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Veröffentlicht am 15.11.2019

Extrem auf den Inhalt der Filme ausgerichtet. Ich habe wenig über den Menschen erfahren.

Die Verwegene. Jeanne Moreau
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Jeanne Moreau wurde 1928 in Paris geboren. Die französische Schauspielerin, Filmregisseurin und Sängerin wurde “hässliche Schöne” genannt, denn sie überzeugte in ihren Rollen nicht durch körperliche Reize, ...

Jeanne Moreau wurde 1928 in Paris geboren. Die französische Schauspielerin, Filmregisseurin und Sängerin wurde “hässliche Schöne” genannt, denn sie überzeugte in ihren Rollen nicht durch körperliche Reize, sondern durch Charakter und Tiefe.

Jens Rosteck schildert in der vorliegenden Biografie hauptsächlich die filmischen Stationen in Jeanne Moreaus Leben.

Einige Kapitelüberschriften lauten zum Beispiel:
Die Ehrgeizige - Eine Ohrfeige von Jean Gabin
Die Begehrte - Auge in Auge mit Orson Welles
Die Königin - Zweihundert weiße Rosen von Rainer Werner Fassbinder

Man spürt den Respekt und die Verehrung des Autors für die große Schauspielerin, seine Begeisterung für die Filme.
Detailliert erzählt Rosteck nach, analysiert, erklärt. Leider zeigt er sehr wenig.

Das erste Kapitel bestand für mich aus Lobeshymnen auf Moreau. Da ich vor der Lektüre kaum etwas über Moreaus Filme oder ihr Leben wusste, konnte ich mit den abstrakten Beschreibungen wenig anfangen. Einiges machte mich jedoch neugierig - so der Hinweis, dass sie ihren Zukünftigen im Standesamt versetzte oder die Bemerkung, dass sie keinen Wert auf Nettigkeit legte.

Im zweiten Kapitel erzählt der Autor detailliert die Handlung des Films “Fahrstuhl zum Schafott” nach. Eine ausgezeichnete Filmbesprechung. Da ich den Film jedoch noch nicht kenne, nahm mir die ausführliche Schilderung des Inhalts jegliche Spannung und damit die Lust, den Film anzusehen.

Im dritten Kapitel erfuhr ich endlich etwas über ihre Kindheit und ihre Eltern.
In den darauf folgenden Kapiteln wird Moreau meist in Verbindung mit einem Mann dargestellt: Jean Gabin, Marcello Mastroianni, Belmondo, Orson Welles, Fassbinder. Rosteck geht ausführlich auf das Genie der verschiedenen Regisseure und der Liedermacher (bei ihren Chansons) ein.

Immer wenn ich das eBook mal zur Seite gelegt hatte, musste ich danach scrollen, um zu sehen, ob das “sie” sich gerade auf eine Filmrolle bezog oder auf die Person von Moreau. Meist wurde eine Filmrolle geschildert.

Die Melodien und Texte der Chansons wurden ebenso detailliert beschrieben wie die Filme.
Ein gutes Viertel des Buches macht der Anhang aus - mit einer umfangreichen Filmografie, Verzeichnissen von Zeitungsartikeln und Interviews, einer Diskografie, einer Zeittafel mit Auftritten und Auszeichnungen und einem Fototeil.

Vor der Lektüre wusste ich wenig über die Frau Jeanne Moreau.
Angezogen an dem vorliegenden Buch hat mich der Zusatz “Biografie” im Titel sowie der Klappentext, in dem sie als “emanzipiert, weise, abgründig, aufmüpfig, majestätisch” bezeichnet wird.

Auch nach der Lektüre weiß ich nicht viel mehr über die Französin.
Das Buch enthält wenig Zitate von Jeanne Moreau. Wenig über ihr Privatleben.
Bei den Kapiteln vorangestellten Zitaten konnte ich nicht erkennen, ob es Zitate von ihr waren oder Filmzitate.

Dem Buch entnommen habe ich:
Jeanne Moreau war eine eigenwillige Frau. Sie unterzeichnete das „Manifest der 343“. Darin hatten sich 343 berühmte Französinnen zur Abtreibung bekannt. Als sie älter wurde, wohnte sie wieder zur Miete, um flexibel zu bleiben und lebte ohne Partner. Moreau sang gerne; vor ihren Auftritten hatte sie Angstattacken. Sie wollte nie allzu ernst werden, und es kam vor, dass sie im Fernsehen ihren Gesprächspartner unwirsch abfertigte. Obwohl sie einen Sohn hatte, fühlte sie sich nicht sehr mütterlich und sah ihre Filme und Rollen als ihre Kinder an. Sie war mit Anais Nin befreundet.
Ich hätte gern mehr über diesen Menschen erfahren.
Leider wurden diese “Stationen” jeweils nur beiläufig in einem Satz erwähnt und nicht weiter ausgeführt.

Ich habe sehr wenig über den Menschen “Jeanne Moreau” erfahren.
Dafür aber sehr viel über ihre Rollen, berühmte Regisseure, Kameraeinstellungen, Drehbücher und Melodien.

Für mich erfüllt dieses Buch leider nicht meine Erwartungen an eine Biografie.
Sehr schade.

Ein sehr spezielles Buch für Moreau-Fans, Film-Enthusiasten und Liebhaber des französischen Kinos.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Am Ende hätte ich das Buch am liebsten aus dem Fenster geworfen

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Bevor ich den Roman gelesen habe, wusste ich nicht viel über Frida Kahlo. Ich hatte Fotos von ihr gesehen und gelesen, dass sie eine starke Frau sei.

Vom Klappentext des Buches versprach ich mir, etwas ...

Bevor ich den Roman gelesen habe, wusste ich nicht viel über Frida Kahlo. Ich hatte Fotos von ihr gesehen und gelesen, dass sie eine starke Frau sei.

Vom Klappentext des Buches versprach ich mir, etwas über eine emanzipierte Frau lesen zu können, die ihren eigenen Weg geht. Eine, die vielleicht ein Vorbild für mich sein könnte.

Frida war in ihrer Kindheit durch die Kinderlähmung beeinträchtigt und hatte als Jugendliche einen Unfall, der sie monatelang ans Bett fesselte.
Das Buch setzt kurz vor dem Unfall ein und erzählt, wie Frida die Zeit ihrer Krankheit nutzt, um zu malen.

1929, mit 22 Jahren heiratete Frida Diego Rivera, einen sehr bekannter Maler und Frauenheld. Wie auch seine beiden vorherigen Ehefrauen, betrog er sie.

Schöne Passagen waren die Beschreibungen von Fridas Bildern, ihrer Kleidung, die von Trachten beeinflusst war, und der Garten ihres Hauses. Interessant waren auch die Schilderungen der politischen Lage. Frida war der kommunistischen Partei beigetreten.

Schade fand ich, dass sich der Großteil des Buches auf die Beziehung von Frida und Diego konzentrierte. Am Anfang noch voller Liebe und Leidenschaft, wurde sie bald zu einem Gefängnis, aus dem Frida nicht ausbrechen konnte. Später fing sie zwar auch wie aus Trotz Affären an, kehrte aber immer wieder zu Diego zurück.

Frida richtete ihr ganzes Leben nach Diego aus. Sie gingen nach New York, wo er Wandbilder malte (u.a. für die Rockefellers) und auch nach Detroit (wo er für Ford malte). Kahlo fühlte sich in den US jedoch nicht wohl.
Die revolutionären Akte Fridas (in dem Roman) bestanden für mich aus Provokationen. Sie verschafften ihr Aufmerksamkeit in den Medien, doch ihr Mann betrog sie weiter.
Was kann schlimmer für den Selbstwert eines Menschen sein, als gegen seinen Willen betrogen zu werden?

Die Künstlerin hatte lebenslang extreme Schmerzen und die Malerei verschaffte ihr Erleichterung und Ablenkung.
Ich bewundere Frida für ihren Lebenswillen. Doch in meinen Augen war sie keine starke, unabhängige Frau. Durch ihre Krankheiten entstanden hohe Kosten, die erst ihr Vater, dann Diego trug. Diego verdiente das Geld, und sie konnte ihn nicht verlassen und ließ sich immer wieder verletzen. Er hatte das große Haus, das große Atelier, empfing dort seine Geliebten. Sie musste sehen, wo sie Raum zum Malen fand.

Es steht mir nicht zu, ihr Leben zu beurteilen, aber der Klappentext passt für mich nicht zum Inhalt des Buches.

Mir war die Handlung zu stark auf Diego Rivera und andere Männer konzentriert.
Frida lernte zum Beispiel in Paris Josephine Baker kennen und verbrachte eine Nacht mit ihr. Dies wurde in nur einem Satz abgehandelt. Darüber hätte ich jedoch gerne mehr erfahren.

Meine schlechte Beurteilung entsteht aus der Enttäuschung über den irreführenden Klappentext und dem Ende des Buches. Die letzten Kapitel habe ich bereits ohne großes Interesse gelesen und dann kam eine Szene, da hätte ich das Buch am liebsten aus dem Fenster geworfen.

Frida Kahlo ist eine Frau, die nicht das klassische Leben einer Hausfrau und Mutter führte. Sie sprach mutig Probleme an und verarbeitete viele frauenspezifische Themen in ihren Bildern.
Trotzdem richtete sie ihr Leben nach ihrem Mann aus und ertrug seine Untreue. Insofern ist der Roman für mich ein Bild der damaligen Zeit und dem Leben einer Künstlerin.
Aber mir scheint, dass Frida Kahlo viel interessanter ist, als es in diesem Buch rüberkommt. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Handlung nicht so stark auf ihre Beziehung mit Diego Rivera konzentriert hätte.
Schade.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Das ist das Buch, von dem so viele geschwärmt haben?

XXL-Leseprobe: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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Marcus Goldman hat einen Bestseller geschrieben. Er hat einen Vertrag für insgesamt fünf Bücher, der Verleger sitzt ihm im Nacken, doch er hat noch nicht einmal eine Idee für das nächste Buch.

Sein alter ...

Marcus Goldman hat einen Bestseller geschrieben. Er hat einen Vertrag für insgesamt fünf Bücher, der Verleger sitzt ihm im Nacken, doch er hat noch nicht einmal eine Idee für das nächste Buch.

Sein alter Mentor und väterlicher Freund Harry Quebert, läd Marcus zu sich nach New Hampshire ein, um ihm beim Schreiben zu unterstützen.

Eines Tages wird Harry verdächtigt, die fünfzehnjährige Nola getötet zu haben. Marcus beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, um Harry aus dem Gefängnis herauszuholen.

Die Beschreibung von Marcus Schriftstellerleben fand ich ganz unterhaltsam.
Die Schilderungen seiner Collegejahre und dem Kennenlernen von Harry haben mich an John Irvings Protagonisten erinnert. Die Sache mit dem Präsidenten fand ich sehr juvenil. Und Marcus Verhalten, sich als den Besten zu inszenieren, hat ihn für mich unsympathisch gemacht.

Der über dreißig Jahre alte Harry und die fünfzehnjährige Nola hatten eine Liebesbeziehung. Mehr erfahre ich in der Leseprobe erstmal nicht.

Das reicht aber auch, um zu entscheiden, dass ich das Buch nicht lesen werde. Trotz der interessanten Schilderungen aus dem Autorenleben.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Wohlfühlbuch für Mauerblümchen

XXL-Leseprobe: Mit dem Schlitten auf Wolke sieben
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Carrie ist in einer Kleinstadt in North Carolina geboren und tritt ihren neuen Job als Nanny an. Dies soll der letzte werden. Obwohl sie hervorragend mit Kindern umgehen kann, möchte sie sich danach ein ...

Carrie ist in einer Kleinstadt in North Carolina geboren und tritt ihren neuen Job als Nanny an. Dies soll der letzte werden. Obwohl sie hervorragend mit Kindern umgehen kann, möchte sie sich danach ein eigenes Leben aufbauen, mit eigener Familie und einem warmen Heim.
Dazu will sie sich einen neuen Beruf suchen, denn das Nanny-Dasein hat ihr bislang keine Zeit für ein Privatleben gelassen. Mit dreiunddreißig Jahren hatte sie noch keinen ernsthaften Partner. Sie ist schüchtern und unsicher und liest daher Selbsthilfebücher (Zitate aus diesen Büchern sind im Text eingestreut). Nur bei der Arbeit mit den Kindern blüht sie auf.

Adam Fletcher, ihr neuer Chef, sieht attraktiv aus, ist reich und wohnt in einem kuscheligen Haus. Seine zwei kleinen Kinder sind ihm gegenüber distanziert.
Außerdem steht Weihnachten bevor und Adam hat noch keine Vorbereitungen getroffen.
Carrie dagegen liebt die Weihnachtszeit, das Baumschmücken und Plätzchenbacken und nimmt sich vor, den Kindern ein schönes Fest zu bereiten.

Sehr vorhersehbar, aber ganz süß und kuschelig geschrieben.

Ich bin leider überhaupt nicht die Zielgruppe dieses Buches.
Leseprobe: 58 Seiten

Veröffentlicht am 26.07.2019

enttäuscht

BECOMING
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Ich hatte mir Block und Bleistift bereitgelegt, um mir inspirierende Zitate aus dem Buch abzuschreiben. Doch diese kamen nicht zum Einsatz. Ich hatte Mühe das Buch überhaupt zu Ende zu lesen.

Michelle ...

Ich hatte mir Block und Bleistift bereitgelegt, um mir inspirierende Zitate aus dem Buch abzuschreiben. Doch diese kamen nicht zum Einsatz. Ich hatte Mühe das Buch überhaupt zu Ende zu lesen.

Michelle Obama hatte ich bisher als stark und mutig eingeschätzt, daran interessiert gesellschaftliche Verbesserungen durchzusetzen.
Nun nach der Lektüre kann ich sagen, sie ist auch stark - stark darin sich anzupassen und ihre Wünsche hinter die von anderen zurückzustellen. Das kostet sie sicherlich viel Kraft.

Z.B. schreibt sie:
"Wie sollte ich ihm da im Weg stehen? Wie sollte ich meine eigenen Bedürfnisse - ja sogar die unserer Mädchen - vor die Möglichkeit stellen, dass Barack ein Präsident werden könnte, der Millionen von Menschen zu einem besseren Leben verhilft?"

"Meine Arbeit aufzugeben fiel mir schwer, aber ich hatte keine Wahl: meine Familie brauchte mich und das war wichtiger."

Sie trainiert, mit weniger Wasser auszukommen, um weniger Toilettenpausen auf den Wahlkampfreisen einlegen zu müssen.
Sie hat gelernt, das es ab und zu mal ok ist nur an das eigene Wohl zu denken. (!!!???!!)
Diese Sätze zu lesen machte mich traurig.

Das Argument von "es gibt keine Alternative" ist eine Lüge. Sie hätte Alternativen gehabt, hat aber entschieden sich anzupassen. Was auch ok ist, aber man sollte es bewusst tun und sich selbst nichts vormachen.

"Bin ich gut genug?", fragt sie sich. "Ja, bin ich."
Barack Obama macht sein Ding und alles darum fügt sich.
Selbst die Mutter von Michelle Obama zieht nach Washington (um bei der Kinderbetreung zu helfen) obwohl sich eigentlich nicht will.
Mandela bewundert sie dafür, dass er für seine Überzeugung ins Gefängnis gegangen ist.
Sie selbst will keine Umstände machen, keine Konfrontation. Nur wenn es um ihre Kinder ging, war sie hartnäckig. Sie schreibt, von den negativen Reaktionen auf Hillary Clinton habe sie gelernt, sich nicht in die Politik ihres Mannes einzumischen. Daher gibt sie dem sozialen Druck nach und ist bei ihren politischen Aktionen stets darauf bedacht, sich keine Gegner zu machen.
Sie versucht allen zu gefallen, sogar in Bezug auf Kleidung.
Makeup nennt sie "eine stillschweigende Gebühr, die eine in der Öffentlichkeit stehende Frau zahlen muss."
Sie beneidet ihren Mann darum, dass er einen Anzug tragen kann.

Sie erkennt zwar die Ungerechtigkeiten, aber nimmt sie als gegeben hin.
Ich will Anpassung nicht verurteilen. Oft ist der Druck so groß, dass es einfacher ist, sich anzupassen. Aber es hat langfristig seinen Preis:
1. Ändert sich nichts
2. Beschädigt man sein Selbstwertgefühl.

In ihrer Familie wurde viel Wert auf Bildung gelegt, aber man ist natürlich auch immer Produkt der Gesellschaft. Ich kann nur erahnen unter welchem grossen gesellschaftlichen Druck sie aufgewachsen sein muss - als Frau, als Schwarze, als Arbeiterkind. Das Buch ist daher für mich ein erstklassiges Beispiel dafür, wie sich das Umfeld und Liebe und Unterstützung sowie Scham und Angst auf das Leben eines Menschen auswirken.

Fazit: Für mich war das Buch leider nicht kraftvoll und inspiriend, wie vom Verlag angekündigt. Einiges war interessant zu lesen. Den Ton fand ich sehr sachlich, wenig begeistert. Sie klingt für mich nicht glücklich, sondern pflichtbewusst bis zur Selbstaufgabe. Also kein Vorbild für mich.