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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2022

Liest sich gut, ist aber keine Offenbarung

Snowflake
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Debbie, 18 Jahre alt, ist ein wenig ambitionierter Teenager. Ihr neues Uni-Studium bringt ihr die Freundschaft mit Xanthe ein, in deren Dubliner Wohnung sie sich oft aufhält. Von ihren fachlichen Interessen ...

Debbie, 18 Jahre alt, ist ein wenig ambitionierter Teenager. Ihr neues Uni-Studium bringt ihr die Freundschaft mit Xanthe ein, in deren Dubliner Wohnung sie sich oft aufhält. Von ihren fachlichen Interessen erfährt man nur wenig. Der Fokus der Erzählung liegt stattdessen auf den außeruniversitären Veranstaltungen: Parties, Alkohol, Männerbekanntschaften. Da ist Debbie wenig wählerisch, weder in der Stadt, noch auf dem Dorf, wo sie auf dem Milchbauernhof ihres Onkels lebt und die manisch-depressive Mutter sie laufend auf Trab hält.

„Snowflake“ ist eine Geschichte, die so daherflattert. Sie bietet keine Entwicklung, keine Wendepunkte, keine Erkenntnis. Auch wenn pausenlos persönliche Angelegenheiten erörtert werden, wirkt das Buch doch verstörend unpersönlich. Es ist eher ein Zeugnis der Verschwendung - von Jugend, von Bildungsmöglichkeiten und leider im Großen und Ganzen auch von Lesezeit. Zwei Sterne kriegt es dennoch, für den guten Schreibstil, denn die knapp 340 Seiten lesen sich trotz allem gut weg.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Der Fall der abschweifenden Florentine

Florentine Blix (1). Tatort der Kuscheltiere
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Die selbsternannte Ermittlerin Florentine Blix schreibt für uns ihr kriminalistisches Abenteuer um den vermissten Cousin ihres Mitschülers Bo auf. Ihre ausrangierten Kuscheltiere verschwinden ebenfalls, ...

Die selbsternannte Ermittlerin Florentine Blix schreibt für uns ihr kriminalistisches Abenteuer um den vermissten Cousin ihres Mitschülers Bo auf. Ihre ausrangierten Kuscheltiere verschwinden ebenfalls, doch tauchen sie nach und nach in einem wenig feierlichen Zustand wieder auf.

Das ist allerdings schon ein Destillat aus dem Erzählten, denn Florentine beeindruckt mit einer ausgeprägten Beobachtungsgabe und schweift bedauerlicherweise laufend vom Thema ab. So füllen einfachste Sachverhalte gleich mehrere Seiten.

Während der Fall sich hinzieht, erfahren wir unter anderem, dass Florentine es hasst, mit bloßen Füßen über den Rasen zu laufen. Sie kann Fahrradfahren nicht leiden, meidet Menschenansammlungen und kauft keine Fahrkarte beim Busfahrer, weil sie das unhygienisch findet. Damit sie sich besser in der Schule konzentrieren kann, nimmt sie erfolgreich Einfluss auf die Sitzordnung der Klasse.

Schon früh stellt man sich die Frage: Geht es vor allem um Florentines Marotten oder passiert hier auch noch mal was? Ja, etwa ab der Mitte kommt noch mehr, aber die Geschichte zieht sich einfach zu sehr in die Länge, darum leider keine Empfehlung für Florentine aus Flensburg mit den flotten Feinzeichnungen.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Verliert auf deutsch seinen Reiz

Das Tal in der Mitte der Welt
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Irgendwann weiß man es einfach: In diesem Buch wird nichts von Belang mehr passieren.

Da hat man sich gerade einen Überblick verschafft über die Menschen, die in diesem Tal auf den Shetland-Inseln leben. ...

Irgendwann weiß man es einfach: In diesem Buch wird nichts von Belang mehr passieren.

Da hat man sich gerade einen Überblick verschafft über die Menschen, die in diesem Tal auf den Shetland-Inseln leben. Sandy, den seine Frau Emma verlassen hat, und der bei seinen Schwiegereltern Mary und David und den Schafen geblieben ist. Maggie, die wir gar nicht kennenlernen dürfen, weil mit ihrem Tod das Buch beginnt. Alice, die versucht, für ein Buch zu recherchieren. Jo und Ryan, die Zugezogenen, und Terry, der Trinker.

Noch bevor die Hälfte der Geschichte um ist, wird klar: Die Ansätze dessen, was aus den unspektakulären Ereignissen entspringen könnte - sie waren schon die eigentliche Geschichte.

Was den vielbesungenen Zauber dieses Buches ausmacht, bleibt dem Leser der Übersetzung, die das Schottische, den Dialekt der Einheimischen und dazu so manchen Wortwitz unterschlägt, leider verborgen.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Wie Ochs vorm Berg

Lea und das Labyrinth der Zeit
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Ein Mädchen, zwei Jungen, die historische Kollektivschuld eines ganzen Dorfes, ein Bösewicht, der alle Zeitschranken sprengt - „Lea und das Labyrinth der Zeit“ ist eine spannende, rätselhafte und aussichtsreiche ...

Ein Mädchen, zwei Jungen, die historische Kollektivschuld eines ganzen Dorfes, ein Bösewicht, der alle Zeitschranken sprengt - „Lea und das Labyrinth der Zeit“ ist eine spannende, rätselhafte und aussichtsreiche Geschichte, und wenn sich die Erzählung endlich richtig schön auffächert ... ist sie zuende!

Da steht der Leser wie Ochs vorm Berg: Wer genau war der Junge, der vor 250 Jahren im Bartholdy-Park verschwunden ist? Warum wurde exakt zur selben Zeit in Veldhaus ein Rudel Wölfe ertränkt? Eine Auflösung bleibt leider weitgehend aus.

Zwar bekommt, wer hinterher noch einmal den Prolog liest, eine Ahnung von den übergeordneten Zusammenhängen, doch unterm Strich wird der Leser um den Lohn seiner 317 Seiten währenden Leseinvestition gebracht.

Selbst, wenn es sich um den ersten Teil einer Reihe handelte, wäre die Geschichte bis zum Ende noch so unzusammenhängend, dass sie höchstens als ein Intro durchgehen könnte.

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Veröffentlicht am 05.08.2019

Ereignisreiche Geschichte, eintönig dargeboten

Ein Lied von Liebe und Verrat
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Aliki singt ihr letztes Klagelied. Sie spricht es auf ein Tonband, und es ist das Klagelied ihres eigenes Lebens.

Die alte Frau lebt in einem Dorf im Nordosten Griechenlands, wo sie sich ihren Lebensunterhalt ...

Aliki singt ihr letztes Klagelied. Sie spricht es auf ein Tonband, und es ist das Klagelied ihres eigenes Lebens.

Die alte Frau lebt in einem Dorf im Nordosten Griechenlands, wo sie sich ihren Lebensunterhalt als Klageweib verdient. Eine Ethnologin aus dem fernen Amerika ist daran interessiert und bittet Aliki, die Klagegesänge für sie aufzunehmen, wofür sie ihr einen Kassettenrekorder dalässt.

Aliki nutzt diese Gelegenheit und hält die Geschichte ihrer Jugend auf dem Gerät fest. Eine Jugend im Krieg, als Griechenland von deutschen Truppen besetzt ist, die Menschen nichts zu essen haben und jeden Moment damit rechnen müssen, getötet zu werden.

Aliki lebt als Waise bei Chrysoula und deren Sohn Takis, seit ihr Vater wegen des Diebstahls eines Kürbisses von den Deutschen exekutiert worden ist. Dort gibt es Besucher im Keller, denn Chrysoula versteckt Stelios und seine Mutter Sophia, die als Juden aus Athen geflüchtet sind. Beide Frauen kommen ums Leben, als sie verraten werden, und mit ihnen wird fast das ganze Dorf ermordet.

Für die drei Kinder beginnt eine Flucht durch Griechenland, auf der sie sich mit einem Puppentheater über Wasser halten. Obwohl der Krieg beendet ist, besteht durch die Anarchie im Land weiter Gefahr für alle drei. Überschattet ist die Kindergemeinschaft von dem Verdacht, dass Takis, der eine Schwäche für das Soldatenleben und Uniformen hat, den Tod der Dorfbewohner zu verantworten hat.

Die Geschichte ist ungewöhnlich, ereignisreich und nimmt viele unvorhersehbare Wendungen. Problematisch ist die Erzählweise, denn als Lebensbericht angelegt, bietet „Ein Lied von Liebe und Verrat“ (Original: „My Last Lament“) naturgemäß keine Perspektivwechsel. Die Ereignisse werden oft nicht reflektiert, und so liest sich das Buch streckenweise sehr monoton.

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