Zusammenfassung:
„Die Geschichte der Bienen“ umfasst drei Handlungsstränge, die zunächst nur durch das übergreifende Thema „Bienen“ miteinander verbunden zu sein scheinen, die aber im Laufe des Romans miteinander verwoben werden. Der älteste Handlungsstrang spielt im 19. Jahrhundert in England, wo William, Saatguthändler und bislang erfolgloser Forscher nach einer langen, depressiven Phase einen neuartigen und verbesserten Bienenkorb entwickeln möchte. In der Gegenwart spielt die Geschichte in den USA und schildert die Geschichte eines Imkers, der nicht nur vor der Herausforderung steht, seinen Sohn von der Übernahme des Hofs zu überzeugen, sondern dessen Existenzgrundlage durch das Bienensterben zunehmend bedroht wird. Der letzte Handlungsstrang spielt im Jahre 2097 in China, wo eine junge Arbeiterin Blüten händisch bestäubt, bis ihr Sohn einen mysteriösen Unfall erleidet.
Meinung:
Der Roman ist kurzweilig geschrieben und liest sich nicht nur flüssig, sondern auch leicht und sehr schnell. Ich habe ihn binnen weniger Tage auf der dreißigminütigen Fahrt zur Arbeit vollständig gelesen. Die drei unterschiedlichen Handlungsstränge bringen viel Varietät und Abwechslung in die Geschichte. Durch die ständigen Wechsel hält der Roman auch eine gewisse Spannung – denn immer, wenn ein Handlungsstrang wirklich interessant wird, bricht er ab und wird erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen.
Das Thema, das Maja Lunde in ihrem Roman anspricht ist von enormer Wichtigkeit. Der Roman vermag sicherlich viele Leser/innen zum Nachdenken anregen, wie wichtig Bienen für das Überleben des Menschen sind, und welches Chaos und welcher Rückschritt ihr Verschwinden mit sich bringen könnte. Dabei gibt die Autorin insbesondere im zeitlich letzten Handlungsstrang einen erschreckenden Ausblick, wie das Leben der Menschheit ohne Bienen aussehen könnte. Dass sie sich dabei noch auf eine Region bezieht, die laut Roman vergleichsweise glimpflich davonkommt, regt zusätzlich zum Nachdenken an. Ihr gelingt es ausgesprochen gut, dieses ernste Thema in drei packenden Geschichten unterzubringen. Gelegentlich hätte ich mir mehr fachlichen Hintergrund gelesen. Die Fundierung des Buches war mir an manchen Stellen zu seicht. Die Leichtigkeit, mit der der Roman zu lesen ist, basiert jedoch selbstverständlich auch darauf, dass die Komplexität des Themas so gering wie möglich gehalten wird.
Die Handlungsstränge sind größtenteils recht vorhersehbar. Lediglich der Ausgang der Handlung im 19. Jahrhundert (die Erfindung des Bienenstocks) vermochte mich zu überraschen. Nichtsdestotrotz gehen auch mit der Geschichte der USA, und in besonderem Maße auch mit Taos Schicksal in China viele Emotionen einher, sodass die hohe Vorhersehbarkeit für mich in Ordnung war. Die Charaktere haben bewegende Hintergründe. Besonders bewegt hat mich dabei die parabelförmige Entwicklung von William, der zwischen Depressionen wandelt. Auch Taos Schicksal ist überaus bewegend, dennoch ist die Idee der verzweifelten Mutter, die ihr Kind sucht, weniger originell (aber natürlich dennoch unglaublich mitnehmend und sicherlich ansprechend für viele Leser/innen), als die beiden anderen Geschichten.
Fazit:
„Die Geschichte der Bienen“ ist ein empfehlenswerter Roman, der zum Nachdenken über die Wichtigkeit der Bienen anregt. Auch wenn dem Roman die Komplexität und Tiefe fehlt, mit der dieses Thema behandelt werden sollte und die Handlung überwiegend vorhersehbar ist, bietet er ein unterhaltsames und leichtes Lesevergnügen.