Das Phantom des Rotlichtmilieus
Der Sozius„Das ist dein Leben, deins ganz allein! Es ist das einzige Kapital, das du hast. Und das darfst du genau so einsetzen, wie du es willst!“
„Der Sozius“ ist ein Kurzkrimi von Lyl Boyd. Er erschien im November ...
„Das ist dein Leben, deins ganz allein! Es ist das einzige Kapital, das du hast. Und das darfst du genau so einsetzen, wie du es willst!“
„Der Sozius“ ist ein Kurzkrimi von Lyl Boyd. Er erschien im November 2019 bei Books on Demand.
Während die junge Literaturstudentin Teresa an ihrem ersten Roman schreibt, versuchen ihre Eltern sie von einem „vernünftigen“ Studiengang zu überzeugen. Nur ihr guter Freund Schneider hält zu ihr und ermuntert sie, ihre Recherchen über „den Sozius“, ein Phantom des Hamburger Rotlichtmilieus, fortzuführen und die Geschichte zu vermarkten. Im Laufe der Buchrecherche fühlt Teresa sich jedoch plötzlich verfolgt und gerät schließlich in ernste Gefahr…
Kurzkrimis und Krimis im Allgemeinen sind normalerweise nicht mein Genre. Da ich aber gerne einmal abseits meiner Wohlfühlzone lese, habe ich versucht mich auf die Geschichte einzulassen. Leider begann „Der Sozius“ direkt mit einer Handlung, die für mich nicht greifbar war und bei der ich nicht festmachen konnte, ob sie real oder Fiktion ist. Dass dies Teil der Buchstrategie war, wurde mir erst später klar, die Irritation legte sich aber trotzdem bis zum Ende nicht vollständig.
Der Krimi wechselt zwischen der von Teresa geschriebenen Geschichte über „Den Sozius“, ein Phantom des Hamburger Rotlichtmilieus, und der Geschichte von Teresa selbst, jedoch sind die Übergänge häufig ohne Absatz und Handlung wirkt oft abgehakt. Ich hatte mit diesem Schreibstil arge Probleme und fand, dass er kein wirklich flüssiges Lesen zugelassen hat. Die fehlenden Absätze waren für mich irritierend, da die Handlungssprünge dadurch nicht so leicht nachvollziehen ließen. Möglicherweise sind diese aber auch in der endgültigen Version des Romans besser eingeteilt, denn mein Leseexemplar war nur ein ebook-Rezensionsexemplar.
Nichtsdestotrotz waren mir viele Zusammenhänge nicht sofort klar und die thematisierten Verschwörungstheorien waren für mich nur schwer greifbar.
Durch die Buchform als Kurzkrimi erfährt der Leser nur sehr wenig über die Protagonistin Teresa, weshalb sie mir auch nicht wirklich sympathisch werden konnte. Zwar setzt sie ihren Lebenstraum durch und hält an ihrem Wunsch fest Literatur zu studieren und Autorin zu werden, was mir durchaus imponiert und auch eine wichtige Botschaft an den Leser vermittelt, davon abgesehen blieb sie für mich aber nur wenig greifbar. Ihr Verfolgungswahn war für mich nur schwer nachvollziehbar und auch ihr guter Freund Schneider blieb für mich eher suspekt, obwohl er ja eigentlich „den Guten“ darstellen soll.
Obwohl meines Erachtens die Spannung im Roman nicht zu kurz kam, sich die meisten Fragen und Rätsel schließlich auflösten und das Ende sogar noch eine Überraschung bereithielt, hat mich der Kurzkrimi insgesamt leider nicht vollständig überzeugen können. Daher vergebe ich leider nur 3 von 5 Sternen, kann mir aber durchaus vorstellen, dass es Leser gibt, denen dieses Genre gefällt und die ein bisschen Irritation und Rätselraten beim Lesen mögen.