginnt mit den Umständen, wie Cheri auf ihre Adoptiveltern Cici und Solomon Matzner trifft, wie die beiden sich kennengelernt hatten. Wir lesen über die ablehnende Haltung ihrer Familien bezüglich ihrer Beziehung und begleiten Cici im Krankenhaus bei der Fehlgeburt ihres Kindes. Als sie danach in ein emotionales Loch fällt, weiß sich Solomon nicht anders zu helfen, als schnellstmöglich ein „neues“ Kind - Cheri - zu adoptieren.

Während der Roman im ersten Teil recht chronologisch erzählt wird, sind die Teile zwei und drei eher von spontanen Sprüngen an verschiedene Punkte in Cheris Leben gekennzeichnet. In meiner Wahrnehmung steht dabei weniger eine vollständige Geschichte im Vordergrund, sondern vielmehr eine Begründung oder Herleitung von Cheris Gefühlsleben, ihrer Zweifel und Gedanken nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip. Die Ereignisse untereinander stehen kaum im Zusammenhang, hatten jedoch starken Einfluss auf ihre Entwicklung. Meine liebste Szenerie im Roman erlebt Cheri gemeinsam mit ihrem grummeligen „Großvater“, weil bei mir diese Stelle tatsächlich einen wilden Eindruck hinterlassen hat. Ansonsten war Cheris Leben turbulent, manchmal gefährlich, zeitweise frustrierend und nervig, Leben halt. Der vierte Teil lässt schließlich dieses Tohuwabohu im Roman rund erscheinen, bildet gemeinsam mit Teil eins einen gelungenen Rahmen.

Auch wenn der Roman insgesamt gut erzählt ist, war es mir teilweise zu viel, zu viele Ereignisse und zu viele Personen. Bis auf Cici und Cheri, die wir näher kennenlernen durften, blieben die Personen blass, nur angerissen, charakterisiert oft nur durch eine einzige Handlung. Die meisten tauchen kurz in der Geschichte auf und verschwinden wieder. Das fand ich schade. Ich hätte lieber weniger Charaktere kennengelernt, dafür aber intensiver.

Fazit: Wer für ein Lesevergnügen Chronologie benötigt, sollte hier lieber verzichten. Allen, die beim Lesen gern Puzzleteile sammeln, diese zum Ende hin zusammensetzen und fehlende Teile mit eigenen Gedanken füllen, kann ich die vielseitige Cheri Matzner nur empfehlen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Melancholische, realistische Familiengeschichte

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Das war ein sehr bewegendes Lesevergnügen und ein beeindruckendes Debüt. Erzählt wird die Geschichte der Familie Metzner in zwei Generationen. Zunächst stehen Cici und Sol im Vordergrund, die Frischverliebten, ...

Das war ein sehr bewegendes Lesevergnügen und ein beeindruckendes Debüt. Erzählt wird die Geschichte der Familie Metzner in zwei Generationen. Zunächst stehen Cici und Sol im Vordergrund, die Frischverliebten, die für ihre gemeinsame Zukunft von ihrer eigenen Familien verstoßen werden und so ganz auf sich allein gestellt durchstarten. Ein Baby soll das Glück perfekt machen, doch dieses bleibt versagt - so kommt es zur Adoption von Cheri. Zeitsprung zu eben jener Cheri, die anläßlich ihres 40. Geburtstags über ihr bisheriges Leben, die aus verschiedenen Gründen komplizierte Beziehung zu ihren Eltern und die nicht weniger einfache Beziehung zu ihren Ehemann reflektiert.

Das ist schon fast der ganze Plot. Das soll nicht heißen, dass im Buch nichts passiert, im Gegenteil, es kommt zu vielen merkwürdigen, komischen und traurigen Situationen, vieles wird nacherzählt, die Kapitel springen in den Zeiten. Doch bei allem stehen die Charaktere im Vordergrund, sie sind es, nicht der Plot, die die Geschichte voran bringen. Das Buch stellt das Leben aller Charaktere und ihre Beziehungen untereinander sehr realistisch dar, mit allen Höhen und, vor allem, allen Tiefen. Es geht dabei vorrangig um Eltern-Kind- sowie Paarbeziehungen.

Das Verhältnis zu Cheri und ihren Eltern ist aus verschiedenen Gründen angespannt, neben zu lange verschwiegenen oder verdrängten Familiengeheimnissen und (un)bewusster Ablehnung bzw. empfundener Ausgrenzung gehören dazu Fragen wie: Wie viel Liebe muss ich geben, wie viel ist zuviel? Welche Erwartungen habe ich an mein Kind - vielleicht aus egoistischen Gründen, die im "Ich will doch nur dein Bestes"-Kontext verschleiert sind? Und: Welche Rolle spielt Blutsverwandschaft vs. Adoption?

Ähnlich facettenreich werden die Paarbeziehungen zwischen Cici und Sol (Cheris Eltern) als auch Cheri und ihrem Mann dargestellt. Was kommt nach der ersten großen Verliebtheit, also da, wo die meisten Romane enden? Was ist, wenn der Alltag Einzug hält? Die Gewohnheit? Die Liebe sich auf andere Dinge "verschiebt"? Wie viel kann/muss/darf eine Ehe aushalten?

Wer an derartigen Überlegungen Gefallen hat, ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Cheri ist keine strahlende Titelheldin, sondern eine mit echten Ecken und Kanten, und ich fand es sehr spannend nach und nach zu verstehen, wie sie (und ihre Eltern) zu der wurde, die sie ist. Mit jeder Seite konnte ich mich besser in die Geschichte einfühlen und, fast ohne dass ich es bemerkt habe, war ich so gepackt, dass ich beim Kapitel "Michael" weinen musste - das war sehr bewegend und so... echt.

Sehr gut haben mir auch die Verknüpfungen mit zeitgeschichtlichen Ereignissen gefallen, die die inneren Strapazen der Familie quasi weltpolitisch widerspiegeln (Kubakrise in den früheren Kapiteln, drohender Irakkrieg in den späteren).

Und dann kam der Epilog - ein kleiner Meisterstreich der Autorin, der die zuvor gelesenen knapp 500 Seiten noch einmal in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen und noch eine extra Schippe Verständnis und Mitgefühl für die Charaktere draufpackt.

Ein empfehlenswertes Debüt!