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Veröffentlicht am 07.06.2017

Gute Idee mit leichten Schwächen

Joli Rouge
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Erscheinungsdatum: 28.08.2016

Autor: Alexandra Fischer

Seitenzahl: ca. 400 Seiten

ISBN: 978-3-95991-073-6

Erhältlich: hier

Klappentext: »Ich werde niemals einen Mann heiraten, der über mich befiehlt«, ...

Erscheinungsdatum: 28.08.2016

Autor: Alexandra Fischer

Seitenzahl: ca. 400 Seiten

ISBN: 978-3-95991-073-6

Erhältlich: hier

Klappentext: »Ich werde niemals einen Mann heiraten, der über mich befiehlt«, schmetterte Jacquotte ihm entgegen. »Ebenso wenig wie ich jemals einen Mann heiraten werde, über den ich zu befehlen vermag.«
La Española, 1656: Das Gesicht der Westindischen Inseln beginnt sich zu verändern. Einst von Spanien dominiert, beginnen sich die Mächte mit den eintreffenden Seefahrernationen England, Frankreich und Holland zu verschieben. Es ist die Welt der Bukaniere, in der die junge Jacquotte Delahaye aufwächst. Eine Welt der Männer, wie sie sehr bald feststellt, beherrscht von der Bruderschaft der Küste, die nach ihren eigenen Regeln lebt und in der Frauen nicht erwünscht sind. Mit dem ihr eigenen Stolz stellt sie sich den Herausforderungen dieser unsteten Zeit, in der man nur selbstbestimmt leben kann, wenn man ein Mann ist. Wird es ihr gelingen, der Bruderschaft beizutreten und ihren eigenen Weg zu gehen?
Ein historischer Roman über eine der wenigen Piratinnen, die in diesen harten Zeiten überleben konnte.

Rezension:
Getrieben von dem unbändigbaren Wunsch anerkannt zu werden und gleichberechtigt zu sein...
Alexandra Fischer entführt uns mit ihrem Roman "Joli Rouge" ins Zeitalter der Piraten und Freibeuter. Sie erzählt die Lebensgeschichte und den Kampf der jungen Jacquotte Delahaye in einer von Männern regierten Welt. Dabei macht sich die Autorin größere Zeitsprünge und Perspektivenwechsel zwischen den verschiedensten Charakteren zu nutzen. So sieht man Charaktere siegen und sterben, lieben und hassen.
Durch Einbindung historischer Ereignisse und Personen erscheint die erschaffene Welt sehr lebendig und wandelbar und bringt damit immer neue Konflikte und Handlungsgrundsätze hervor.

Jacquotte wächst mit ihrem Vater in einer Siedlung der Bukaniere auf. Da sie keine weiblichen Bezugspersonen hat, wird der junge Wildfang auch wie ein Mann erzogen. Sie fühlte sich immer als Teil der Gemeinschaft und sah lang Zeit keine nachteilige Behandlung ihr gegenüber. Doch plötzlich fällt es Jacquotte wie Schuppen von den Augen und sie erkennt, dass man eine Frau niemals in die Bruderschaft der Küste aufnehmen wird und sie nur durch den Schutz ihres Vaters besondere Rechte erhält.Nach einem ereignisreichen und folgenschweren Angriff der Spanier, weiß Jacquotte, dass sie fliehen muss, denn nur so kann sie wirklich frei sein. Doch sie kann sich nicht auf ewig allein in den Wäldern verstecken und sieht sich sehr schnell einer Gefahr gegenüber, der sie noch nicht gewachsen ist. Die junge Frau muss also die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen und alles zurücklassen, um ihren Traum zu erfüllen: Mitglied in der Bruderschaft zu werden.Auf ihrer beschwerlichen Reise macht sich "die rote Jacquotte", wie sie sich später nennt, jedoch mehr Feinde als Freunde und muss mehrmal den Tod ins Auge blicken. Sie muss miterleben, wie Freunde sterben oder zu Feinden werden, aber nichts kann sie von ihrem Ziel abhalten.Man merkt deutlich, wie sich die Protagonistin über die Jahre hinweg verändert. Während sie anfangs noch als Frau in der Bruderschaft anerkannt werden will, ändert es sich später so weit, dass ihr Wunsch, Mitglied in der Bruderschaft zu sein, sie in die Rolle eines Mannes schlüpfen lässt. Es erscheint daher beinahe wie eine Besessenheit, für die sie alles aufgeben würde. Auch emotional gesehen ist die willensstarke Frau somit oftmals ein Stein, wodurch es schwer wird, sich in sie hineinzuversetzen, was sich später leider auch nicht wirklich bessert.

Wie bereits kurz angerissen, gibt es im Leben der Protagonistin viele Nebencharaktere, die ihren Weg kreuzen und manchmal leider auch das Zeitliche segnen. Die Vielfalt der Nebencharaktere ist sehr beeindruckend und was die historischen Personen und deren Zugehörigkeit angeht, leider auch hier und da ein wenig verwirrend. Sie unterstützen und jagen die Protagonistin auf ihrem Weg zum Bruder der Küste. Dadurch wird eine abwechslungsreiche und dynamische Handlung erschaffen, die Jacquotte immer wieder an ihre Grenzen bringt.

Bewertung:
Ich lege das Buch sehr zwiegespalten in mein Regal. Einerseits sind die Idee des Romans und das Cover gut durchdacht und interessant. Die erste Hälfte des Romans ist abwechslungsreich und spannend beschrieben und macht großen Spaß zu lesen. Andererseits hat mich die zweite Hälfte nicht wirklich überzeugt. Nach Jacquottes Veränderung erschien sie mir wie ein völlig neuer und gleichzeitig fremder Hauptcharakter, der mich einfach nicht für sich gewinnen konnte. Die Handlung verliert ab diesen Zeitpunkt auch immer wieder für längere Fasen die Spannung und beginnt sich zu wiederholen. Ein weiteres großes Manko ist für mich das Ende. Die dort aufgegriffene Beziehung ist sehr vorhersehbar, aber "Gefühlstechnisch" stumpf. Ich könnte eine ganze Handvoll Charaktere (sowohl Feinde als auch Freunde) aufzählen, die eine emotionalere und bessere Beziehung zu Jacquotte haben/hatten.

Ich würde "Joli Rouge" so gern eine bessere Wertung geben, da mich das Buch von Beginn an interessiert und fasziniert hat. Aber leider hat das Buch sich gegen Ende hin selbst zerstört.

7/10 bzw. 3,5/5 Sterne
★★★★★★★☆☆☆

Veröffentlicht am 07.06.2017

Das Erbe von Carrage Cottage 3,5*

Das Erbe von Carreg Cottage
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Erscheinungsdatum: 13.02.2017

Autor: Constanze Wilken

Seitenzahl: 480 Seiten

ISBN: 978-3-442-48476-8

Erhältlich: hier

Klappentext:
Die 35-jährige Lili Gray steht vor dem Nichts, als sie ihr Café in ...

Erscheinungsdatum: 13.02.2017

Autor: Constanze Wilken

Seitenzahl: 480 Seiten

ISBN: 978-3-442-48476-8

Erhältlich: hier

Klappentext:
Die 35-jährige Lili Gray steht vor dem Nichts, als sie ihr Café in einem kleinen schottischen Küstenort schließen muss. Doch dann vermacht ihr ein Unbekannter ein altes Haus auf der Halbinsel Llyn in Nordwales. Die leicht verfallene Pilgerraststätte und der Garten an den Klippen ziehen Lili sofort in ihren Bann. Von dort blickt sie auf die Insel Bardsey, die eine unerklärliche Faszination auf sie ausübt. Aber Lilis Anwesenheit scheint jemanden zu stören, und die junge Frau ahnt nicht, wie sehr die Geschichte des Pilgerortes mit ihrer eigenen – und der des unbekannten Gönners verbunden ist ... (Cover, Klappentext by Goldmann Verlag)


Rezension:
Wie durch einen glücklichen Wink des Schicksals wird Lili ein altes Pilgercottage und ein kleines Vermögen vererbt. Vor dem Nichts stehend beschließt sie also, sich dem Abenteuer und der Herausforderung zu stellen. Doch bei der Frage nach dem geheimnisvollen Erblasser beißt sie auf Granit. Lili beginnt selbst Nachforschungen anzustellen, und die Geschichte des Cottages zu ergründen. Seit sie Llyn betreten hat und sich in ihrem neuen zu Hause einlebt, empfängt die selbstbewusste junge Frau immer wieder merkwürdige Visionen aus einem früheren Leben, die ihr merkwürdig vertraut vorkommen. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit stößt sie mithilfe ihrer "Gabe" auf lang verschollene Geheimnisse und Legenden, die ihr Leben für immer verändern werden.

Das Buch beinhaltet zwei eng miteinander verbundene Geschichten, die einmal in der Gegenwart und einmal in der Vergangenheit stattfinden. Zum einen haben wie hier die Geschichte von Lili Gray aus dem Jahr 2016 und zum anderen die von Meara und Cadeyrn aus 614. Beide Geschichten werden im Verlauf des Buches abwechselnd wiedergegeben und erzählen ihre ganz eigene Handlung. Obwohl das Buch meiner Auffassung nach hauptsächlich von Lili handelt, sind Meara und Cadeyrn zu den eigentlichen Stars des Romans geworden. Die Autorin bringt in beide Handlungen einen sehr interessanten und angenehm zu lesenden Schreibstil ein. Vor allem in der Vergangenheit kommt häufig zu "unerwarteten" Wendungen, die durch ihrer schon fast permanentes Auftreten ab einem gewissen Punkt zu vorhersehbar und auch durchaus nervig werden. Ein großer Pluspunkt an Mearas Erzählung ist jedoch die emotionale und ergreifende Seite des Schreibstils und die damit entstehende Nahbarkeit der Charaktere, sodass man ein einer Stelle durchaus ein kleines Tränchen verdrücken muss.
Was die eine Geschichte hat, fehlt der anderen. Die Handlung um Lili und das Pilgercottage ist sehr geradlinig auf das Ziel der Autorin fixiert. Es existieren Verstrickungen und Handlungsstränge, die einfach zu offensichtlich und teils unrealistisch sind. Lili gibt dem Leser wunderbare Einblicke in die raue Schönheit des Landes und den mystischen Charme der Insel. Ihre emotionale Seite kommt dabei leider ein wenig zu kurz, was zu folge hat, dass Lili Gray für mich ein eher unnahbarer Charakter bleibt.

Zu Meara und Cadeyrn möchte ich recht wenig sagen, da es sonst die ganze Spannung verderben würde. Nur soviel möchte ich verraten: Meara ist die Tochter eines Druiden, deren Familie von einem fanatischen Priester ermordet wurde. Davydd - Cadeyrn - ist der Sohn eines Edelmannes. Als seine Familie aufgrund eines Krieges flüchten musste, fand der Zuflucht in einem Clas und wurde - mehr oder weniger freiwillig - Mönch.
Nun zu Lili Gray, sie hat in jungen Jahren ihre Mutter verloren und wuchs bei ihren stark gläubigen Großeltern auf. Sie waren immer sehr streng und konnten sowohl Lili als auch deren Mutter schlecht ihre Liebe zeigen. Lili zog es dadurch sobald wie möglich in die Fremde hinaus. Dort lebte sie fast wie nach dem Motto "Geht etwas zu Bruch.. zieh weiter und suche wo anders dein Glück!" Immer an ihrer Seite ist der Border-Terrier Fizz, ein Geschenk von ihrer besten Freundin Natascha. Als sie schließlich von der Erbschaft erfährt, ist Lilis Leben mal wieder ein Trümmerhaufen. Daher nimmt sie das Angebot dankbar an und zieht nach Wales. Dort trifft Lili viele potenzielle neue Freunde, doch sie muss erst lernen, ihren Schutzwall und ihr Misstrauen abzulegen, um ein neues Leben zu beginnen. Da die starke und selbstbewusste junge Frau fast ihr ganzes bisheriges Leben auf sich selbst achtgegeben hat, fällt es ihr nun, um so schwerer sich von anderen helfen zu lassen. Unbewusst stößt sie somit die Leute in ihrem Umfeld von sich. Im Lauf der Zeit lernt Lili jedoch, die Hilfe anderer anzunehmen und ihnen zu vertrauen.
Marcus, Collen, Fychan, Seth, Summer,...das sind nur einige von den zahlreich vertretenen Nebencharakteren des Romans. Obwohl anfangs viele von ihnen unscheinbar und unwichtig erschienen, erkämpfen sie sich tapfer ihren Platz in der Geschichte. Sie helfen den Protagonisten in der Not und erobern das Herz des Lesers. Sowohl die "Guten" als auch die "Bösen" treiben die handlung voran und sorgen je nachdem für un-/willkommene Wendungen und Überraschungen.

Bewertung:
An für sich ist der Roman sehr schön geschrieben und beinhaltet eine interessante Handlung, diese wird aber durch unrealistische Zufälle, zum Teil zu häufige "Überraschungen" und einer -für meinen Geschmack- an manchen Stellen zu unnahbaren Protagonistin zerstört. Die Geschichte von Meara und Cadeyrn hat mich sehr gerührt aber im Bezug aufs Ende etwas endttäuscht.
Allgemein muss ich sagen, dass ich die ganze Zeit auf DEN Moment gewartet habe, der die Geschichte nachhaltig in meinem Kopf bleiben lässt. Der blieb leider aus.
Dennoch ist der Roman für Fans des Genres auf jeden Fall lesenswert und alle anderen eine gute Ablenkung vom Alltagsstress.

7/10 bzw. 3,5/5 Sterne
★★★★★★★☆☆☆

PS Ich möchte mich hiermit beim Goldmann Verlag und der Random House für das Rezensionsexemplar bedanken.. also vielen lieben dank dafür! :D

Veröffentlicht am 18.07.2019

Gemischte Gefühle

Zerbrechliche Dinge
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Rezension:
Sagen, Legenden, Geschichten, Realität … was ist es, was wir sehen, wenn der Schleicher gelüftet wird und die Illusion zerbricht?

In seiner Anthologie „Zerbrechliche Dinge – Geschichten ...

Rezension:
Sagen, Legenden, Geschichten, Realität … was ist es, was wir sehen, wenn der Schleicher gelüftet wird und die Illusion zerbricht?

In seiner Anthologie „Zerbrechliche Dinge – Geschichten und Wunder“ vereint Neil Gaiman 31 Kurzgeschichten unter einer Gemeinsamkeit: Nichts ist, wie es zu sein scheint.
Die Sammlung des „American Gods“ Autors umfasst dabei Geschichten und Gedichte, die verschiedensten Stile und die ungewöhnlichsten Themen. Fabelwesen, Kreaturen, Götter und Mafiabosse wechseln sich ab und bieten somit für jeden Geschmack die passende Geschichte.

Doch diese Vielfalt hat es mir auch sehr schwer gemacht, einen Großteil der Geschichten zu mögen. Manche Handlungen waberten leider einfach nur dahin, um den Leser im letzten Satz zu überraschen und das Werk somit erst rückblickend zu einer bizarren und interessanten Geschichte zu formen, andere Kurzgeschichten hatten einfach zu wenig Tiefe um sie wirklich im Gedächtnis zu behalten und wiederum andere ließen mich sprachlos zurück und haben sich in mein Gedächtnis gebrannt.

Zu meinen Favoriten zählen hierbei:
Bitterer Kaffeesatz
der Herr des Tals
Sonnenvogel
Susans Problem

Denn sie haben es geschafft, dass ich die Geschichte hinterfrage …,dass ich in bester Kurzgeschichtenmanier das Ende zu deuten versuchte und, dass ich auch jetzt noch über ihre 'Moral' nachdenke.

Bewertung:
„Zerbrechliche Dinge“ hat mich letztendlich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Obwohl viele der Erzählungen gut waren, waren es nur sehr wenige, die ich wirklich möchte und die mich sprichwörtlich 'vom Hocker gerissen' haben.

Aufgrund ihrer variierenden Komplexität ist es schwer, die Geschichten bzw. den Roman am Stück zu lesen. Hier mal eine Geschichte und da mal eine Geschichte … ja. Aber nicht, wenn man was Wochenende gemütlich lesend auf der Couch verbringen möchte. Doch ich denke, dieser Umstand macht „Zerbrechliche Dinge“ zum perfekten Buch, dass man immer dabei haben kann, um sich im Wartezimmer oder in der Bahn die Zeit zu vertreiben und somit langsam und vor allem stückweise die Kurzgeschichten zu 'konsumieren'.

Anmerkung: Ich habe den Roman sowohl als Print als auch als Hörbuch gelesen bzw. gehört, da sich Kurzgeschichten eigentlich immer sehr gut für Hörbücher eignen. Doch ich muss ehrlich sagen, dass mich das Hörbuch hier zum Teil verrückt gemacht hat. Manche Geschichten wurden nicht nach der Reihenfolge des Prints gelesen (was mehr als nur hinderlich ist, wenn man sich mit Hören und Lesen abwechseln möchte und dann beginnt Geschichten zu suchen, die man noch nicht gehört hat) und Übergänge zwischen verschiedenen Perspektiven oder Realitäten waren bei einigen Geschichten nicht auseinanderzuhalten, sodass ich gezwungen war, die Geschichte selbst zu lesen, da sie im Hörbuch partout keinen Sinn ergeben hat. Ich empfehle daher ganz klar die Printversion.
6/10 bzw. 3/5 Sterne
★★★★★★☆☆☆☆
Bei "Zerbrechliche Dinge" handelt es sich um von Eichborn bereitgestelltes Rezensionsexemplar. Ich bedanke mich herzlich beim Verlag für die Unterstützung meiner Arbeit und die Möglichkeit, den Roman als Rezensionsexemplar kostenlos lesen zu dürfen. Dieser Umstand hat jedoch keinerlei Auswirkung auf die hier dargelegte persönliche Meinung meinerseits.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Ich bin leider gemischter Gefühle...

Legendary
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Rezension:
Die erste Regel von Caraval lautet „Bedenke, es ist nur ein Spiel!“ Doch gilt diese Regel auch dieses Mal oder ist alles anders?

Nachdem Stephanie Garbers „Caraval“ Scarlett und den Leser ...

Rezension:
Die erste Regel von Caraval lautet „Bedenke, es ist nur ein Spiel!“ Doch gilt diese Regel auch dieses Mal oder ist alles anders?

Nachdem Stephanie Garbers „Caraval“ Scarlett und den Leser in eine Welt der Magie und Täuschung entführt hat, wagt sich nun Donatella in ein neues Spiel. Doch dieses Mal scheint Caraval anders zu sein … gefährlicher und bedeutsamer als jemals zuvor. Nur wenige Wochen nach dem letzten Spiel, veranstaltet Legend zum Jahrestag der Kaiserin ein weiteres Caraval. Doch in der Hauptstadt des Reiches – die einst die Stadt der Schicksalsmächte gewesen sein soll – verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Spiel. Die Schicksalsmächte scheinen in die Welt der Menschen zurückzukehren und Caraval zu beeinflussen. Benutzt Legend Donatella, um gegen die Bedrohung der Schicksalsmächte zu kämpfen oder ist alles nur eine Maskerade, um das größte Caraval aller Zeiten zu veranstalten und die Hauptstadt in eine Welt der Magie zu entführen?

Besonders der Anfang hat im Bezug auf die Spannung und die mitreißende Handlung viele Ähnlichkeiten mit dem ersten Teil der Reihe. Donatellas 'Spiel' mit dem geheimnisvollen Dante baut eine interessante Atmosphäre auf und fesselt den Leser. Doch je weiter die Handlung voranschreitet und „der Erbe“ seine Rolle einnimmt, umso unangenehmer wird die Geschichte. Viele Entscheidungen, die die Charaktere treffen (egal ob es Scarletts Entrüstung oder Donatellas Eigenständigkeit und Verschwiegenheit sind), wirken gedankenlos und zu sehr darauf fixiert, neue Probleme zu verursachen. Als schließlich auch noch eine Art Fake-Beziehung in die Handlung eingebaut wurde, war meine Stimmung vollends am Ende. Diese Handlungen der Figuren haben dem Roman meiner Auffassung nach sehr geschadet und der Spannungsbogen hat sich nach dem ersten 'Tiefschlag' nur sehr langsam wieder aufgerappelt. Hinzu kommt,, dass Donatella – im Vergleich zu ihrer Schwester – einen großen Teil Caravals allein bestritten hat und somit recht verloren wirkte. Auflockernde oder spannende Unterhaltungen fehlten durch diesen Alleingang und Tellas Figur blieb lange Zeit recht farblos. Erst später, als sich der Roman auf seinen Höhepunkt zubewegt, kommt die Spannung zurück und die Kombination aus Dante und Tella überzeugt voll und ganz. Hinzu kommen die Schicksalsmächte, die in ihrer Vielfalt ein großer Spannungsfaktor sind und den Leser bei Tellas Alleingang entschädigen.

Die größte Enttäuschung der Fortsetzung war jedoch das Ende. Jegliche Vernunft und jeglichen Charme, den besonders Scarlett in Caraval und Legendary gezeigt hat, geht mit ihrer letzten kindischen Entscheidung verloren. Man merkt, wie sehr Garber versucht, einen Cliffhanger zu schaffen, um aus ihrer Reihe eine Trilogie zu machen. Während ich beim ersten Teil noch das Gefühl hatte, dass die Geschichte von „Caraval“ aus Liebe zur Geschichte geschrieben wurde, wie sie nun einmal geschrieben wurde, so wird man in „Legendary“ das Gefühl nicht los, dass aufgrund des Erfolgs von Band eins irgendwo noch ein weiterer Teil von Caraval her muss, um die Reihe mit drei Büchern zu beenden. Das ist sehr enttäuschend, da man es dem Roman einfach anmerkt. Vieles wirkt unvollständig, als währen einige Kapitel verloren gegangen.

Bewertung:
Im Vergleich zu anderen Rezensionen merkt man dieser Rezension vermutlich sofort an, dass ich „Legendary“ mit sehr gemischten Gefühlen beendet hab. Einerseits gibt es viele Elemente, die mir gefallen haben. Dazu gehören ganz klar die „Suche“ nach dem wahren Legend, die Idee der Schicksalsmächte und selbstverständlich auch Dante. Doch auf der anderen Seite gibt es auch viele Dinge, wie mir nicht gefallen haben. Die Magie Caravals hat mir in vielen Teilen des Romans gefehlt hat und die grotesken Entscheidungen der Charaktere sind nur einige Kritikpunkte, die ich hier nennen kann, ohne Interessierte zu spoilern.

Alles in allem war „Legendary“ eine relativ unterhaltsame Lektüre, doch an Caraval kommt es bei weiten nicht heran. Ich hoffe nun sehr, dass der dritte und letzte Teil „Finale“ die vielen losen Enden von „Legendary“ verknüpfen kann und meine Meinung von Band zwei vielleicht noch ändern kann, wenn ich einen anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse erhalte.

6/10 bzw. 3/5 Sterne
★★★★★★☆☆☆☆

Veröffentlicht am 27.09.2018

Die Umsetzung der Idee konnte mich nicht überzeugen...

Idol – Gib mir die Welt
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Rezension:
Wie ein sturzbesoffener Biker im Garten alles verändern kann...

Mit „Idol – Gib mir die Welt“ eröffnet Kristen Callihans ihre neue Rockstar-Reihe rund um die Band „Kill John“. Den Anfang mach ...

Rezension:
Wie ein sturzbesoffener Biker im Garten alles verändern kann...

Mit „Idol – Gib mir die Welt“ eröffnet Kristen Callihans ihre neue Rockstar-Reihe rund um die Band „Kill John“. Den Anfang mach dabei die Geschichte des Leadsängers und Gitarristen Killian James, der nach einem Schicksalsschlag der Band versucht, seine Leidenschaft für die Musik wiederzufinden und dabei irgendwie im Garten einer Fremden landet... Allein der Klappentext versprach eine vielversprechende Konstellation, die unter anderem durch die ungewöhnliche Grundidee die Neugierde in mir entfachte.
Doch bereits die erste Seite des Romans, die einen „Timejump“ zwischen Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart, sowie die Erzählform eines Interviews offenbarte, hat meiner Euphorie einen unglaublichen Dämpfer verpasst. Eigentlich liebe ich diese ungewöhnlichen Erzählstrukturen, doch die Tatsache, dass diese nur durch den Verweis auf das Interview, welches alles offenbaren soll, möglich werden, hat es der Idee und der Geschichte der Protagonisten von Anfang an erschwert, eine vertraute/private Atmosphäre, die sich vermutlich entstehen sollte, aufzubauen. Und auch die Handlung selbst lässt leider Wünsche offen. Obwohl es immer wieder zu Lachern und kurzen emotionalen Momenten kommt, so baute sie für mich nie wirklich eine Spannung auf, die mich gefangen genommen hätte oder gar große Sympathien zu dem Protagonistenpaar hätte entwickeln lassen.
Um dahingehend ein Beispiel zu nennen: Nachdem ich mit dem Lesen des Romans begonnen hatte, musste ich nach ca. einer bis zwei Stunden eine Pause machen um Dinge zu erledigen. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich 'Was für eine schöne Einleitung, ich freue mich schon darauf, dass die Geschichte richtig losgeht'...das war, bevor ich auf meinem E-Reader gesehen habe, dass ich schon bei über einem Drittel des Romans war. Und leider hat der „ewige Prolog“ sich auch noch eine lange Zeit wacker gehalten. Erst im letzten Drittel von „Idol“ konnte ich langsam mit den Figuren warm werden und mich auf den – wenn auch nur kleinen – Spannungsbogen entspannt zurücklegen und die Geschichte genießen.

Doch nicht nur der Aufbau des Romans hat es mich schwer gemacht. Auch die Protagonisten Libby und Killian haben einige Ecken und Kanten aufzuweisen gehabt, mit denen ich mich nur schwer anfreunden konnte. Einerseits hat die Autorin mit einigen Charaktereigenschaften, wie Killians Ehrfurcht vor seinen Musikidolen und Libbys Introvertiertheit, interessante und ungewöhnliche Eigenheiten gewählt, die man in diesem Rockstar-Genre nicht all zu oft findet. Andererseits wurde sich auch unglaublich vielen Klischees bedient. Es fängt allein schon damit an, wie die Band „zerbrach“ und gipfelt in einem ewigen “Ich-kann-nicht-mit-dir-zusammen-sein,-da-ich-nicht-gut-genug-für-dich-bin“, da einfach nicht aufhören will...

Einzig die Konstellation der anderen Bandmitglieder, die trotz ihrer kurzen Auftritte mehr Eindruck und Persönlichkeit zeigen konnten, als die Protagonisten in einem kompletten Roman, und damit sehr vielversprechende Geschichten für künftige Romane der Reihe verheißen, hat mich an „Idol – Gib mir die Welt“ wirklich positiv überrascht und sehr gut unterhalten.

Bewertung:
Obwohl mich das knallige, kitschige Cover des Romans abschreckte, hatte ich mir wirklich, wirklich sehr auf „Idol – Gib mir die Welt“ gefreut. Doch im Endeffekt blicke ich sehr gespalten auf de Roman zurück. Zum einen hat Kristen Callihan eine Geschichte mit sehr viel Potenzial und noch vielen potenziell interessanten Handlungssträngen geschaffen, die mich besonders am Anfang und kurz vor Schluss recht gut unterhalten haben. Doch all dies wird im nächsten Moment von der Umsetzung sowie einer großen Ansammlung von Klischees überschattet, die dazu führen, dass man den Inhalt der Geschichte innerhalb weniger Tage wieder vergisst.

Dadurch, dass mir die Story-Andeutungen zu den anderen Bandmitgliedern sehr gefallen haben und ich trotz allem noch großes Potenzial sowie eine Steigerung in den einzelnen Büchern der Reihe sehe, möchte ich dem zweiten Band auf jeden Fall noch eine Chance geben. Doch „Idol – Gib mir die Welt“ kann ich schweren Herzens nur folgende Bewertung geben:

6/10 bzw. 3/5 Sterne
★★★★★★☆☆☆☆