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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2019

Einfache Heilmittel für Zuhause

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
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Selbst kochen, selber Kreativ-Projekte umsetzen, selber Kosmetik herstellen - warum nicht auch selbst Heilmittel herstellen? Wer Chemie und giftige Industrie-Produkte immer mehr aus seinem Haushalt entfernen ...

Selbst kochen, selber Kreativ-Projekte umsetzen, selber Kosmetik herstellen - warum nicht auch selbst Heilmittel herstellen? Wer Chemie und giftige Industrie-Produkte immer mehr aus seinem Haushalt entfernen möchte, der sollte auch mal in sein Medikamenten-Schränkchen gucken und statt vieler Pillen und Dosen lieber das "Unsere grüne Kraft"-Buch von Christine Storl hineinstellen.

Das wartet nämlich nicht nur mit allerlei nützlichen Rezepten für Beschwerden von A wie Abszess bis Z wie Zwölffingerdarmgeschwür auf, es ist dabei auch noch erstaunlich einfach in der Praxis. Oftmals werden die Pflanzen nämlich einfach nur als Tee aufgegossen oder zu einer Paste verrührt und aufgetragen.
Die Schwierigkeit besteht wohl eher - und gerade für Menschen in Großstädten - darin, die genannten Pflanzen auch zu finden, denn es wird ganz klar erwähnt, dass man Pflanzen am Straßenrand lieber stehen lassen sollte. Die Alternative wäre wohl die getrocknete Form in Apotheken zu besorgen, doch ob sie so dann noch dieselbe Wirkung entfalten steht auf einem anderen Blatt. Dies ist auch mein einziger Kritikpunkt am Buch, die alternativen Bezugsquellen, die leider keine Erwähnung finden.
Doch wer das große Glück hat, Pflanzen wie Ackerschachtelhalm und Weißdorn in seiner Umgebung zu finden, der muss sich als absoluter Pflanzen-Laie auch um die Erkennung keine Sorgen machen, denn nicht nur sind zu jeder Pflanze Fotos abgebildet, ihre besonderen Erkennungsmerkmale werden auch noch einmal genau beschrieben.

Besonders schön finde ich auch den zweiten Teil des Buchs, die Heilmittel aus der Küche. Dass man mit einfachen Zutaten wie Apfelessig und Zwiebel schon so viel Gutes im Körper bewirken und die Heilung fördern kann, hätte ich nicht gedacht. Und dass die verwendeten Mittel dabei alle so grundbodenständig und günstig in der Anschaffung sind, spricht ebenfalls für sich.

Insgesamt hat Christine Storl hier ein tolles und wahnsinnig hilfreiches Buch erschaffen, in dem so viel gutes und altes Wissen steckt, das man in Zeiten wie diesen beinahe schon als vom Aussterben bedroht ansehen muss. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass dieses Wissen neu aktiviert und weitergegeben wird. Ich jedenfalls werde nur allzu gern meinen Medikamentenschrank räumen und dafür mehr Platz für Heilpflanzen und "Unsere grüne Kraft" schaffen.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Eine mitreißende Nacherzählung

Das Labyrinth des Fauns
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"Eine neue Geschichte von Cornelia Funke!", dachte ich und freute mich aufs Lesen. Spätestens nach der Hälfte des Buches und unzähligen Déjà-vus las ich mir dann den Klappentext erneut durch und stellte ...

"Eine neue Geschichte von Cornelia Funke!", dachte ich und freute mich aufs Lesen. Spätestens nach der Hälfte des Buches und unzähligen Déjà-vus las ich mir dann den Klappentext erneut durch und stellte fest: Was hier als "inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk »Pans Labyrinth«" bezeichnet wird, ist im Grunde nichts anderes als eine reine Nacherzählung dieser Geschichte. Nach dieser Erkenntnis war ich zugegebenermaßen etwas enttäuscht - und trotzdem schmälerte es das Lesevergnügen nicht.

Denn wenn Cornelia Funke eins kann, dann Geschichten erzählen Schon die "Tintenwelt"-Trilogie fand ich toll und bereits nach den ersten Seiten von "Das Labyrinth des Fauns" zeigt sich wieder einmal Cornelia Funkes unglaublich toller und bildhafter Schreibstil. Jede ihrer Metaphern sitzt und das Buch ist atmosphärisch so dicht, dass ich manchmal geglaubt habe, mit Protagonistin Ofelia im Wald zu sein, die Blätter im Wind rauschen zu hören und die Gräser an meinen Beinen spüren zu können. Der Stil bewegt sich dabei irgendwo zwischen märchenhaft und grausam detailliert - und letzteres ist positiv gemeint!

Nun kann man - finde ich - Cornelia Funke kein Kompliment für die Charaktere oder die Handlung machen, da sie nicht aus ihrer Feder stammen, aber die Nacherzählung der Geschichte ist ihr wirklich meisterhaft gelungen. Wer bei Cornelia Funke jedoch direkt an Jugendbücher denkt, der sei gewarnt, dass "Das Labyrinth des Fauns" in meinen Augen nicht für unter 16-Jährige geeignet ist - hierfür sind brutale und ekelerregende Szenen zu detailliert beschrieben.

Wenn man sich im Vorhinein darüber bewusst ist, dass es sich hier um eine Nacherzählung von "Pans Labyrinth" handelt, ist das Buch eine tolle und mitreißend erzählte Geschichte, nicht nur für Fans.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Eine ungewöhnliche Götter-Geschichte

Ich bin Circe
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Um dieses Buch zu bewerten, muss ich kurz erzählen, welche Erwartungen ich daran hatte: Ich hatte mir eher ein Jugendbuch à la "Percy Jackson" vorgestellt, mit leichtem Erzählstil und starken Charakteren.
Was ...

Um dieses Buch zu bewerten, muss ich kurz erzählen, welche Erwartungen ich daran hatte: Ich hatte mir eher ein Jugendbuch à la "Percy Jackson" vorgestellt, mit leichtem Erzählstil und starken Charakteren.
Was ich bekommen habe, war... nun ja: anders. In dem Fall meint "anders" aber nicht schlecht, denn "Ich bin Circe" ist in jedem Fall ein besonderes Buch. Bis jetzt kann ich zum Beispiel nicht erklären, wie das Buch mich trotz Fehlen von Cliffhangern, krassen Höhepunkten und atemraubender Spannung trotzdem so fesseln konnte. Das ist dann wohl die höhere Kunst der Unterhaltung.

Doch fangen wir nochmal von vorn an: "Ich bin Circe" ist im Grunde die wahre Geschichte des Olymps und der Götter verpackt in einer unterhaltsamen Story mit der Hexe Circe als Protagonistin. Wer - wie ich - schon immer mal dieses komplizierte Götter-Konstrukt in ihrer wahren Form entwirrt haben wollte, der bekommt in "Ich bin Circe" zumindest schon mal einen guten ersten Eindruck davon, denn "Ich bin Circe" ist wie die unterhaltsame Geschichtsstunde, die man nie hatte.

Das ist einerseits toll, weil man so viel an Wissen daraus mitnehmen kann, ohne dass es einen Lehrbuch-Charakter hat, doch dafür zahlt es den Preis, dass sich der Leser (oder vielleicht auch nur ich) nicht richtig mit der Protagonistin identifizieren konnte. Der Schreibstil ist so distanziert gehalten, dass ein richtiges Mitfühlen und Mitfiebern nicht stattfindet - vielleicht aber auch gar nicht gewünscht ist.

Wie bereits gesagt hat mich "Ich bin Circe" trotz allem sehr gut unterhalten und war lehrreich noch dazu, doch so richtig gepackt hat mich die Geschichte nicht, weshalb ich sie allen empfehlen möchte, die sich für die wahre Geschichte der Götter und etwas gehobenere Literatur interessieren.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Ein wichtiges und dringendes Buch

Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
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Als jemand, der jahrelang im Online-Marketing gearbeitet hat und demnach sowieso schon einige Gründe kennt, warum man seine Social Media Accounts sofort löschen sollte, war ich gespannt, ob Jaron Lanier ...

Als jemand, der jahrelang im Online-Marketing gearbeitet hat und demnach sowieso schon einige Gründe kennt, warum man seine Social Media Accounts sofort löschen sollte, war ich gespannt, ob Jaron Lanier mir noch ein paar weitere Gründe liefern kann. Und um es vorweg zu nehmen: Er kann.

Es hat zwar leichte Züge einer Verschwörungstheorie, die Jaron Lanier in seinem Buch aufzeigt, doch das liegt mehr am Schreibstil und dem Konzept des "BUMMER", das er entwirft, als am Inhalt selbst, denn die 10 Gründe, die der Autor nennt, fußen nicht nur auf zahlreichen Studien, sie erwähren sich darüber hinaus auch einer Logik, die der gesunde Menschenverstand einfach nicht leugnen kann. Schön finde ich hierbei auch, dass Lanier mit seinen 10 Gründen im Grunde erklärt, wieso in unserer Welt aktuell so viel schief läuft, quasi eine ganze Gesellschaft und eine Generation erklärt. So hebt es sich von den anderen Büchern seines Schlags ab, die lediglich auf Themen wie Datenschutz u.ä. eingehen.

Das einzige, was mich hin und wieder im Lesefluss gestört hat, war der teils doch recht anspruchsvolle Schreibstil, denn nicht nur werden viele Fachbegriffe benutzt, der Autor verweist auch immer wieder auf eine zu Anfang des Buches genannte Liste, allerdings nur als "Punkt 5", der dann - sofern nicht auswendig gelernt - noch einmal nachgeschaut werden muss, um der Logik des Satzes folgen zu können. Somit ist das Buch insgesamt auch eher für Leute geeignet, die sich im Bereich Social Media bereits gut auskennen, vielleicht sogar in der Branche arbeiten.

Doch wie Zadie Smith bereits schreibt, halte auch ich die "10 Gründe" für ein wichtiges und dringendes Buch, denn über seine Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken und das, was sie mit uns machen, sollte jeder einmal nachgedacht haben.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Außergewöhnliches Jugendbuch mit überraschendem Plot

The Hurting
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Das Cover von "The Hurting" kommt so simpel daher, dass man zunächst eine genauso simple Geschichte dahinter vermutet. Aber schon der Klappentext lässt erahnen, dass man dem Buch damit womöglich Unrecht ...

Das Cover von "The Hurting" kommt so simpel daher, dass man zunächst eine genauso simple Geschichte dahinter vermutet. Aber schon der Klappentext lässt erahnen, dass man dem Buch damit womöglich Unrecht tut. Ein wilder Junge im Wolfsmantel? Die Einsamkeit norwegischer Wälder? Das klingt nicht unbedingt nach einem typischen Jugendbuch.

Ist es auch nicht. "The Hurting" hat mich überrascht, in vielerlei Hinsicht.
Zunächst sind da diese originellen Charaktere und insbesondere die Protagonistin Nell, die einem mit ihrer Liebe zur Musik, ihrer Tapferkeit und ihrem Schicksal so schnell ans Herz wächst. Aber auch Lukas, der Wolfsjunge, hat etwas so Mystisches an sich, dass die Seiten unter den Fingern davonfliegen auf der Suche nach der Enthüllung seines Geheimnisses.
Und was das für eins ist! Mit dem Verlauf der Geschichte hatte ich so überhaupt nicht gerechnet. Zwar war ich mir zwischendurch auch unsicher, ob er mir so gefällt und an manchen Stellen empfand ich die Geschichte auch als ziemlich harten Tobak für ein Buch, das ab 14 Jahren empfohlen wird, aber unterm Strich kann ich sagen: mir gefällt, was ich gelesen habe. Weil es anders ist, weil es interessante Themen behandelt und weil allein schon das Setting mal ein anderes ist.
Mit dem Ende hat es sich die Autorin meiner Meinung nach ein bisschen zu einfach gemacht, hier hätte ich mir eine bessere Anknüpfung an den Anfang der Geschichte und die familiären Verhältnisse gewünscht. Nichtsdestotrotz kann ich auch nachvollziehen, warum dieses Ende gewählt wurde.

Ich finde es schwierig, dieses Buch einem Genre zuzuordnen. Natürlich ist es ein Jugendbuch, aber es ist genauso Liebesgeschichte und Thriller. Gerade diese Mischung macht das Buch zusätzlich so überraschend.
Für einen 14-jährigen finde ich das Buch anspruchsvoll, allerdings würde ich von einer Lektüre in diesem Alter auch nicht abraten. Es ist ein Buch, über das man noch gut im Anschluss diskutieren kann, weil es einem so schnell nicht aus dem Kopf geht.

Wer Lust auf ein außergewöhnliches Jugendbuch mit überraschendem Plot und ein bisschen Stoff zum Nachdenken hat, macht mit "The Hurting" nichts falsch!