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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Flugstunde der besonderen Art

Flugstunden
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Als Portia Kane ihren Mann Ken, einen erfolgreichen Pornoproduzenten, in flagranti mit einer anderen erwischt, beschließt sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Aus ihrer luxuriösen Villa zieht sie fürs erste ...

Als Portia Kane ihren Mann Ken, einen erfolgreichen Pornoproduzenten, in flagranti mit einer anderen erwischt, beschließt sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Aus ihrer luxuriösen Villa zieht sie fürs erste zurück ins Haus ihrer Messie-Mutter. Kurz nach ihrer Ankunft erfährt sie von Danielle, einer alten Bekannten, dass sich ihr ehemaliger Lieblingslehrer Mr. Vernon nach einem folgenschweren Zwischenfall zurückgezogen hat und nicht mehr unterrichtet. Portia fasst einen Plan: Sie wird Mr. Vernon retten. Doch wird dieser das zulassen? Und wie wird es für Portia selbst weitergehen: Wird sie sich den Traum eines eigenen Romans erfüllen können? Welche Rolle wird der sympathische Exjunkie Chuck darin spielen, der davon träumt, einen Job als Grundschullehrer zu erhalten? Eins ist klar: Portia wird sich so schnell nicht unterkriegen lassen.

Das Buch startet bizarr: Der Leser lernt Portia Kane in ihrem eigenen Schrank hockend kennen, wo sie mit einer Pistole in der Hand auf ihren Mann und seine Liebhaberin wartet. Die Pistole kommt zum Glück doch nicht zum Einsatz und Portia befindet sich nach wenigen Seiten auf dem Weg in ihre alte Heimat. Ich war neugierig, was sie dort erwarten wird. Dass sie dort ein nicht einfaches Leben zurückgelassen hat, wird schnell klar. Ihre Mutter ist eine höchst labile Person und das Leben in South Jersey wirkt im Vergleich zu ihrer Luxusvilla geradezu hinterwäldlerisch. Portias Gedanken schweifen zunehmend in die Vergangenheit, was mir dabei half zu verstehen, wie aus einem Mädchen mit dem großen Traum, Schriftstellerin zu werden, die Frau eines Pornoproduzenten wurde.

Bald lernt man auch die beiden weiteren Protagonisten des Buches kennen. Da ist zum einen Portias ehemaliger Lieblingslehrer Mr. Vernon. Aus dem ambitionierten Lehrer, der seine Schüler Papierflugzeuge basteln ließ und „Offizielles Mitglied der Menschheit“-Karten verteilte, ist nach einem Zwischenfall ein desillusionierter Einsiedler geworden, der seinen Hund Albert Camus nennt und einen Selbstmordpakt mit ihm schließt. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt Chuck Bass. Auch er war zu Schulzeiten begeistert von Mr. Vernon. Seine Worte haben ihm beim Überwinden seiner Herionsucht geholfen. Jetzt ist er seit Jahren clean und will nach einem nachgeholten Studium endlich als Grundschullehrer arbeiten.

Das Buch lebt von den drei höchst speziellen Protagonisten und ihrem ungewöhnlichen Werdegang. Der Autor beweist erneut, wie meisterhaft er besondere Charaktere zum Leben erwecken und dem Leser ihre Gedankenwelt begreiflich machen kann. Diese Geschichte ist keineswegs geradlinig, sondern sie dreht so manche Schleife und hält Stolpersteine für die Protagonisten bereit. Nacheinander wird aus der Perspektive von Portia, Mr. Vernon und Chuck erzählt. Dadurch muss man als Leser gelegentlich eine Weile auf die Antwort warten, wie es bestimmten Personen ergangen ist. Das ließ mich neugierig weiterlesen.

Trotz der Perspektivensprünge ging der rote Faden nicht verloren, und die Erlebnisse der Erzähler konnten mich begeistern. Das Buch zeigt, wie das Leben spielen kann und dass es immer wieder Höhen und Tiefen gibt. Die Protagonisten habe ich mit all ihren Ecken und Kanten schnell liebgewonnen und mit ihnen gehofft, dass sie ihre Träume verwirklichen können bzw. endlich wieder ins Leben zurückfinden. Die letzten Seiten haben mich dann noch einmal ganz besonders gerührt. Sie waren einfach perfekt und ließ alle Fäden zusammenlaufen.

„Flugstunden“ erzählt die Geschichte dreier Menschen, die bislang kein einfaches Leben geführt haben. Zwei von ihnen haben die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben; der Dritte schon. Ob er gerettet werden kann? Matthew Quick hat mit diesem Buch erneut sein außergewöhnliches Talent für besondere Charaktere unter Beweis gestellt. Ich konnte mich ganz auf seine Geschichte einlassen und ließ mich von der gelungenen Mischung als alltäglichen Höhen und Tiefen mit ausgefallenen Zwischenfällen begeistern. Dieses Buch ist für alle Träumer und Zweifler, für alle, die die Hoffnung nicht aufgeben. Schnallt euch an und macht euch bereit für eine Flugstunde der besonderen Art!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was wird Carly in Ahrenshoop finden?

Das Meer in deinem Namen
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Carly ist bei ihrer Tante Alissa aufgewachsen, denn ihre Eltern kamen ums Leben, als sie noch klein war. Wie, darüber wird nicht geredet, denn schon früh hat Carly gelernt: Den Tod kehrt ihre Tante unter ...

Carly ist bei ihrer Tante Alissa aufgewachsen, denn ihre Eltern kamen ums Leben, als sie noch klein war. Wie, darüber wird nicht geredet, denn schon früh hat Carly gelernt: Den Tod kehrt ihre Tante unter den Teppich. Irgendetwas hat es jedoch mit dem Meer zu tun, denn das ihre Tante zum Tabu erklärt. Seit Jahren arbeitet Carly als studentische Hilfskraft für ihren Professor Thore Sjöberg. Doch sie hat ihr Astronomiestudium inzwischen abgeschlossen, weshalb ihr Vertrag nicht mehr verlängert werden kann. Thore schlägt ihr deshalb eine Übergangslösung vor: Bis sie einen Job gefunden hat, soll sie ein Haus an der Ostsee aufräumen, dass er von einer verstorbenen Verwandten geerbt hat. Carly springt über ihren Schatten und sagt zu. Was wird sie in dem verträumten Häuschen mit Reetdach finden? Und wird sie sich dem Meer stellen können, das sie seit Jahren nicht gesehen hat?

Die Protagonistin Carly war mir von Beginn an sympathisch. Sie hat ihr Studium abgeschlossen, doch der Schritt in die Berufswelt erfordert, dass sie sich deutschlandweit bewirbt. Das bedeutet aber, dass sie alles, mit dem sie sich über die Jahre arrangiert hat, hinter sich lassen muss: Ihren Professor Thore, in den sie heimlich und aussichtslos verliebt ist, ihre kleine Hausmeisterwohnung und ihren besten Freund Orje, dessen Gefühle sie wiederum nicht erwidert. Carly ist verunsichert. Deshalb konnte ich gut verstehen, dass sie Thores Vorschlag, vier Wochen ein Haus an der Ostsee aufzuräumen, trotz der Nähe zum Tabuthema Meer annimmt. Schon bald befand ich mich an Carlys Seite auf dem Weg nach Ahrenshoop wieder und war neugierig, was sie dort finden wird.

In Ahrenshoop macht Carly gleich erste nette Bekanntschaften und findet ein verträumtes Häuschen zum Aufräumen vor. Die Faszination, die das Haus auf Carly auswirkt, wurde auch für mich greifbar. Was für eine Person war die ehemalige Bewohnerin Henny? Warum liegen überall im Haus Briefe von einem gewissen Joram, die von Henny oftmals mit Kommentaren versehen wurden? Und wo sind Hennys zahlreiche Bilder, die sie in ihrem jahrelangen Wirken gemalt, aber nur selten verkauft hat? Carly beginnt, sich Gedanken zu machen und stellt einige Nachforschungen an. Gleichzeitig lernt sie weitere Bewohner von Ahrenshoop kennen und beginnt, sich einzuleben. Die Autorin hat viele liebenswerte Charaktere erschaffen, welche den Ausflug zwischen den Buchseiten zu einem tollen Erlebnis machten, bei dem ich mich wegträumen und wohlfühlen konnte.

Das Buch bleibt interessant, denn Carly erfährt immer mehr über Henny und Joram. Allmählich gelingt es ihr, die Puzzlestücke zusammenzusetzen und Hennys Geschichte zu begreifen. Durch Rückblenden, in denen Henny selbst zu Wort kommen darf, wurde für mich einiges noch verständlicher gemacht. Doch auch in der Gegenwart warten noch einige Fragen auf ihre Antwort. Bis zum Schluss werden Geheimnisse gelüftet, weshalb ich stets neugierig weiterlas.

Bei der Spurensuche macht auch Carly eine Entwicklung durch, die mir sehr gut gefallen hat. Ich freute mich mit ihr für jeden Schritt in Sachen Vergangenheitsbewältigung und Nach-Vorn-Schauen, den sie tat. In ihrer Zeit in Ahrenshoop besuchen sie auch ihre alten Freunde und ihre Familie, sodass Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen und ich neugierig war, wie sich Carly im Hinblick auf ihre Zukunft entscheiden wird. Zum Ende wird es dann noch einmal emotionaler, die Ereignisse passten perfekt zur Geschichte und haben mir richtig gut gefallen. Doch es sind auch noch einige Fragen offen, weshalb ich mich schon sehr auf die Fortsetzung, „Das Licht in deiner Stimme“, freue.

„Das Meer in deinem Namen“ ist eine Wohlfühl-Geschichte mit zahlreichen Geheimnissen rund um die Vergangenheit der verstorbenen Besitzerin des Hauses, das die Protagonistin Carly aufräumen soll. Gleichzeitig muss sich Carly ihrer eigenen Vergangenheit stellen und eine Entscheidung in Bezug auf ihre Zukunft treffen. Liebenswerte Charaktere, zarte Liebesgeschichten, unerwartete Entdeckungen und die toll eigefangene Atmosphäre der Ostsee runden das Buch richtig toll ab. Für mich ein rundum gelungenes Buch und damit ein echtes Lesehighlight!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Tag in Paris, der dich nicht mehr loslässt

Nur ein Tag
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Allyson hat zum Collegeabschluss von ihren Eltern eine Europarundreise geschenkt bekommen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Mel hat sie Rom, Prag, Wien und viele weitere europäische Städte im Rahmen einer ...

Allyson hat zum Collegeabschluss von ihren Eltern eine Europarundreise geschenkt bekommen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Mel hat sie Rom, Prag, Wien und viele weitere europäische Städte im Rahmen einer organisierten Tour erkundet. Der letzte Halt der Tour ist Stratford-upon-Avon, wo ein Schauspieler ihr Interesse weckt, der mit einer Gruppe unter freiem Himmel Shakespeare aufführt. Zufällig trifft sie ihn am nächsten Tag auf der Fahrt nach London wieder. Als Allyson ihm erzählt, dass sie noch nicht in Paris war, macht er ihr einen völlig verrückten Vorschlag: Statt bis zum Heimflug mit Mel in London zu bleiben soll sie mit ihm einen Tag in Paris verbringen. Allyson springt über ihren Schatten und sagt zu. Für sie beginnt ein unvergesslicher Tag, der sie verändern wird…

Die Protagonistin Allyson lernt der Leser am letzten Tag ihrer Europa-Rundreise kennen, an der sie gemeinsam mit Mel teilnimmt. Schnell merkt man, dass sie diese Zeit, so abenteuerlich sie auch war, nicht richtig genießen konnte. Die aus Filmen bekannte Atmosphäre suchte sie in diversen Großstädten vergeblich, und auf abendliche Touren mit Mel und den anderen Teilnehmern hatte sie keine Lust. Erst die Begegnung mit dem attraktiven Schauspieler und ihr anschließendes Wiedersehen im Zug rüttelt Allyson wach. Will sprüht geradezu vor Abenteuerlust und schafft es in kürzester Zeit, Allyson zu begeistern und faszinieren. Gut konnte ich verstehen, was sie dazu bewegt, nach all der Zurückhaltung endlich über ihren Schatten zu springen.

Im weiteren Verlauf konnte mich die Handlung immer stärker in ihren Bann ziehen. Allysons und Wills Tag in Paris folgt keinem klassischen Leitfaden für Touristenbesuche. Vielmehr erkunden sie die Stadt jenseits der touristischen Attraktionen, und machen viele schöne, aber auch einige unangenehme Entdeckungen. Für Allyson bedeuten diese Erlebnisse ein auf und ab der Emotionen. Gleichzeitig findet sie, wonach sie all die Wochen gesucht hat: Wie sich die eine Großstadt wie Paris wirklich anfühlt.

Während des Tages in Paris fühlt sich Allyson immer stärker zu Will hingezogen. Zwischen den beiden knistert es gewaltig und schnell merkt man, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt. Doch Will bleibt ein Buch mit sieben Siegeln. Das Buch ist gänzlich aus Allysons Perspektive geschrieben, weshalb man gemeinsam mit ihr rätselt, welche Geheimnisse Will verbirgt. Was für ein Typ ist er wirklich? Mein er es ernst oder ist die Parisreise mit Allyson für ihn nur ein weiteres seiner zahlreichen Abenteuer?

Ein solch hochemotionaler Tag kann einfach nicht ohne Konsequenzen bleiben. Deshalb beschäftigt sich die zweite Buchhälfte mit Allysons Leben nach diesem Tag. Hier möchte ich gar nicht zu viel verraten. Es bleibt emotional und ich konnte gut nachvollziehen, wie Allyson sich fühlt und was dieser Tag mit ihr gemacht hat. Viele Fragen sind offen, weshalb ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, um möglichst bald die Antworten zu erfahren. Allyson macht eine Entwicklung durch, die mir sehr gut gefallen hat und trifft Entscheidungen, in denen ich sie voll unterstützt habe. Nachdem das Buch zum Ende hin noch einmal besonders emotional-dramatisch wird, endet es in einem wirklich fiesen Cliffhanger, weshalb ich unbedingt so schnell wie möglich den zweiten Teil, „Und ein Jahr“, lesen musste.

„Nur ein Tag“ erzählt von einem aufregenden Tag in Paris, den Allyson mit dem ihr bis dato unbekannten Will verbringt. Während Allyson ein Paris abseits des touristischen Standardprogramms kennenlernt, fühlt sie sich immer stärker zu Will hingezogen. Doch die beiden wollen nur einen Tag zusammen verbringen – wie wird es danach weitergehen? Wenn ihr wissen wollt, was Allyson in Paris erlebt und wie es danach für sie weitergeht, dann dürft ihr euch dieses Buch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Im zweiten Teil der Trilogie warten neue Charaktere und alte Geheimnisse

Das Licht in deiner Stimme
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Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns ...

Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns Großvater Nicholas ihr vom Dorf Ahrenshoop an der Ostsee, wo er aufgewachsen ist. Tiryn ist fasziniert von dem Bernsteinschiff, das er von dort mitgebracht hat und in dem sie die Gesichter seines Großvaters und seiner ehemaligen Verlobten Henny sieht, die ihn verlassen hat. Die Frage, wie man Erinnerungen im Bernstein speichert, lässt sie nicht los. Doch auch im Meer sieht Tiryn Bilder. Sie erzählen eine andere Version der Vergangenheit als Nicholas. Warum hat er Ahrenshoop wirklich verlassen? Ein Geständnis, ein sonderbarer Fund und ein Unfall wirbeln Tiryns Leben durcheinander. Sie muss sich entscheiden, ob sie an Nicholas Stelle nach Ahrenshoop zurückkehren wird. Doch wie würden die Bewohner auf sie reagieren, wenn sie herausfinden, wessen Enkelin sie ist?

Nachdem mich der erste Teil der Ostsee-Trilogie, „Das Meer in deinem Namen“, begeistern konnte, habe ich mich riesig darauf gefreut, weiterzulesen und neue Geheimnisse zu lüften. Von der Ostsee geht es in diesem zweiten Band an die Küste Floridas, wo der Leser Tiryn, die Enkelin von Nicholas, kennenlernt. Ich freute mich, eine neue Protagonistin und ein neues Meer kennenzulernen. Gleichzeitig war ihr neugierig darauf, mehr über Nicholas Weggang aus Ahrenshoop zu erfahren und wie es ihm seither ergangen ist.

Tiryn ist mir gleich sympathisch geworden. Ihre Familie liegt ihr sehr am Herzen. Ihr Großvater mit seinen Geschichten war für sie schon immer ein sicherer Hafen, während ihre Mutter Lara unter starken Stimmungsschwankungen und einer Alkoholsucht leidet. Als halbe Choctaw ist sie zudem tier- und naturverbunden und akzeptiert ihre Gabe, im Meer Bilder der Vergangenheit zu sehen. Auf dieses mystische Element muss man sich als Leser einlassen, um die Erzählung in vollen Zügen zu genießen zu können. Tiryns fehlendes Vermögen und die Verantwortung, die sie für Lara empfindet, halten sie schon lange davon ab, sich ihren Traum eines Besuchs der Ostsee zu erfüllen. Doch nicht nur ihre Gedanken wandern immer wieder dorthin, auch verschiedene Ereignisse scheinen anzudeuten, dass es an der Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Wird sie den Schritt endlich wagen?

Tiryns Erlebnisse werden immer wieder von Rückblenden unterbrochen, in denen der Leser mehr über Nicholas‘ Vergangenheit erfährt. Viele Fragen, die beim Lesen des ersten Teils aufkommen, werden nun beantwortet. Wirkte Nicholas im ersten Band der Reihe wie ein Bösewicht, der alles ohne Erklärung zurückgelassen hat, begann ich allmählich, seine Motive zu verstehen. Mir hat es sehr gut gefallen, ihn besser kennenzulernen und auch einige neue Dinge über Henny und Myra zu erfahren.

Ich konnte Tiryns Reise nach Ahrenshoop kaum erwarten, die für mich von Beginn an außer Frage stand. Die Autorin lässt sich damit jedoch Zeit und bereitet sorgfältig die Umstände vor, die Tiryn endlich über ihren Schatten springen und ins Flugzeug steigen lassen. In Ahrenshoop trifft man viele aus dem ersten Teil bekannte Charaktere wieder und es war für mich wie eine Rückkehr in den Lieblings-Urlaubsort. Der Fokus liegt weiterhin auf Tiryn, ihrer Faszination für Bernstein und ihrer Zukunftsplanung. Gleichzeitig erfährt man aber auch, wie es für die anderen Charaktere wie Carly weitergeht. Die Ereignisse konnten mich erneut fesseln und die schöne Atmosphäre ließ mich ganz in die Geschichte eintauchen. Auch wenn viele Geheimnisse gelüftet wurden ist zum Schluss noch eine entscheidende Frage offen, weshalb ich mich schon jetzt sehr auf den letzten Teil „Der Horizont in deinen Augen“ freue, der im Juni erscheint.

Mit „Das Licht in deiner Stímme“ ließ Patricia Koelle erneut Urlaubsstimmung bei mir aufkommen. Die neue Protagonistin Tiryn fand ich gleich sympathisch und die Frage, ob sie ihre Zukunftspläne verwirklichen kann, ließ mich neugierig weiterlesen. Gleichzeitig werden auch einige Geheimnisse rund um Nicholas Vergangenheit gelüftet, welche offene Fragen aus dem ersten Teil beantworten. Wer Geschichten rund um Familie, Freundschaft, das Meer und Geheimnisse mag, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Ich liebe euch, ihr Goldmans!"

Die Geschichte der Baltimores
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Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer ...

Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer Idee holt ihn bald die Vergangenheit ein: Ein Hund läuft ihm zu, von dem sich herausstellt, dass er seiner Ex-Freundin Alexandra Neville gehört. Diese hat er seit ihrer Trennung vor acht Jahren nicht mehr gesprochen, inzwischen ist sie eine berührte Sängerin. Ihre erneute Begegnung bringt Markus dazu, sich an ihre gemeinsame Vergangenheit zu erinnern, in welcher auch seine beiden Cousins, die Goldmans aus Baltimore, eine große Rolle spielten. Die Geschichte der beiden Goldman-Familien aus Baltimore und aus Montclaire ist geprägt von Freundschaft und Verbundenheit, aber auch von Neid, Geheimnissen und einer Katastrophe, die sich acht Jahre zuvor ereignete…

Nachdem mich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor drei Jahren begeistern konnte, habe ich mich riesig gefreut, dass endlich ein neues Buch aus der Feder des Autors erschienen ist. Der Protagonist des Buches ist wie bei Dickers erstem Buch der Schriftsteller Marcus Goldman. Seit den Ereignissen rund um Harry Quebert sind vier Jahre vergangen und ich habe mich gefreut, zu erfahren, wie es Marcus ergangen ist. Weil die Ereignisse des ersten Buches quasi gar nicht erwähnt werden, kann man „Die Geschichte der Baltimores“ mühelos auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Sehr gut gefallen haben mir die verschiedenen Zeitebenen, auf denen der Roman spielt. Den Anker bildet die Gegenwartshandlung, in der Marcus zum Verfassen des nächsten Buches sein Haus in Florida aufsucht und zufällig seine Ex-Freundin Alexandra trifft. Das wühlt bei ihm viele Erinnerungen auf. Relativ chronologisch wird der Leser im weiteren Buchverlauf durch die Geschichte der Baltimores und der Montclaires geführt. Diese beginnt mit Erinnerungen an seine eigene Jugend. Marcus selbst führte als Goldman aus Montclaire ein typisches Mittelklasse-Leben und beneidete seinen Cousin Hillel, der in Baltimore im Luxus schwelgte. Trotz des Neides – oder gerade deswegen? – fühlte sich Marcus seinem Cousin und dessen Eltern stets verbunden und kam so oft wie möglich zu Besuch.

Doch das ist nur der Ausgangspunkt der Geschichte. In der Rolle des gelegentlichen Besuchers beobachtet Marcus das Leben seines Cousins, der einen neuen Bruder findet, Freundschaften schließt und so manche Dummheit begeht. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch viele Jahre der Erinnerung voller Höhen und Tiefen, wissend, dass er sich „der Katastrophe“ immer weiter annähert. Je tiefer Marcus in seine eigenen Erinnerungen vordringt, desto stärker erkennt man als Leser, dass das Leben der Baltimores nicht durchweg perfekt ist und er in seiner Rolle als Montclaire nicht automatisch zu einem öden Leben in zweiter Reihe bestimmt ist. Immer wieder verändern sich Atmosphäre und Stimmung der Charaktere und es kommen zunehmend Geheimnisse ins Spiel.

Die Reise in die Jugend der Goldmans wird immer wieder unterbrochen von einer Rückkehr in die Gegenwart oder auch kurzen Szenen aus der Zeit nach der Katastrophe. Hier hinterfragt Marcus zunehmend seine subjektive Sicht auf die Vergangenheit und auch die Rolle der Erwachsenen. Er kommt dabei zu neuen Erkenntnissen, was ich besonders interessant fand. Dank der geschickten Konstruktion des Romans konnte ich der Geschichte trotz der Zeitsprünge mühelos folgen. Meine Neugier, wie es wohl für die Baltimores weitergegangen ist, blieb trotz zunehmender Hinweise erhalten und wurde durch immer konkrete Vorahnungen noch verstärkt. Auch wenn das Buch insgesamt gesehen eine Tragödie ist, thematisiert das Buch viele unterhaltsame Zwischenfälle, Liebesgeschichten und Momente des Zusammenhalts. Bis zum Schluss, der noch einmal ganz verschiedene Stimmungen einfängt, fühlte ich mich bestens unterhalten.

„Die Geschichte der Baltimores“ bietet alles, was das Leserherz sich wünscht. Eine vielschichtige Erzählung, interessante Charaktere, die Aufdeckung von so manchem Geheimnis und eine gelungene Mischung aus traurigen und schönen Momenten. Habt ihr Lust, euch an der Seite eines fiktiven Schriftstellers auf eine Reise in seine Erinnerungen zu begeben und erstaunliche Entdeckungen zu machen, welche die verschiedensten Gefühle auslösen? Dann seid ihr bei diesem Buch genau richtig!