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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2019

Überraschend anders

Drei
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Rezension zu „Drei“ von Dror Mishani
Diese Rezension wird sehr kurz, da man kaum etwas über das Buch schreiben kann, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Das zeigt schon, wie dicht das Buch geschrieben ...

Rezension zu „Drei“ von Dror Mishani
Diese Rezension wird sehr kurz, da man kaum etwas über das Buch schreiben kann, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Das zeigt schon, wie dicht das Buch geschrieben ist und wie viel auf den doch eher wenigen Seiten geschieht.
Dror Moshani schreibt seine Geschichte mit einfachen, kurzen Sätzen beinahe nüchtern und doch kommt so viel beim Leser an. Der Leser ist durch den Erzählstil nah an der Geschichte dran, ohne Teil dessen zu sein. Er ist eher ein stiller Beobachter, für den die Figuren zunächst nur graue Silhouetten sind, die dann nach und nach Form und Farbe erhalten. Drei Frauen, die nichts verbindet außer einem Mann, der sie alle drei kennt. Die Geschichte überrascht und ist spannend bis zum Schluss. Mehr muss man als Leser vorher nicht wissen. Besser noch: mehr sollte man als Leser nicht wissen, da durch die kleinste Information zu viel der Überraschungseffekt dahin sein kann. An alle, die interessant geschriebene Geschichten mögen, die nicht erahnen lassen was geschieht: Lest dieses Buch! Man muss kein großer Fan hoher Literatur sein, um diesen Roman spannend zu finden und zu mögen.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Über den Wert der Familie

Die Dinge, die wir aus Liebe tun
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Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen ...

Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen werden so eingesetzt, dass man sich als Leser mitten im Geschehen sieht, jedoch nicht von zu vielen Erklärungen abgelenkt oder gestört wird.
Die Protagonistin Angie ist eine liebevolle, junge Frau, die sich durch ihren Kinderwunsch, der nicht in Erfüllung geht, selbst verloren hat. Deshalb entfernt sie sich auch von ihrem Mann und zieht zurück in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist und ihre Familie ein Restaurant betreibt. Es macht Spaß ihr zuzusehen, wie sie dort zurechtkommt. Richtig berührend wird es, nachdem sie Lauren begegnet. Lauren ist ein faszinierender Charakter, hat sie es doch im Leben nie leicht gehabt, aber dennoch tolle Ziele, für die sie sich stark macht. Angie und Lauren, das verrät schon der Klappentext, haben eine Verbindung, die nicht ohne Konflikte bleibt. Und genau dieser Punkt macht das Buch am Ende so berührend. Immer wieder zum Schmunzeln ist der Roman, weil Angie eine tolle Familie hat. Sie und ihre Schwestern scheinen verschieden zu sein, aber am Ende halten alle zusammen wie Pech und Schwefel. Ein netter Charakter ist auch Angies Mutter, der man ihr italienisches Temperament anmerkt und die einfach zum Knuddeln ist.
Und dann wäre da noch Conlan, Angies Exmann, den sie nicht vergessen kann. Conlan bleibt zu Beginn eher blass und spricht den Leser wenig an. Durch Angies Gedanken erhält er aber immer mehr Kontur, bis auch er zu einem wichtigen Charakter des Romans wird.
Die Geschichte zeigt, wie wichtig die Familie ist und dass man ein Zuhause hat. Einen Ort, an dem sich Menschen um einen kümmern und an den man immer zurückkommen kann.
Daher eine ganz große Leseempfehlung für dieses Buch, dass zwar nicht immer leichte Sommerlektüre ist, aber seine Leser glücklich-berührt zurücklässt.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Lesenswert!

Weiße Fracht
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Rezension zu „Lost in Fuseta – Weiße Fracht“ von Gil Robeiro
Seit ich die ersten zwei Teile der „Lost in Fuseta“- Krimis als Hörbuch gehört habe, bin ich ein riesen Fan der Reihe. Auch der dritte Fall ...

Rezension zu „Lost in Fuseta – Weiße Fracht“ von Gil Robeiro
Seit ich die ersten zwei Teile der „Lost in Fuseta“- Krimis als Hörbuch gehört habe, bin ich ein riesen Fan der Reihe. Auch der dritte Fall hat mir unglaublich gut gefallen. Sofort fiel mir auf, dass der Schreibstil, der mich auch bei den Hörbüchern schon fasziniert hat, beim Lesen genauso gut rüberkommt. Der Krimi lässt sich locker leicht lesen. Mit detailreichen, aber nicht zu detaillierten, Beschreibungen schafft es Gil Robeiro (der im übrigen Deutscher ist und diese Reihe unter einem Pseudonym verfasst) den Leser (oder zuvor Hörer) nach Portugal zu entführen und eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Man ist mittendrin in Fuseta an der Algarve, genießt die Sonne und das Meer, was einen wunderbaren Kontrast zu den Mordfällen bietet. Wer also Krimis mag, sich aber bei zu düsterer Stimmung gruselt, für den ist diese Reihe perfekt. Auch Portugalliebhaber sollten mal einen Blick hineinwerfen.
Mir persönlich ist bei Krimis immer wichtig, dass die Ermittler irgendwie Charakter haben und da ich kaum Thriller, dafür aber Romane etc. lese, mag ich Nebenhandlungen. Auch dies bekommt man in „Lost in Fuseta“.
Da wären zum einen Graciana und Carlos, die beiden portugiesischen Ermittler, die ein tolles Team sind. Graciana überzeugt mit ihrer aufgeweckten, freundlichen Art. Carlos wirkt zunächst mürrisch, aber wer ihn kennt weiß, dass auch er sehr menschlich ist. Witzig finde ich, dass er fast immer etwas zu Essen dabeihat und es häufig so wirkt, als lebe er etwas gemütlich vor sich her. Der dritte im Bunde ist Leander Lost, womit sich auch der Name der Krimireihe erklärt. Lost ist Deutscher und Teilnehmer eines europäischen Austauschprogramms. Er hat das Asperger-Syndrom, ist also Autist, weshalb er immer wieder Probleme im Umgang mit anderen Menschen hat, aber die Ermittlungen als Eidetiker auch bereichert. Leander fasziniert mit seiner Art, ist er doch überaus intelligent und geht auch sehr interessante Weise mit der Einschränkung um, dass er weder ganze Gesichter sehen, noch Mimik, Gestik sowie Untertöne in der Sprach wahrnehmen kann. Die Figuren nehmen immer wieder Raum ein, allerdings hatte ich den Eindruck, dass in diesem Band der Fall etwas weiter im Vordergrund stand, als es im vorherigen Band. Auch war der Fall hier etwas spannender (nicht das der letzte Band nicht spannend gewesen wäre, aber hier ist die Spannung größer).
Wer Krimis mit sonnigem Setting mag, in denen der Fall spannend ist, aber auch die Ermittler ihre Geschichte haben, der sollte unbedingt zu Lost in Fuseta greifen – und da gilt nicht nur für „Weiße Fracht“, sondern auch für die ersten zwei Bände.

Veröffentlicht am 22.06.2019

wichtige Themen, die zum Nachdenken anregen

Die Frauen von Salaga
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Rezension zu „Die Frauen von Salaga“ von Ayesha Harruna Attah
Dieses Buch war das erste Buch, dass ich gelesen habe, dass in Afrika spielt und von einer afrikanischen Autorin verfasst wurde. Schonmal vorab: ...

Rezension zu „Die Frauen von Salaga“ von Ayesha Harruna Attah
Dieses Buch war das erste Buch, dass ich gelesen habe, dass in Afrika spielt und von einer afrikanischen Autorin verfasst wurde. Schonmal vorab: Ich kann es nur empfehlen.
Zunächst zum Schreibstil: Er ist angenehm und lässt sich flüssig lesen, aber nicht auf diese lockere Liebesroman-Weise, sondern ernster und tiefer. Durch tolle Beschreibungen erhält die Geschichte eine beeindruckende Atmosphäre, sodass man sich als Leser schnell mitten in Afrika wiederfindet. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen, Aminah und Wurche. Dies war zunächst etwas anstrengend, was aber nicht an der Geschichte oder am Stil lag, sondern daran, dass viele Namen von Figuren und Städten logischerweise afrikanisch sind und es mir schwer viel, mir alle zu merken und zu verstehen, wie die Figuren zusammenhängen. Daher wer ein kleines Register am Ende oder zu Beginn des Buches hilfreich gewesen, eventuell auch mit Stammbaum. Im Verlauf des Buches findet man aber gut hinein in die Geschichte um Aminah und Wurche.
Die Protagonistinnen sind interessant, vor allem, da sie so verschieden und sich doch wieder ähnlich sind. Dem Klappentext ist schon zu entnehmen, dass Aminah entführt und als Sklavin verkauft wird. Dieser Teil ist erschreckend real erzählt und sorgt dafür, dass man sich als Leser unwohl fühlt. Ihre Gedanken sind gut nachvollziehbar und bei ihren Erlebnissen wird deutlich, wie stark sie eigentlich ist. Genau das hat sie mit Wurche gemeinsam. Wurche stammt aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie. Sie ist rebellisch insofern, als dass sie sich ungern in die Rolle der Ehefrau und Mutter drängen lässt, sondern etwas bewegen will. In der ersten Hälfte des Buches, kennen sich die beiden nicht. Es ist spannend ihre Lebenswege nachzuvollziehen und schnell spürt man, dass es kaum möglich ist dem Patriarchat zu entkommen. Nachdem die beiden sich treffen, verbindet sie ihre Kämpfernatur. Etwas irritiert hat mich der Klappentext laut dem sich beide in denselben Mann verlieben und der den Eindruck vermittelt, dass dies sehr im Zentrum steht. Das ist aber weniger der Fall. Es stimmt zwar, dass beide denselben Mann lieben, doch kommt es deswegen nicht zu solch riesengroßen Konflikten, wie ich aufgrund des Klappentextes erwartet habe. Stattdessen geht es um so viel mehr und das ist auch gut so! Der Roman macht deutlich, wie sehr die beiden Frauen, stellvertretend für viele andere, unter dem Patriarchat leiden. Wie sie eingeschränkt und in ihrer Selbstentfaltung unterdrückt werden. Außerdem ist der Sklavenhandel ein großes Thema. Sehr zu meiner Freude spielte auch die Kolonisation durch die Europäer eine Rolle. Ein Roman, der am Ende des 19. Jahrhunderts in Afrika spielt, hätte ohne diesen Aspekt auch große Lücken. Diese drei Schrecken werden dem Leser deutlich und regen zum Nachdenken darüber an, wie wir mit anderen Kulturen umgehen, welchen Einfluss das Eingreifen haben kann und ob/was man gegen Missstände (insbesondere die Unterdrückung von Frauen und Minderheiten) tun kann/sollte/muss.
Insgesamt ein tolles Buch, das mit interessanten Protagonisten und verschiedenen Themen überzeugt.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Freundschaft und Frausein unterhaltsam thematisiert

Aller Anfang
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Rezension zu „Aller Anfang“ von J. Courtney Sullivan
J. Courtney Sullivan schreibt mit einer angenehmen Leichtigkeit über das Leben vier junger Frauen, Sally, Bree, April und Celia, die sich auf dem College ...

Rezension zu „Aller Anfang“ von J. Courtney Sullivan
J. Courtney Sullivan schreibt mit einer angenehmen Leichtigkeit über das Leben vier junger Frauen, Sally, Bree, April und Celia, die sich auf dem College kennen lernen und Freundinnen werden. Die Geschichte ist lebendig geschrieben. Der Leser kommt gemeinsam mit Sally, einer der vier jungen Frauen, am Smith-College an. So schafft es Sullivan den Leser mitten in die Geschichte zu werfen, die unmittelbar beginnt. Außerdem lernt man als Leser gemeinsam mit den Freundinnen den Campus und das Leben dort kennen.
Zunächst kann irritierend sein, dass die Kapitel sehr lang sind. Wer gerne kürzere Kapitel liest, wird also hier und da mitten im Kapitel das Buch aus der Hand legen. Im Nachhinein hat es dann aber dich weniger gestört, als anfangs gedacht. Das liegt auch daran, dass in jedem Kapitel eine andere der Freundinnen aus ihrer jeweiligen Sicht die Geschichte weitererzählt. Durch die längeren Kapitel hat man die Chance, sich ganz auf da Leben derjenigen einzulassen, die gerade erzählt.
Interessant ist, dass Sally, Bree, April und Celia so ganz unterschiedliche Charaktere sind, was sich auch in ihren Erzählungen niederschlägt und für entsprechende Abwechslung sorgt.
Sally, die früh ihre Mutter verlor, lebt eher das klassische Leben. Bree entdeckt sich selbst im College neu, hadert jedoch lange damit, während April ihren Prinzipien treu bleibt und für ihre Grundsätze kämpft. Celia kommt, neben Sally, aus einem reichen Elternhaus und ist von Beginn an die ehrgeizige Karrierefrau. Insgesamt macht es sehr viel Spaß den Frauen dabei zuzusehen, wie sie ihren Weg finden, sich selbst und einander verlieren, scheitern und siegen und durch das unsichtbare Band der Freundschaft stets verbunden sind.
Spannung entsteht dadurch, dass es der Autorin gelungen ist, in der Geschichte immer wieder Hinwiese zu streuen, die neugierig machen und die dann aufgelöst werden. Außerdem hat man keinesfalls das Gefühl, vier gleiche Leben zu verfolgen, sondern ganz unterschiedliche Lebenswege und jeder ist auf seine Art interessant.
Thematisiert werden außerdem schwierige Themen rund um Frauen, mit denen die Freundinnen, die mal mehr mal weniger feministisch unterwegs sind, in Berührung kommen.
Insgesamt ist „Aller Anfang“ ein tolles Buch, dass sowohl durch die Thematisierung der Benachteiligung und Misshandlung der Frauen in vielen Länder dieser Welt, als auch durch die Geschichte um die Freundschaft der vier Frauen eine tiefgründige Lektüre ist, die gleichzeitig Spaß macht.