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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2018

Höhen und Tiefen

Victorian Rebels - Mein schwarzes Herz
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In ganz jungen Jahren lernen sich Faye und Dougan kennen. Die beiden haben keine leichte Kindheit, aber gegenseitig können sie sich Kraft schenken. Doch eines Tages werden sie grausam auseinandergerissen. ...

In ganz jungen Jahren lernen sich Faye und Dougan kennen. Die beiden haben keine leichte Kindheit, aber gegenseitig können sie sich Kraft schenken. Doch eines Tages werden sie grausam auseinandergerissen. Ob man solch eine tiefe Verbindung wieder vergessen kann?

Das Cover ist wirklich wunderschön. Allerdings weiß man zunächst gar nicht worauf man sich einlässt. Nämlich auf einen historischen Roman mit erotisch-romantischen Zügen und einem Abenteuer.

Und mehr muss man nicht wissen. In diese Geschichte sollte man einfach so eintauchen. Wenn man allerdings Angst vor Cliffhangern hat noch eins vorweg: die braucht ihr nicht haben ;)

Die Geschichte hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich mochte die Beschreibungen der Autorin sehr, da man durch diese immer ein Bild vor Augen hatte und z.B. gemeinsam mit Faye die Strand entlanggegangen ist. Einzig im Mittelteil gab es eine Szene, die zwar an sich gut war, aber schlicht und ergreifend zu lang. Nachdem sich dieser Teil etwas gezogen hat kam zum Ende hin aber nochmal sehr viel Fahrt auf und alles in allem fand ich die Auflösung der Geschichte sehr gut.

Wie bereits kurz erwähnt mochte ich den Schreibstil der Autorin ziemlich gerne, da sie es geschafft hat sehr detailliert und atmosphärisch zu schreiben. Man hat die Figuren verstanden und mit ihnen mitfühlen können. Zudem gab es auch immer wieder kleine Anspielungen, die den Leser zum Mitdenken- und rätseln animiert haben.

Die Charaktere habe ich auch sehr schnell ins Herz geschlossen. Nur in dem angesprochenem Mittelteil hatte ich ein paar Schwierigkeiten, da das Gefühl bei mir aufkam, dass sich die Figuren dort irgendwie anders verhalten haben, als sie es eigentlich tun würden. Aber nichts destotrotz mochte ich sie und es war wirklich interessant sich ein bisschen in eine andere, frühere Lebenswelt einzufühlen.
Auch die Nebenfiguren waren teilweise sehr sympathisch, aber an einigen Stellen hätte ich es mir gewünscht, dass man diese noch ein wenig besser kennenlernen könnte.

Alles in allem hat mir das Buch trotz einiger "Schwachstellen" wirklich gut gefallen. Für mich Neuling was das historische Genre angeht war es ein wirklich guter Einstieg, sodass ich das anderen Interessierten, die sonst vielleicht eher in New Adult oder Ähnlichem unterwegs sind sehr empfehlen kann.
Eine nette Lektüre für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 08.02.2023

„Stone Blind“ ‒ Ein Buch, zahlreiche Blickwinkel

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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In „Stone Blind ‒ Der Blick der Medusa“ wird die Geschichte von Medusa durch Natalie Haynes neu erzählt. Von Medusa haben vermutlich schon sehr viele gehört, ihre Geschichte ist die tragische Wandlung ...

In „Stone Blind ‒ Der Blick der Medusa“ wird die Geschichte von Medusa durch Natalie Haynes neu erzählt. Von Medusa haben vermutlich schon sehr viele gehört, ihre Geschichte ist die tragische Wandlung einer Sterblichen hin zu einem Monster, das mit seinem versteinernden Blick selbst Göttern gefährlich werden kann. Einige kennen vielleicht auch die Erzählung rund um das Ende ihres Lebens, eine Erzählung, in der sich der junge Perseus, ein Sohn des Zeus, auf die Mission begibt, eine der Gorgonen zu köpfen, um seine Mutter vor eine Zwangsehe zu schützen. Auf den ersten Blick scheint die Situation klar ‒ auf der einen Seite steht das Monster namens Medusa, auf der anderen Seite begegnet ihr der Held Perseus, der nicht nur seine Mutter beschützt, sondern auch die Menschheit vor dem Monster mit dem Schlangenkopf bewahrt. Doch ist wirklich immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint? Haben wir nicht schon oft die Erfahrung gemacht, dass mehr dahintersteckt, dass es nicht nur eine Geschichte, sondern immer mehrere gibt? Mehrere Geschichten aus mehreren Blickwinkeln? Sollte es dann nicht auch den Blick der Medusa auf ihre eigene Geschichte geben?

Natalie Haynes hat sich in „Stone Blind“ genau diesem Thema angenommen. Sie will die Geschichte von Medusa erzählen ‒ aus ihrem Blickwinkel und aus noch weiteren, um das Monster, das einst eine junge Frau war darzustellen. Oder gab es vielleicht nie ein Monster?

Man erfährt Medusas Geschichte nicht nur durch ihre eigenen Augen, sondern auch durch die vieler anderer ‒ Sterblicher und Götter zugleich. Es begegne einem beispielsweise der Meeresgott Poseidon oder seine Nichte Athene. Man begibt sich in die Leben von Sterblichen, wie Kassiopeia und Andromeda oder Danaë und Dyktis. Genauso erfährt man mehr über die Gorgonen Euryale und Stheno, lernt Hesperiden und Nereiden kennen. Dadurch gelingt es Natalie Haynes ein viel tiefer gehendes Bild der griechischen Mythologie und der Geschichte der Medusa zu zeichnen. So startet ebenjene Geschichte bereits vor Medusas Geburt und endet erst einige Zeit nach ihrer Köpfung. Gleichzeitig ist man nicht immer nur bei ihr, sondern auch bei den anderen Figuren, die im Großen und Ganzen einen Teil dazu beigetragen haben, wie ihr Leben verlaufen ist, wodurch man die Zusammenhänge aus vielen verschiedenen Perspektiven verstehen darf. Dieser Erzählstil hat mir aus den genannten Gründen einerseits sehr gut gefallen. Andererseits war es, vor allem zu Beginn, teilweise etwas schwieriger sich überhaupt in der Geschichte zu orientieren, wenn man innerhalb sehr kurzer Zeit mit den unterschiedlichsten Figuren an den verschiedensten Orten war. Auch wenn einem bewusst ist, dass alles seinen Sinn haben und sich am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenformen wird, war es in manchen Passagen etwas anstrengender bei der Sache zu bleiben, weil man das Gefühl hatte, sich von Medusa zu entfernen und es in dem Moment stattdessen vielmehr um andere Figuren ging. Teilweise war ich von den Figuren selbst auch etwas genervt oder ihnen gegenüber abgeneigt, was selbstverständlich nur natürlich ist, wenn man eine so große Dramatis Personae hat, und in gewissen Fällen auch beabsichtigt ist, aber an manchen Stellen hat es meinen Lesefluss ein wenig gehemmt. Was fürs Lesen aber wirklich angenehm war, waren die kurzen Kapitel, die jeweils knappe Ausschnitte aus verschiedenen Erzählsträngen wiedergegeben haben.
Um die Erzählung abzurunden, wurde ein wirklich schönes und edles Design gewählt, das zum Inhalt passt. Damit ist nicht nur das tolle Cover gemeint, sondern auch das Innere. So finden sich zur Unterteilung der einzelnen Abschnitte schöne Illustrationen, die das Ganze nochmals aufwerten.

Alles in allem war „Stone Blind“ ein interessantes Buch, das vermutlich besonders an der griechischen Mythologie interessierten Personen gefallen wird. Aber auch wenn man bisher weniger Berührungspunkte mit diesem Thema im Allgemeinen oder auch Medusa im Besonderen hatte, würde ich sagen, dass das Buch gut passt, da man zwar durch die Vielzahl der Figuren eine kleine Eingewöhnungszeit braucht, aber sich dann auch sehr schnell ein Bild von ihnen zeichnen kann.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Sehr cooles Konzept mit Schwächen in der Ausgestaltung

Die Wächterinnen von New York
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"Die Wächterinnen von New York" ist das neuste Werk von N. K. Jemisin. Wie auch in ihren anderen Büchern, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, hat "Die Wächterinnen von New York" ein ganz besonderes ...

"Die Wächterinnen von New York" ist das neuste Werk von N. K. Jemisin. Wie auch in ihren anderen Büchern, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, hat "Die Wächterinnen von New York" ein ganz besonderes Konzept, das der Geschichte zu Grunde liegt. Wir befinden uns in New York, wo auf einmal seltsame und teils sehr zerstörerische Kräfte zutage kommen - denn die vollständige Geburt von der Statd New York soll verhindert werden. In dieser Welt, die Jemisin geschaffen hat, ist eigentlich alles wie bei uns. Mit einer Ausnahme: Städte werden zum Leben erwacht und durch sogenannte Avatare verkörpert. Doch eine Böse macht will dies verhindern, sodass sich New York mit seinen Wächterinnen, die die Stadteile verkörpern, zusammentun und die Stadt retten muss.

Dieses Konzept ist meiner nach wirklich interesant und Einzigartig. Allerdings hatte die Geschichte für mich leider auch ein paar Schwächen, die ich nachfolgend kurz ausführen möchte, aber immer mit dem Gedanken im Kopf, dass das Buch keinesfalls schlecht war. Es hat bei mir einfach nur nicht "Klick gemacht", weil mich ein paar Details immer wieder aus der Geschichte rausgezogen haben.

Ein Problem, welches ich hatte, war tatsächlich der Weltenaufbau. So toll ich das Konzept auch finde, es hat einfach zu lange gedauert, bis dass ich richtig verstanden habe, wie das alles überhaupt funktioniert und auch im Nachhinein habe ich das Gefühl, die Geschichte vielleicht nicht vollständig verstanden zu haben. Für mich gab es ein bisschen zu wenig Action, die die Gefahr realer gemacht und wahrscheinlich zu mehr Verständnis der Situation geführt hätte.

Ein weiterer Punkt waren die Figuren, wobei mein Ausgangswissen dabei auch mit hineinspielt. Wir haben wirklich grundverschiedene Figuren in der Geschichte, da jeder beziehungsweise jede einen anderen Stadtteil New Yorks verkörpert. Ich glaube, wenn ich vorab mehr über did verschiedenen Stadtteile und was diese ausmacht gewusst hätte, wäre ich vielleicht besser in die Geschichte reingekommen und hätte mehr Verständnis für die Figuren. So muss ich leider sagen, dass ich zu allen eine gewisse Distanz hatte und mich mit niemandem wirklich identifizieren und die Denk-/Handlungsweise richtig nachvollziehen konnte.

Zu guter letzt sei nochmal der Schreibstil angesprochen. N. K. Jemisin hat immer einen sehr besonderen Schreibstil, der die Geschichte in der Erzählweise unterstützt. Dies ist hier beispielsweise auch bei den Ausdrucksweisen der verschiedenen Stadtteile herausgekommen. Allerdings hat die Sprache mich immer wieder aus der Geschichte rausgezogen. Mir fällt es etwas schwer das zu erklären, aber ich glaube auf Englisch hätte mich das ganze weniger gestört als jetzt auf Deutsch. Es ist nunmal so, dass Amerikaner anders sprechen als Deutsche und sich anders verhalten. Und wenn ich manche Sätze auf Englisch hören beziehungsweise sehen würde, wäre es wahrscheinlich normal gewesen, aber auf Deutsch hat es für mich dann einfach nicht gepasst, weil in meinem Umfeld nicht so redet, andere Ausdrucksweisen benutzen würde. Das ganze hat also keinesfalls mit der Ünersetzung zu tun, sondern mit meiner Wahrnehmung des allgemeinen Tons, der nicht so richtig in meine Sicht der deutschen Sprache gepasst hat.

Alles in allem, ist die Idee hinter "Die Wächterinnen von New York" wirklich klasse, aber aud verschiedenen Gründen konnte ich persönlich keine wirkliche Beziehung zu der Geschichte aufbauen.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Ein gutes Buch mit einem potenziell sehr guten Folgeband

Ministry of Souls – Das Schattentor
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Ministry of Souls – Das Schattentor ist bereits das vierte Buch, welches ich von Akram El-Bahay gelesen habe. Zuvor habe ich schon die Bibliotheks-Trilogie verschlungen und finde es wichtig, das gleich ...

Ministry of Souls – Das Schattentor ist bereits das vierte Buch, welches ich von Akram El-Bahay gelesen habe. Zuvor habe ich schon die Bibliotheks-Trilogie verschlungen und finde es wichtig, das gleich zu Beginn zu erwähnen, da ich ganz automatisch auch immer Vergleiche zwischen den beiden Reihen gezogen habe. Deswegen gleich mal mein Fazit vorweg: Die Bibliotheks-Bücher konnten mich mehr überzeugen und für sich einnehmen als der erste Band von Ministry of Souls. Allerdings war dieser nichtsdestotrotz gut und die Geschichte hat vor allem großes Potenzial im Folgeband noch besser zu werden.
In Das Schattentor befinden wir uns im London von 1850 – eine sehr interessante Zeit für solch eine Geschichte. Einer unserer Protagonisten – Jack – ist angehender Soulman. Die Tatsache, dass er schon mitten in seiner Ausbildung ist, diese aber noch nicht abgeschlossen hat, war meiner Meinung nach ein sehr geschickt gewählter Einstiegspunkt in die Geschichte. Dadurch gab es kein Infodumping, um die Kenntnisse des Protagonisten schnell aufzuholen. Gleichzeitig musste man immer genau aufpassen, wenn es darum ging hinter die Aufgaben eines Soulman zu kommen, wobei man auch zeitgleich mit Jack dazugelernt hat. Allerdings darf man sich keine typische Schulausbildung oder ähnliches Vorstellen, bei der man ihn begleitet. Das Buch folgt vor allem dem Prinzip learning-by-doing, welches meiner Meinung nach mal mehr und mal weniger angebracht ist. Die Arbeiter des Ministeriums für endgültige Angelegenheiten helfen den Seelen der Verstorbenen in die Zwischenwelt zu gelangen, was vor der Bevölkerung geheim gehalten wird. Das Konzept des Ministeriums und dessen Aufgaben fand ich wirklich interessant, auch weil ich nicht wirklich in dem Geister-Thema bei Büchern drin bin und mich dementsprechend nicht damit auskenne, welche Ideen es sonst so auf dem Markt gibt bezüglich dessen, was mit den Seelen Verstorbener passiert. Als im Buckingham Palace tote arabische Gesandte gefunden werden, gerät Jack unverhofft an seinen ersten richtigen Auftrag als Soulman – und löst (unbeabsichtigt) ein Chaos in der Zwischenwelt aus, dessen volles Ausmaß uns erst im Laufe des Buches bewusst wird. Es heißt für ihn nun also dieses Chaos zu beseitigen, was mit einer Rettungsaktion, vielen Besuchen in der Zwischenwelt, neuen Freundschaften und noch mehr Chaos einhergeht. Die Grundhandlung verspricht also sehr viel Spannung und Abenteuer. Einhalten kann sie das zwar auch, aber letztendlich fehlen mir an der ein oder anderen Ecke doch ein paar Sachen.
Wie gesagt, die Handlung an sich ist wirklich interessant. Allerdings kamen für mich die Hinter- und Beweggründe – sowohl vom Ministerium und dem aktuellen „Zwischenfall“ den Jack ausgelöst hat als auch die der einzelnen Figuren – etwas zu kurz. Da hätte das Buch gerne etwas länger sein dürfen und an den Stellen, an denen angeteasert wurde, was die Figuren in ihrer Vergangenheit erlebt haben, dies auch weiter ausführen können. Denn natürlich befinden wir uns im hier und jetzt (beziehungsweise im Jahr 1850), aber wenn man die bisherigen Lebenswege der Figuren etwas besser gekannt hätte, hätte ich mich vielleicht auch etwas besser in diese einfühlen können. Denn das ist mein Hauptmanko an dem Buch – der letzte Funke ist bei mir einfach nicht übergesprungen, weil ich nicht die starke Bindung zu den Figuren aufbauen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Tatsächlich ist das aber vermehrt ein Problem bei den beiden Hauptfiguren. Die Nebencharaktere sind mir früher oder später wirklich sehr ans Herz gewachsen. Das liegt vor allem an dem Humor des Autors, den dieser so gekonnt in seine Bücher einbaut und der in diesem Fall vor allem bei den besagten Nebenfiguren zum tragen kam.
Ebenjener Humor ist ein großer Pluspunkt bezogen auf den Schreibstil. Die verbalen Schlagabtäusche zwischen den verschiedenen Figuren bringen einen – oder zumindest mich – zahlreich zum Schmunzeln. Gleichzeitig ist die Handlung und vor allem die Umgebung immer sehr gut beschrieben, sodass ich quasi einen Film vor Augen ablaufen hatte. Das führt in Kombination mit der ganzen Action dazu, dass das Buch wirklich schnell zu lesen ist.
Alles in allem kann ich das Buch durchaus empfehlen, es gibt in meinen Augen aber die kleineren Schwächen, dass ich die Figuren und ihre, oft planlosen, Handlungen nicht immer verstehen konnte und mir da noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Was der Autor allerdings schon für den zweiten Band angeteasert hat, lässt mich hoffen, dass genau diese Aspekte verbessert werden, zumal ich durch meine anderen Leseerfahrungen ja weiß, dass er es versteht eine vollständig fesselnde Geschichte zu schreiben.

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Veröffentlicht am 03.07.2019

Die New Yorker High Society – Boshafter denn je

Die Prinzessinnen von New York - Scandal
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„Die Prinzessinnen von New York – Scandal“ ist der Auftakt einer Reihe von Anna Godbersen. Es geht um die New Yorker High Society. Den Luxus, in welchem sie leben. Die Intrigen, die sie spinnen und die ...

„Die Prinzessinnen von New York – Scandal“ ist der Auftakt einer Reihe von Anna Godbersen. Es geht um die New Yorker High Society. Den Luxus, in welchem sie leben. Die Intrigen, die sie spinnen und die Geheimnisse, die sie um jeden Preis verbergen wollen.

Das Cover dieses ersten Bandes ist wirklich wunderschön und modern gestaltet. Es ist ein kleiner Mädchentraum und lenkt sofort alle Blicke auf sich. Auch der Klappentext ist sehr gut geschrieben und lädt zum Lesen des Buches ein.
Das einzige Problem ist nur, dass viele Menschen ein Buch lediglich auf Grundlage des Covers und/oder des Klappentextes kaufen – und dann nicht wissen, dass wir uns im New York des Jahres 1899 befinden. Das ist definitiv etwas, was im Klappentext erwähnt werden sollte, denn ohne diesen Hinweis taucht man mit vollkommen anderen Erwartungen in die Geschichte ein. Es ist aber natürlich sehr interessant sich in der Welt des Jahres 1899 in New York wiederzufinden, welches so anders ist als das, was wir heute kennen.

Der Schreibstil von Anna Godbersen gefällt mir wirklich gut, man fliegt geradezu durch die Geschichte. Unterstützt wird das Ganze durch eine sehr angenehme Kapitellänge. Zudem gibt es am Anfang der jeweiligen Kapitel ein kleines „Extra“, welches beispielsweise aus Tagebucheinträgen, Zeitungsauszügen oder kleineren Ausschnitten aus Benimmregeln bestehen und eine wirklich nette Abwechslung sind. Zusätzlich hätte ich mir aber noch den Namen der Person gewünscht, aus deren Perspektive das jeweilige Kapitel erzählt wird, denn davon gibt es mehrere. Die vielen verschiedenen Perspektiven fand ich persönlich toll, da man so sehr viel über die einzelnen Personen, aber auch die gesamte Gesellschaft mit all den verschiedenen Schichten erfährt. Gleichzeitig hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die Geschichte durch die unterschiedlichen Sichtweisen und Handlungsorte ein wenig auseinandergerissen wird. Dies ist aber wirklich nur ein klitzekleiner Kritikpunkt, da ich trotzdem sehr gut damit zurechtkam. Es ist dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass man sich erstmal zurechtfinden muss, denn bereits im ersten Kapitel werden nahezu alle Charaktere vorgestellt, welche passend zu der damaligen Zeit je nach Situation mit vor oder Nachnamen angeredet werden.

Die Handlung an sich hat mir sehr gut gefallen, denn wer liest nicht gerne über die Reichen und Schönen, die niemals alles von sich preisgeben wollen?! Und wenn dann auch noch die Liebe ins Spiel kommt – unter Umständen sogar zu Personen des niederen Standes – wird es richtig interessant. So fand ich die Grundkonstellation wirklich gelungen. Allerdings ist letztendlich doch nicht so viel passiert, wie ich gedacht hätte. Nichtsdestotrotz hatte ich immer den Drang weiterzulesen, da gleich zu Beginn ein sehr schlauer Spannungsbogen aufgebaut wird, welcher durch die vielen Perspektiven gestützt wird.

Mit den verschiedenen Charakteren hatte ich jedoch so meine Probleme. Erst nach circa einem Drittel des Buches habe ich eine Lieblingsfigur gefunden und auch am Ende muss ich sagen, dass ich nur zu ein, zwei weiteren Figuren eine Beziehung aufbauen konnte. Das Problem lag einfach darin, dass es mir trotz der Tatsache, dass man ja zu den meisten Figuren sogar eine Innensicht hatte, nicht gelang deren Handlungsmotive nachzuvollziehen. Es ist auch so, dass nahezu niemand das sagt, was er wirklich denkt und sich die Figuren untereinander deswegen zwar zu kennen glauben, sich aber in Wirklichkeit überhaupt nicht kennen können. Sie sind im Prinzip alle nur extrem auf sich selbst fixiert. Sie sehen noch nicht mal die Notwendigkeit, ihre Mitmenschen wirklich anzuschauen, sich mühe zu geben die anderen zu verstehen. Gleichzeitig gab es sehr starke Antagonisten. Denen gegenüber blieben die Protagonisten meiner Meinung nach verhältnismäßig blass, weswegen letztere in meiner Wahrnehmung in den Hintergrund rückten. Dadurch gab es in der Geschichte auch einfach viel zu viel Hass und Egoismus, der von den Figuren verspürt und ausgelebt wurde. Dies hat mich als Leser negativ beeinflusst, da ich auch diese negativen Emotionen mitgefühlt habe und mich damit nicht immer wohlfühlte.

Alles in allem hatte ich also einige Schwierigkeiten beziehungsweise Antipathien mit einigen Figuren, aber dennoch ist das Grundkonzept der Handlung sehr interessant. Aufgrund dessen und des angenehmen Schreibstils, hatte ich dennoch fast durchgängig den Drang weiterzulesen. Ich kann das Buch als nette und lockere Geschichte zum Kopfausschalten also durchaus empfehlen – wenn man sich bewusst ist, auf welche Art von Buch man sich hier einlässt und ein solches auch wirklich lesen möchte.

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