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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2019

Lebensbejahend und optimistisch

Im Freibad
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Dieses Buch würde ich in die Kategorie 'Mutmach-Buch' stecken, denn es strahlt Wärme und Hoffnung aus, indem es zeigt, wie ein ängstlicher und einsamer Mensch durch soziale Berührungen lebensbejahend und ...

Dieses Buch würde ich in die Kategorie 'Mutmach-Buch' stecken, denn es strahlt Wärme und Hoffnung aus, indem es zeigt, wie ein ängstlicher und einsamer Mensch durch soziale Berührungen lebensbejahend und entspannt werden kann. Ich habe es im Sommer bei warmen Temperaturen draußen gelesen und es hat mich in eine harmonische Welt entführt.
Inhaltlich geht es um Rosemary, 86 Jahre alt, aber immer noch sehr rüstig und agil. Sie hat ihr Leben fest geplant und dazu gehört auch das regelmäßige Schwimmen im Freibad um die Ecke. Mit diesem Bad verknüpft sie auch viele positive Erinnerungen ihres Lebens. Nun soll das Bad geschlossen werden und Rosemary ist verzweifelt, oder eher wütend. Aber selbstbewußt wie sie ist, gibt sie nicht einfach auf, sondern kämpft. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit und ich habe mir insgeheim gewünscht, ich würde sie kennen.
Die zweite Hauptprotagonistin ist Kate, eine junge Journalistin, die aus einer ländlichen Gegend, wo man sich gegenseitig auf der Straße grüßte, nach London gezogen und fühlt sich hier nicht wirklich wohl. Alles um sie herum ist laut und unpersönlich, daher ist sie einsam und erleidet gelegentlich Panikattacken. Sie bekommt den Auftrag, über das alte Freibad und die drohende Schließung einen Bericht zu schreiben. So lernen sich die beiden Frauen kennen und schließen Freundschaft, die besonders für Kate einen wunderbaren Wandel bewirkt.
Libby Pages Roman ist einfach zu lesen, gut verständlich und sie zieht den Leser mit in eine andere Welt, in der Herzenswärme regiert und Feindseligkeiten die große Ausnahme sind. Wirklich sehr lesenswert in dieser rauen Welt, in der oft Respektlosigkeit und Gefühlskälte regieren.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die lebendige Beschreibung des Londoner Stadtteils Brixton. Ich kenne diesen Teil Londons und kann nur sagen, dass Libby Page die Atmosphäre dort sehr gut eingefangen hat, indem sie Rosemarys Alltag dort beschreibt.
Man darf hier keine spannungsgeladenen Aktionen erwarten, sondern muss sich einlassen in die ruhige Handlung. Trotzdem ist Spannung da, man möchte immer wissen, wie sich alles weiterentwickelt.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen, es bekommt von mir höchste Anerkennung!

Veröffentlicht am 10.08.2019

Keine leichte Lektüre, aber außerordentlich beeindruckend

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Was für ein Buch! Es ist keine Lektüre, die man auf dem Weg in den Urlaub im Auto oder Flugzeug liest. Ich brauchte komplette Ruhe, um die einzelnen Kapitel, obwohl sie meist kurz gehalten sind, auf mich ...

Was für ein Buch! Es ist keine Lektüre, die man auf dem Weg in den Urlaub im Auto oder Flugzeug liest. Ich brauchte komplette Ruhe, um die einzelnen Kapitel, obwohl sie meist kurz gehalten sind, auf mich wirken zu lassen und auch hinter den Zeilen zu lesen.
Ocean Vuong schreibt dieses Buch für seine Mutter, die er auch immer wieder anredet. Das Fatale ist aber, dass seine Mutter Analphabetin ist und niemals die Zeilen empfängt. Der Sohn schreibt dieses Buch, um seine zum Teil traumatischen Erlebnisse in Kindheit und Jugend zu bewältigen bzw. aufzuarbeiten und vielleicht Antworten auf offene Fragen zu bekommen. Letztere wird er jedoch nie von seiner Mutter bekommen, sondern er muss sie selbst finden.
'Little Dog', wie er genannt wird, hat eine harte, von Gewalt und Hoffnungslosigkeit dominierte Kindheit und Jugend hinter sich, aber das Buch soll nicht anklagen, denn immer wieder erstrahlt durch alle schlimmen Erlebnisse die Liebe hindurch. Er liebt seine Mutter, seine Großmutter und viele andere Menschen, die ihm im Leben begegnet sind und keine so große Rolle gespielt haben, z.B. Manny von der Tabakplantage. Und diese Menschen lassen trotz aller Grausamkeit, Ablehnung oder Gleichgültigkeit auch immer wieder Liebe, Zuneigung und Sympathie durchscheinen, so z.B. sein Großvater Paul, der eigentlich nicht sein leiblicher Verwandter ist. Und diese positiven Gefühle helfen ihm, die Traumata zu verarbeiten.
Die Rückblicke sind sehr anrührend, teilweise erschütternd und aufwühlend. Man versucht sich die jeweilige Situation vorzustellen, ist aber oft überwältigt von der extremen Herausforderung, z.B. wie der Sohn seiner total erschöpften Mutter den Rücken massiert und die Haut entgiftet, die unter den giftigen Ausdunstungen des Nagelstudios leidet.
Aber bei diesem Buch steht nicht der Inhalt an erster Stelle, obwohl es zunächst den Anschein hat, sondern Ocean Vuongs Sprachkunst bzw. Sprachgewalt. Diese reißt einen mit und entführt in eine ganz fremde Welt. Und diese Welt entspringt der Seele des Autors, die er nach außen entblößt mit seinen bewegenden Beschreibungen und Umschreibungen, um Ruhe zu finden, um sich von den bedrückenden Erinnerungen zu befreien.
Große Literatur in meinen Augen, die herausfordert und noch lange nachwirkt....

Veröffentlicht am 04.08.2019

Wessen Herz ist wirklich rein?

Mein Herz so schwarz
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Ein außergewöhnlicher Vorfall: ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag stürzt Evie Rousseau-White von den Klippen in das Meer. War es Selbstmord? Aber warum sollte sie sich das Leben nehmen, sie heiratet und ...

Ein außergewöhnlicher Vorfall: ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag stürzt Evie Rousseau-White von den Klippen in das Meer. War es Selbstmord? Aber warum sollte sie sich das Leben nehmen, sie heiratet und hat ein scheinbar sorgenfreies Leben vor sich. Oder war es Mord, angeblich war Evie kurz vor dem Sturz in einen heftigen Streit involviert. Fragen über Fragen ergeben sich im ersten Drittel dieses Buches und verleiten den Leser direkt zum Miträtseln, was mir sehr gut gefallen hat.
Die Geschichte verläuft in zwei Erzählsträngen, auf der einen Seite wird Evies Biographie beleuchtet, und wir lernen ihre Familie, die Probleme ihrer Kindheit, ihre Lebenseinstellung, ihre soziale Position und ihren Lebenswandel kennen bis zum Tag der Hochzeit. So erhalten wir weitere Anhaltspunkte, um das Rätsel ihres Klippensprungs zu lösen, und die Suche nach der Wahrheit geht weiter. Auf der anderen Seite begleiten wir ihren frischgebackenen Ehemann Richard und ihre allerbeste Freundin Rebecca auf der Suche nach möglichen Motiven für Evies plötzliches Ausscheiden aus dem Leben. Sehr intensiv werden hier Rebeccas Gedankengänge in der Ich-Form geschildert, wodurch wir wiederum viele Hinweise erhalten, um Evies Sprung in die Tiefe zu erklären. Aber nicht alle Hinweise erweisen sich als nützlich, sondern enden in Sackgassen, so dass es wirklich bis zum Ende spannend bleibt. Das hat für mich den Reiz dieses Buches ausgemacht!
Beide Erzählstränge werden am Ende von der Autorin geschickt und nachvollziehbar zusammengefügt, ergeben ein authentisches Ganzes und präsentieren uns die überraschende Wahrheit.
Die Hauptprotagonisten sind Evie und Rebecca, 'best friends' auf den ersten Blick, aber ist die Freundschaft wirklich im Gleichgewicht? Denn Rebecca vergöttert Evie regelrecht und wandelt nur auf ihren Spuren, dafür wird sie von Evie mit Aufmerksamkeit und Geschenken belohnt, beides hat sie in ihrem Leben bislang entbehren müssen. Die beiden teilen im Prinzip ihr Leben und Rebecca bekommt tiefe Einblicke in Evies Seelenleben. Kann sie also die Motive für Evies plötzlichen Sprung liefern? Der Leser bleibt lange Zeit im Ungewissen....
Abgesehen von einer unnötigen Länge im Mittelteil hat mich das Buch fasziniert, und ich war permanent motiviert weiterzulesen, denn es fanden sich oft Cliffhanger in den kurzen Kapiteln, die neugierig auf den folgenden Abschnitt machten. Besonders im letzten Drittel konnte man das Buch kaum aus der Hand legen.
Ich habe die Autorin erst mit diesem Buch kennengelernt, habe aber Lust bekommen, mich mit den Vorgängerbänden beschäftigen. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus für Thrillerfans, für die nicht 'Action and Blood' im Mittelpunkt stehen müssen, sondern die gern Mutmaßungen anstellen und mitreflektieren.

  • Einzelne Kategorien
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  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstl
  • Figuren
Veröffentlicht am 01.08.2019

Mara Billinsky garantiert absolute Spannung

Lautlose Schreie
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Auch dieser 2. Band um die außergewöhnliche Ermittlerin Mara hat mich wieder fasziniert. Zunächst durch Maras Auftreten und Verhalten, immer etwas rebellisch, aber auch ehrgeizig, mutig und clever. Sie ...

Auch dieser 2. Band um die außergewöhnliche Ermittlerin Mara hat mich wieder fasziniert. Zunächst durch Maras Auftreten und Verhalten, immer etwas rebellisch, aber auch ehrgeizig, mutig und clever. Sie ist nun besser im Team integriert, wird von den anderen akzeptiert und selbst zu ihrem Chef bildet sich eine Gefühlsbrücke. Dann aber auch durch die beständige und sich steigernde Spannung, die Leo Born in diesem Buch hervorzaubert. Man könnte das Buch in einem Rutsch durchlesen, wenn man die entsprechende Zeit hätte (ca. 460 Seiten), denn man ist ständig gespannt, wie es weitergeht.
Anfangs werden auf einem Feld tote Kinder entdeckt, die offensichtlich vor ihrem Tod einiges erleiden mussten. Mara und ihr Kollege Rosen sind sehr betroffen und wollen sich sofort in die Ermittlungen stürzen. Mara wird aber zunächst wieder von diesem Fall abgezogen und muss sich um einen brutalen Mord in einem Frankfurter Hotel kümmern. Natürlich bleibt sie diskret auch an dem anderen Fall dran.
Was mir besonders gut gefällt ist der ständige Perspektivwechsel, der die Handlung noch spannender macht und viele Cliffhanger verursacht. Da ist dann gerade eine besonders spannende Situation, plötzlich sind wir jedoch wieder an einem anderen Schauplatz und müssen uns noch etwas gedulden, um zu erfahren, wie die vorherige Handlung weiterläuft. Herrlich! Man bemerkt dann so langsam, wie die verschiedenen Erzählstränge sich zu einem Ganzen zusammenfügen, in sich logisch und von Leo Born gut zusammengeführt.
Ich freue mich schon auf den 3. Teil und gebe hier ohne Zögern 5 Sternchen und eine klare Lesempfehlung für alle Thriller-Fans!

Veröffentlicht am 15.07.2019

Atmosphärisch und sehr spannend

Die Stille des Todes
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Das ist jetzt schon der zweite von mir gelesene Thriller, dessen Schauplatz Spanien ist, und ich bin begeistert. Vielleicht lösen ja bald die die iberischen Krimis die skandinavischen ab... Dieser spielt ...

Das ist jetzt schon der zweite von mir gelesene Thriller, dessen Schauplatz Spanien ist, und ich bin begeistert. Vielleicht lösen ja bald die die iberischen Krimis die skandinavischen ab... Dieser spielt im Baskenland, in der Provinz Álava, und das Flair dieser baskischen Stadt zieht sich durch das ganze Buch. Die intensiven Beschreibungen der Straßen, der Sehenswürdigkeiten, der Feste, des Umlandes usw. lassen einen eintauchen in diese spanische Provinz und ihre Ausstrahlung.
Und auch der Plot ist beachtenswert. Bereits vor 20 Jahren gab es eine Serie von Doppelmorden, jeweils ein Pärchen, im gleichen Alter, nackt und mit den Händen innig verbunden, positioniert an historischen Orten der Stadt Vitoria. Das Alter der Opfer ist jeweils im 5-Jahre Rhythmus gestuft, die jüngsten waren noch Säuglinge. Damals wurde ein Täter verhaftet und sitzt immer noch im Gefängnis. Jedoch kurz bevor er den ersten Hafturlaub antritt, geht die Mordserie weiter. Wurde der Falsche verhaftet oder hat sich ein Nachahmungstäter gezeigt?
Inspector Ayala und Inspectora Ruiz de Gauna ermitteln. Beide kommen authentisch rüber, haben schlimme Zeiten hinter sich und riskieren einiges in ihrem Job. Beide sind Profilingexperten und arbeiten meist im 2-er Team. Unai Ayala ist mir jedoch sympatischer, denn seine Kollegin Esti verheimlicht gerne mal etwas.
Dieses Buch hat fast 600 Seiten, und niemals ist es mir langweilig erschienen. Ganz im Gegenteil wurde es mit ansteigender Seitenzahl immer spannender, keine Chance auf Lesepause mehr! Die Handlung ist mehrschichtig, verschachtelt, bleibt aber überschaubar. Die verschiedenen Handlungsebenen werden von Eva García Sáenz geschickt miteinander verbunden und stellen den Leser vor immer neue Rätsel. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, und man hat viel zu überlegen, welcher Theorie man glaubt. Aber wenn man soweit ist, findet sich schon wieder ein neuer Verdächtiger, genial!
Netterweise hat die Autorin zwei Personenregister beigefügt, ein kleines und ein großes, so dass man keine Probleme mit der Zuordnung der Namen hat.
Bleibt noch zu sagen, dass dies der erste Band einer Trilogie ist (Inspector Ayala ermittelt), und ich freue mich schon auf den nächsten Band, der bereits im Oktober erscheint.
Alles in allem habe ich hiermit ein ganz besonderes Buch gelesen, das ich wärmstens empfehlen kann. Mich hat es sehr beeindruckt und bekommt 5 Sterne!