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Veröffentlicht am 29.08.2019

Ein tiefgründiger Roman, der die Probleme einer Gemeinschaft in den Fokus der Handlung stellt

Stadt der großen Träume
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Abseits im Nirgendwo liegt eine Stadt, die dazu verdammt ist, vergessen zu werden. Nur die Hoffnung, dass eines Tages ein Wunder geschieht, hält sie am Leben. Deshalb kämpfen die Einwohner des kleinen ...

Abseits im Nirgendwo liegt eine Stadt, die dazu verdammt ist, vergessen zu werden. Nur die Hoffnung, dass eines Tages ein Wunder geschieht, hält sie am Leben. Deshalb kämpfen die Einwohner des kleinen Örtchens Björnstadt jeden Tag aufs Neue dafür, dass ihr Traum in Erfüllung geht und ihre Eishockeymannschaft siegt. Doch ausgerechnet in dem Moment, in dem sie ihrem Ziel ganz nahe sind, geschieht etwas, dass die eingeschworene Gemeinschaft zerbrechen lässt und die erhoffte Zukunft zerstört.

„Stadt der großen Träume“ ist ein berührender Roman, der die Probleme einer eingeschworenen Gemeinschaft in den Fokus der Handlung stellt. Beginnend mit den jugendlichen Eishockeyspielern, über deren Freunde und Schulkameraden, bis hin zu den Eltern, Trainern oder der verwitweten Kneipenwirtin wird über jeden der Bewohner ausgiebig erzählt. Und mit der Zeit erfährt der Leser, was jeden Einzelnen bewegt, welche Rolle er in der Familie und der Gemeinschaft spielt und wie sich diese durch eine einzige Nacht, durch ein winziges Bruchstück in der Geschichte von Björnstadt verändern wird.

Fredrik Backman verfügt über einen Schreibstil, der sich angenehm flüssig liest und versteht es, mit viel Feingefühl und einem passenden Humor vor allem den kleinen, Dingen eine Bedeutung zu verleihen, die ihnen ebenbürtig ist. Ohne weitschweifig zu sein oder sich in Beschreibungen zu verlieren, greift er einzelne Szenen aus dem Leben seiner Figuren heraus, dreht und wendet sie und setzt sie zurück an ihren Platz. So erfährt der Leser, was in Björnstadt geschieht und fühlt sich schon bald mitten unter ihnen in ihrer kleinen Eishockeystadt im Nirgendwo. Wo er mit ihnen lieben und kämpfen kann, wo er Träume erlebt und Stellung bezieht und wo er mit erschreckender Deutlichkeit merken muss, dass jede Wahrheit zwei Seiten besitzt.

Fazit:
„Stadt der großen Träume“ ist ein tiefgründiger Roman, der mit einer hohen Realitätsnähe in Erscheinung tritt und nachvollziehbar thematisiert, was mit einer Gemeinschaft geschieht, wenn ihr hart erkämpftes Gleichgewicht ins Wanken gerät.


Veröffentlicht am 12.08.2019

Ein kurzweiliger Thriller mit einem geschickt erdachten Verwirrspiel

Mein Herz so schwarz
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Der schönste Tag im Leben von Evie und Richard wird zum Albtraum, als Evie sich nach der Trauung von der Klippe stürzt und für immer in den Tiefen des Meeres versinkt. Dabei war die junge Fotografin weder ...

Der schönste Tag im Leben von Evie und Richard wird zum Albtraum, als Evie sich nach der Trauung von der Klippe stürzt und für immer in den Tiefen des Meeres versinkt. Dabei war die junge Fotografin weder depressiv, noch hat sie jemals etwas von Todessehnsüchten oder unlösbaren Probleme erzählt. Was also ist am Tage ihrer Hochzeit Schreckliches geschehen, dass sie plötzlich keinen anderen Ausweg mehr sah? Eine Frage, die sich neben dem trauernden Ehemann auch ihre beste Freundin Becky stellt, wie auch die in dem Fall ermittelnde Polizei, die noch lange nach Hinweisen für ein begangenes Verbrechen sucht.

Jenny Blackhurst versteht es gekonnt, von der ersten Seite an Spannung zu erzeugen und mit geschickt gesetzten Andeutungen und Vermutungen Zweifel zu säen. Vor allem das merkwürdige Benehmen von Evies unscheinbaren Freundin Becky gibt jede Menge Rätsel auf. Denn die junge Frau weiß mehr über das unglückselige Geschehen, als sie zugeben will und tarnt ihr fragwürdiges Verhalten geschickt. Dadurch hat weder der Leser noch der trauernde Ehemann eine Chance herauszufinden, was bei Evie schief gelaufen ist und warum sich die als lebenslustige und leidenschaftliche Fotografin bekannte Künstlerin das Leben nahm.

Das zentrale Element in dem dramatisch verlaufenden Thriller ist der Hochzeitstag, um den sich die gesamte Handlung rankt. So gibt es zum einen eine Zeit davor, in welcher der Leser aus der Sicht von Evie und Becky gleichermaßen erfährt, wie ihre Kindheit und Jugend verlaufen ist und wie das Verhältnis der beiden besten Freundinnen zueinander war. Zum anderen wird die Zeit danach aufgerollt mit allen Höhen und Tiefen, die ein solches Unglück mit sich bringt und mit einer Wahrheit, die gefährlicher ist, als gedacht. Das alles wird in einem wunderbar flüssigen und gut lesbaren Schreibstil erzählt und mit einer Kapitellänge, die angenehm kurz gehalten ist.

Fazit:
„Mein Herz so schwarz“ ist ein kurzweiliger Thriller mit einem Verwirrspiel, das es in sich hat und Figuren, die nur schwer zu durchschauen sind. Deshalb stört es auch nicht, wenn die Spannung manchmal zum Erliegen kommt. Denn bereits im nächsten Kapitel sieht alles ganz anders aus.

  • Einzelne Kategorien
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  • Geschichte
  • Erzählstl
  • Figuren
Veröffentlicht am 04.08.2019

Ein beunruhigendes Verwirrspiel

Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.
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Die erfolgreiche Bestsellerautorin Bo Luxton lernt während eines Schreibkurses die junge Nachwuchsautorin Alice kennen, die ungemein talentiert und charismatisch ist. Mit dem Ziel, sie beim Aufbau ihrer ...

Die erfolgreiche Bestsellerautorin Bo Luxton lernt während eines Schreibkurses die junge Nachwuchsautorin Alice kennen, die ungemein talentiert und charismatisch ist. Mit dem Ziel, sie beim Aufbau ihrer Karriere zu unterstützen, bietet Bo der jungen Frau ihre Hilfe für zukünftige Romanprojekte an. Doch die lockere Freundschaft, die mit keinerlei Verpflichtungen verbunden ist, entwickelt sich nach einigen Treffen zur Obsession. Und plötzlich nimmt ein beunruhigendes Verwirrspiel seinen Lauf, bei dem nicht sicher ist, wer von den beiden Frauen die Wahrheit spricht und wer von ihnen gnadenlos lügt.

„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.“ ist ein Psychodrama, das sich angenehm kurzweilig liest und mit einer schwelenden Ungewissheit den Leser zu fesseln versteht. Immer wieder treten Situationen auf, die merkwürdig erscheinen, geschehen Dinge, die nicht zu erklären sind oder handeln Figuren anders, als gedacht. So wird schnell klar, dass eine der beiden Frauen eine zutiefst gestörte Persönlichkeit besitzt und die andere mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln manipuliert. Dabei spielen vor allem starke Gefühle eine große Rolle und während Liebe, Verzweiflung und Sehnsucht ihr zerstörerisches Potenzial zu entfachen verstehen, steuert die ungleiche Beziehung unweigerlich auf eine Katastrophe zu.

Das anfänglich ruhige später immer mehr an Fahrt gewinnende und bis zum Schluss undurchsichtige Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht von Bo und von Alice erzählt. Dadurch taucht der Leser Seite für Seite immer tief in ihr Leben ein, nimmt an ihren Gedanken und Gefühlen teil und ist nach einigen nicht zu erklärenden Zwischenfällen genauso verwirrt, wie sie selbst. Doch trotz der spürbaren Spannung und der gelungenen Idee, fehlt dem Thriller das gewisse Etwas, um auf der ganzen Linie überzeugend zu sein. Hier hätten weitere brenzlige Situationen, noch mehr überbordende Gefühle und zusätzliche Wendungen der Handlungen gutgetan, damit er zum Pageturner wird.

Fazit:
Mit „Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.“ hat Sarah Stovell Powell ein Debüt verfasst, das gut zu unterhalten versteht und neugierig auf weitere Bücher der britischen Autorin werden lässt.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Ein anfänglich ruhiger Thriller, der erst spät offenbart, was in ihm steckt

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Seit Langem sind der Investmentbanker Mark und die Dokumentarfilmerin Erin ein Paar und planen nun als Eheleute durchs Leben zu gehen. Mit allen Höhen und Tiefen, an schönen und an schrecklichen Tagen. ...

Seit Langem sind der Investmentbanker Mark und die Dokumentarfilmerin Erin ein Paar und planen nun als Eheleute durchs Leben zu gehen. Mit allen Höhen und Tiefen, an schönen und an schrecklichen Tagen. Dass diese schneller kommen, als gedacht, hat keiner von beiden geahnt. Denn kaum haben sie die ersten Tage ihrer Flitterwochen auf Bora Bora verbracht, stoßen sie bei einem Tauchausflug auf ein altes Wrack und auf eine Tasche, die gefüllt mit wertvollen Dingen ist. Doch anstatt ihren Fund zu melden, behalten sie ihn und geraten schon bald in große Gefahr.

„Something in the Water - Im Sog des Verbrechens“ ist das Debüt der Schauspielerin Catherine Steadman, die mit ihrer Rolle als Mabel Lane Fox in der britischen Fernsehserie Downton Abbey bekannt geworden ist. Nun wagt sie sich als Autorin an einen Thriller heran und erzählt aus der Sicht der Freelancerin Erin, wie deren perfekt geglaubtes Leben mit dem gut aussehenden Banker Mark durch eine Reihe an fatalen Fehlern Risse bekommt. Eine Entwicklung, die ganz allmählich vonstattengeht und mit vielen Rückblicken in die Vergangenheit und umfangreichen Gedanken an einstige Erlebnisse verbunden ist. Deshalb kommt das Geschehen nur schwer in Gang. Und erst als eine mysteriöse Tasche auftaucht, zieht die Spannung merklich an und ein dramatisches Verwirrspiel nimmt seinen Lauf.

Der Schreibstil von Catherine Steadman ist flüssig und lässt trotz anfänglicher Ruhe nur so über die Seiten fliegen. Dabei ist es vor allem die interessante Nebenhandlung rund um Erins Dokumentarfilm, die dafür Sorge trägt, dass der Leser mit einer brisanten Thematik gut unterhalten wird, während die Atmosphäre im Südseeparadies Bora Bora einfach nur traumhaft ist und an unvergessliche Flitterwochen denken lässt. Allerdings nur bis zu dem Moment, in dem das Unvorhergesehene geschieht und eine schwelende Angst von Erins Leben Besitz ergreift. Denn von nun an fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen und das, obwohl sein dramatisches Ende bereits im Prolog verraten worden ist.

Fazit:
„Something in the Water – Im Sog des Verbrechens“ ist ein anfänglich ruhiger, später rasanter Thriller, der von den immer präsenter werdenden Charaktereigenschaften der beiden Hauptfiguren lebt und von der daraus resultierenden Gefahr. Ein Thriller, der sich wunderbar liest, obwohl er einige Schwächen besitzt.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer chaotischen Hobbydetektivin

Agatha Raisin und die tote Gärtnerin
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Ausgerissene Dahlien, zertrampelte Rosen und vergiftete Goldfische. Die Spur der Verwüstung ist groß, die sich durch liebevoll angelegte Gärten in dem kleinen Dorf Carsley zieht und ihre Besitzer wütend ...

Ausgerissene Dahlien, zertrampelte Rosen und vergiftete Goldfische. Die Spur der Verwüstung ist groß, die sich durch liebevoll angelegte Gärten in dem kleinen Dorf Carsley zieht und ihre Besitzer wütend werden lässt. Denn sie haben in diesem Jahr ihre Grundstücke besonders hübsch angelegt, um bei der bevorstehenden Gartenschau einen Preis zu erringen. Nun aber ist der Ärger groß. Und als dann auch noch eine junge Frau namens Mary Fortune Agathas Nachbarn James mit ihrem Talent fürs Gärtnern bezirzt, gibt es kein Halten mehr. Agatha stürzt sich in die Planung für einen prächtigen Garten hinein und stolpert prompt über Marys Leiche, die jemand kopfüber in einen Blumenkübel eingegraben hat.

Agathas neuer Fall ist ein gelungener Angriff auf die Lachmuskeln der Leser, die erneut Zeuge davon werden, wie die einst knallharte PR-Frau alles versucht, um anerkannt und geliebt zu werden. Sei es durch die Bewohner des Dorfes, deren Zurückhaltung Agatha durchbrechen will oder durch ihren Nachbarn James, der sich immer wieder in die falschen Frauen verliebt. Mit merkwürdigen Ideen und großem Eifer geht sie dabei vor und vergisst allzu leicht, dass es in Carsley keine Geheimnisse gibt und dadurch ihre großen und kleinen Schummeleien zum Scheitern verurteilt sind. Doch obwohl sie immer wieder in Ungnade fällt, ist eines gewiss. Dort, wo Agatha Raisin auftaucht, geschieht ein Mord und die Dorfbewohner sind froh, dass sie diesen, trotz der für sie drohenden Gefahr mit viel Cleverness und Charme aufklären wird.

Eine locker leichte Erzählweise, ein authentischer Schreibstil und eine Atmosphäre, die wunderbar zu dem verschrobenen Dorfleben passt, prägen diesen Roman und sorgen dafür, dass es nie langweilig mit Agatha Raisin und ihren über das Ziel hinaus schießenden Eskapaden wird. Aber nicht nur sie, sondern auch die immer wieder in Erscheinung tretenden Nebenfiguren haben ihren Anteil daran, dass ausreichend Leben in den Cotswolds herrscht und sogar regelmäßige Treffen bei der Pfarrersfrau skurrile Begebenheiten nach sich ziehen. Allerdings nur solange, wie kein Verbrechen die dörfliche Ruhe stört und sich Agatha mit dessen Aufklärung beschäftigen muss.

Fazit:
Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer liebenswerten Hauptfigur, britischem Humor und handfesten Verbrechen, das vor allem für Leser von britischen Cosy-Krimis bestens geeignet ist.