Profilbild von virginiestorm_autorin

virginiestorm_autorin

Lesejury Star
offline

virginiestorm_autorin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit virginiestorm_autorin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2019

Der James Bond des 16.Jahrhunderts

Leseprobe: Das Fundament der Ewigkeit
0

Was habe ich "Die Säulen der Erde" geliebt! Ich habe damals, vor bestimmt 25 Jahren, die Nacht durchgelesen.

Mit "Die Tore der Welt" wurde die Geschichte über Kingsbridge und seine Kathedrale fortgesetzt.

Der ...

Was habe ich "Die Säulen der Erde" geliebt! Ich habe damals, vor bestimmt 25 Jahren, die Nacht durchgelesen.

Mit "Die Tore der Welt" wurde die Geschichte über Kingsbridge und seine Kathedrale fortgesetzt.

Der dritte Band "Das Fundament der Ewigkeit", setzt im Jahr 1558 ein. Eine Zeit, zu der Katholiken und Protestanten zutiefst gespalten sind.
Ned Willard kehrt nach einem Jahr Abwesenheit aus Calais nach Kingsbridge zurück und hofft, dass die fünfzehnjährige Margery Fitzgerald noch immer in ihn verliebt ist.

Ich mag nicht zu viel verraten, aber Follett baut schon in der Leseprobe verschiedene Konflikte auf.
Margery ist eine dickköpfige Frau mit starkem Willen, sehr zum Missfallen ihres streng katholischen Vaters. Er ist Bürgermeister von Kingsbridge und hat Ambitionen, in denen seine Tochter eine Rolle spielt.

Als Elizabeth Tudor Königin wird und England zu einem protestantischen Land macht, gibt es viele Mordkomplette gegen sie. Sie richtet den ersten Geheimdienst Englands ein und
Ned Willard wird ihr bester Spion.

Während der ersten Seiten des Buches gibt es immer wieder kleine Rückblicke auf die Geschichte von Kingsbridge. Zum Beispiel wird Prior Philip erwähnt, der vor vierhundert Jahren die Kathedrale hat erbauen lassen.

Diese Leseprobe enthält zusätzlich noch eine Personenliste und ein Interview mit Ken Follett. Dort erzählt er zum Beispiel über Königin Elizabeth:
"Aber sie hat sehr geschickt agiert, sie hat vorgetäuscht, dass sie einen katholischen Prinzen heiraten könnte, und alle dachten, wenn sie einen katholischen Mann heiratet, wird er sie zur Vernunft bringen und England wird wieder katholisch. Also flirtete sie jahrzehntelang mit diesen Männern und hielt tatsächlich alle damit zum Narren."

Ken Follett ist ein wunderbarer Erzähler. Das Buch kommt definitiv auf meine Leseliste.

Größe der Leseprobe: 51 Seiten

Veröffentlicht am 07.08.2019

Der Meister der Verschwörungen

Leseprobe: Origin
0

Ich habe die ersten Bücher von Dan Brown sehr gern gelesen und selbstverständlich auch die Verfilmungen mit Tom Hanks gesehen. Dann habe ich den Autor aus den Augen verloren.

"Origin" ist der fünfte Roman ...

Ich habe die ersten Bücher von Dan Brown sehr gern gelesen und selbstverständlich auch die Verfilmungen mit Tom Hanks gesehen. Dann habe ich den Autor aus den Augen verloren.

"Origin" ist der fünfte Roman über den Symbolforscher Robert Langdon.

Zu Beginn dieser Leseprobe trifft Edmond Kirsch, Computerexperte, Millardär und Atheist auf mehrere Vertreter der Kirche:

"Moses war auf einen Berg gestiegen, um das Wort Gottes zu empfangen. Ich steige auf einen Berg, um das genaue Gegenteil zu tun."

Er will seine erstaunliche Entdeckung, die die Fundamente aller Religionen erschüttern wird, vorstellen.

Die aktuellen Themen "künstliche Intelligenz" und "Hirnforschung", eine neue Verschwörung und Dan Browns spannender Schreibstil klingen nach erstklassigen Zutaten für eine kurzweilige Lektüre.

"Origin" kommt daher auf meine Leseliste. Scheint der perfekte Schmöker für den Urlaub zu sein.

Das auf dem Cover angekündigte
Zusatzmaterial ist eine kleine Biographie des Autors und ein Überblick über seine Bücher.
Lesezeit der Leseprobe ca. 30 Minuten.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Entzauberung der Romantik

Warum Liebe weh tut
0

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht ...

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht hat: zu zeigen, daß sie von konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen geformt und hervorgebracht wird; zu zeigen, daß die Liebe auf einem Markt ungleicher konkurrierender Akteure zirkuliert; und die These aufzustellen, daß manche Menschen über größere Kapazitäten als andere verfügen, um die Bedingungen zu definieren, unter denen sie geliebt werden."

Die Autorin entzaubert die Liebe und zeigt das Dilemma der Moderne auf. Einerseits wünschen wir uns Liebe als Anerkennung unseres individualisierten Selbsts. Andererseits streben wir nach Autonomie.

Klappt es mit der Partnerschaft nicht, geben wir uns selbst die Schuld.

“Wenn ich es wert wäre, geliebt zu werden, stünde dann nicht jetzt hier ein Mann neben mir?”

Kennzeichen der Moderne sei die romantische Wahl. So wie wir heute frei unseren Beruf wählen könnten, könnten wir auch den Partner frei wählen. Damit entstünden verschiedene Probleme wie ungleich verteilte Macht und Bindungsangst.

Sie zitiert aus Bridget Jones “Schokolade zum Frühstück”
“Kann offiziell bestätigen, daß der Weg zum Herzen eines Mannes heutzutage nicht über Schönheit, Essen, Sex oder ein anziehendes Wesen führt, sondern einzig und allein über die Fähigkeit, nicht besonders interessiert an ihm zu wirken.”

Dagegen stellt sie die Souveränität der austenschen Heldinnen:
“Warum nimmt Elizabeth Bennett, die Heldin von Stolz und Vorurteil, Darcys arrogante und abschätzige Kommentare über ihr »ganz passables« Aussehen nicht niedergeschlagen und mit einem Gefühl der Demütigung auf, sondern mit Witz und Geist? Weil Darcys Verächtlichkeit ihr Selbst- und Selbstwertgefühl weder prägt noch beeinträchtigt. Obwohl Darcy der mit Abstand attraktivste Heiratskandidat in ihrer unmittelbaren Umgebung ist, behält Elizabeth ihre Gefühle völlig unter Kontrolle und läßt sie erst zum Ausdruck kommen, als Darcy sich in ihre Vision und Definition der Liebe fügt.”

Die damalige Brautwerbung lief ganz anders ab als im Internetzeitalter. Zurückweisung habe nicht am Selbst der Person, sondern der Stellung in der Gesellschaft und dem Charakter gelegen.

In der Konsumkultur dagegen gehe es überwiegend um Begehren und Sexyness. Schönheit sei vom Charakter abgetrennt worden. Und es seien neue Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit entstanden. Die Medien schürten große Erwartungen von romantischen Erlebnissen, auf die unweigerlich Enttäuschungen folgen würden.

Und welches Problem entsteht, wenn ich als Single die Liebe durch die viel gepredigte Eigenliebe ersetzen will?

Fazit: Ich habe das Buch vor über einem halben Jahr angefangen und hatte Schwierigkeiten es zu Ende zu lesen. Es lag aber nicht an der Schreibweise, sondern allein an der Informationsdichte und dem desillusionierenden Inhalt. Ich musste das Buch immer wieder beiseite legen und über das Gelesene nachdenken.
Sehr gut gefallen haben mir, die vielen psychologischen Interviews sowie die Zitate aus Jane Austens Romanen.
Absolute Leseempfehlung! Die größeren Zusammenhänge von Liebe und Kultur werden verständlich dargestellt.

Als emotional aufbauende Anschlusslektüre empfehle ich "Weiblich, ledig, glücklich - sucht nicht” von Gunda Windmüller.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Entzauberung der Romantik

Warum Liebe weh tut
0

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht ...

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht hat: zu zeigen, daß sie von konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen geformt und hervorgebracht wird; zu zeigen, daß die Liebe auf einem Markt ungleicher konkurrierender Akteure zirkuliert; und die These aufzustellen, daß manche Menschen über größere Kapazitäten als andere verfügen, um die Bedingungen zu definieren, unter denen sie geliebt werden."

Die Autorin entzaubert die Liebe und zeigt das Dilemma der Moderne auf. Einerseits wünschen wir uns Liebe als Anerkennung unseres individualisierten Selbsts. Andererseits streben wir nach Autonomie.

Klappt es mit der Partnerschaft nicht, geben wir uns selbst die Schuld.

“Wenn ich es wert wäre, geliebt zu werden, stünde dann nicht jetzt hier ein Mann neben mir?”

Kennzeichen der Moderne sei die romantische Wahl. So wie wir heute frei unseren Beruf wählen könnten, könnten wir auch den Partner frei wählen. Damit entstünden verschiedene Probleme wie ungleich verteilte Macht und Bindungsangst.

Sie zitiert aus Bridget Jones “Schokolade zum Frühstück”
“Kann offiziell bestätigen, daß der Weg zum Herzen eines Mannes heutzutage nicht über Schönheit, Essen, Sex oder ein anziehendes Wesen führt, sondern einzig und allein über die Fähigkeit, nicht besonders interessiert an ihm zu wirken.”

Dagegen stellt sie die Souveränität der austenschen Heldinnen:
“Warum nimmt Elizabeth Bennett, die Heldin von Stolz und Vorurteil, Darcys arrogante und abschätzige Kommentare über ihr »ganz passables« Aussehen nicht niedergeschlagen und mit einem Gefühl der Demütigung auf, sondern mit Witz und Geist? Weil Darcys Verächtlichkeit ihr Selbst- und Selbstwertgefühl weder prägt noch beeinträchtigt. Obwohl Darcy der mit Abstand attraktivste Heiratskandidat in ihrer unmittelbaren Umgebung ist, behält Elizabeth ihre Gefühle völlig unter Kontrolle und läßt sie erst zum Ausdruck kommen, als Darcy sich in ihre Vision und Definition der Liebe fügt.”

Die damalige Brautwerbung lief ganz anders ab als im Internetzeitalter. Zurückweisung habe nicht am Selbst der Person, sondern der Stellung in der Gesellschaft und dem Charakter gelegen.

In der Konsumkultur dagegen gehe es überwiegend um Begehren und Sexyness. Schönheit sei vom Charakter abgetrennt worden. Und es seien neue Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit entstanden. Die Medien schürten große Erwartungen von romantischen Erlebnissen, auf die unweigerlich Enttäuschungen folgen würden.

Und welches Problem entsteht, wenn ich als Single die Liebe durch die viel gepredigte Eigenliebe ersetzen will?

Fazit: Ich habe das Buch vor über einem halben Jahr angefangen und hatte Schwierigkeiten es zu Ende zu lesen. Es lag aber nicht an der Schreibweise, sondern allein an der Informationsdichte und dem desillusionierenden Inhalt. Ich musste das Buch immer wieder beiseite legen und über das Gelesene nachdenken.
Sehr gut gefallen haben mir, die vielen psychologischen Interviews sowie die Zitate aus Jane Austens Romanen.
Absolute Leseempfehlung! Die größeren Zusammenhänge von Liebe und Kultur werden verständlich dargestellt.

Als emotional aufbauende Anschlusslektüre empfehle ich "Weiblich, ledig, glücklich - sucht nicht” von Gunda Windmüller.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Der beste Roman, den ich seit langem gelesen habe - berührend, zärtlich und bittersüß

Das goldene Palais
0

Die Autorin Natasha Solomons führt die Leser zurück in eine längst vergangene Zeit, als die Damen noch Korsetts trugen und die Herren ihre Koteletten wachsten.

Wien, 1910. Greta, das jüngste Kind der ...

Die Autorin Natasha Solomons führt die Leser zurück in eine längst vergangene Zeit, als die Damen noch Korsetts trugen und die Herren ihre Koteletten wachsten.

Wien, 1910. Greta, das jüngste Kind der Bankiersfamilie Goldbaum ist eigenwillig und aufmüpfig. Ihr älterer Bruder Otto ist ihr Verbündeter gegen die strenge Mutter und schmuggelt sie mit in Vorlesungen und geht mit ihr zur Jagd. Um die Macht der Familie zu vergrößern soll Greta den ihr unbekannten Cousin Albert heiraten.

«Wenn ich Mutter bin, werde ich nicht so sein wie du. Ich werde meine Kinder jeden Tag sehen. Und ich werde sie küssen und in den Arm nehmen und zulassen, dass sie auf meinen Schultern kleine Fäden von Rotz hinterlassen wie eine Schneckenspur. Und sie werden auch wissen, dass ich sie liebe.» Greta küsste ihre Mutter auf die Stirn und ließ sie allein in ihrem dämmrigen Zimmer.


Von dem eleganten Elternhaus in Wien, über das moderne Paris, folgen wir Greta nach England in ihre Ehe.

"Wenn Wien die alte Tante in ihrer Krinoline war, die für das Kaiserreich die Anstandsdame spielte, dann war Paris die Cousine, die Greta ein Glas Champagner in die Hand drückt."


Trotz der konservativen Traditionen der englischen Gesellschaft, erkämpft sich Greta ein kleines Fleckchen Freiheit und bringt es zum Blühen.
Sie entdeckt ihre Wünsche und schließlich auch die Liebe.

Vor dem Hintergrund des kommenden Ersten Weltkriegs bahnt sich ein Umbruch in der Gesellschaft an. Erfindungen wie die Schreibmaschine und das Telefon, die Streiks der Arbeiter und die wirtschaftlichen Turbulenzen haben Auswirkungen auf das Bankhaus Goldbaum.

Auf über 600 Seiten bescheibt die Autorin die Erlebnisse und Gefühle ihrer liebevoll gezeichneten Charaktere.
Was geht in dem jungen Ehemann Albert vor, der sich scheinbar mehr für Käfer und Schmetterlinge interessiert, als für seine Frau Greta?
Wovon träumt sein älterer Bruder Clemens, der einmal das Bankhaus übernehmen soll, jedoch keinerlei Talent für Geschäfte hat?
Und wer ist der Waisenjunge Karl, der in den Kanälen unter dem Wiener Palais lebt?
Wie ist seine Geschichte mit der der Goldbaums verwebt?

Eine Erzählung, schimmernd, wie ein zartes Seidengewebe. Viele Seiten verströmen den Duft eines sonnenbeschienenen englischen Gartens, lassen mich in eleganten Bildern schwelgen. Mit meisterhaften Metaphern hat die Autorin eine Atmosphäre geschaffen, die mich in ihren Bann gezogen hat.

"Greta mochte diese Anschlagzettel. Die Bäume im Park waren voll von ihnen, wie von einer bestimmten Art weißer Vögel. Sie waren Botschaften aus einer anderen Welt – aus der gewöhnlichen Welt, in der Menschen zu kämpfen hatten, Schnaps aus der Flasche tranken, Schnitzel und Würste zu Abend aßen und eine überschaubare Anzahl Hosen besaßen. Die Zettel an den Bäumen betrafen verloren gegangene Hunde, Zimmer zur Miete oder Damen niederen Ansehens, die ihre Dienste anboten. Die verzweifeltsten waren auch die faszinierendsten: ein Geiger, der im Tausch für ein anständiges Essen und einen Eimer Kohlen Unterrichtsstunden anbot, zum Beispiel. Das Gewöhnliche und das Alltägliche war in Gretas Augen voller Glanz."

Eine Geschichte voll stummer Sehnsüchte, die mich mehrmals aufseufzen ließ.
Berührend und zärtlich und bittersüß.

Absolute Leseempfehlung für Fans von "Downton Abbey" und Gartenliebhaber.
Wenn Sie dieses Jahr nur ein Buch lesen - lesen Sie dieses!

(Laut der Internetseite der Autorin wurden die Fernseh-Rechte von "House of Gold" verkauft. Es ist geplant eine internationale TV-Serie zu drehen.)