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Veröffentlicht am 07.08.2019

Vampire bei den Gebrüder Grimm?

Die Grimm-Chroniken (Band 2)
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[Re-Read] [Fantasy] Maya Shepherd – Die Grimm Chroniken 2/13

Das Buch

Autor: Maya Shepherd
Titel: Asche, Schnee und Blut
erschienen: 02.03.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Gegenwart ...

[Re-Read] [Fantasy] Maya Shepherd – Die Grimm Chroniken 2/13

Das Buch

Autor: Maya Shepherd
Titel: Asche, Schnee und Blut
erschienen: 02.03.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Gegenwart / Parallelwelt
ISBN: 978-3-906829-71-5

Auf dem Cover ist ein Spiegelrahmen zu erkennen, in dessen Mitte ein Schloss zu sehen ist. Das Bild macht einen mystischen Eindruck und macht neugierig auf das Buch – nicht zuletzt deshalb, weil Leser des ersten Teils schon wissen, welche Wichtigkeit ein Spiegel in der Geschichte hat. Die Buchstaben auf dem Cover sind erhaben und haben eine angenehme Haptik beim Lesen.
Die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen verziert, die einen romantischen Touch haben und die Kapitelüberschriften sind treffend gewählt. Je nachdem, in welcher Zeit ein Kapitel spielt, hat es das eine oder andere Bild als Illustration. Man muss den 1. Teil gelesen haben um Spaß am 2. zu haben.

Warum ausgerechnet dieses Buch?

Auf der Leipziger Buchmesse 2017 habe ich Teil 1 bis 3 gekauft und nun habe ich diverse andere Teile mehr. Um wieder in die Geschichte hinein zu kommen, begann ich also noch einmal von vorn.

Handlung

Will, Maggie und Joe sind in 2012 in Königswinter gelandet. Rumpelstein führt sie zum Schloss auf dem Drachenfelsen, in dem sie das erste Mal Schneewittchen begegnen. Unfassbar für alle 3 ist es, dass dieses Mädchen die schöne Märchengestalt sein soll, die von ihrer Stiefmutter umgebracht werden sollte.
Königin Mary erzählt weiter aus ihrem Leben im 16. Jahrhundert. Sie berichtet von ihren Familienverhältnissen und ihrer großen Liebe Dorian.

Perspektiven

Der Teil in dem Königin Mary erzählt, bekommt diesmal deutlich mehr Platz und ist wieder in der ich-Form geschrieben. Der Teil der Geschichte, in den Will, Maggie und Joe verstrickt sind, wird auch diesmal in der 3. Person erzählt. Der Wechsel zwischen den Perspektiven macht es leichter zwischen den Zeiten zu springen, denn auch wenn sich die Geschichte in der Gegenwart nicht von der in der Vergangenheit bzw. der Parallelwelt trennen lässt, so liegen sie zeitlich auseinander.
Durch viele Dialoge ist die Geschichte lebendig und man kann einfach eintauchen und die recht kurze Geschichte in einem Rutsch durchlesen.

Figuren

Neben den bekannten Figuren Will, Maggie, Joe und Rumpelstein – der zugegebener Maßen immer unsympathischer wird – treten in diesem Teil Königin Mary, Schneewittchen und Dorian etwas häufiger auf. Königin Mary ist eine junge Frau, die sehr naiv zu sein scheint. Dies mag darin begründet liegen, dass sie von der Welt noch nichts gesehen hat. Immerhin unterliegt sie einem Fluch, der sie an ihre Kommende fesselt.
Dorian – ihre große Liebe – kann sie zwar sehr glücklich machen, stürzt sie jedoch gleichzeitig auch in ihre tiefsten Gefühlsabgründe. Bei dieser Figur hat die Autorin absichtlich Verwirrung gestiftet und ich musste bei der Aufklärung schmunzeln, da auch ich diesem Verwirrspiel aufgesessen bin und mir nicht vorstellen konnte, wie die Dinge zusammen hängen sollten.
Und Schneewittchen bringt den Leser wohl deutlich mehr ins Grübeln als Königin Mary. Da letztere in den Märchen der Gebrüder Grimm im Höchstfall eine stets wiederkehrende Nebenfigur ist, hat man eigentlich gar keine konkrete Vorstellung von ihr. Bei Schneewittchen sieht es anders aus. Da weiß jeder, dass sie doch eigentlich das liebenswerte Mädchen ist. Aber wer sagt eigentlich, dass sich dahinter nicht doch ein Vampir verbergen kann? Die Begründungen im Buch sind logisch und auch die Erklärungen der Autorin im hinteren Teil des Buches bringen einen durchaus ins Grübeln.
Hinter Will scheint auch mehr zu stecken, als es am Anfang den Anschein hat. Ich habe ja einen Verdacht und werde mich gern überraschen lassen, wann genau klar wird, wer er tatsächlich ist.
Ich mag die Figuren – jede auf ihre Art und Weise. Mit Will, Maggie und Joe kann ich absolut mitfühlen, da sie zwischen Ungläubigkeit und „könnte es vielleicht doch sein“ hin und her schwanken. Einerseits fühlen sie sich veralbert, andererseits können sie nicht darüber hinweg sehen, was sie erleben. Die ständige Ambivalenz ihren Gedanken und Gefühlen ist wirklich toll beschrieben.
Mary ist mir manchmal etwas zu voll des Mitleids. Ja, an der einen oder anderen Stelle ist es gerechtfertigt, an mancher Stelle jedoch völlig drüber und Dorian ist einfach ihr Held. Es ist egal, was er tut, es ist egal, wie sehr er sie verletzt... sie liebt ihn. Ist eine solche Liebe glaubwürdig? Vielleicht... vielleicht aber auch nicht.

Schreibstil

Der Schreibstil von Maya Shepherd ist flüssig und leicht zu lesen. Wer selbst Grimms Märchen gelesen hat, weiß auch, worauf sie anspielt, selbst wenn sie nicht alles erklärt. Ich mag es, wie sie den Märchenfiguren ihr ganz eigenes Gesicht gibt. Man kann sie sich wirklich gut vorstellen. Sie bringt Aspekte ein, die so völlig konträr zu den bekannten Märchen sind und schafft es so, einen völlig neuen Blickwinkel zu erschaffen.
Allerdings haben sich in diesem Teil ein paar Fehler eingeschlichen. Hin und wieder fehlt ein Wort und am Anfang des Buches gibt es eine Stelle mit 2 Sätzen, die so gar keinen Sinn ergeben wollen. Schaut man darüber jedoch hinweg, lässt sich auch dieser Teil wieder sehr zügig lesen.

Setting

Man ist dort, wo die Geschichte spielt. Der Autorin gelingt es wunderbar die Atmosphäre einzufangen und zu beschreiben. Sei es im Schloss, auf dem Friedhof oder im Wald. Man kann die Umgebung beinahe fühlen, dabei bedient sie sich hier nicht besonders vieler Worte. Vielmehr setzt sie mit gelieferten Akzenten auf die Phantasie des Lesers. Mir gefällt das ausgesprochen gut.

Vor der Geschichte / Nach der Geschichte

Bevor die Geschichte tatsächlich startet, liefert die Autorin eine kurze Zusammenfassung von den Geschehnissen im ersten Teil. Das fand ich gut, denn gerade, wenn man die Teile nicht direkt hintereinander liest, bringt sie so alles noch mal zurück ins Gedächtnis.
Am Ende wendet sie sich noch einmal mit ein paar Erklärungen direkt an den Leser, sodass man sich selbst ein Bild davon machen kann, was Fiktion und Realität ist. Mir gefällt das sehr, denn gerade Märchen sind ja zumeist nicht immer ausschließlich erdacht, sondern werden beeinflusst von ihrer Zeit.

Fazit

Dieses Buch schließt nahtlos an den ersten Teil an und lässt Spannung aufkommen. Wie wird es weiter gehen? Wer braucht tatsächlich Wills Hilfe? Welche Rolle spielen Maggie und Joe? Man erfährt etwas mehr über die Familienverhältnisse von Mary und Schneewittchen und gleichzeitig wird aber auch so viel neu eingeführt, dass man unweigerlich weiter lesen muss. Somit freue ich mich auf den dritten Teil und vergebe hier 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 31.07.2019

Spannende Geschichte im Krankenhausmillieu

Anfängerfehler
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Das Buch

Autor: A.R. Klier
Titel: Anfängerfehler
erschienen: 16.03.2017
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7412-8211-9

Das Cover zeigt passend zum Krankenhausumfeld ...

Das Buch

Autor: A.R. Klier
Titel: Anfängerfehler
erschienen: 16.03.2017
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7412-8211-9

Das Cover zeigt passend zum Krankenhausumfeld eine erhobene Hand mit einer Spritze. Steril sieht es aus, ist dieser Krimi aber keineswegs. Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel aufgeteilt, die das Lesen dieser Geschichte schnell voran kommen lassen.

Warum ausgerechnet dieses Buch?

Ich habe den 4. Teil dieser Reihe in einer Leserunde auf lovelybooks.de gelesen und wollte nun endlich heraus finden, wie alles begann. Zwar kann man die Krimis weitgehend auch einzeln lesen, aber um die Hintergründe und Zusammenhänge tatsächlich zu sehen, ist es sinnvoll von vorn zu beginnen – mit dem Anfängerfehler.

Handlung

Dr. Frederik Hendrikson, Assistenzarzt in der Neurochirurgie wird aus dem Hamburger UKE direkt nach einer OP entführt und für eine ganze Weile festgehalten. Durch einen glücklichen Umstand kann er sich selbst befreien. Um dem Schrecken dieser Entführung, deren Sinn sich ihm nicht erklärt, da sein Vater nicht erpresst wurde, zu entfliehen zieht er nach München um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Es dauert nicht lange, bis er auch hier von namenlosen Kriminellen verfolgt und bedroht wird. Seltsame Zufälle häufen sich und er beginnt mit seiner Freundin Caroline, einer angehenden Polizistin, zu der er eine Fernbeziehung pflegt, auf eigene Faust zu ermitteln, wer hinter der Entführung steckt und wer seinen Tod will.

Perspektiven / Dialoge

Die Geschichte wird klassisch in der 3. Person und in der Vergangenheit erzählt. Frederik hat bereits eine Vorgeschichte, die immer mal wieder anklingt, aber nicht weiter zur Sprache kommt, obwohl sie sein Leben oder doch zumindest das Verhältnis zu seinem Vater stark beeinflusst.
Der Leser erfährt vieles aus Frederiks Krankenhausalltag und wird passender Weise auch mit Fachbegriffen gefüttert. Die Dialoge im Krankenhaus klingen für mich als „nur mal Patient“ realistisch und machen die Geschichte lebendig und authentisch.

Figuren

Die zentrale Figur ist Frederik Hendrikson. Er wirkt authentisch und es gelingt der Autorin beim Leser Sympathie zu erzeugen. So habe ich mit ihm mitgezittert, als er entführt wurde und mitgerätselt, während er mit Caroline ermittelte. Schade finde ich, dass die klassische Beschreibung der Figuren generell eher nicht erfolgt. So weiß der Leser über Frederik lediglich, dass er groß und blond ist, aus Hamburg stammt und Neurochirurg werden wird. Dennoch ist es möglich, aufgrund von Reaktionen oder Bemerkungen anderer Charaktere, sich ein Bild über die Figur des Frederik zu machen.
Caroline hingegen bleibt eher unscheinbar, obwohl sie eine kluge Frau ist und für Frederik viel übrig hat. Auch sie ist eher ein Sympathieträger, wenngleich man sie sich nicht wirklich bildlich vorstellen kann. Frederiks Vater ist der typische Tyrann – jedenfalls kommt es mir so vor – und damit eine Figur, mit der man besser nichts zu tun haben möchte.
In München hat Frederik eine Mentorin – Sabine Wilhelm. Ich habe nicht verstanden, warum er ihr nicht vertraut. Für meine Begriffe wäre es schöner gewesen, entweder berechtigte Zweifel zu beschreiben und so dafür zu sorgen, dass der Leser ebenfalls in Zweifel gerät oder aber die Chance zu nutzen, Frederik in eine Konfliktsituation laufen zu lassen, indem sie sein Vertrauen ausnutzt oder missbraucht.

Schreibstil

Der Schreibstil von A.R. Klier ist flüssig und manchmal hat man das Gefühl, man rast durch die Kapitel hindurch. Dies passt durchaus zum hektischen Alltag in einem Krankenhaus. Sie schreibt temporeich und die Ereignissen folgen kurz und knackig aufeinander. Hin und wieder war mir der Klinikalltag zu präsent, denn das eigentliche Geschehen fand ja außerhalb statt. Andererseits konnte die Autorin so ihren Hauptcharakter ausgesprochen gut vorstellen und einführen und ihn so zu einem sympathischen jungen Mann werden lassen, dem ein Unrecht widerfährt.
Die Entführung und die Ermittlung sind so beschrieben, dass der Leser Spaß daran hat, mitzurätseln und zu hoffen, dass am Ende alles gut werden würde. Klier schafft immer wieder Spannungsmomente, die dazu führen, dass man unbedingt weiter lesen will.
Gefallen hat mir, dass die Auflösung und damit die Bekanntgabe (oder Bestätigung, weil man seine eigene Vermutung hat) des Täters erst sehr spät erfolgt. Nachdem ich den 4. Teil bereits kannte, war dies hier für mich keine Überraschung mehr. Für jemanden der vorn beginnt, könnte es aber unter Umständen schon unerwartet sein.

In ihren Formulierungen wiederholt die Autorin bestimmte Worte / Wortkombinationen meiner Meinung nach zu oft. So wird Frederik immer wieder als angehender Neurochirurg und Caroline als angehende Polizistin beschrieben, wenn z.B. eine wörtliche Rede erfolgt. Mal ist das sicherlich okay, aber so häufig wie hier macht es dann ein bisschen den Eindruck, der Leser könnte es vergessen haben. Das habe ich als störend empfunden.

In der e-book Version fehlen zudem immer mal wieder ein paar Worte – kleine Worte, die den Lesespaß nicht wirklich nachteilig beeinflussen, aber man bemerkt es.

Setting

Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre eines Krankenhauses glaubwürdig zu erschaffen. Jeder, der einmal in einer Notaufnahme sitzen musste, wird sich dort wiederfinden. Auch die Geheimnisse außerhalb dieses Territoriums versteht Klier gut in Szene zu setzen. Bei der Liebesbeziehung zwischen Frederik und Carolina fehlte mir allerdings ein bisschen der Pepp. Der Anfang war schön, aber danach hätte sie auch im Sande verlaufen können, ohne dass es groß aufgefallen wäre.

Fazit

Dieses Buch ist ein gelungener Zeitvertreib im Krankenhausmilieu mit knackiger Geschichte und temporeichen Kapiteln. Es macht Spaß ihr zu folgen. Wer allerdings den Gänsehautkrimi erwartet, ist hier nicht richtig. Wer aber eine spannende Arzt-Geschichte für den verregneten Sonntag sucht, der wird nicht enttäuscht. Ich vergebe 4 von 5 Sternen, weil es doch ein paar Abers zu viel gibt.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Jedes alte Haus hat ein Geheimnis - auch das Blaubeerhaus

Das Blaubeerhaus
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Das Buch

Autor: Antonia Michaelis
Titel: Das Blaubeerhaus
erschienen: 17.09.2015
Verlag: Oettinger
Genre: Kinderbuch
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7891-4300-7

Das Cover zeigt das Blaubeerhaus ...

Das Buch

Autor: Antonia Michaelis
Titel: Das Blaubeerhaus
erschienen: 17.09.2015
Verlag: Oettinger
Genre: Kinderbuch
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7891-4300-7

Das Cover zeigt das Blaubeerhaus genauso krumm und schief, wie man es sich vorstellen möchte, aber dennoch scheint es so, als sei es etwas besonderes. (Ist es ja auch!) Der Hardcovereinband ist dafür geeignet, das Buch mit einem Kind gemeinsam zu lesen oder das Kind selbst lesen zu lassen, wenn man davon ausgeht, dass ein Kind etwas länger braucht um ein Buch zu lesen.
Das Buch ist in 2 Teile unterteilt, was die beiden Ferienreisen zum Blaubeerhaus darstellt. Die Illustrationen sind liebevoll und passend zum Text gesetzt. Die Tagebucheinträge setzen sich vom restlichen Text ab, indem sie auf „alten Zetteln“ dargestellt sind.

Warum ausgerechnet dieses Buch?

Ich weiß noch, wie ich in der Buchhandlung stand und das erste Mal in diesem Buch gelesen habe. Dann musste ich los, weil ich mein Bahn kriegen musste. Und so ging es mehrere Tage jeden Morgen. Als ich dann zu Weihnachten mein Geschenk auspackte, lag dieses Buch darin und ich habe mich riesig darüber gefreut. Seit dem versuchte ich, dieses Buch gemeinsam mit meinem 9jährigen Sohn zu lesen und als er jetzt für eine sehr lange Zeit in den Urlaub gefahren ist, habe ich mich dran gemacht und es in einem Rutsch gelesen.

Handlung

2 Familien und Tante Fee erben das Blaubeerhaus von der alten, schon etwas merkwürdigen Tante Lene. Die beiden Familien kennen sich nur wenig, obwohl sie miteinander verwandt sind und wollen hier nun innerhalb der Ferien sehen, was am Haus gemacht werden muss, damit es verkauft werden kann. Die 10jährige Imke und der gleichaltrige Leo wollen sich anfangs nicht leiden können, doch je mehr Abenteuer sie miteinander erleben, desto mehr schweißt es sie zusammen. Und so unterschiedlich die Menschen sein mögen, sie alle verbindet das Blaubeerhaus und sein Geheimnis.
Gleichzeitig wird die Geschichte von Lene und Avi erzählt, die mitten im 2. Weltkrieg im Blaubeerhaus leben. Diese Geschichte wird in Tagebucheinträgen berichtet, die Lene verfasst hat und Leo und Imke versuchen in der Gegenwart diese Geschichte zu rekonstruieren.

Perspektiven / Dialoge

Die Geschichte wird mal von Imke und mal von Leo erzählt. Leider ist der Erzählstil beider Kinder so ähnlich, dass man nur schwer erkennen kann, wer gerade erzählt. Die Passagen sind zwar entsprechend überschrieben, aber dennoch muss man hin und wieder zurück blättern um zu sehen, wer gerade berichtet. Während die beiden ausschließlich erzählen, gibt es teilweise recht wenige Dialoge, was sie Geschichte etwas starr macht. Sobald jedoch mehrere Personen agieren, fließen sehr schöne Dialoge mit witzigen Einlagen ein, die einen öfter zum Schmunzeln bringen. Auch während der Erzählung gibt es immer wieder Sätze, über die man einfach nur lachen kann. Insbesondere dann, wenn den vielen fast zahmen Tieren sehr menschliche Verhaltensweisen angedichtet werden (S. 239 „Der Hase tat etwas, das Schulterzucken sehr ähnlich sah...“) oder wenn sich die Kinder zu den Verhaltensweisen der Erwachsenen äußern. (S. 232 als einer der Väter auf der Suche nach einem Vogel im Vogelbuch ist „Er glaubt, der hieße Waldgrauschwänzling, aber ich weiß zufällig, dass er Doris Müller heißt.“)

Figuren

Die beiden Hauptfiguren sind Leo und Imke, die in recht unterschiedlichen Elternhäusern aufwachsen. Die Neugier jedoch verbindet sie und so dauert es nicht lange, bis sie gemeinsam auf die Suche nach dem Geheimnis des Blaubeerhauses gehen. Als Leo das Tagebuch der jungen Lene entdeckt, haben sie etwas, das sie erforschen können und gleichzeitig vor den Erwachsenen verbergen wollen. Die beiden sind authentisch und liebenswert, ebenso wie die Erwachsenen. Die Probleme, die Kinder miteinander, mit ihren Eltern und umgekehrt haben können, sind gut nachvollziehbar und ein Kind wird sich darin sicherlich wieder finden. Nur Tante Fee ist etwas seltsam. Nicht nur dass sie meditiert, wann und wo immer es geht, sie hält sich auch aus allem weitgehend heraus, wenn es um das Arbeiten mit den Händen geht. So bekommt der Leser den Eindruck, sie sei sich zu schade dafür.
Imke und Leo lesen gemeinsam Lenes Tagebuch und gerade, weil es im und am Blaubeerhaus spielt, wird die Geschichte nicht nur für Imke und Leo sondern auch für den Leser lebendig. Es wird immer deutlicher, dass es einen Schatz zu entdecken gibt und natürlich ist das Jagdfieber schnell geweckt. Dabei stoßen die Kinder immer wieder auf Hindernisse, die sie aber gemeinsam super lösen.
Ference, ebenfalls 10, kommt später hinzu. Bis zum Schluss konnte ich nicht sagen, dass ich ihn besonders gut leiden konnte, weil er oftmals mufflig war und sich offensichtlich gestört fühlte, dass überhaupt jemand Anspruch auf das Haus haben könnte – außer er. Allerdings hat er den beiden Stadtkindern auf seine ganz eigene Art und Weise erklärt, wie man im Wald überleben kann.

Schreibstil

Der Schreibstil von Antonia Michaelis gefiel mir und auch ein Kind im entsprechenden Lesealter zu den Protagonisten kann damit gut umgehen. Es gibt nur wenige schwierige Wörter, die Satzbauten sind einfach gehalten und durch die witzigen Bemerkungen wird der Text aufgelockert. Meinem Sohn hat es immer Spaß gemacht, wenn wir in diesem Buch gelesen haben und es gab wenige Fragen danach, was etwas bedeutet.
Auch mochte ich die Tatsache, dass mit dem Fortschreiten der Geschichte, das Haus selbst immer mehr eine Seele zu bekommen schien. Selbst die Erwachsenen haben diesen Umstand bemerkt. Am Ende hatte ich den Eindruck, dass das Haus ebenfalls einer der Protagonisten geworden war.

Setting

Der zentrale Ort der Geschichte ist das Blaubeerhaus und der Wald darum herum. Der Autorin gelingt es immer wieder neue Atmosphären zu schaffen. Mal ist es gruselig, wenn sich die Bewohner etwas nicht erklären können, dann wieder ist es einfach eine lockere Stimmung. Dazu das Ungeschick der Stadtmenschen, wenn sie mal ohne fließend Wasser und Strom auskommen müssen. Wenn die Kinder im Tagebuch lesen, kann man zumindest in Ansätzen fühlen, wie es damals gewesen sein muss. Ein wenig wird auch erklärt, was es mit den Juden im 2. Weltkrieg auf sich hat, aber nicht zu ausführlich. Toll fand ich, dass der Wald trotz des Umstandes des Krieges nicht als grau in grau beschrieben wird, sondern als genauso farbenfroh und schön, wie wir ihn heute kennen.

Fazit

Dieses Buch hat am Ende gehalten, was es mir vor so langer Zeit im Buchladen versprochen hat. Es machte Spaß es zu lesen – sowohl mit meinem Kind als auch allein. Der Leser begleitet die beiden 10jährigen Imke und Leo auf einer Reise in eine andere Zeit – eine wirklich grausame Zeit – und gleichzeitig entdeckt er mit ihnen die Schönheit der Unvollkommenheit des Hauses.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Umfang des Buches mit 350 Seiten tatsächlich für einen Schüler der 3. Klasse geeignet ist um es allein zu lesen, aber zu zweit klappt es ganz gut. Darüber hinaus weiß ich nicht, ob das Thema 2. Weltkrieg unbedingt schon etwas für die Kinder in diesem Alter ist. Andererseits weckt das Buch vielleicht auch Fragen zu diesem Teil der Geschichte.
Ich konnte mich gut in die Geschichte fallen lassen und deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.06.2019

[Klassiker] Ein Fall für den berühmtesten Detektiv - Der Hund der Baskervilles

Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles
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Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis ...

Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis herauszufinden, wie Arthur Conan Doyle seinen Helden denn im Ursprung in Szene gesetzt hat. Da dies mein erster – aber sicherlich nicht mein letzter Versuch war, einen so alten Roman zu lesen, hatte ich nicht viele Erwartungen. Ich habe das Buch auf mich zukommen und wirken lassen.

Das Buch:

Titel: Der Hund der Baskervilles
Autor: Arthur Conan Doyle
erschienen: Juni 2017 – in einer Neuübersetzung von Henning Ahrens
Verlag: Fischer Taschenbuch
Genre: Kriminalroman
Zeit: England im frühen 20. Jh
ISBN: 978-3-596-03565-6

Im Original ist „Der Hund der Baskervilles“ erstmals als Fortsetzungsroman im Strand Magazine in der Zeit von August 1901 bis April 1902 erschienen. Die Gesamtausgabe des Romans erschien im März 1902 und die deutsche Erstausgabe erfolgte im Jahr 1903. Die hier vorliegende Übersetzung ist die derzeit aktuelle von Henning Ahrens aus dem Jahr 2017. Ich habe das Buch nie in einer englischen Originalausgabe gelesen, weshalb ich mir kein Urteil über die Genauigkeit der Übersetzung bilden kann. Jedoch habe ich keine logischen Übersetzungsfehler gefunden.

Handlung:

In Dartmoor wird Sir Charles Baskerville tot in der Nähe des Moores aufgefunden, angeblich angegriffen von einem riesigen Hund, den aber bisher noch niemand wirklich gesehen hat. Dieser Hund wird schon in der Legende der Baskervilles erwähnt, an die die Bewohner von Dartmoor auch heute noch glauben. Das Erbe tritt Sir Charles‘ Neffe Henry an. Dieser erhält in seinem Hotel in London eine rätselhafte Warnung, das er nach Hause zurück kehren solle, mit der er sich an Sherlock Holmes wendet. Sherlock Holmes schickt Dr. Watson gemeinsam mit Sir Henry nach Dartmoor mit der Auflage, den Mord zwar zu ermitteln, Sir Henry aber nie allein zu lassen. Gemeinsam finden Watson und Baskerville einige interessante Indizien, können sich den Mord jedoch nicht erklären.

Perspektive:
Dr. Watson erzählt als Beobachter die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Später, fast am Ende des Buches, spricht er seine Leserschaft sogar direkt an. So bekommt dieser Roman den Hauch eines Erfahrungsberichtes. Allerdings fand ich es etwas befremdlich, dass er in seinem Tagebuch und den Berichten an Sherlock Holmes wörtliche Reden niedergeschrieben hat. Dies jedoch sei der Tatsache geschuldet, dass sich diese 3 Kapitel so besser ins Gesamtkonzept des Buches einfügen. Da ein Tagebuch etwas sehr Privates ist, hätte ich an dieser Stelle allerdings auch erwartet, dass Watson etwas über seine Gefühle oder seine Sichtweisen preis gibt. Insgesamt ist der Roman eher sachlich nieder geschrieben. Im Vergleich zu modernen Romanen mit Perspektivwechseln und Vielschichtigkeit der Protagonisten, erfährt man hier während der Erzählung viele Details, die die Aufklärung des Falls und den Fortgang der Handlung beschreiben, aber eben nicht die Protagonisten selbst.
Zitat, S. 220: „Sherlock Holmes hat sich der kollektiven Erinnerung eingeprägt wie keine andere literarische Figur.“ Obwohl dies so ist, erfährt der Leser bedauerlicher Weise nicht mehr, als das, was über Sherlock Holmes ohnehin bekannt ist. Dennoch versteht es der Autor, den unterschiedlichen Figuren verschiedene Charaktereigenschaften zu eigen zu machen.

Figuren:
Sherlock Holmes: Er ist einer der berühmtesten Detektive. Ich schätze, es gibt wenige (lesende) Menschen, die seinen Namen nicht schon gehört hätten. Dennoch erfährt man ausgesprochen wenig über seine Person. Er hat einen scharfen Verstand, eine außergewöhnliche Kombinationsgabe, raucht Pfeife und wohnt in der Baker Street in London. Darüber hinaus hatte ich manchmal den Eindruck, dass er Dr. Watson etwas oberlehrerhaft behandelt. Fast am Ende des Buches erzählt Watson auch, dass es für Holmes‘ Kollegen und Freunde schwierig sein kann ihm zu folgen, da dieser sie nicht an seinen Gedanken teilhaben lässt, sondern im Nachhinein erklärt.
Im letzten Kapitel berichtet Sherlock Holmes, was er alles wusste und was er sich zurecht kombiniert hat und ich habe mir ein ums andere Mal die Frage gestellt, woher er diese Informationen hätte haben können. Ich finde, Holmes‘ Ermittlungsarbeit geht in diesem Roman unter und als Leser wird man am Ende lediglich mit den Ergebnissen konfrontiert. Das finde ich schade, denn gerade seine Kombinationsgabe und seine oftmals sehr direkten Fragen machen die Figur aus.

Dr. Watson: Er ist wohl ebenso berühmt wie Sherlock Holmes, aber er scheint nur Holmes' Schatten oder – wie oben bereits erwähnt – sein Lehrling zu sein. Er wird in dieser Geschichte als Schutz von Sir Henry Baskerville mitgeschickt und soll in Dartmoor im Mordfall Sir Charles Baskerville ermitteln und Sherlock Holmes auf dem Laufenden halten. Und obwohl er ein kluger Kopf ist, hatte ich oft den Eindruck, dass er sich hinter dem Können von Sherlock Holmes versteckt. Ich habe mich kurz auch gefragt, ob Holmes Watsons Chef ist, aber ich glaube nicht. Meines Wissens sind die beiden Freunde.

Sir Henry Baskerville: Er ist der Neffe des verstorbenen Sir Charles und sein Erbe, was ihn ganz zu Beginn erst einmal verdächtig macht. Sir Henry ist deutlich mutiger oder draufgängerischer als Dr. Watson; er tritt selbstsicher auf – eben so, wie man es von einem Adligen erwarten würde. Dabei ist er aber durchaus sympathisch, insbesondere in seiner Liebe zu Mrs. Stapleton. Dr. Watson soll ihn ja beschützen, aber es hat den Anschein, dass er diesen Schutz gar nicht braucht.

Alle anderen Figuren dienen hauptsächlich dazu Fakten zu enthüllen, die Dr. Watson für seine Ermittlungen braucht. Über die Figuren selbst erfährt man allerdings auch wenig. Erst zum Schluss des Buches ergeben sich einige persönliche Umstände. Während des Lesens habe ich natürlich versucht herauszufinden, wer der Mörder ist. Ich hatte schon recht früh zwei Figuren im Verdacht, von denen sich die eine mehr und mehr heraus kristallisierte. Diese war es dann am Ende auch. Allerdings kann ich nicht wirklich sagen, dass der Fall vorhersehbar war. Die scharfen Wendungen, wie sie heute üblich sind, bleiben zwar aus, aber dennoch klärt erst Holmes am Ende ganz genau auf, wie sich der Fall zugetragen hat. Das Motiv des Mörders ist etwas früher klar, und dann ergibt sich auch, wer es ist.

Dialoge:
Das erste Drittel des Buches besteht fast ausschließlich aus Dialogen, die hauptsächlich Sherlock Holmes führt. Im zweiten Drittel, als Sherlock Holmes in London und Dr. Watson mit Sir Henry Baskerville in Dartmoor ist, gibt es hingegen vergleichsweise wenige, aber teilweise sehr lange Dialoge. Bei ihnen kann man allerdings schon mal den Überblick verlieren, wer etwas sagt - besonders dann, wenn mehrere Figuren beteiligt sind. Grund ist, dass oft nur beim ersten gesprochenen Satz steht, wer ihn sagt. Danach kommen häufig nur noch die wörtlichen Reden. Bedingt durch den ungewohnten Schreibstil musste ich viele Sätze 2 oder 3x lesen, was die Übersicht zusätzlich erschwert. Im dritten Drittel halten sich Dialog und Erzählung die Waage und es ergibt sich öfter aus den gesprochenen Sätzen, wer etwas gesagt hat, da sich die Figuren mit Namen ansprechen. („so und so, mein lieber Watson.“ )
Mitunter empfand ich diese vielen Dialoge am Anfang als recht anstrengend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Darüber hinaus passten die Satzklänge durchaus zu modernen Sherlock Holmes Figuren wie in Elementary. Auch wurden in dieser Neuübersetzung die Dialoge behutsam an den heutigen Sprachgebrauch angepasst (vgl. S. 220), was das Lesen sicherlich etwas erleichtert.

Schreibstil:
Ich habe den Schreibstil aus der heutigen Sicht als etwas altbacken empfunden. Allerdings habe ich dabei nicht vergessen, dass ich einen Klassiker in der Hand halte, dessen Original inzwischen beinahe 120 Jahre alt ist. Sprache verändert sich, das kommt hier wunderbar zum Tragen. Aber ich denke, dass man sich darauf einlassen können muss. Aus dem Schreibstil resultiert das eher getragene Tempo und kein allzu hoher Spannungsbogen. Während moderne Krimis z.T. mit rasanten Szenen aufwarten, liest sich „Der Hund der Baskervilles“ eher gemächlich. Dazu beitragen könnte auch, dass Holmes und Watson noch mit Pferdekutschen und nicht PS-starken Autos unterwegs sind.
Im zweiten Drittel verliert sich Dr. Watson in seinen Berichten manchmal in Details, die für die Handlung nicht unbedingt von Belang sind. Er sagt es sogar selbst und weiß auch, dass Sherlock Holmes sich dafür nur am Rande interessiert. Gleichzeitig will er aber auch keine Fakten unterschlagen – ob beim Leser oder bei Sherlock mag der Leser selbst entscheiden. Ich habe diese ausführlichen Umschreibungen zeitweise als langatmig empfunden. Am Ende des Buches weiß ich aber, dass dies wohl zum Stil von Doyle gehört. In der hier vorliegenden Neuübersetzung hat Henning Ahrens sogar schon Adjektive ausgedünnt, allerdings sind immer noch genügend vorhanden.

Setting:
Das London dieser Zeit wird nur oberflächlich beschrieben, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Handlung außerhalb spielt. Dennoch hätte ich mir ein paar Details mehr hier und da gewünscht, weil ich mir die Stadt zu jener Zeit recht romantisch vorstelle. Über Dartmoor erfährt man dagegen viele Einzelheiten, insbesondere das Moor wird sehr genau beschrieben. Manchmal auch zu genau, denke ich. So konnte ich mir nach einiger Zeit sehr gut vorstellen, wie es dort ausgesehen haben könnte. Elemente wie aufkommender Nebel über dem Moor, während Holmes und Watson den Mörder zur Strecke bringen wollen und ihnen so die Sicht genommen wird, sind absolut stilecht für das England im frühen 20. Jahrhundert. Ebenso ist der Aberglaube der Bewohner für meine Begriffe überaus authentisch.

Fazit:
Dieses Buch lohnt sich! Ich habe absichtlich kein anderes Buch parallel gelesen, weil der doch recht ungewohnte Schreibstil ein „durch die Seiten fliegen“ unmöglich macht. Aber ich habe das Buch durchaus genossen. Ist man erst einmal in der Story drin, kann man sich die Umgebung wunderbar vorstellen. Bei den Figuren muss das eigene Hirn etwas nachhelfen – vielleicht anhand von Verfilmungen. Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, aber auch nicht wirklich vorhersehbar. Dies erreicht Doyle damit, dass er Watson ermitteln lässt und Holmes erst ganz am Ende alle notwendigen Details mitteilt, denke ich. Schade hingegen ist es ums Holmes‘ Ermittlerkünste, denn diese gehen in diesem Roman etwas unter.
Wer Klassiker mag oder diese gern einmal probieren will, ist mit diesem Fall von Sherlock Holmes bestens beraten. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Kann man die Vergangenheit verändern?

Der Da Vinci Fluch
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Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer ...

Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer Leserunde gewonnen und bedanke mich hierfür bei der Autorin, dem Verlag und Lovelybooks.de. Vor meiner Bewerbung hatte ich die Leseprobe gelesen und war angetan von der Idee und habe eine Geschichte erwartet, die jugendliche Erotik gepaart mit Abenteuer versprach. Ich wurde nicht enttäuscht!

Handlung:

Die 17jährige Hexe Carrie, welche im letzten Schuljahr an der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren hatte, kommt neu auf eine „normale“ Privatschule. Bereits am ersten Tag trifft sie auf Francis, der sie nur mit Wut und beinahe Hass überschüttet, nachdem sie ihn auf dem Schulparkplatz beinahe angefahren hätte. Er weiß, dass er verflucht ist und sieht in Carrie die Personifizierung dieses Fluches.
Im Geschichtsunterricht will der Lehrer, dass die Schüler einen Familienstammbaum anfertigen und plötzlich hat Francis Interesse an Carrie. Sie fragt sich, warum und ist zunächst misstrauisch. Bald schon lässt sie sich aber auf Francis‘ Charme und zuvorkommendes Benehmen ein, obwohl sie sich immer wieder fragt, ob das so richtig ist. Während ihrer gemeinsamen Arbeit an ihrem Schulprojekt lotst Francis Carrie unter einem Vorwand auf den Dachboden seines Hauses. Er überrumpelt sie und ehe sie sich versieht, landet sie mit ihm im 16. Jahrhundert. In einem Nonnenkloster erfahren sie, dass sie für Francis Plan, seinen Fluch zu brechen, zu spät kommen und reisen unverrichteter Dinge wieder zurück in die Gegenwart. Zufällig bemerkt Carrie jedoch, dass durch die Reise in die Vergangenheit ihre Magie wieder aktiv wird. Nun haben Carrie und Francis beide einen ganz persönlichen Grund eine weitere Reise in dieses Jahrhundert zu unternehmen. Carries Großmutter erweist sich dabei als große Hilfe. Beim zweiten Mal bleiben Carrie und Francis deutlich länger, treffen die richtigen Leute und schaffen es, ihren Plan – anders als gedacht – in die Tat umzusetzen. Beinahe kommt es dabei zum unnötigen Tod von Carrie, aber Francis und Lucius sind rechtzeitig vor Ort um dies zu verhindern.

Meine Meinung:

Das Cover des Buches lädt dazu ein genauer hinzuschauen. Insbesondere die roten Haare der Frau auf dem Cover haben ihre Bedeutung und leuchten überdies vor dem Hintergrund der dunklen Farben. Die Kapitelanfänge sind liebevoll gestaltet und passen zum Satz auf dem Rückendeckel „Menschen jagen Hexen – Hexen jagen die Zeit“.

Francis ist zunächst abweisend zu Carrie. Sie versteht das gar nicht, denn immerhin ist neu an der Schule, reagiert aber ebenfalls abweisend. Gleichwohl ordnet sie Francis aber in die Kategorie beliebter Schüler ein. Insgeheim nennt sie ihn „Sahneschnittchen“. Hier wird bereits deutlich, dass diese beiden sich wohl über kurz oder lang annähern werden.
Beide Charaktere sind liebenswert und authentisch als Schüler einer Oberstufenklasse, haben jedoch zusätzlich zu den ganz normalen Problemen auch noch ihre ganz eigenen, sehr speziellen. Francis ist mit einem Fluch belegt und Carrie hat im letzten Jahr auf der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren, weshalb sie dort nicht länger lernen darf. Leider wird im Laufe des Buches nur am Rande sehr kurz erwähnt, wie es dazu kam. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Ebenso zu ihrem Berufswunsch Geisterjägerin zu werden. Immerhin hat ihre Mutter diesen Beruf ausgeübt und ist dabei gestorben, weshalb sie nun bei Onkel und Tante lebt. Auch ihr Freund starb bei einem Kampf mit einem Geist. Insofern hätte es aus meiner Sicht Grund genug gegeben, etwas genauer in Carries Vergangenheit zu schauen und zu erfahren, was passiert ist.

Francis Freundin Valerie ist das, was ich als Anführerin der Cheerleader bezeichnen würde. Sie ist beliebt, hat eine Schar von Freundinnen um sich herum und lässt sich ungern das Zepter aus der Hand nehmen. Erstaunlicher Weise nimmt sie Carrie ohne größere Umstände in ihre Gruppe auf. Man könnte sogar meinen, die beiden seien Freundinnen, aber dennoch traut Val Carrie nicht vorurteilsfrei. In einer Debatte mit Francis wirft sie diesem vor, dass er nicht erkennen würde, dass Carrie in ihn verliebt sei. Sie wittert also die Gefahr, lässt es aber dennoch zu, dass Carrie und Francis viel Zeit zusammen verbringen. Dieses Verhalten ist eher untypisch für einen Teenager und lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass da noch mehr sein müsste. Leider kommt das aber im Buch nicht weiter zum Tragen, was man aus meiner Sicht aber vielleicht auch vernachlässigen kann, das es für die Handlung des Buches nicht ausschlaggebend ist.

Im Geschichtsunterricht werden die Schüler dazu aufgefordert einen Familienstammbaum zusammen zu stellen. Dabei wird Francis klar, dass Carrie in direkter Linie von Leonardo DaVinci abstammt. DaVinci hat im 16. Jahrhundert seinen Erzfeind Francois Levevre, welcher ein direkter Vorfahr von Francis ist, verflucht, als dieser Leonardo auf den Scheiterhaufen schickte. Dieser Fluch lebt heute durch Francis und Carrie weiter und kann nur aufgehoben werden, wenn die Vergangenheit so verändert wird, dass Leonardo Francois nicht verflucht. Damit ist klar, dass Francis und Carrie in die Vergangenheit reisen müssen. Mir gefiel die Beschreibung sehr, wie sie dorthin gekommen sind, ebenso die Beschreibung des Florenz im 16. Jahrhundert. Vermutlich ist nicht alles geschichtlich ganz korrekt, aber wer sich darauf einlässt ohne ständig Google zu befragen, ob alle Fakten auch belegbar sind, wird viel Freude an der Erzählung haben. Ich konnte mir die Menschen, das große Fest und den Hexenprozess jedenfalls recht gut vorstellen.

Am Ende wartet das Buch mit einer sehr raschen Rückreise in die Gegenwart, einem (zwischenzeitlichen) Happy End für Francis und Carrie und mit vielen offenen Fragen auf. Die offenen Fragen betreffen zwar nicht die eigentliche Handlung, die Zeitreise in die Vergangenheit, aber dennoch sind sie da. Ich hoffe sehr, dass zumindest ein Teil davon in der nächsten Geschichte beantwortet werden, denn nur dann wäre die Geschichte für meine Begriffe ganz rund.

Alles in Allem ist dieses Buch absolut lesenswert. Für Freunde von Schulgeschichten mit beginnender Erotik in einer Phantasiewelt ist das Buch gemacht. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und man kommt zügig durch die Seiten. Am Ende war ich fast ein bisschen traurig, dass es so schnell vorbei war und freue mich auf den nächsten Teil. Abstriche mache ich wegen der vielen offenen Fragen am Ende des Buches und der fehlenden Vergangenheit von Carrie.

Fazit:

Eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit um Francis in der Gegenwart vom Da Vinci Fluch zu erlösen. Liebevoll beschriebene Charaktere in einer schön komponierten Parallelwelt laden dazu ein zu träumen und mitzufiebern. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen.