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Veröffentlicht am 14.07.2019

6 Monate Leuchtturmliebe

Show me the Stars
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Worum geht's?

Liv hat viel investiert, um ihren Traum zu verwirklichen und als Journalistin Fuß zu fassen. Umso härter trifft es sie, als ihre Karriere von einem Moment auf den anderen in Scherben bricht ...

Worum geht's?

Liv hat viel investiert, um ihren Traum zu verwirklichen und als Journalistin Fuß zu fassen. Umso härter trifft es sie, als ihre Karriere von einem Moment auf den anderen in Scherben bricht – und das völlig unerklärlich, hatte sie sich doch eigentlich kurz vor dem großen Durchbruch gewähnt.
Nicht ganz nüchtern bewirbt sie sich spontan als Housesitterin eines alten Leuchtturms vor der irischen Küste. Bei Tageslicht und mit klarem Kopf betrachtet alles andere als eine gute Idee. Oder?
Sechs Monate raus aus Hamburg, eine Auszeit mit viel Raum für neue Einfälle?
So macht Liv sich schließlich doch auf nach Irland. Die Menschen, denen sie auf dem Weg zum Turm begegnet, nehmen sie sofort herzlich auf. Vielleicht werden die einsamen Monate, die vor ihr liegen, doch nicht ganz so einsam. Auch, zumal der Typ, der sie auf der kleinen Insel mit Lebensmitteln versorgen und ihre Verbindung zum Festland sein soll, ziemlich gutaussehend und auch davon abgsehen mehr als anziehend ist. Doch warum warnt jeder, der Kjer kennt, Liv vor ihm?

Was mich neugierig gemacht hat:
Auf den Auftakt zur neuen Trilogie von Kira Minttu (alias Kira Mohn) habe ich mich lange gefreut.
Ich habe auch schon „Keep On Dreaming", „Me, Without Words" sowie „Tanz, meine Seele" von ihr gelesen und liebe ihre Charaktere und ihren Humor einfach.

Wie es mir gefallen hat:

Bei Romance-Literatur zu den richtigen Büchern zu greifen, ist, wie ich finde, manchmal gar nicht so einfach. Oft sind die Angebote auf dem Markt sehr austauschbar; irgendwelche beliebig ersetzbaren amerikanischen Twens „verlieben" sich in einer WG, auf einem Roadtrip etc. unsterblich, aller Widerstände und tragischer Geheimnisse zwischen ihnen zum Trotz, und bleiben dabei farblos. Oft fehlt mir das Besondere, eine echte Chemie zwischen den Figuren, statt nur immer wieder aufgewärmte Konflikte und eingestreute Liebesszenen, die nur Worte auf Papier sind.
Umso glücklicher bin ich über diese Buchreihe.

Liv und Kjer (und auch sämtliche Nebencharaktere) sind nicht von irgendeiner Genre-Vorlage abgepaust. Sie haben Ecken und Kanten, Hoffnungen und Zweifel und eine Vergangenheit, die nicht nur aus irgendeinem konstruierten Problem besteht, sondern voller Details ist.
Sie reagieren so auf die Dinge, wie es ihrem Charakter entspricht, und lassen die Leser daran teilhaben, wie sie wachsen, teils weit über sich hinaus.
Eine besondere Stärke liegt außerdem in den Beziehungen zwischen den Figuren. Sympathie wie Antipathie, Zuneigung und Freundschaft werden spürbar, ohne dass es vieler Kommentare seitens Liv bedarf. Sehr mitgenommen hat mich dabei das Verhältnis zu ihrer Mutter, das sehr überzeugend umgesetzt, aber leider sehr schwierig ist.

Die Protagonistinnen der beiden Folgebände (Seanna und Airin) sind bereits Teil dieses Buches. Ich mag diese Art, Figuren, die man schon mehr oder weniger am Rande kennengelernt hat, auf diesem Weg wiederzutreffen, sehr.

Die Liebesgeschichte bekommt genug Zeit, um sich zu entwickeln, und ist weder überzogen noch zu dezent. Ich meine, klar, wenn ich eine Auszeit in einem Leuchtturm im Nirgendwo, wäre die Person, die in der Zeit für mich zuständig ist, unter Garantie ein kauziger alter Seebär, der ein bisschen unheimlich ist, und kein Kjer – aber so ist das Leben.

Gut gefallen hat mir auch Livs Blog, der einen schönen Ausgleich zu den stillen Momenten auf der Insel bildet.
Außerdem sind die Ausflüge in die Umgebung wirklich tolle Highlights, nicht nur für Irlandfans.

Insgesamt war der Start in die Leuchtturm-Trilogie für mich genauso schön wie erhofft.
Ein Buch wie eine heiße Schokolade mit Sahne, wenn es draußen stürmt ❤

(Für wen) Lohnt es sich?

Absolut! Jedem, der wunderbar leichte und doch tiefgründige, lebensnahe und doch träumerische Liebesgeschichten mag, in denen auch ernste Themen wie Ängste und Verlusterfahrungen feinfühlig verarbeitet werden, sei dieser Reihenauftakt und (mit einem sehr wahrscheinlich berechtigten Vertrauensvorschuss) auch gleich Band 2 und 3 wärmstens empfohlen!

In einem Satz:

„Show me the Stars" hat alles, was die Bücher dieser Autorin ausmacht: liebevoll gestaltete Charaktere, die stark und verletzlich zugleich sind und nach ihrem Platz suchen, Momente zum Mitlachen und -weinen, Realitätsnähe und trotzdem Aus-dem-Alltag-Weglese-Garantie – und das alles vor der wunderschönen, wildromantischen Kulisse Irlands.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Bittersüß, wie es nur das Leben sein kann

Wenn der Mond erzählen könnte
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Worum geht's?

„Alle Südtiroler Sagen enden traurig", sagt Vicky. „Mit verschmähter Liebe und Verschwinden und Verlust."
„Wie im richtigen Leben", meint Johann und klingt ein ganz klein wenig bitter. ...

Worum geht's?

„Alle Südtiroler Sagen enden traurig", sagt Vicky. „Mit verschmähter Liebe und Verschwinden und Verlust."
„Wie im richtigen Leben", meint Johann und klingt ein ganz klein wenig bitter. Wie einer, der dazu verurteilt ist, Geschichten mit traurigem Ende nicht nur zu erzählen, sondern auch in ihnen zu existieren, und aufgehört hat, sich dagegen zu wehren.

Im Sommer 1989 reist Vicky mit ihrer Familie nach Wünschnofen und findet in dem verschlafenen Nest unerwartet die große Liebe. Doch das Leben schlägt zu und setzt der wunderbaren Zeit ein abruptes Ende.
26 Jahre später ist Vicky zurück in Südtirol, diesmal allein. Ihr Ziel: einiges aufarbeiten. Wie kann sie damit umgehen, was damals passiert ist? Wie kann sie die Vergangenheit hinter sich lassen, wenn sie doch immer ein Teil ihrer Gegenwart und ihrer selbst sein wird?

Was mich neugierig gemacht hat:

Bei diesem Buch kamen ein paar Faktoren zusammen, die mich beim Durchblättern der Vorschau sofort haben aufmerken lassen: der Buchtitel, das nostalgische Flair eines lange vergangenen Sommerurlaubs, dass es um Familiengeheimnisse und -geschichten geht und die beiden Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen. Ich habe es sofort als Must-Read notiert!

Wie es mir gefallen hat:

„Wenn der Mond erzählen könnte" hat mich alles andere als enttäuscht. Für mich hat es sich zu einem richtigen Pageturner entwickelt, obwohl (oder gerade weil?!) die Spannung eigentlich hauptsächlich aus der Figurenentwicklung und aus den Familienverwicklungen heraus entsteht.

Der stetige Wechsel zwischen 1989 und 2015 ist wirklich gut gelungen. Durch ihn kann vieles Stück für Stück enthüllt werden und Konflikte und ihre Auswirkungen auf Vickys Familie zeigen sich in ihrem ganzen Ausmaß über die Jahre hinweg. Man hat das Gefühl, ein richtiges Familienporträt zu betrachten.
Einzig die Verwendung der Tempora kam mir teils nicht ganz korrekt oder zumindest verwirrend vor (in der Vergangenheitsebene springt der Text manchmal zwischen den Zeitformen hin und her).

Mit Vicky als Hauptfigur habe ich ein ums andere Mal gehadert, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es ein positives Hadern ist. Vickys Verhalten, ihre Sicht auf andere, ihre Entscheidungen und Einstellungen haben mich nicht nur einmal wütend gemacht und mit Unverständnis erfüllt, aber man kann nachvollziehen, welche Erfahrungen und persönlichen Hintergründe dazu geführt haben. Sie erfüllt keine Vorbildfunktion, aber diesem Anspruch soll sie, denke ich, auch gar nicht genügen. Dafür bringt sie einen dazu, sich mit einigen Dingen auseinanderzusetzen und selbst Stellung zu beziehen – und das ist natürlich etwas, das ich mir von literarischen Figuren wünsche.

Die Geschichte ist sehr lebensnah und weist einen beeindruckenden Detailreichtum auf, der einem Zeile für Zeile das Gefühl gibt, wirklich mit den Charakteren und ihrer Lebenswelt vertraut zu sein.
Die Zeitreise in die 90er, die Jahre meiner Kindheit, hatte etwas von Heimkommen und nostalgischem Erinnern, was mir viel Freude bereitet hat. Die Autorin hat das Lebensgefühl der verschiedenen Jahrzehnte gut eingefangen, genau wie die Atmosphäre der Schauplätze. Auch wenn ich eher ein Meer- als ein Berge-Mensch bin, fand ich die Kulisse traumhaft und habe auch das gedankliche Bergsteigen sehr genossen.

Es gibt ein paar plottechnische Dinge, die ich mir zusätzlich oder anders gewünscht hätte bzw. Fragen, über die ich mich gern mit der Autorin austauschen würde, aber im Großen und Ganzen hatte ich ein rundes und bereicherndes Leseerlebnis. Es ist eines dieser Bücher, die ich mir mit etwas zeitlichem Abstand noch ein weiteres Mal zu lesen vorstellen kann, und auf jeden Fall eines, das im Regal bleibt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Für alle Fans von Sommerromanen, für die es nicht nur leichte Frauenlektüre, sondern auch mal etwas Traurigschönes sein darf, ist dieses Buch genau das Richtige. Es gibt Stoff zum Nachdenken und immer wieder Wendungen, die einen mitnehmen.

In einem Satz:

„Wenn der Mond erzählen könnte" ist ein bittersüßer und atmosphärischer Sommer- und Familienroman, der gleichzeitig sehr unterhaltsam und tiefgründig ist.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Impulse & Gedichte, die zu einem Inselurlaub für die Seele einladen

Mit Gott auf der Insel
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Worum geht's?

Dieses aufwendig gestaltete kleine Buch lädt zu einer Insel-Erkundung ein – passend zum eigenen Urlaub oder aber auch ganz einfach für eine Gedankenreise von zu Hause aus.
Mit kurzen Impulstexten ...

Worum geht's?

Dieses aufwendig gestaltete kleine Buch lädt zu einer Insel-Erkundung ein – passend zum eigenen Urlaub oder aber auch ganz einfach für eine Gedankenreise von zu Hause aus.
Mit kurzen Impulstexten und Gedichten bietet es genau das, was der Untertitel verspricht: kleine Auszeiten für alle, die das Meer lieben.

Was mich neugierig gemacht hat:

Die Antwort darauf ist in diesem Fall ziemlich simpel: Weil ich zu den angesprochenen Menschen gehöre: Ich liebe das Meer. Und da ich viel seltener dort sein kann, als ich mir wünschen würde, hat das Buch mich gelockt, mich mit Gott auf die Insel entführen zu lassen.

Wie es mir gefallen hat:

Das Buch hat ein rundes Gesamtkonzept und ist ein echter Hingucker – und Hinfühler.
Auf der Vorderseite kann man über eine Coververedelung streichen, und wenn man dabei die Augen schließt, ist es fast, als berührten die Finger trockenen Sand.
Der Innenteil ist durchgehend farbig gestaltet und die maritimen Aquarellmotive untermalen die Texte sehr passend.
Es gibt auch ein meerfarbenes Lesebändchen.

Nach einem kleinen Vorwort, das noch einmal die Intention des Buches umreißt und sich mit dem Innehalten und Entdecken beschäftigt, folgen die Texte einem Reiseverlauf.
Es geht ums Ankommen auf der Insel, um Streifzüge und Orte dort und schließlich um die Heimreise.
Verschiedene insel- bzw. meerestypische Gegenstände, Tiere, Naturerscheinungen und Schauplätze werden mit Gedanken über das Leben und den Glauben verknüpft, dienen als Metaphern, geben Anlass zum Reflektieren und Nachdenken.
Der Autor lässt seine LeserInnen an Eindrücken und Überlegungen teilhaben, sowohl in den wenige Seiten langen Impulsen als auch den poetischen Texten, die sich stetig abwechseln.
Insgesamt sind 28 Beiträge enthalten, die nicht aufeinander aufbauen, aber doch von einem roten Faden durchdrungen werden.

Es stimmt alles: Eine wundervolle Buchidee trifft auf Handlichkeit, Ästhetik und anregende Inhalte, von denen man sich je nach Lust, Zeit und Laune immer mal wieder einen zwischendurch oder mehrere am Stück zu Gemüte führen kann.
Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Kauf- und Leseempfehlung!

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch eignet sich perfekt als Geschenk für Verreisende, genauso wie für diejenigen, die daheim bleiben, zum Beispiel die freundliche Nachbarin, die in der Zeit die Blumen gießt, oder den Kollegen, der im Betrieb den Sommer über die Stellung halten muss.
Auch zum Selbst-Mitnehmen auf eine tatsächliche oder geistige Reise ideal!
Wie der Titel schon nahelegt, handelt es sich um Texte mit christlichen Inhalten, die jedoch meines Erachtens nach auch dem Glauben gegenüber aufgeschlossenen Nicht-Christen zugänglich sind.

In einem Satz:

„Mit Gott auf der Insel" ist ein schönes Buch zum Abtauchen, Erkunden und Nachdenken, nicht nur für Sommerurlauber, sondern für alle, die mit ansprechend gestalteten Texten ein paar erholsame Inselmomente zum Innehalten erleben möchten.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Hallt länger als ein paar Sekunden in der Stille nach

Die Stille zwischen den Sekunden
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Worum geht's?

Mara ist noch am Leben. Hätte sie die U9 nicht verpasst, wäre sie ein weiteres Opfer des Bombenanschlags geworden, bei dem 132 Menschen umgekommen sind. Die Besorgnis ihrer Familie und die ...

Worum geht's?

Mara ist noch am Leben. Hätte sie die U9 nicht verpasst, wäre sie ein weiteres Opfer des Bombenanschlags geworden, bei dem 132 Menschen umgekommen sind. Die Besorgnis ihrer Familie und die Neugier ihrer Mitschüler findet sie dennoch übertrieben. Nur ihr Schwarm Chriso, der sonst jeden Mist auf seinem Videochannel ausschlachtet, überrascht sie positiv, auch wenn er das Ganze stattdessen zu sehr an sich heranzulassen scheint.
Ausgerechnet die Einzige, die verstehen würde, wie es Mara geht und wie sehr Chriso ihre Gefühle ins Chaos stürzt, wird jetzt von ihren hyperbesorgten Eltern von Mara ferngehalten: ihre beste Freundin Sirîn. Mara muss um jeden Preis verhindern, dass sie sie in ihre Heimat zurückschicken, weil sie nach dem Anschlag glauben, sie in Sicherheit bringen zu müssen ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich bin durch die Autorin zu dem Buch gekommen, die ich als Teil des Duos Ella Blix mit „Der Schein" kennengelernt habe.
Auf den ersten Blick hätte ich das Ganze eher in der Thriller-Ecke verortet und wäre wegen der Altersempfehlung ab 12 Jahren wahrscheinlich zögerlich gewesen, weil ich mich normalerweise eher im älteren Jugend- bzw. jungen Erwachsenenbuchbereich bewege. Ich bin aber sehr froh, dass dieses Buch mir nicht entgangen ist – mehr dazu unten.
Noch ein Tipp: Am besten nicht den Originalklappentext lesen. Ich bin mir nicht sicher, weil ich selbst ihn bei meinem Lesestart nicht angeschaut hatte, aber im Nachhinein finde ich, dass er etwas zu verdächtig wirkt.

Wie es mir gefallen hat:

Kennt ihr diese Bücher, über die man nicht gut sprechen kann, ohne zu viel zu sagen? Mit so einem Fall haben wir es hier absolut zu tun. Trotzdem hier mein Versuch, meine Eindrücke spoilerfrei auf den Punkt zu bringen: Dieses. Buch. schlägt. ein.

Ich habe bei meiner Lektüre der letzten Monate eher wenige Sog-Bücher dabei gehabt. Es gibt viele, die cool und unterhaltsam sind und natürlich auch bewusst ruhige, aber nicht so viele, die sich an deinen Händen und in deinen Gedanken festkrallen und dich nicht loslassen, bevor du nicht alles weißt. Allerspätestens in der zweiten Hälfte entwickelt „Die Stille zwischen den Sekunden" sich zu so einer Geschichte.
Nachdem ich es beendet hatte, musste ich erst mal alles sortieren. Was mir ehrlich gesagt immer noch nicht ganz gelungen ist. Es handelt sich nämlich auch um die Art von Buch, die man am besten gleich noch mal lesen will, um aus der Perspektive von allem, was man jetzt über die Figuren weiß, verschiedene Szenen noch einmal zu betrachten.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mara mit ihrer Art nicht bei jedem auf Verständnis stößt, aber mich hat sie in einigen Punkten sehr an mein Schul-Ich von damals erinnert. Sie ist aus vielerlei Gründen nicht die zugänglichste Protagonistin, aber gerade das macht sie so spannend.
Was die Nebencharaktere betrifft, stehe ich am Ende mit vielen Fragen da. Bei vielen von ihnen würde ich zu gern wissen, was zu verschiedenen Zeitpunkten der Geschichte in ihnen vorgegangen ist.

Besonders beeindruckend ist, wie realitätsnah und detailreich Tania Witte Maras Leben samt ihrer Gedankenwelt und ihrem Umfeld gezeichnet hat. Man gewinnt den Eindruck, ihr persönlich begegnet zu sein bzw. alles als Beobachter miterlebt zu haben.
Das Neben- und vor allem Miteinander verschiedener Kulturen ist ein großes Thema des Buches und fließt völlig ungekünstelt und dafür umso warmherziger und unglaublich lebensklug mit ein. Ein besonderer Augenmerk liegt dabei (durch Sirîns Familie) auf der Mentalität und den Traditionen des Kurdischen.
Die Tiefe von Maras und Sirîns Freundschaft, die sich über alle Unterschiede hinwegsetzt, ist mutmachend und wirklich nachahmenswert.
Auch die Art und Weise, wie die „Neuen Medien" Eingang in die Geschichte finden, ist aus meiner Sicht sehr authentisch. Von Chrisos Kanal und Maras und Sirîns Kochblog bis hin zu den Songs, die im Buch eine Rolle spielen und Maras Spotify-Listen zu verdanken sind – am Ende hat man fast das Gefühl, nicht „nur" ein Buch gelesen, sondern gleich auch noch visuelle und akustische Komponenten mit dazu bekommen zu haben.

(Für wen) Lohnt es sich?

Dieses Buch lohnt sich sehr, wenn man bereit ist, sich auf einen nicht ganz leichten Weg zu machen. Es ist eine spannende Geschichte mit einer unerwarteten Komposition, tatsächlich auch eine Liebesgeschichte (nicht nur im herkömmlichen Sinne), sie rüttelt auf, nimmt einen mit.
Ich kann sie auch Lesern weit über der Altersangabe des Verlags (ab 12 Jahren) empfehlen und sie mir außerdem gut als Klassenlektüre vorstellen.

In einem Satz:

„Die Stille zwischen den Sekunden" ist kein Gutelaunebuch, sondern eines, das etwas zu sagen hat und das - nicht nur in den Sekunden danach, sondern weitaus länger - in der Stille nachhallt.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ganz großes Kino - ein atemberaubender 3. Band!

Elias & Laia - In den Fängen der Finsternis
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Worum geht's?

Elias ist es bestimmt, von nun an als Seelenfänger die Geister in der Zwischenstatt zu empfangen und weiterzuleiten. Gelingt es ihm nicht, werden die Toten die Lebenden vernichten. Doch ...

Worum geht's?

Elias ist es bestimmt, von nun an als Seelenfänger die Geister in der Zwischenstatt zu empfangen und weiterzuleiten. Gelingt es ihm nicht, werden die Toten die Lebenden vernichten. Doch um das zu verhindern, muss er alles loslassen, was er war - und alle, die ihm je etwas bedeutet haben.

Laia hat dem Nachtbringer, ohne es zu wissen, das vorletzte Stück des Sterns geschenkt, mit dem er sein Volk befreien und gnadenlose Rache an den Kundigen üben wird. Kann sie, die Erbin der Löwin, ihn noch aufhalten, oder werden die Dschinns zurückkehren?

Helena Aquilla gibt es nicht mehr - sie ist nur noch der Blutgreif, bereit, ihr Volk bis zu ihrem letzten Atemzug zu verteidigen - und ihre Schwester, die Frau des Imperators. Wird sie rechtzeitig durchschauen, welche Intrigen die Kommandantin spinnt, oder wird sie zusehen müssen, wie Keris Veturia die Macht an sich reißt?

Was mich neugierig gemacht hat:

Sabaa Tahir gehört zu den Autorinnen, die ich am meisten bewundere. Die Geschichte dieser Reihe ist so gewaltig, so düster, gewaltig, spannend und komplex, und ich bin unglaublich froh, sie für mich entdeckt zu haben. Es ist über zwei Jahre her, dass Band 2 erschienen ist, fast vier, seit ich den Auftakt lesen durfte, und ich konnte es kaum erwarten, endlich zu erfahren, wie es weitergeht.

Wie es mir gefallen hat:

Alles, was die beiden vorangegangenen Bände so großartig gemacht hat, hat auch der dritte Band wieder zu bieten. Dazu zählen besonders die unglaublich vielschichtigen Charaktere, denen absolut nichts geschenkt wird, und das ausgefeilte Worldbuilding inklusive unzähliger Geschehnisse aus der Vergangenheit und Prophezeiungen über die Zukunft sowie den verschiedensten Völkern und Wesen.

Da seit Veröffentlichung des letzten Bandes so viel Zeit ins Land gegangen ist, brauchte ich wieder einige Seiten, um mich erneut auf Elias, Laia, den Blutgreif und ihre Welt einzustimmen und die losen Fäden aufzunehmen. Es dauerte jedoch nicht lange, und ich war genau dort, wo man in dieser Reihe als Leser/-in ist: mittendrin und hautnah dabei.

Sabaa Tahir beherrscht das Fährtenlegen und In-die-Irre-Führen perfekt, und sie hält auch hier wieder einige Überraschungen bereit, die einen schier umhauen, Auflösungen der Art, bei der man sich an den Kopf schlagen möchte, weil man so blind war.

Ich habe in meiner Rezension zu Band 2 einige Elemente der Geschichte kritisiert, die mir als atmosphärisch nicht ganz passend und die Handlung überladend vorkamen. Hier hat mich die Autorin eines Besseren belehrt: Was mir teils zusammenhangslos erschien und wo ich mich fragte, weshalb es überhaupt eingeführt wurde, zeigt dieser Band in einem neuen Licht. Jedes Puzzleteil findet seinen Platz, alles ist in akribischer Perfektion aufeinander abgestimmt.
Die kriegerischen Anteile und die Ränke, die geschmiedet werden, nehmen den größten Teil ein, daneben gibt es aber auch wieder ganz viele Geheimnisse der einzelnen Figuren, Magie und einen Hauch Liebe. Und Hoffnung - denn sie ist, was die Autorin schon im Vorwort des ersten Bandes als den Dreh- und Angelpunkt benannt hat.

„In den Fängen der Finsternis" (bzw. „A Reaper at the Gates") hat das Potenzial, sich den Titel als stärkster Band dieser Serie zu verdienen, und ich bin mehr als gespannt, was Band 4 bringen wird!

(Für wen) Lohnt es sich?

Die Reihe hat definitiv All-Age-Potenzial, ich würde sie jedoch auf keinen Fall LeserInnen unter 14 Jahren empfehlen, vielleicht sogar nicht unter 16, da es wie gewohnt teils sehr blutig zugeht.
Es ist in diesem Fall unerlässlich, die Bände alle und in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sonst viele Zusammenhänge fehlen.

In einem Satz:

Das lange Warten hat sich gelohnt: Band 3 führt die im Vorgänger aufgenommenen Fäden zu einem großen Ganzen zusammen und sorgt dafür, dass sich die Reihe an Spannung, inneren Konflikten und Heldentum noch einmal selbst übertrifft.