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Veröffentlicht am 26.07.2019

Thriller mit Grand-Canyon-Flair und einer interessanten Ermittlerin

Ausgezählt
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Atlee Pine ist 35, FBI-Agentin, eher eine Einzelgängerin und deshalb ist sie recht glücklich in ihrer kleinen Dienststelle in der Nähe des Grand Canyon, die sie zusammen mit ihrer Sekretärin führt. Das ...

Atlee Pine ist 35, FBI-Agentin, eher eine Einzelgängerin und deshalb ist sie recht glücklich in ihrer kleinen Dienststelle in der Nähe des Grand Canyon, die sie zusammen mit ihrer Sekretärin führt. Das geruhsame Leben wird jedoch durcheinander gewirbelt, als ein totes Maultier auf dem Grund des Grand Canyon gefunden wird, dessen Reiter vermisst wird. Und Atlee werden bei den Ermittlungen plötzlich überall Steine in den Weg gelegt. Aber das fordert Atlee nur heraus - und so begibt sie sich mit ihrer Sekretärin Carol auf inoffizielle Spurensuche.


Dieses Buch ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe aus der Feder des bekannten Autors David Baldacci. Und ich fand die Auftakt wirklich vielversprechend. Eine Ermittlerin, die hart im Nehmen ist und zusammen mit ihrer Sekretärin so eine Art "Thelma&Louise" Duo bildet. Dazu die Schilderungen der Landschaft am und im Grand Canyon. Für mich passte es perfekt. War ich doch letztes Jahr im Südwesten der USA auf Reisen - und natürlich auch am Grand Canyon. Mir waren es dort zu viele asiatische Touristen, die keinen einzigen realen Blick auf die Landschaft geworfen haben sondern alles nur gefilmt haben. Ständig und immer. Wahrscheinlich bevorzugen sie es, die Landschaft Zuhause am Bildschirm anzuschauen...
Wie dem auch sei: In diesem Buch wird die Großartigkeit und die Härte der Natur sehr gut beschrieben. Spannend ist es auch, der Autor beherrscht sein Handwerk. Natürlich war vieles ein wenig "too much", die Protagonistin ist etwas zu oft in lebensgefährlichen Situationen und bis in die allerhöchsten Kreise der amerikanischen bzw. der Weltpolitik hätte es für mich auch nicht gehen müssen. Aber nun gut, ein kleiner Seitenhieb auf die aktuell sehr seltsame Politik in den USA konnte nun eigentlich auch nicht schaden.

Die Geschichte von Atlees als Kind entführter Zwllingsschwester Mercy, die im Klappentext hervorgehoben wird, gibt zwar Erläuterungen, warum Atlee so einsiedlerisch lebt - bestimmt die Geschehnisse im Buch aber weit weniger, als anfangs gedacht. Aber es kommen ja noch weitere Bände - da wird diese Geschichte sicherlich weiter erzählt.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Indischer Epos im Shakespeare Stil

Wir, die wir jung sind
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Dies ist ein Buch über Indien heute - bunt, grausam, tragisch, auf der Suche nach einen Gewinnerplatz in der Welt. Gleichzeitig ist es ein Buch über die ganze Welt - die Suche und Sucht nach ...

Dies ist ein Buch über Indien heute - bunt, grausam, tragisch, auf der Suche nach einen Gewinnerplatz in der Welt. Gleichzeitig ist es ein Buch über die ganze Welt - die Suche und Sucht nach Erfolg, nach Anerkennung. Und dann ist es noch ein Buch in der Tradition von Shakespeare - eine moderne Adaption von King Lear.

Ein wenig zu viel? Ja, sicherlich.
Aber gut geschrieben, anspruchsvoll, bildhaft, ein gefühlt sehr "indischer" Stil, da viele Hindi-Worte genutzt werden, viele Bilder, vieles blumig und bildhaft beschrieben wird. Schon am Anfang spürt man die Hitze Indiens, die Gegensätze zwischen dem Kampf ums bloße Dasein und der überspannten Lebensweise der reichen Inder. Und die noch sehr dünne Trennwand, die die moderne Lebensweise der reichen Inder von der Lebensweise ihrer Vorfahren trennt - und ganz schnell ist es wieder wie früher: Patriarchat - und die Mädchen werden von den Eltern verheiratet. Und die Diener werden körperlich misshandelt.

In diese ganze explosive Mischung gerät Jivan, also er nach vielen Jahren in den USA und als Harvard Absolvent nach Indien zurückkehrt. Jivan ist der uneheliche Sohn des Geschäftspartners des Inhabers einer großen indischen Firma, nur "Company" genannt. Es gibt noch einen ehelichen Sohn, Jeet. Und der Inhaber der Firma, Devraj, hat drei Töchter. Und fertig ist das Tableau für das Shakespearsche Drama. Eine der Töchter verweigert sich dem vorgegebenen Weg. Eine will unbedingt an die Spitze. Eine sucht nach der Liebe und ihrem eigenen Weg. Und der legitime Sohn hat ganz andere Probleme.

Devraj wird sich zur Ruhe setzen - und der Kampf um die Nachfolge beginnt. Schon bei Shakespeare geht das nicht gut aus.

Und so entwickelt sich ein tragisches, verstricktes Drama um Liebe, Hass, Familienbande. Und um Geld. Denn wie sagt Jivan am Anfang: Es geht nicht um Land. Es geht um Geld.

Ich selbst war schon zweimal in Indien. Und genauso, wie mich dieses Land jedesmal mit seiner Hitze, Komplexität, Buntheit und Grausamkeit gegenüber dem Leben des Einzelnen erschlägt, so hat mich auch dieses Buch immer wieder quasi erschlagen. Obwohl sehr gut und sehr bildhaft erzählt, so ist es doch anstrengend zu lesen. Es gibt zwar ein Glossar - doch die vielen Hindi-Wörter verwirren. Dazu kommt eine Vielzahl an Andeutungen, die andere Bücher betreffen. Natürlich könnte man das überlesen und es einfach als Bollywood-Tragödie lesen - das schlägt die Übersetzerin im Anhang vor - und vielleicht wäre das gar nicht die schlechteste Idee. Ansonsten kann es sein, dass man (wie ich) monatelang mit der Lektüre beschäftigt ist. Weil man (zu) viel interpretiert, zu viel nachdenkt und damit einfach den Faden verliert.

Aber wenn man in der richtigen Stimmung für anspruchsvolle Lektüre ist, Shakespeare nicht abgeneigt ist und eine gewisse Faszination für Indien verspürt - dann ist es quasi ein Muss, dieses Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Romantisch-leichte Weihnachtsgeschichte

Weihnachtszauber in Hopewell
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In der Vor-Weihnachtszeit - oder direkt nach Weihnachten - lese ich zwischendurch gerne romantische, leichte und unterhaltsame Geschichten. Und genau so eine Geschichte erzählt dieses Buch.


Sydney kommt ...

In der Vor-Weihnachtszeit - oder direkt nach Weihnachten - lese ich zwischendurch gerne romantische, leichte und unterhaltsame Geschichten. Und genau so eine Geschichte erzählt dieses Buch.


Sydney kommt mit ihrer 10jährigen Tochter RayAnne nach einer gescheiterten Ehe in die Kleinstadt Hopewell zurück, wo sie früher schöne Sommerferien bei ihren Großeltern verbracht hat. Sie zieht in das alte Farmhaus ihrer Großeltern, das ihr diese vererbt haben. So kann sie mietfrei wohnen - was nicht unerheblich ist - denn Sydney hatte sich ganz auf ihren Ex-Mann verlassen und war nie berufstätig. Jetzt hat sie eine Stelle in Hopewell in Aussicht und ergattert sogar eine Aushilfstätigkeit in der Buchhandlung der Stadt. Diese Buchhandlung und deren Besitzerin waren schon zu Sydneys Kindheit ein Dreh- und Angelpunkt in dem kleinen Städtchen. Und so lernt Sydney schnell Leute kennen - und auch ihre Tochter findet sich ins Kleinstadtleben ein.

Und dann gibt es da noch den - auch alleinerziehenden - Mac, Baseballtrainer, Lehrer und natürlich gutaussehend. Und obwohl beide eigentlich keine neue Beziehung suchen, lernen sie sich doch immer besser kennen...

Zwischendurch gibt es natürlich einige Zwischenfälle und kleine und große Dramen - sonst wäre es ja fast zu viel des Guten - doch am Ende stehen ein neuer Anfang und ganz viel Zuversicht.

So soll ein Weihnachts-Roman sein. Nach dem Lesen möchte man am liebsten auch in eine Kleinstadt ziehen - aber solch einen Zusammenhalt wie in dieser Geschichte gibt es wohl eher im Märchen bzw. in diesem Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 12.11.2018

Diesmal mit recht viel Tiefgang

Kluftinger
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Kommissar Kluftinger wohnt in Altusried im Allgäu und arbeitet bei der Kriminalpolizei im nahen Kempten. Er ist ein recht konservativer, spießiger und manchmal auch sperriger Charakter - aber ...

Kommissar Kluftinger wohnt in Altusried im Allgäu und arbeitet bei der Kriminalpolizei im nahen Kempten. Er ist ein recht konservativer, spießiger und manchmal auch sperriger Charakter - aber ein guter Ermittler. Die Leser dieser Kult-Krimis kennen schon lange eine Vorliebe für Käsespätzle, für faule Abende auf dem Sofa und seine Sparsamkeit. Und seine Zuneigung zu seiner Frau Erika und zu seinem Sohn Markus, dessen Ehefrau Yumiko und der neue Augenstern ist der gerade erst geborene Enkelsohn.

Was man bisher nicht kannte, war der Vorname von Kluftinger. Seine Kollegen nennen ihn Klufti und seine Frau nur Butzele. Aber in diesem Band der Reihe wird das Geheimnis um seinen Vornamen gelüftet. Dieser steht nämlich Allerheiligen auf einem Holzkreuz, das ein frisch aufgeschüttetes Grab ziert - obwohl es gar keine Beerdigung gab. Und Kluftinger selbst steht fassungslos daneben. Hat er Feinde? Trachtet ihm jemand nach dem Leben?

Zunächst wehrt Kluftinger auf seine unnachahmlich grummelig-verstockte Art alles an Nachforschungen ab. Aber seine Kollegen lassen keine Ruhe. Und so muss Kluftinger weit zurück in seine eigene Vergangenheit als junger Bub in Altusried zurückreisen. Und zu einer Sache, die er längst vergessen geglaubt hatte. Die ihn aber immer noch innerlich beschäftigt.

In diesem Band erfährt man eine Menge Neues über Kluftinger. Seine Jugend, seine ersten Schwärmereien, die Gründe für seine Berufswahl und natürlich der Beginn seiner Liebe zu Erika werden geschildert. Danach weiß man zwar immer noch nicht so richtig. warum Kluftinger (trotz gegenteiliger Vorsätze) doch so geizig geworden ist wie sein Vater und warum eine so hübsche und selbstbewusste Frau wie Erika im Endeffekt als Ehefrau und Nur-Hausfrau eines doch recht geizigen Kommissars enden sollte wird - aber zumindest letzteres versteht Kluftinger selbst nicht. Aber Erika und er lieben sich - also alles in Ordnung. Oder Priml - wie Kluftinger sagen würde.

Leider verliert der Kriminalfall (oder die Fälle...) durch diese ganzen Geschichten ein wenig an Struktur. Einiges wird nicht aufgeklärt. Vielleicht im nächsten Band?

Veröffentlicht am 08.11.2018

Eine lange Kneipennacht

Schwabinger 7
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Eine lange Kneipennacht
Die Schwabinger 7 ist eine legendäre Kneipe in Schwabing. Eher Spelunke als schick - und das im ansonsten sehr schicken München.


Hier treffen sich meist die immer gleichen Menschen, ...

Eine lange Kneipennacht
Die Schwabinger 7 ist eine legendäre Kneipe in Schwabing. Eher Spelunke als schick - und das im ansonsten sehr schicken München.


Hier treffen sich meist die immer gleichen Menschen, oft wohnen sie in der Nachbarschaft. Und die Kneipe ist quasi ihr zweites Wohnzimmer. Meist lieber aufgesucht als das Wohnzimmer der eigenen Wohnung. Denn viele der Menschen hier sind einsam. Und fühlen sich nur in der Kneipe wohl und wahrgenommen.

Es kommen immer einmal neue Gäste in die Kneipe - und die können das Gefüge verändern.
So lernen sich an diesem Abend Alphons und Melanassia kennen - zwei verletzte Seelen. Werden sie einander Halt geben können? Und wird Luise, das ewige Mauerblümchen, endlich jemanden finden für die so gewünschte Nähe? Und wird der Sandro, der Frauentyp, auch diesmal erfolgreich sein? Und was hat es mit dem Punk und dem Lodenträger auf sich, die sich nur hier treffen können? Und was ist mit Cordula, der erfolgreichen Karrierefrau, die zunehmend merkt, dass ihr eine Beziehung fehlt?

Alles wird untermalt von der stets passenden Musik des DJs und zusammengehalten von der Kellnerin, die nicht nur das Chaos beherrscht - sondern auch einen Blick für die Befindlichkeiten der Gäste. Und stets das richtige Getränk zur Stimmungslage.

Wer schon einmal eine lange Nacht in einer Kneipe verbracht hat, erst im Morgengrauen nach Hause gegangen ist, mit bis dahin komplett unbekannten Personen über hoch-philosophische Themen an der Theke diskutiert hat und/oder sich in einer solchen Nacht ansatzweise verliebt hat (oder zumindest dachte, dass es Liebe sein könnte...), der wird dieses Buch lieben.
Die Stimmung in einer solchen Kneipe und in einer solchen Nacht wird perfekt eingefangen. Und jeder wird schon einmal jemanden kennengelernt haben, der einem der geschilderten Typen ähnelt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen - und an manche schöne Nacht in einer Kneipe erinnert.