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Veröffentlicht am 23.07.2019

Für Fans ein Muss, für alle anderen auch interessant

Der Junge muss an die frische Luft
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Hape Kerkeling ist ein mir dermaßen sympathischer Mensch, dass ich mir natürlich seine Autobiografie zulegen musste. Ich entschied mich für das Hörbuch, weil es von Kerkeling persönlich eingesprochen wurde. ...

Hape Kerkeling ist ein mir dermaßen sympathischer Mensch, dass ich mir natürlich seine Autobiografie zulegen musste. Ich entschied mich für das Hörbuch, weil es von Kerkeling persönlich eingesprochen wurde. Da seine Stimme angenehm ist, lag es nahe, mir sein Buch vorlesen zu statt, mir während des Lesens seine Stimme vorzustellen.

Den Kauf des Hörbuches habe ich keine Sekunde bereut. Im Gegenteil! Kerkeling ist nicht nur ein Komiker, über dessen Humor sich gewiss streiten lässt, sondern er schreibt meiner Meinung nach auch verdammt gute Bücher. Ich bin ehrlich gesagt ein wesentlich größerer Fan seiner Bücher als seiner Auftritte. Auf ihn als Autor von Büchern wurde ich aufmerksam, als ich nach dem Tod meines Vaters "Ich bin dann mal weg" in dessen Bücherregal fand. Ich schnappte mir das Buch und las es begeistert. Seitdem bin ich zwar kein Fan von Kerkeling, aber es war klar, dass ich auch seine Autobiografie lesen würde.

Die ist witziger und tragischer als mir bewusst war. Kerkeling hat tatsächlich einiges zu erzählen. Der Fokus liegt auf der Kindheit, die so einzigartig und doch auch typisch ist, dass sie durchaus repräsentativ ist. Der 2. Weltkrieg und dessen langfristige Auswirkungen auf die Menschen (in diesem Fall insbesondere auf Kerkelings Großeltern und Eltern), die ihn unmittelbar erlebt haben, findet genauso Einzug in die Autobiografie wie die Depressionen und der Freitod der Mutter.

Kerkeling erzählt Geschichte zwar teilweise mit einer gewissen Wehmut, aber nie mitleidheischend, sondern oft mit dem ihm eigenen Humor, mit einem gewissen Augenzwinkern. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Insofern hat seine Autobiografie gewisse Parallelen zu "Ich bin dann mal weg".

Mir hat der Aufbau des Buches sehr gefallen. Gegenwart und Vergangenheit werden geschickt miteinander verbunden und ins Verhältnis gesetzt. Außerdem entsteht dadurch eine gewisse Spannung, statt ausschließlich linear zu erzählen. Ich mochte die Herangehensweise, mit Zeitenwechseln zu arbeiten, jedenfalls sehr.

Am Ende ist das Buch natürlich - wie sollte es bei einem so bewegten Leben wie dem von Hape Kerkeling auch anders sein? - natürlich zu kurz. Sicher hätte ich mir gewünscht, er wäre auf manche Aspekte etwas näher eingegangen, aber das hätte sicher den Rahmen gesprengt. Trotzdem erfahren wir eine Menge über Hape Kerkeling und das muss - vorerst - reichen. Ich bin sehr dankbar für dieses durch und durch lebensbejahende Buch.

Bei mir blieb am Ende vor allem ein Gedanke haften: "Hoffentlich schreibt der Mann noch mehr Bücher." Und spricht sie dann für Hörbücher ein.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Tolle Fortsetzung - Jane Hawk rockt!

Gehetzt
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In den 80ern war Dean Koontz neben Stephen King und Clive Barker gern gesehener Gast in meinem Bücherschrank. In den 90er und 00er Jahren schlief mein Koontz-Interesse ein, aber wie ihr wisst, habe ich ...

In den 80ern war Dean Koontz neben Stephen King und Clive Barker gern gesehener Gast in meinem Bücherschrank. In den 90er und 00er Jahren schlief mein Koontz-Interesse ein, aber wie ihr wisst, habe ich vor einiger Zeit begeistert „Suizid“ gelesen. Das entfachte naturgemäß mein Interesse an der Fortsetzung „Gehetzt“und ich wurde – das verrate ich an dieser Stelle – nicht enttäuscht.

„Gehetzt“ beginnt direkt dort, wo „Suizid“ endete. Meiner Meinung nach ist es besser, wenn man bereits den ersten Teil gelesen hat, auch wenn Koontz immer wieder beiläufig einflechtet, was im ersten Band geschah. Das ist aber eher geeignet, Erinnerungslücken bei „Suizid“-LeserInnen zu stopfen, statt NeuleserInnen besser in die Handlung einzuführen. NeuleserInnen rate ich daher, unbedingt „Suizid“ zu lesen, bevor sie sich „Gehetzt“ zuwenden.

Wer „Suizid“ bereits kennt, muss sich keine Sorgen machen. Im Gegenteil vertrete ich die Ansicht, dass die Fortsetzung ebenbürtig wenn nicht sogar besser als der Auftakt ist. Das Tempo stimmt durchweg und ist vergleichbar mit dem im ersten Teil. Vor allem aber ist Jane Hawk nach wie vor Jane Hawk – Koontz treibt ihre Entwicklung nicht unnötig schnell voran und verfällt auch nicht auf die wahnwitzige Idee, sie plötzlich „menschlicher“ oder – schlimmer noch – „unmenschlicher“ zu gestalten als sie ist. Sie ist und bleibt eine tolle Protagonistin, die sich meine Sympathie erobert hat, weil sie ist wie sie ist – eine interessante Frau, die ihren Mann verloren hat, ihren Sohn schützen will und sich auf die Jagd nach Menschen macht, die so mächtig sind, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie nicht schon längst gefasst wurde.

Was mir bei der Lektüre nach wie vor sehr viel Spaß macht, ist Koontz‘ Fähigkeit, Spannungsliteratur zu schaffen. Ich habe nicht nur einen Thriller gelesen, sondern toll geschriebene, teilweise zu Herz gehende Literatur, ohne je das Gefühl zu haben, ein bemühtes emotionales Machwerk zu lesen. Der Fokus liegt auf dem Thrill, nur dass Koontz seine Heldin und ihre HelferInnen ganz offensichtlich mag – und das überträgt sich auf die LeserInnen. Besser noch: Koontz respektiert offensichtlich seine LeserInnen und liefert dadurch beste, intelligente Unterhaltung.

Von mir gibt es für „Gehetzt“ eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.04.2019

Warmherzig, charmant... und humorvoll

Rückwärtswalzer
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Ja, nun habe ich auch den „Rückwärtswalzer“ gelesen und ich schließe mich den positiven Bewertungen anderer Leser an. Um es auf den Punkt zu bringen: Dies war das erste Buch, das ich von Vea Kaiser gelesen ...

Ja, nun habe ich auch den „Rückwärtswalzer“ gelesen und ich schließe mich den positiven Bewertungen anderer Leser an. Um es auf den Punkt zu bringen: Dies war das erste Buch, das ich von Vea Kaiser gelesen habe, aber ich werde mir definitiv auch ihre anderen Bücher gönnen. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird!

Aber zurück zu „Rückwärtswalzer“: Was Vea Kaiser hier auffährt, ist ganz großes Kino – und tatsächlich bin ich mir sicher, dass der Roman auch als Film funktionieren würde. Worum geht es? Lorenz, ein erfolgloser Schauspieler mit Hang zur Melodramatik und der weit verbreiteten Fähigkeit, mehr Geld auszugeben als einzunehmen, wird von seiner Freundin verlassen und muss angesichts seines Schuldenberges seine Wohnung in Wien untervermieten, während er selbst zu seinen Tanten und seinem Onkel Willi zieht. Doch Willi segnet das Zeitliche und da er seiner Frau das Versprechen abgenommen hat, in seiner Heimat Montenegro begraben zu werden, diese jedoch kein Geld für eine Überführung dorthin hat, beschließt sie gemeinsam mit ihren Schwestern, dass Lorenz mit ihnen den tiefgefrorenen Leichnam im Auto nach Montenegro fahren soll.

Ehrlich gesagt habe ich das Buch schon nach wenigen Seiten geliebt und je weiter ich kam, desto mehr wünschte ich mir, das Buch möge nie enden. So ist das manchmal.

Vea Kaiser lässt sich Zeit mit ihren Charakteren. Sie werden ausführlich und doch nicht langatmig vorgestellt. Was mich beim Lesen am meisten fasziniert hat, ist die Fähigkeit Kaisers, Charaktere zu präsentieren, die streckenweise überzogen und skurril und doch gleichermaßen liebenswert und vor allem lebensecht wirken. Das ist eine wunderbare Mischung und die verschiedenen Personen sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen.

Vea Kaiser erzählt ihre Geschichte auf so leichte, so liebevoll-humorige Weise, dass ich selbst die oft tragischen Ereignisse der Vergangenheit mit einem Schmunzeln lesen konnte. Es gibt Formulierungen, die schlicht und ergreifend herrlich sind. Der ganze Roman ist gespickt mit einem österreichisch-schwarzen Humor, den ich sehr angenehm fand. Ihre Formulierungen sind so treffend, das ich am liebsten das halbe Buch auswendig lernen würde, um in den richtigen Momenten/Situationen daraus zitieren zu können. Es ist wunderbar!

Wenn ich den Roman als „leicht“ bezeichne, dann bedeutet es übrigens nicht, er ist völlig anspruchslos. Das ist er nicht. In Rückblenden (jedes zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Vergangenheit von Onkel Willi und den Tanten) erfahren wir viel von den tragischen Ereignissen, die erst zur Entzweiung der Schwestern und später zur Zusammenführung von Willi und den Schwestern führte. Es ist eine wunderbare Geschichte, die Vea Kaiser erfreulicherweise ohne Pathos, aber eben doch auf berührende und charmante Weise erzählt. Ich hatte während der gesamten Lektüre das Gefühl, das sie ihre Charaktere mag.

Ich habe die Geschichte als „runde Sache“ empfunden und das Ende ist zum Glück gelungen. So bleibt der positive Eindruck auch am Ende erhalten.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Dieses Buch hat mich begeistert!

Der Honigbus
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Bei jedem tollen Buch, das ich gelesen habe, stellt sich mir die Frage, wie ich ihm im Rahmen einer Buchbesprechung gerecht werden kann. Das gilt auch für „Der Honigbus“.

Die Kurzfassung ist: „Der Honigbus“ ...

Bei jedem tollen Buch, das ich gelesen habe, stellt sich mir die Frage, wie ich ihm im Rahmen einer Buchbesprechung gerecht werden kann. Das gilt auch für „Der Honigbus“.

Die Kurzfassung ist: „Der Honigbus“ ist toll! Kauf das Buch! Lest es!

Aber die Begründung, die zur Langfassung führt? Schwierig.

Meredith May, ihres Zeichens Journalistin und Bienenzüchterin, hat ihre Memoiren geschrieben. Ihre Memoiren? WTF? Was soll das? Kein Mensch kennt diese Frau. Was sollen Memoiren von einer Person, die kein Mensch kennt? Tja, das ist die Frage, nicht wahr?

Nun, Meredith Mays Geschichte ist tatsächlich so einzigartig, dass ich tatsächlich froh bin, sie gelesen zu haben. Die Inhaltsangabe liest sich erst einmal dramatisch und klingt ein bisschen wie die Texte zu Erbauungsliteratur. Und so dramatisch und erbaulich „Der Honigbus“ stellenweise auch sein mag, es handelt sich bei dem Buch schlicht und ergreifend um ein verdammt gutes Buch.

Wir folgen Meredith durch ihre Kindheit, erleben, wie sie von ihrer Umgebung wieder und wieder im Stich gelassen wird, auf eine Art und Weise misshandelt wird, die zwar nicht körperlicher Art, aber dafür nicht weniger toxisch ist. Wir erleben wie sie Trost findet, wie sie Halt findet bei den Bienen, die ihr Großvater hegt und pflegt, wie sich ihr eine völlig neue Welt öffnet und wie sie dank der Bienen das Leben an sich zu verstehen lernt und ihren eigenen Weg findet.

Verdammt, das klingt so bescheuert!

May schafft es, drei Bücher gleichzeitig abzuliefern: ihre Memoiren, ein Sachbuch (über Bienen) und einen Roman. Und das alles hat sie so gut vermengt, dass das Lesen ohne Wenn und Aber Spaß macht. Sie verwendet eine Sprache, die bildhaft und nüchtern zugleich ist. Sie lässt uns die Misshandlungen erleben, ohne auch nur einmal Mitleid heischend zu werden oder auf billige Dramatik zu setzen. Herrlich!

Während des Lesens durchlebte mein Gefühlshaushalt eine Achterbahnfahrt: Ich fühlte mit Meredith, fühlte ihre Liebe, ihren Schmerz, ihre Hoffnungen. Ich war gespannt, wie es weitergeht. Ich weinte, ich lachte. Ich hasste. Oh, wie ich hasste! Ich verstand, ich war gequält, ich schmunzelte, ich bewunderte, ich schüttelte verständnislos den Kopf.

Vor allem aber: Ich genoss. Und zwar das Buch. Es war spannend, informativ, inspirierend, voller Liebe, toll geschrieben, voller kleiner Wunder und vor allem – voller Hoffnung. Ich bin froh, dass Meredith May dieses Buch geschrieben hat.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Genial!

QualityLand (QualityLand 1)
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Als Buch ist "QualityLand" schon großartig, aber als Hörbuch ist es genial! Das liegt natürlich an Marc-Uwe Kling, der sein Buch dermaßen gut vorliest, dass es unglaublich unterhaltsam und kurzweilig ist. ...

Als Buch ist "QualityLand" schon großartig, aber als Hörbuch ist es genial! Das liegt natürlich an Marc-Uwe Kling, der sein Buch dermaßen gut vorliest, dass es unglaublich unterhaltsam und kurzweilig ist. Genau genommen liest Kling nicht einfach nur das Buch, sondern spielt es richtiggehend vor und das macht dieses Hörbuch so besonders. Ich hatte selten so viel Spaß, mir ein Hörbuch anzuhören.


Über "QualityLand" selbst muss ich wahrscheinlich gar nicht mehr viel schreiben: Diese Dystopie ist im Grunde genommen nur das, was wir heute schon erleben, nur weitergedacht. Insofern ist das Erzählte für uns gut nachvollziehbar. Klingt schafft es aber, das alles so zu überspitzen, dass es nicht nur erschreckend, sondern eben auch lustig ist. Dadurch ist das Buch zwar einerseits eine durchaus realistische Idee, wohin wir uns entwickeln (können), gleichzeitig aber auch eine sehr witzige Abrechnung des Jetzt. Herrlich!

Jedenfalls: Wer mal ein richtig gutes Buch hören will, sollte sich unbedingt dieses Hörbuch greifen. Es ist herausragend! (Und ehrlich gesagt so gut, dass ich die nächsten Hörbücher schon allein der Sprecher*innen wegen enttäuschend finden werde. Das ist die Gefahr, wenn man ein von Kling vorgesprochenes oder eher vorgespieltes Buch gehört hat.)